hat ein 37 Jahre alter Kellner namens Johannes Schneider in der Seestraße einem Ladenfräulein ihr Handtäschchen mit 12 ^ Inhalt aus der Hand gerissen und ist davon gesprungen, konnte aber von einem Eisenbahnunterbeamten an der Kriegsbergstraße angehalten werden, bis die Festnahme durch die Schutzmannschaft erfolgte. Der Täter hatte auch Brechwerkzeug bei sich.
Stuttgart 28. Sept. Die Sanitätswache auf dem Volksfestplatz wurde über die 4 Volksfesttage in 45 Fällen in Anspruch genommen. Es waren aber größtenteils nur unbedeutende Fälle. Ausschreitungen sind Heuer auf dem Volksfest sehr wenig vorgekommen, auch gelangten nur 2 Taschendiebstähle zur Anzeige.
Heilbronn 28. Sept. Bei der Herbstfeier am Sonntag ist der 21 Jahre alte Maurer Koppenhöfer plötzlich tot niedergestürzt, anscheinend von einem Blutsturz befallen. Bei der Sektion der Leiche hat sich aber ergeben, daß Koppenhöfer durch einen Schuß ums Leben gekommen ist, man fand die Kugel im Herzen des Toten vor. Ob Selbstmord oder ein Unglücksfall vorliegt, ist noch nicht aufgeklärt.
G iengen a. Br. 28. Sept. Ein älterer Mann der Nachbarschaft konsultierte einen hiesigen Arzt, der ihm ein Fläschchen Tropfen verschrieb. Nach der Konsultation ließ er sich in einer Wirtschaft Bier und Schnaps wacker schmecken und trank auch die Tropfen dazu. Am andern Morgen fand man den Patienten tot im Bett.
Tuttlingen 28. Sept. Da auch hier ein Bieraufs chlag in der Form der Einführung kleinerer Gläser in Aussicht stehen soll, so hat die organisierte Arbeiterschaft nach einem Referat von Gemeinderat Schwald beschlossen, gegen den Ausschlag Front zu machen und nur Wirtschaften zu besuchen, in denen kein Aufschlag stattfindet, oder aber auf Bier zeitweilig ganz zu verzichten. Nach früheren Vorgängen in derselben Richtung darf darauf gerechnet werden, daß es hier unter diesen Umständen nur schwer gelingen wird, eine Bierpreiserhöhung durchzusetzen, da auch die Zahl der Brauereien hier noch verhältnismäßig groß ist und es schwer halten wird, die Einigkeit unter ihnen aufrecht zu erhalten.
Schwenningen 28. Sept. Während sich bei der beginnenden Kartoffelernte die Schulversäumnisse unheimlich vermehrten, war in einer Klasse ein plötzliches Aufhören der Urlaubsgesuche und eine ebenso plötzliche Hebung des Gesundheitszustandes zu konstatieren, dank eines eigenartigen Rezeptes, das ein hiesiger Arzt den Kindern verschrieb, indem er für die Vesperpausen Obst zur Verfügung stellte, das in den letzten Tagen verteilt wurde.
Schramberg 28. Sept. Zu dem in einem hiesigen Hotel erfolgten Selbstmord ist noch nachzutragen, daß der junge Mann aus Annweiler in der Pfalz stammt. Er war Bankbeamter und der Sohn vermöglicher Eltern, die bereits tot sind. Den Selbstmord verübte er im Abort des Hotels und nicht, wie es irrtümlich hieß, in einem Zimmer. Die Ursache zur Tat ist Angst vor dem Verlust seiner Stellung.
Friedrichs Hafen 28. Sept. Heute ist mit Bestimmtheit auf einen Probeaufstieg des Luftschiffes 2III zu rechnen. Es handelt sich in allen Fällen um Versuchsfahrten und Versuche mit drahtloser Telegraphie.
Friedrichshafen 28. Sept. Das Luftschiff 2III, das heute vormittag um 10 30 Uhr Zwecks Versuche mit Funkentelegraphie ausgestiegen war, ist nach Mündiger wohlgelungener Fahrt gegen 1 Uhr wieder glatt gelandet. — Von einer zweiten Versuchsfahrt die heute nachmittag 3 Uhr stattfand, ist es kurz nach V-5 Uhr wieder in seine Halle zurückgekehrt.
Vom Bodensee 28. Sept. In Radolfzell sollte ein 40jähriger Reisender namens Eckstein wegen unsittlichen Handlungen an einem Knaben verhaftet werden. Als sich der Polizeiwachtmeister näherte, sprang Eckstein in den See und ertrank.
