684

17. W. Dittus, Ottenbronn

18. G. Braun, Ebhausen

19. I. Graf, Haiterbach

20. K. Brezing, Haiterbach

63-/- Pkt. 62- >

61 '

60-,

Stuttgart 12. Juli. Ein ungeheuer­licher Vorfall soll sich, wenn dieSchwäbische Tagwacht" recht unterrichtet ist, am Samstag bei der Firma Baresel und Bachstein, die den Tunnelbau Stuttgart-Feuerbach aussührt, zuge­tragen haben. Seit sechs Tagen arbeitete dort ein ca. 40 Jahre alter Arbeiter aus Ostpreußen. Fast mittellos fing dieser Mann beim Tunnelbau zu arbeiten an, die paar Pfennige, die der Mann noch besaß, waren bald verbraucht. Um leben zu können, ging er die Bauaufseher um Vor­schuß an. Der wurde ihm von allen Seiten verweigert. Ein Mitarbeiter aus Feuerbach gab dem hungernden Kollegen am Samstag morgen 30 L), damit er etwas frühstücken konnte. Weil er keinen Vorschuß erhielt, wollte er ganz auf­hören zu arbeiten, denn ohne Nahrung konnte er nicht Weiterarbeiten. Er wurde ins Bau­bureau zum Bauführer Knauz verwiesen. Von diesem wurde er aus dem Bureau hinaus die zehn Stufen hohe, steile Treppe hinuntergeworfen, wo er fast bewußtlos liegen blieb. Der Mann mußte dann auf einer Tragbahre weggetragen werden. Er lag V» Stunden im Magazin bis er dann durch die inzwischen herbeigerufenen Schutzleute, die den Sanitätswagen besorgten, ins Katarinenhospital verbracht wurde.

Ludwigsburg 12. Juli. Eine böse Ueberraschung ist dem zur Zeit im Bade weilenden Privatierehepaar Eduard Israel bereitet worden. In der Nacht vom letzten Donnerstag auf Freitag stieg ein Dieb vom Bahnhotelgarten her auf die Veranda der im Parterre des Hauses Nr. 5 der Karlstraße gelegenen Wohnung, gelangte durch ein geöffnetes Oberfenster in die Küche, deren Türe er erbrach und dann in die innere Wohnung, in der die Schlüssel an den Türen staken. Sämtliche Möbel, in denen der Ein­brecher Beute vermutete, wurden teils erbrochen, teils mit Schlüsseln, die der nächtliche Besucher vorfand, geöffnet und alles durcheinander gewühlt und in den Zimmern herumgeworsen. Der Dieb ließ sich offenbar Zeit, denn er hat seine Aus­wahl sorgfältig getroffen. Es fehlen u. a. ein goldenes Armband mit Brillanten, im Wert von 400 .v//, eine silberne Tee- und Milchkanne im Wert von 300 eine Kristallschale mit schwerem Silberring im Wert -von 500 eine Anzahl silberner Messer, Löffel, Gabeln, ein silber­geflochtenes Körbchen, ein Geldbeutel mit etwa 150 Inhalt u. s. f. Insgesamt handelt es sich um einen Wert von 15002000 Zurückgelassenes Brechwerkzeug, das zuvor in einer Bauhütte an der Friedrichsstraße entwendet worden war, hat den Verdacht nach einer be­stimmten Richtung gelenkt. Die Nachforschungen

nach dem vermutlichen Dieb werden energisch betrieben. Der Einbruch wurde vom Dienst­mädchen der Familie I. erst am Samstag nach­mittag bemerkt, als es die Wohnung betrat.

Ludwigsburg 12. Juli. Den Geld­automaten wird durch die hiesigen Behörden ein schnelles Ende gemacht. Die Landjägermann­schaft wurde angewiesen, ihre Entfernung in allen Bezirksorten vorzunehmen. 34 Wirte aus dem Oberamt sind außerdem noch besonders angeklagt, weil sie die schon längst verbotenen Automaten nicht entfernten. Sie haben sich demnächst vor der Strafkammer zu verantworten.

Nürtingen 12. Juli. An der Straße nach Neckarthailfingen wurde heute frühe ein ca. 20 Jahre altes, gut gekleidetes Mädchen er­schossen aufgefunden. Nach den bei der Leiche gefundenen Ansichtspostkarten dürfte das Mädchen gestern aus Cannstatt hierher gereist sein. Die Gerichtskommission begab sich alsbald an Ort und Stelle, um Näheres über den Mord festzustellen, da Selbstmord ausgeschlossen scheint.

