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hiesigen Wanderarbeitsstätte gemacht wur­den, waren durchweg befriedigend, sodaß die durch Sammlungen für diesen Zweck aufgebrachten Gaben von 700 eine nützliche Verwendung finden. Beherbergt wurden 143 Wanderer, die meist mit Zerkleinern von Holz beschäftigt waren. Im Bezirk wird die neue Einrichtung durch den Rückgang des Wandererbettels sehr angenehm empfunden.

Biber ach 5. Nov. Gestern nachmittag verursachte eine aufregende Szene auf dem hiesigen Marktplätze einen großen Menschenauflauf. Mit einem Automobil kam eine Gesellschaft von einigen jungen Herren und einer Dame vor ein Geschäft gefahren. Einer der Insassen begab sich in den Laden und kaufte einige Jacken, die er an die herumstchenden Per­sonen verschenkte, dann warf er Geld auf die Straße, riß seinen Begleitern die Kopf­bedeckung ab und kaufte ihnen in einem nahe­liegenden Hutladen neue Hüte, zerriß einen Hundertmarkschein und machte so wahnwitzige Gesten, daß an seiner Verrücktheit nicht gezweifelt werden konnte, obwohl seine Begleiter sein Ver­halten nur als eine übermütige Laune bezeichnetcn. Endlich schritt die Polizei ein, die die Unter­bringung in ein Hotel veranlaßte, in dem er während der Nacht von zwei Männern bewacht werden mußte. Nachforschungen haben ergeben, daß es sich um einen Angestellten eines Ulmer Geschäfts handelt. Der junge Mann war seinem Prinzipal durch sein verstörtes Wesen aufgefallen. Dieser schickte ihn zu seiner Erholung nach Hause. Anstatt seine Wohnung auszusuchcn, mietete er in Ulm ein Automobil, lud einige Bekannte ein und fuhr hierher, nachdem er schon in Laupheim durch sein Benehmen ausgefallen war. Es handelt sich um einen Fall von akuter Geistes­gestörtheit, der um so merkwürdiger ist, als der betroffene junge Mann durch seine Solidität und seinen Pflichteifer bekannt ist.

Pforzheim 5. Nov. Wirtschaften sind in unserer Fabrikstadt, wo viel Geld zirkuliert und viele Leute es ebenso schnell ausgeben, als verdienen, gute Geschäfte. Beweis ist u. a, daß alle vierzehn Tage eine ganze Reihe Gesuche um Uebertragung alter oder Genehmigung neuer Wirtschaften vor den Bezirksrat kommt, obwohl die Taxe dafür 250400 beträgt. So

waren auch gestern wieder dem Bezirksrat 23 solcher Gesuche Vorgelegen, wovon allerdings nur etwa die Hälfte genehmigt wurde. Manche Käufer neuer Häuser oder Bauspekulanten geben hartnäckig jahrelang um Konzession einer Wirt­schaft ein, bis es endlich gelingt und ihr Haus dadurch im Werte enorm steigt.

Athen 5. Nov. Die dritte Vernehmung Ty paldos dauerte von Mittags bis Abends. Das Resultat wird von den Behörden geheim gehalten. Es verlautet nur, Typaldo habe er­klärt, er würde nicht revoltiert haben, wenn er nicht durch die ablehnende Haltung der Militär- Liga dazu gezwungen worden wäre. Er macht für die Seeschlacht das Panzergeschwader ver­antwortlich, das das Feuer eröffnet hatte. Er leugnet die Absicht zum Sturz der Regierung und zur Einführung der Diktatur. Ueber die strafrechtliche Charakterisierung seiner Handlungs­weise sind die Behörden noch nicht einig.

P^ozetz Steinheil.