Hechingen 28. Sept. Auf eine Anfrage des „Zoller" in Hechingen beim Grafen Zeppelin, ob er in der zweiten Hälfte des Oktobers mit dem 2III nach Tübingen und Hechingen kommen werde, antwortete Direktor Colsmannn, das sei sehr fraglich, da eilige Versuche und wichtige Arbeiten in Friedrichshafen zu erledigen seien.
Allmendshofen 28. Sept. Der bei der Donaueschinger Baugesellschaft als Taglöhner beschäftigt gewesene 31jährige Martin Bräuning von Böhringen OA. Sulz (Württemberg) kam hierher und kaufte in der Handlung von Frau Engesser einen Liter Schnaps, welchen er in kurzer Zeit austrank. Seine sinnlose Trunkenheit hatte zur Folge, daß er vom Polizeidiener in den Ortsarrest verbracht wurde. Gegen morgen sah der Nachtwächter nach dem Gefangenen und fand ihn ruhig schlafend. Später jedoch wurde Bräuning tot aufgefunden. An der Leiche konnten die Zeichen einer akuten Alkoholvergiftung konstatiert werden. Der Fall ist um so merkwürdiger, als es sich nicht um einen unmäßigen Gewohnheitstrinker, sondern um einen braven soliden Menschen handelt, dem von seinen Arbeitgebern ein gutes Zeugnis ausgestellt wurde.
Berlin 28. Sept. Der genaue Zeitpunkt der Einberufung des Reichstages wird nach der Rückkehr des Reichskanzlers festgesetzt
werden. Als wahrscheinlicher Termin gilt vorläufig der 23. November, doch ist es möglich, daß er noch um einige Tage hinausgeschoben werden wird, etwa bis 30. November.
Berlin 28. Sept. Auf dem Flugfeld bei Adlershof herrschte infolge des im Laufe des Nachmittags immer günstiger werdenden Wetters reges Treiben. Es beteiligten sich fast alle Konkurrenten an den Wettflügen, wenn es bei einigen auch kaum über den Startversuch hinauskam. Leider endete der Tag mit einem kleinen Unglück. Der Chilene Edwards stürzte mit seinem Voisin-Zweidecker aus 8 Meter Höhe herab und wurde von dem Apparat begraben; doch hat er sich nur kleine Abschürfungen an der Nase und an der Lippe zugezogen. Rougier, der sich um die drei Preise, Entfernungs- und Dauerpreis, Geschwindigkeitspreis und Höhenpreis bewarb, machte insgesamt zwei Runden in 54 Minuten. Er erreichte eine Höhe von 94 Metern und erledigte 8 Runden für den Geschwindigkeitspreis in 24 Min. 10 Sek., Bleriot machte 8 Runden für den Geschwindigkeitspreis in
22 Min.; Latham hat 8 Runden in 24 Min.
23 Sek. zurückgelegt. Latham hat bei seinem gestrigen Flug vom Tempelhofer Feld zum Flugplatz Johannestal eine Geschwindigkeit von 120 km in der Stunde erreicht.
Berlin 28. Sept. Kurz vor 7 Uhr abends erlosch gestern plötzlich die elektrische Beleuchtung in dem zwischen der Leipziger- und Behrenstraße gelegenen Teil der Friedrichstraße. Auch in den anliegenden Straßenzügen wurde es mit einem Mal dunkel. Fast das ganze Zentrum der Stadt wurde davon betroffen. In zahllosen Geschäften, Restaurants, Cafes herrschte Wirrwarr. Viele Geschäfte schlossen die Läden sofort. Auch das Haupttelegraphenamt und das Fernsprechamt 1 wurden in Mitleidenschaft gezogen. Besonders unliebsam wurde die Störung in einigen großen Bankhäusern empfunden. Wagen, Omnibusse, Automobile mußten mit verminderter Geschwindigkeit fahren. Bald nach Mitternacht war es den Monteuren gelungen, den Schaden zu beheben. Im Hauptkabel war ein Defekt entstanden. Gegen 12.30 Uhr morgens war die Reparatur beendigt. Die Lichtschaltung konnte wieder eingeschaltet werden.
Berlin 28. Sept. Aus Bochum wird gemeldet: In der vergangenen Nacht brach gegen 12 Uhr auf der Zeche Lothringen bei der Benzolreinigungsanlage auf unaufgeklärte Weise Feuer aus, das auf die Benzolbehälter überschlug und diese mit fürchterlichem Knall zur Explosion brachte. An eine Löschung war nicht zu denken. Das Gebäude mit allen Vorräten ist ausgebrannt, 12 Arbeiter haben leichtere Ver-
„Du brauchst keine Angst vor ihm zu haben; er tut dir nichts."
