Wilhelm Anlagen gelöst worden sein. Musikdirektor Böttge hatte ein gut gewähltes Programm aufgestellt, das meisterhaft durchgeführt wurde. Der lebhafte Applaus der Zuhörer nach Schluß einer jeden Nummer zeigte, wie beifällig die Leistungen der Kapelle ausgenommen wurden, weshalb Meister Böttge manches Zwischenstück außerhalb des Programms geben mußte. Für Erfrischungen war in der Wandelhalle bestens gesorgt. Das gut geführte Cafe von Conditor Maisch war stark frequentiert und auch in der Restauration, in welcher 3 verschiedene Biere von der hiesigen Ochsenbrauerei zum Ausschank gebracht wurden, war ein reger Verkehr. Ueberall durfte man vernehmen, daß die Besucher einen genußreichen Nachmittag erlebt haben.
""Bad Liebenzell 19. Juli. Am letzten Sonntag ging es hier ungewöhnlich lebhaft zu. Schon die Frühzüge führten unserem Kurort viele Gäste zu, und mit jedem weiteren Zug steigerte sich die Zahl der Fremden. Das Untere und Obere Bad hatten vollauf zu tun. Die Gasthöfe waren alle dicht besetzt, die Säle im Adler, Hirsch, Ochsen und Linde von Vereinen angefüllt. Trotzdem wurde der Massenandrang auf dem Bahnhof, dank der umsichtigen Leitung, ohne nennenswerte Störung bewältigt. Tausende von Gästen mußten die Abendzüge nach Hause bringen.
X. Bad Teinach 20. Juli. Wie alljährlich wird am Jakobifeiertage (Sonntag, den 25. ds.) hier das Ja ko bi fest abgehalten. An dem Festzug, der sich um 3 Uhr vom Rathaus durch die Ortsstraßen zum Festplatz (Lindengarten) bewegen wird, nehmen alle hiesigen Vereins teil. Auch die Volkstrachten werden wieder zahlreich vertreten sein. Auf dem Festplatz, welcher mit genügend Sitzplätzen und erstmals mit einer Tribüne versehen ist, finden Volksbelustigungen mit dem Hahnentanz statt. Das seit einigen Jahre ausgebliebene „Eselswettrennen", welches immer viel Heiterkeit erregte, wird Heuer wieder stattfinden.
Herrenberg 19. Juli. Auf dem heutigen Viehmarkt waren zugeführt 49 Stck. Ochsen, 148 Stck. Kühe und Kalbinnen, 161 Stck. Jungvieh, was gegen letzten Markt ein Weniger bedeutet bei den Ochsen um 13 Stck., bei den Kühen um 47 Stck., bei dem Jungvieh um 20 Stck. Von Händlern waren zugeführt 78 Stck., gegen letzten Markt 18 Stck. mehr. .Es waren ziemlich viele Käufer am Platze; der Verkauf ging schleppend. Begehrt war besonders fettes und Jungvieh. Die Preise waren gegen letzten Markt etwas fallend. Erlöst wurde für ein Paar Ochsen 800—1200 -^7, für eine trächtige Kuh 280—430 für eine Milchkuh
280—390 °^7, für eine Schlachtkuh 180—300 -^7, für eine Schaffkuh 220—345 -47, für eine Kalbin 300—415 -^7, für ein Jungrind oder Stier 130—250 -x/7. Auf dem Schweinemarkt waren zugeführt: 396 Stck. Milchschweine, Erlös pro Paar 55—58 -M, 90 Stck. Läuferschweine, Erlös pro Paar 95—120 ^77. Verkauf: gut.
Nürtingen 20. Juni. Heute mittag wurde die Leiche des Mechanikers Popp, der vor 10 Tagen seine Geliebte bei Neckarhausen erschossen hat und dann Selbstmord beging, aus dem Neckar geländet.
Ulm 20. Juli. Auf der letzten Schranne waren insgesamt 472 Ztr. Frucht zugeführt, die sämtliche zu nachfolgenden Mittelpreisen verkauft wurden: Kernen 14,49 M, Roggen 9,47 ^77, Gerste 10 ^7, Haber 10,37 ^77. Gegen die Durchschnittspreise des vorigen Marktes hat der Zentner Kernen um 34 und der Zentner Roggen um 32 ^ aufgeschlagen.
Friedrichshafen 20. Juli. Bei dem bereits gemeldeten Richtfest anläßlich der Vollendung der letzten Stützpfeiler für die große, eiserne Doppelhalle führte Graf Zeppelin in einer kurzen Rede aus, daß die schwierigen Arbeiten trotz der Ungunst des Wetters durchgeführt worden seien, ohne daß einer der Arbeiter dabei ernstlich Schaden genommen habe. Die Halle sei das Nest, aus dem die Luftschiffe wie gewaltige Riesenvögel in alle Welt hinausfliegen sollen. Der Graf schloß mit einem Hoch auf die Arbeiterschaft am Bau.