Paris 5. Nov. Am heutigen dritten Ver­handlungstage sicht sich zunächst der Präsident veranlaßt, einige unsaubere Elemente aus dem Zuhörerraum durch die Beamten entfernen zu lassen, die es verstanden hatten, sich einzu­schmuggeln. Der Vorsitzende resümiert die bis­herigen Resultate des Verhörs und entwickelt im Einzelnen alle Vorgänge, die sich vor der Mord­nacht abgespielt haben, namentlich in den letzten Tagen vor dem 5. Mai 1908. Er erklärt den Geschworenen eingehend die Geschichte von den Kaftans, die die angeblichen Mörder getragen haben sollen, wie die Angeklagte erzählte. Bei einer Frage des Präsidenten erhebt sich die An­geklagte langsam und erwidert mit ruhiger ein­schmeichelnder Stimme, sodaß sie im Saal fast unverständlich ist. Das Verhör verschärft sich

allmählich. Die Steinheil erschöpft sich wieder in weitschweifigen Erklärungen, warum die Uhr im Hause Steinheil in der Mordnacht um 12 Uhr stehen geblieben sei. Als der Präsident gegen ihre Darstellung Verwahrung einlegt, protestiert sie in den sanftesten Tönen. Der Präsident bittet sie, nicht auf alle Einzelheiten zurück zu kommen. Das Verhör geht auf das Haushaltungs­geld ein und auf die Geldsorge des Hauses Steinheil. Frau Steinheil beteuert, alles Geld ihrem Manne gegeben zu haben. Sie wird sehr heftig und greift auch den Präsidenten persönlich an. Draußen ereignet sich unterdessen ein Zwischenfall. Ein Mann versuchte einem Wache haltenden Municipal-Gardisten den Säbel aus der Scheide zu ziehen. Er wird unter heftigem Tumult ab­geführt. Die Verhandlung geht inzwischen weiter. Die Steinheil wird immer heftiger und verlangt in leidenschaftlichen Worten, daß man sie aus- sprcchen lasse. Sie erhebt sich zur Diskussion über den Befund am Morgen nach dem Morde und bestreitet die Zeugenaussagen des Arztes. Dann geht die Verhandlung auf die angeblich gestohlenen Schmucksachen der Steinheil über. Hierauf beschreibt Frau Steinheil das Erscheinen der Behörden am Morgen nach dem Morde, wo sie auf ihrem Bett vorgefunden wurde und be­zichtigt den Inspektor Hamard und den Unter­suchungsrichter Leydet der Voreingenommenheit. Sie spricht mit rührender Stimme zu den Ge­schworenen und erklärt, ich habe alles für meine Mutter getan. Die Schmucksachen habe ich ver­kauft um ihre Schulden zu decken. Der Präsident stellt fest, daß die Schmuckbehälter leer waren, als die Polizei kam. Ihre Widersprüche bezüg­lich der Juwelen erklärt die Angeklagte damit, daß sie dies nicht wegen ihrer Tochter eingestehen wollte und auch nicht, daß sie Geliebte gehabt hätte. Sie bedauert lebhaft die Behauptung, daß sie einige Juwelen einem Juwelier anvertraut hätte, damit dieser sie umändere. Der Vorsitzende weist darauf hin, daß Frau Steinheil eine neue Tätigkeit an den Tag legte, um die Mörder zu ent­decken, nachdem ihr Geliebter Vordere! auf die Not­wendigkeit hingcwiesen hatte, die Mörder ausfindig zu machen. Frau Steinheil erklärte, sie hätte .diese Bemühungen nur einzig und allein wegen ihrer Tochter gemacht, welche verlobt war und für deren Zukunft die Feststellung der Mörder notwendig war. Hierauf folgt eine kurze Unterbrechung. Nach Wiederaufnahme der Verhandlung erinnert der Vorsitzende an den Brief, den Frau Stein­heil an den Untersuchungsrichter gerichtet hat, um eine Zivilklage gegen den unbekannten Mörder anzustrengen. Alsdann kommt der Präsident auf die Anklagen zu sprechen, welche Frau Steinheil gegen ihren Diener Remy er­hoben hat. Der Vorsitzende erinnert daran, Frau Steinheil habe eine Perle, die ihr angeblich gestohlen worden sei, in das Portefeuille des Remy gelegt, um diesen ins Verderben zu stürzen. Frau Steinheil begründet ihre Aussage damit, sie sei überzeugt gewesen, daß Remy schuldig und daß sie durch diese List, welche sie allerdings jetzt bedaure, ihn veranlassen wollte, ein Geständnis abzulegen. Dieser Plan sei in ihr gereift, nachdem sie Kenntnis davon erhalten hatte, daß Remy schlecht beleumundet war und selbst von den Sicherheitsbehörden als Dieb und Lügner gekennzeichnet wurde. Diese Bemerkung veranlaßt den Staatsanwalt, Frau Steinheil vorzuwerfen, daß sie ununterbrochen lüge. Es ereignet sich nunmehr ein Zwischenfall, welcher Frau Steinheil Gelegenheit gibt, schluchzend ihre Unschuld zu beteuern und sich an die Geschworenen zu wenden, um ihr Mitleid zu erregen.