Tübingen 8. Juli. Schwurgericht. Wegen versuchten Straßenraubs stand vor den Geschworenen der 30jähr. verh. Zimmermeister Karl Robert Mayer von Wildbad. Infolge eines Hausbaues geriet der Angeklagte in be­deutende Schulden, er wurde viel eingeklagt und befindet sich jetzt im Konkurs. Um Pfingsten herum war er beständig, aber stets vergeblich, auf der Suche nach Geld. In seiner mißlichen Stimmung trank er am Pfingstmontag vorm, ein größeres Quantum Bier. Am Nachmittag machte er zunächst mit seinen Kindern einen Spaziergang und nach demselben lief er mit Bekannten umher. Um jene Zeit befand sich die 31jähr. Luise Dinkelacker von Winnenden zur Kur in Wildbad. Am Pfingstmontag Nachm, unternahm sie einen Spaziergang an den Waldhang des Sommers­berges. Das Fräulein bemerkte den Angeklagten aus der Ferne, er trennte sich bald von seinem Bekannten und schlug, um die Dame zu über­holen, einen anderen Weg ein. Als er in der Nähe der Dame gekommen war, gab er ihr auf deren Frage nach der Wegrichtung noch eine Antwort, und wie sie sich zum Weitergehen um­wandte, eilte der Angeklagte von hinten auf sie zu, warf sie rücklings an einen Rain, hielt sie am Boden fest und weil sie um Hilfe rief, knebelte er sie, um ihr das Geld abzunehmen, was ihm aber nicht gelang, weil die Dame sich so heftig wehrte und aus allen Kräften nach dem Räuber schlug, daß er sie nicht zu überwältigen vermochte, von ihr abließ und in den Wald flüchtete. Die Dame blutete stark aus Mund und Nase und trug mehere Kratzwunden und Blutunterlaufungen davon. Der Angeklagte be­reute die Tat und erklärte, er könne es nicht verstehen, wie er plötzlich zu dem unglücklichen

Gedanken gekommen sei, das Fräulein zu über­fallen um sich so Geld zu verschaffen. Nach dem zweiten Schlag habe er mit seinem Opfer Mitleid bekommen, sein Gewissen habe ihm geschlagen, er sei jetzt zur Besinnung gekommen und habe sogleich abgelassen. Die Geschworenen sprachen ein Schuldig aus und gewährten dem Angeklagten mildernde Umstände, worauf er wegen versuchten Straßenraubs neben 3 Jahren Ehrenverlust zn 1 Jahr und 6 Monate Gefängnis verurteilt wurde.

Friedrichshafen 11. Juli. Das Zep- pelin'sche Flugschiff 2 II, dessen 4 vordere Ab­teilungen infolge des Göppinger Unfalls neu angefertigt werden mußten, steht fix und fertig in der schwimmenden Reichsballonhalle und könnte seine Fahrten wieder sortsetzen. Auch das nötige Gas ist gestern in die Halle geführt worden. Allein die Kölner Luftschiffhalle, wohin II be­stimmt ist, harrt immer noch der Fertigstellung, und es dürften noch 14 Tage bis 3 Wochen vergehen, bis 2 II gefüllt und dorthin überführt werden kann. Bis dahin bleibt dieses Flugschiff in der schwimmenden Halle. Probefahrten mit ihm zu unternehmen, ist nicht erforderlich, denn das Fahrzeug hat durch seine 38stündige Pfingst- fahrt sich als durchaus fahrtüchtig gezeigt. Zudem haben die Zeppelin'schen Ingenieure und Monteure gegenwärtig keine Zeit, Probefahrten mit 2II zu machen; erstere sind vollauf beschäftigt, das, Ausstellungsschiff ^ III so rasch wie möglich zu vollenden, damit dasselbe nach Frankfurt abgehen kann. Das Gerippe dieses Fahrzeugs ist bis auf 4 mittlere Kammern montiert und auch die Schiffsgondeln sind fertig; in einiger Zeit soll es dann in die Reichshalle verbracht werden, weil die alte feststehende Halle (Werste) zu seiner Fertigstellung nicht Raum genug bietet. Im Augenblick ist das noch nicht geboten 2II kann also ruhig dort noch verbleiben. Wann die Ab­nahme des 2 II seitens des Reichs resp. des Kriegsministeriums erfolgt, davon ist dem Luft­schiffbau Zeppelin noch nichts bekannt. Alle Nachrichten über demnächst stattfindende Ausstiege sind verfrüht und beruhen auf bloßen Vermutungen.

Berlin 12. Juli. (Reichstag.) Tages­ordnung zweite Lesung des Besoldungsreform- gesetzes. Württembergischer Mtlitärbevollmächtigter Oberst v. Dorr er bedauert, daß es abgelehnt worden sei, Stuttgart in die erste Servisklasse hinaus­zusetzen. Schatzsekretär Sydow gibt in einleitender Rede einen Ueberblick über die Höhe der zu erwartenden Aufbesserungen, die ein Mehr von 17 Millionen über die Vorlage bedeuteten. Im Durchschnitt be­tragen die Gehaltszuschläge bei höheren Beamten 8,12"/°, bei mittleren 13,08°/°, bei den unteren 16,06°/°. Nur ein Punkt errege das Bedenken der Regierung: bei den Unterbeamten, Briefträgern und Postasfistenten sind die Gehälter jetzt höher als bei den analogen Kategorien in Preußen. Trotz dieses Bedenkens aber glauben die verbündeten Regierungen

