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Urkundenfälschung, zusammengehend mit einem Vergehen des versuchten Betrugs, zu einer Ge­fängnisstrafe von 5 Wochen, auf die 2 Wochen der erlittenen Untersuchungshaft in Anrechnung gebracht werden, verurteilt.

Vaihingen a. F. 2. Juli. Im hiesigen Postgebäude wurde heute nacht der Kassen- schrank gestohlen. Die Diebe luden ihn aus auf einen Wagen und führten ihn in der Richtung auf Unteraichen auf das Feld, wo er dann in einer leerstehenden Scheuer erbrochen und seines Inhalts im Betrage von 898^ beraubt wurde. Von den Tätern hat man noch keine Spur, doch wird angenommen, daß sie mit denen identisch sind, die in Hirsau auf gleiche Weise einen Kastenschrank vor kurzer Zeit erbrochen haben.

Ellwangen 2. Juli. Vor dem Schöffen­gericht Ellwangen kam gestern die Privatklage von Professor Malzacher - Ellwangen gegen den Redakteur desDeutschen Volksblattes", Dr. Steinhäuser in Stuttgart zur Verhandlung. Diese Privatklage steht im Zusammenhang mit der vor kurzem in Stuttgart verhandelten Be­leidigungsklage von Professor Stützle-Ellwangen gegen denBeobachter" (wegen des bekannten Messinaartikels), dessen Inhalt noch bekannt sein dürste. In dem fraglichen Artikel desDeutschen Volksblatts", der eine Erwiderung und Abwehr gegen den genannten Beobachterartikel enthält, wird dem Professor Malzacher vorgeworfen, daß er nicht Professor Stühle schuldig sei, wenn das Ellwanger Gymnasium in den letzten Jahren fortwährend zurückgehe. In der gestrigen Verhandlung, zu der der Privatkläger mit Rechts­anwalt Dr. Maier-Ellwangen und der Angeklagte mit Rechtsanwalt Schilling-Stuttgart erschienen waren, bemühte sich Amtsrichter Rilling lebhaft um die Herbeiführung eines Vergleichs, der im- Jntereste sowohl beider Parteien als besonders auch des Gymnasiums Ellwangen und der Autorität der Lehrer liege. Seinen Bemühungen gelang es nach etwa zweistündigen Verhandlungen, folgenden Vergleich zustande zu bringen: Der Privatkläger erklärt, daß er dem Beobachterartikel vollständig ferne stehe und die in diesem enthaltenen An­griffe gegen Professor Stühle mißbillige. Der Angeklagte erklärt, daß er mit dem Artikel im Deutschen Volksblatt" über das Ellwanger Gymnasium, der ihm von vertrauenswürdiger Seite zugesandt worden sei, lediglich eine Ab­wehr der imBeobachter" enthaltenen Angriffe auf Professor Stützle bezweckt habe, ferner, daß die Behauptung, daß das Ellwanger Gymnasium fortwährend zurückgehe, auf Grund des statistischen Materials nicht aufrecht erhalten werden könne und daß er die in dem Artikel desDeutschen Volksblatts" gegen den Privatkläger gerichteten Angriffe bedauere und mißbillige. Der Angeklagte trägt die Kosten und übernimmt die Sorge für die Veröffentlichung des Vergleichs imDeutschen Volksblatt" in Stuttgart und derJpf- und Jagstzeitung" in Ellwangen.

Friedrichshafen 2. Juli. Der König und die Königin traf gestern nachmittag 12.58 Uhr mittels Sonderzuges von Bebenhausen kommend zu ihrem alljährlichen Sommeraufenthalt hier ein. Zum Empfang am Stadtbahnhof hatten sich die Spitzen der staatlichen und städtischen Behörden eingefunden. Stadtschultheiß Mayer entbot den Majestäten den Willkommengruß und brachte ein Hoch auf das Königspaar aus, in das von den überaus zahlreichen Anwesenden begeistert ein­gestimmt wurde. Nach längerer Unterredung im Bahnhof fuhr der König und die Königin, nach­dem sie noch ein Bukett einer Schülerin vom Institut St. Antonius entgegengenommen hatten, unter Glockengeläuts und Salutschüssen durch die Spalier bildende Schuljugend dem Schloß zu. Der Hafen und die Stadt sind beflaggt.

Stuttgart 2. Juli. DieWürttem- berger Zeitung" schreibt: Wir habenden Grafen Zeppelinum eine Aeußerung über die Zwischen­landung des 2 l ersucht und er ist dieser Bitte in nachstehender Erklärung nachgekommen: Das Luftschiff 2 l hat gezeigt, daß es in seiner gegenwärtigen, noch nicht genügend wasserdichten Hülle sehr starkem Regen aus die Dauer nicht gewachsen ist. Regengüsse gewöhnlicher Art hat es früher gut überstanden. Das mächtigere