„Wirklich nicht?"
Sie schien nur erst halb beruhigt zu sein.
„Ich versichere Ihnen", sagte der Beamte, „Sie können Vertrauen zu mir haben. Wir wissen alle bestimmt, daß Sie mit dem Tode jenes Mannes nichts zu schaffen hatten. Aber wir müssen herausbringen, wer es war, und wann er aus Ihrer Wohnung fortging. Wenn Sie uns den ganzen Hergang erzählen wollten, -so könnte das vielleicht zur Entdeckung des Verbrechers beitragen."
„Wußtest du, Männi, daß der Mann ins Rosemere-Hotel gekommen war, um mich zu besuchen?"
Atkins nickte.
„Und du bist mir nicht böse deswegen?"
„Nein, gewiß nicht! Erzähle uns nur alles!"
„O ja, das will ich. Wie könnte ich auch glücklich sein, solange irgendein Geheimnis zwischen uns steht?" Sie machte eine kleine Pause, dann begann sie ihren Bericht: „Also — er hieß Allan Brown, und vor vielen Jahren, als ich noch ein albernes, blutjunges Ding war, bildete ich mir ein, in ihn verliebt zu sein, und — und — ich heiratete ihn."
Atkins sprang auf. Aber diese letzten Tage hatten ihm eine Lehre gegeben, und er nahm sich zusammen. Die kleine Frau dankte ihm dafür durch ein reizendes Lächeln und fuhr fort:
„Er behandelte mich geradezu schändlich, und nachdem ich drei entsetzliche Wochen an seiner Seite verlebt hatte, verließ ich ihn. Mein Papa leitete sofort die Scheidungsklage ein, und da Allan keinen Einspruch erhob, so war ich schon ganz kurze Zeit darauf wieder frei. Ich nahm wieder meinen Mädchennamen an und wohnte bei meinem Vater. So vergingen Jahre, in denen ich kaum jemals an meinen früheren Gatten dachte, und ich hatte beinahe schon völlig vergessen, daher überhaupt aus der Welt gewesen war — da lernte ich dich kennen, Lawrence! Wie es so schnell kommen konnte, weiß ich selber nicht — aber auf einmal waren
wir miteinander verlobt. Natürlich hätte ich dir sofort sagen sollen, daß ich schon einmal verheiratet gewesen war; die Tatsache konnte mir nicht zur Schande gereichen, und du hattest ein Recht darauf, es zu wissen. Aber es war mir ein fürchterlicher Gedanke, mit dieser häßlichen Erinnerung auch nur einen Augenblick unser Glück zu trüben; ich verschob daher die Mitteilung von einem Tage zum andern, und auf einmal war's zu spät, sie noch frei und ungezwungen zu machen. Schließlich sagte ich zu mir selber: „Wozu braucht Larrie es überhaupt zu wissen? Von meiner unglücklichen Ehe wissen nur wenige alte Freunde, und daß diese mit ihm darüber sprechen sollten, ist ganz unwahrscheinlich. Wer weiß, ob er überhaupt mit ihnen je zusammentrifft, da wir ja in New-Dork wohnen werden." ... Ich beschloß also, zu schweigen.
Es ging auch alles gut — bis vor etwa vierzehn Tagen. Da schlenderte ich sorglos den Broadway hinunter, als plötzlich ein Mann vor mir stehen blieb. Es war Allan Brown. Ich erkannte ihn sofort wieder, obwohl er sich sehr zu seinem Nachteil verändert hatte. Sein unvermutetes Auftauchen verblüffte mich dermaßen, daß ich einen Augenblick völlig regungslos dastand. Dann aber kam mir's zum Bewußtsein, welch eine Frechheit es von ihm war, mich auf offener Straße anzuhalten, und ich versuchte, weiterzugehen. Er streckte aber seine Hand aus und sagte:
„Nicht so schnell, mein Lieb, nicht so schnell! Wenn ein Mann und seine Frau nach so langer Trennung einander begegnen, so sollten sie doch wenigstens ein paar Worte austauschen, bevor sie wieder scheiden!"
„Sie sind nicht mein Mann!" rief ich.
„Nicht? Seit wann bin ich denn nicht mehr dein Mann? Das möchte ich doch wirklich gerne wissen!"
Mir stand der Atem still, aber ich nahm mich zusammen und sagte ruhig:
„Seit zehn Jahren nicht mehr, Gott sei Dank!"
„Na, es ist immer gut, dem lieben Gott dankbar zu sein", antwortete er mit einem boshaften Lächeln, „aber in diesem Fall bekommt der liebe Gott einen Dank, auf den er keinen Anspruch hat." (Forts, folgt.)