Greuel der Verwüstung herrschte, im Kloster Mangel am Nötigsten ein­trat. Da verstand es unser Glaubensheld, seine Brüder zu bewegen, daß sie nicht bloß ohne Murren in die auferlegten Entbehrungen sich fügten, sondern sich auch zu dem Glauben aufschwangen, solche Proben seien willkommene Gelegenheiten für die Geliebten Christi, sich zu bewähren und bewirken die Freude, daß sie, wenn ihre Geduld§sich mit Danksagung und unablässiger Bitte verbinde, ganz sicher in der göttlichen Fürsorge offen­baren Trost erfahren werden.

Niemals wurde dieses Vertrauen zu Schanden; stets öffnete sich dem Anklopfenden die Türe der göttlichen Barmherzigkeit. Als einst bei leeren Kassen eine große Geldsumme sofort bezahlt werden sollte, bemächtigte sich aller großer Verzagtheit, weil sie keinen Ausweg aus der entstandenen Verlegenheit sahen. Nachdem der fromme Vater den Bekümmerten seine Zuversicht bezeugt und sie ermahnt hatte, an Gottes Treue nicht zu zweifeln, zog er sich zurück, um Gott um seine Hilfe anzurufen. Da begegnete ihm ein Unbekannter, der eben angekommen war, um dem Kloster ein reiches Geldgeschenk zu spenden, so daß sich in diesem Falle die göttliche Zusage buchstäblich erfüllte:Ehe sie rufen, will ich antworten." Sofort kehrt der Abt in den Kreis der sorgenvoll Versammelten zurück und sagte tadelnd: Hier ist das Geld, um dessen willen ihr kleingläubig geworden seid; lernet daraus, nicht mehr an der mannigfaltigen Güte Gottes zu verzweifeln".

Solche Erfahrungen machten ihn kühn, daß er in Beziehung auf Erweisung der Wohltätigkeit und Gastfreundschaft niemals ängstlich rechnete und sorgte, ob auch die vorhandenen Mittel ausreichen werden. Eines Tages pochte eine sehr große Zahl von Mönchen an der Klosterpforte an. Es waren diejenigen, mit denen Wilhelm das hessische Kloster Hasungen besetzt hatte. Als der Erzbischof von Mainz, der es mit der kaiserlichen Partei hielt, Zumutungen an sie stellte, durch deren Erfüllung sie ihr Ge­wissen befleckt haben würden, brachen sie auf und zogen sich ins Hirsauer

Mutterkloster zurück. Es war kurz vor der Ernte, da die Scheunen leer waren. Wilhelm nahm sie dennoch mit Freuden auf, wie wenn Ueberfluß vorhanden wäre, erklärte:Weil der Herr die Zahl seiner Knechte vermehrt hat, müssen wir auch ihren Unterhalt vermehren", und bewerkstelligte, nachdem er sie eine Zeitlang bei sich behalten hatte, ihre Unterbringung in das vom Hirsauer Abt abhängige Kloster Reichenbach an der Murg.

Wie er dem Sorgengeist keinen Platz in seinem Gemüte einräumte, so fiel es ihm auch nicht schwer, einen zeitlichen Verlust zu verschmerzen. Ein reich begüterter Dienstmann des Erzbischofs von Mainz mit Namen Wignand, der sich als großer Wohltäter des mit Hirsauer Mönchen besiedelten fränkischen Klosters Komburg bewiesen hatte, wandte seine Gunst auch Abt Wilhelm und seinem Kloster zu. Wilhelm durfte 11 Wagen von Hirsau aus absenden, um ein in Rheinwein bestehendes groß-, artiges Geschenk Wignand's in Empfang zu nehmen. Nachdem auf dem Rückweg die wackern Fuhrleute glücklich den Ueberfall einer räuberischen Bande abgeschlagen hatten, wobei bloß der den Zug begleitende Mönch am Arm verwundet wurde, verursachte die schlechte Beschaffenheit der Wege ein fatales Mißgeschick. Einer der beladenen Wagen fiel um, und das große Faß entleerte sich. Da legten sich die Leute auf den Erdboden, um das verschüttete köstliche Naß zu schlürfen. Aber mit bangen Empfin­dungen steuerten sie dem Reiseziel zu; sie fürchteten, sowohl ihren Lohn durch ihre Unachtsamkeit verscherzt zu haben, als auch dem gestrengen Abt Schadenersatz für den Verlust leisten zu müssen. Dieser aber, von dem Unfall in Kenntnis gesetzt, rief mit heiterer Miene wie Hiob:Der Herr hats gegeben, der Herr hats genommen, der Name des Herrn sei gepriesen!" und gab den Befehl, den Fuhrleuten noch etwas über den ausbedungenen Lohn zu bezahlen.

(Fortsetzung folgt.)