Friedrichs Hafen 20. Juli. Die Meldung, daß „2 11" auf seiner Fahrt nach Köln nächste Woche die Frankfurter Luftschiff-Ausstellung besuchen wird, ist richtig. Das Luftschiff wird voraussichtlich am 29. Juli von hier abgehen.
Heilbronn 20. Juli. Ein freier Turner aus Gießen, der neulich an dem Turnfest in Frankfurt teilgenommen hatte, erhielt von seinem Frankfurter Logiswirt eine Ansichtspostkarte, die außer vielen Grüßen folgende Einladung erhielt: „Wenn Sie vielleicht die Jla besuchen sollten, so werden Sie bei uns freundliche Ausnahme finden." Diese Karte bekam die Frau Gemahlin des Adressaten in die Hände und nahm natürlich von dem Inhalt Kenntnis, der sie aufs höchste empörte. Und als der nichts ahnende Ehemann nach Hause kam gab's eine Szene. „Da kann man sehen," fuhr sie ihn entrüstet an, indem sie ihm die Ansichtskarte als Beweisstück unter die Nase hielt, „daß Du dich bei allen möglichen Frauenzimmern herumtreibst, wenn Du außerhalb bist!" — Um ähnlichen Aufregungen in der Damenwelt vorzubeugen, wollen wir verraten, daß die „Jla" weiter nichts ist, als die
„Internationale Lustschiffahrts-Ausstellung", die der leichteren Aussprache halber mit den Anfangsbuchstaben JLA bezeichnet wird.
Saatenstandsbericht des Statistischen Landesamts. Die Witterung des heurigen Jahrgangs zeigt in ihrem seitherigen Verlauf einen auffallenden Charakter. Der Winter war von abnorm langer Dauer und setzte sich bis tief in den Monat März hinein fort. Ende April erfolgte nochmals ein Kälterückfall, der in höheren Lagen sogar Schnee mit sich brachte, und auch in der ersten Hälfte des Monats Mai war die Witterung bei meist scharfen, austrocknenden Winden überaus kühl, zum Teil sogar rauh, wodurch die Vegetation in ihrer ersten Entwicklung gehemmt worden ist. Dann folgte bis gegen die Mitte des Monats Juni hin eine , Periode sehr warmer, zum Teil hochsommerlicher, ' zugleich überaus trockener Witterung, welche der Entwicklung des Getreides und besonders der Weinberge sehr zu statten kam, jedoch das Wachstum der Futtergewächse beeinträchtigte. Doch sind die mehrtägigen reichlichen Niederschläge, die gegen das Ende der vorigen Witterungsperiode (vom 11.—13. Juni) im ganzen Lande niedergegangen sind, den Futtergewächsen noch einigermaßen zu statten gekommen, so daß eine wenigstens annähernd mittlere Futterernte in Aussichtstand. Auch die nun abgelaufene Berichtsperiode (von Mitte Juni bis Mitte Juli) ließ sich in der ersten Woche noch ganz befriedigend an; dann aber folgte überaus ungünstiges, fortgesetzt regnerisches, zum Teil abnorm kühles Wetter, das bis Mitte Juli anhielt. Unter dem Einfluß der feuchten Witterung hat sich das Getreide vielfach stark gelagert, wodurch die Körnerbildung beeinträchtigt wird. Indessen wird mehrfach auch berichtet, daß die Halmfrüchte infolge der reichlichen Niederschläge gegen den Vormonat sich gebessert haben. Im Landesdurchschnitt weist sogar das Getreide, mit Ausnahme von Sommerroggen und Sommerweizen, eine höhere Note auf als im Vormonat, und im Landesmittel ist durchweg bei den Getreidesrüchten nach dem jetzigen Stande immerhin noch eine gute bis mittlere, bei Gerste und Haber sogar eine annähernd gute Ernte zu erwarten. Die Note für die Kartoffeln hat sich gegen den Vormonat um ein weniges verschlechtert, eine Folge davon, daß die Knollen infolge der Nässe besonders auf feuchten Böden etwas notzuleiden begonnen haben. Vereinzelt wird auch bereits Auftreten von Peronospora berichtet. Immerhin läßt der derzeitige Stand der Kartoffeln noch einen guten bis mittleren Ertrag erwarten. Ganz erheblich verschlechtert hat sich gegen den Vormonat der Stand von Hopfen; er leidet fast überall unter Schwarzbrand, Ruß und Läusen,
Als ich mich wieder erhob, bemerkte ich einen nur halbangekleideten kleinen, rothaarigen Mann, der mich in höchster Aufregung ansprach:
„Na, Doktor, was ist's?"