Paris 5. Nov. Im weiteren Verlauf des Verhörs der Frau St ein heil erklärte diese auf die Frage des Präsidenten, wie die Tinten­flecke im Zimmer auf die Bettdecke der Frau Japy und ihre Knie gekommen seien, daß sie das nicht sagen könne, da sie besinnungslos gewesen wäre. Auch wer die Uhr um Mitter­nacht angehalten habe wisse sie nicht. Sie habe die Uhr ebensowenig berührt, wie sie das Ver­brechen begangen habe. Die Angeklagte ist in solcher Erregung, daß die Sitzung unterbrochen werden mußte. Nach wenigen Minuten schließt der Präsident die Sitzung gegen 5 Uhr definitiv, da der Verteidiger der Angeklagten mitteilt, daß

diese der Verhandlung nicht mehr folgen könne. Der Eindruck für Frau Steinheil vom gestrigen Verhandlungstage an war ein ungünstiger. Die Sitzung ist auf heute Mittag vertagt. Der verhaftete Lefevre wurde im Gefängnis einem Verhör unterzogen. Man fand bei ihm eine Photographie der Frau Steinheil, ferner eine Broschüre und 5 Centimes. Lefevre behauptete, in einer Straße des Quartier latin zu wohnen. Im Laufe der Vernehmung widerrief er schließ­lich dem Untersuchungsrichter seine Behauptung und erklärte, daß er der Frau Sternhell voll­ständig fernstehe.

Gemeinnütziges.

Die beste Pflanzzeit für Obst­bäume. Johannes Böttner schreibt hierüber im praktischen Ratgeber im Obst- und Garten­bau in Frankfurt a. d. O.:Für mich gibt es zwei günstige Pflanzzcitkn, O kt o ber und März. In guten Jahren, wie Heuer, ist Anfang November noch günstig zum Pflanzen. Da es in Rücksicht auf gute Lieferung vorteilhaft ist, Bäume immer schon im Herbst zu beziehen, so würde ich Bäume, die ich nach dem 15. November erhalte, im all­gemeinen nicht mehr pflanzen, sondern im Ein­schlag überwintern. Das hat den Vorteil, daß ich beim Pflanzen im Frühjahre sämtliche Schnitt­wunden, die über Winter im Boden Schaden gelitten haben, neu anschneiden kann. Frisch eingcpflanzt, treiben die Bäume mit den ersten warmen Tagen, und zwar meistens flotter, als die im Herbst gepflanzten." Unfern Lesern wird die fragliche Nummer genannter Garten­zeitschrist vom Geschäftsamt des praktischen Rat­gebers im Obst- und Gartenbau in Frankfurt a. O. auf Wunsch kostenlos zugesandt.

Standesamt Calw.

Geborene.

28. Okt. Otto Wilhelm, S. d. Johannes Henne-

fartd, Taglöbners.

29. Luise Marie. T. d. Christof Friedrich

Schaible, Bäckermeisters.

31. Pauline Margarete, T. d. Karl Richard Binder, Friseurs.

1. Nov. Emil Karl, S. d. Einst Gustav Schnierle, Fabrikarbeiters.

Getraute.

30. Okt. Karl Hahn, Hilfswagenwärter und Anna

Maria Moros von hier.

Gestorbene.

31. Okt. Christian Kübler, Landwirt, 66 ^ Jahre alt.

3. Nov. Christine Magdalene Niedhammer geb.

Dingler, SchreinermetsteiS Ehefrau, 70 Jahre 8 Man. alt.

4. Katarir.e Dorotea Weber geb. Rau,

Fabrikarbeitersehefran von Neubulach, 43 Jahre 5 Monate alt.

Reklameteil.

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Ogsretten. Ibre LrwsrtunZen werden bei weitem übertrokken werclen. Mrisrn - LiZsretten.

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