„Eine bestimmte Meinung kann ich natürlich ohne eingehendere Untersuchung nicht aussprechen", antwortete ich; „aber ich möchte glauben, daß unser Freund da durch übermäßigen Alkoholgenuß oder an einem Schlagfluß gestorben ist; er ist seit vierundzwanzig Stunden tot, wahrscheinlich noch länger."
„Na, sagt' ich's nicht?" rief der Vorarbeiter aus. „Ich wußte, er könnte nicht heute nacht gestorben sein, ja, nicht mal gestern am Tage."
„Aber das ist gar nicht möglich, sag' ich Ihnen!" schrie der kleine Rothaarige in beinahe kreischendem Tone. „Wo hält' er denn Herkommen sollen? Herrjeses! Herrjeses! winselte er. „Daß so was hier in diesem Haus Vorkommen konnte! Wir nehmen bloß die elegantesten Leute als Mieter auf, jawoll, Herr Doktor! Und die werden nun alle ausziehn — das soll'n Sie mal sehen! Das Haus kriegt 'n schlechten Ruf. Und was für Mühe Hab' ich mir nicht um unser Renommee gegeben!"
In diesem Augenblick erschienen zwei neue Persönlichkeiten auf der Bildfläche — die eine, ein kräftig gebauter Herr mit blühender Gesichtsfarbe, war der Coroner; die andere, ein ruhiger, bedächtiger Mann in mittleren Jahren, schien mir nach dem Respekt, womit er behandelt wurde, der erwartete Herr vom Hauptquartier zu sein. Nachdem sie sich den Leichnam eine Zeit lang betrachtet hatten, wandte der Coroner sich zu uns und fragte:
„Wer ist dieser Mann?"
Der kleine Hoteldirektor trat vor und antwortete:
„Das weiß keiner von uns!"
„Wie kam er denn hierher?"
„Das weiß der Himmel!"
„Was wollen Sie damit sagen?"
„Tscha — die Geschichte ist so: Die Wohnung hier wird neu her-
> gerichtet und fünf Mann waren hier gestern bis sechs Uhr auf Arbeit;
> als sie fortgingen, haben sie die Tür verschlossen, und die hat 'n Sicherheitsschloß; sie brachten mir den Schlüssel, den ich sofort in meinen Geldschrank legte. Heute morgen um sieben kamen sie wieder, und ich war noch ganz verschlafen — denn von wegen der Hitze hatt' ich 'n schlechte Nacht gehabt. Ich steh' auf und mach' den Geldschrank auf und hol' den Schlüssel raus und geb' ihn dem Herrn da" — damit zeigte er auf den Vorarbeiter — „und er geht rauf, und ein paar Minuten später hör' ich 'n großes Geschrei und Hallo, und die Arbeiter und der Junge vom Aufzug kommen rein und brüllen, oben liegt 'n Leiche und 's ist 'n Ermorderter. Wie der Mann hier 'reingekommen ist, das kann ich mir nicht erklären — den muß wohl der Deubel gebracht haben. Und nun kommt der Herr Doktor hier und sagt, der Mensch sei mindestens schon vierundzwanzig Stunden tot."
Als er mich nennen hörte, wandte der Coroner sich mit einer leichten Verbeugung zu mir und sagte: „Sie sind Arzt?"
„Ja. Ich bin Doktor Charles Rowland und wohne in der Madison- Avenue, dem Hotel Rosemere gegenüber. Ich wurde geholt, um die Leiche zu besichtigen, und finde, daß der Mann mindestens vierundzwanzig Stunden tot ist. Genau habe ich die Leiche noch nicht untersucht, da ich sie nicht aus ihrer Lage bringen wollte, bevor Sie und Ihr Herr Begleiter sie gesehen hätten. Ich möchte aber glauben, daß der Mann an übermäßigem Alkoholgenuß oder an einem Schlagfluß gestorben ist."
„Gestatten Sie mir, Herr Doktor, Ihnen Herrn Merritt vorzustellen", sagte der Coroner mit einer Handbewegung nach dem bezeichneten Herrn. Ich war überrascht, in dem unbedeutend aussehenden Mann den berühmten Detektive vor mir zu sehen.
„Nun, meine Herren", sagte Merritt, „muß ich Sie bitten, alle ohne Ausnahme das Zimmer zu verlassen, während Herr Doktor Rowland und ick die Untersuchung vornehmen."
(Fortsetzung folgt.)