Luftschiff 2 II hat hinreichend erwiesen, daß es auch die schwersten Regenböen zu überwinden ver­mag. Man muß zur Beurteilung des Biberacher Zwischenfalles im Auge behalten, daß 2 I aus einem älteren Modell rekonstruiert ist und nicht dieselbe Auftriebskraft und Motorenstärke besitzt, wie die neueren Luftschiffe. In diesem Sinne erklärt uns auch die Luftschiffbau-Zeppelingesell­schaft auf Anfrage die Landung bei Biberach. Sie weist zugleich darauf hin, daß alle Gerüchte über Differenzen zwischen der Zeppelinbau- Gesellschaft und den Luftschiffern, die den 2 l führen, aus der Luft gegriffen seien. Die Zep­pelin-Gesellschaft habe mit dem der Militär- Verwaltung gehörenden ^ I nichts mehr zu tun, also auch keinen Anlaß, Ratschläge und Hilfe anzubieten. Man verfolge in Friedrichshafen mit Interesse diese mehrtägige Landung, weil sie einen neuen Beweis liefere für die Landungs­sicherheit und Stabilität der Zeppelinschen Luft­schiffe. Ein schwedisches Blatt teilt aus angeblich bester Quelle mit, daß die schwedische Regierung beim Grafen von Zeppelin angefragt habe, ob er für Schweden zwei Luftschiffe liefern wolle. Graf Zeppelin habe sich, wie von jenem Blatte hinzugefügt wird, dazu bereit erklärt. Wir sind auf Grund einer Anfrage bei dem Grafen selbst in der Lage, mitzuteilen, daß sie den Tatsachen nicht entspricht.

Mittelbiberach 2. Juli. (5 Uhr nachm.) Seit heute früh fällt ununterbrochen ein leichter Regen. Die Lage auf dem Landungsplätze ist unverändert. Nach Aussage der Offiziere ist, selbst wenn sich das Wetter heute noch bessern sollte, an eine Fortsetzung der Fahrt nach Metz vor morgen früh nicht zu erwarten. Im übrigen sind Offiziere und Mannschaften guter Dinge und voll Zuversicht, daß sie den ^ I noch vor Wochen­schluß an seinen Bestimmungsort bringen werden.

Eine Zeppelinfahrt von Deutsch­land nach Norwegen zum Nordpol. Graf Zeppelin und Professor Hergefell haben ein wissenschaftliches Unternehmen zur Erforschung der Polarländer gegründet; der Kaiser hat das Protektorat übernommen. Als Stützpunkt für die einzelnen Fahrten soll die Großbai an der Westküste von Spitzbergen in Aussicht ge­nommen werden. Die Fahrt nach Spitzbergen soll das Luftschiff von Deutschland aus über Norwegen mit einer oder mehreren Landungen ausführen. Die erste Expedition soll bereits im nächsten Jahr erfolgen.

Berlin 2. Juli. (Reichstag.) Der Ab­geordnete Quarck-Koburg ist heute gestorben. Sein Andenken wird in der üblichen Weise geehrt. Auf der Tagesordnung steht die zweite Lesung des Tabaksteuergesetzes. Unter den Zöllen und der Jnlandsteuer wird beim eingeführten Tabak ein Zuschlag von 40°/° des Wertes eingeführt. Die Regierung hatte nur einen Wertzuschlag von 30°/° vorgefchlagen. Dementsprechend hat die Kommission auch die Gewichtssteuer bei inländischem Rohtabak auf 57 Pro Doppelzentner (nach der Vorlage nur 50 ^L) erhöht, lieber den von dem Zollwert- zuschlage handelnden § 1 u ist namentliche Ab­stimmung beantragt. Molkenbuhr (Soz.) lehnt die Steuer ab. Abg. Stresemann (natl.) spricht sich gegen die Form der Wertzuwachssteuer aus und erklärt, annehmbar sei seinen Freunden ein Antrag des Grafen Miclzynski den Zoll auf Zigaretten (1200 nach dem Kommisfionsbeschluß) auf 1000 herabzusetzen und die Ztgarettensteuer je nach dem Werte abzustufen. Zum Schluffe er­klärt Redner noch, wir stimmen gegen das ganze Gesetz, solange nicht eine ausreichende Befitzsteuer eingeführt ist. Abg. Schulz (Rp.) ist mit dem Kommissionsbeschluß einverstanden. Abg. Hor- mann (frs. Vp ) erklärt sich gegen den Wertzoll­zuschlag und erneuert einen von seiner Partei schon in der Kommission gestellten Antrag, lediglich Ge­wichtszoll und Gewichtssteuer zu erhöhen. (Ein Antrag der neuen Mehrheit will unter Beibehaltung des Wertzuschlages den Zigarrenzoll von 400 auf 270 den Zigarettenzoll von 1200 aus 1000 herabsetzen. Abg. Erzberger (Ztr.) tritt für Wertzuschläge ein. Den freisinnigen Antrag lehne er ab. ReichSschatzsekretär Sydow bedauert, daß die Banderolevsteuer verworfen ist und daß so wenig aus dieser Tabaksteuer herauskommen soll. Die Befürchtung eines Konsumrückganges müsse er ablehnen. Redner plädiert für die Wertsteuer und bittet nur den Antrag auf Herab­setzung des Zolles auf Cigaretten auf 1000

anzunehmen, im übrigen aber an den Kommisstons­beschlüssen festzuhalten. Abg. Schmidt-Alten­burg (Rp.) bekämpft den Wertzoll. Nach einer kurzen Geschäftsordnungsdebatte wird auf Vorschlag des Abgeordneten GieSberts die Diskussion über die § 1 und 1s zugleich ausgedehnt auf die Anträge GieSberts und Albrecht betreffend Entschädigung etwa infolge der Steuererhöhung zur Entlassung kommender Tabakarbeiter. Die Antragsteller befür­worten ihre Anträge.Abg. Sielermann (K.) empfiehlt für den Fall der Ablehnung des GieS- berl'schen Antrages, dem er im Prinzip zustimmt, eine entsprechende Resolution. Abg. Kreth (K.) hat Bedenken ein solches Entschädigungsprinzip in das Gesetz aufznnehmen und ist für eine Resolution. Derselben Ansicht ist auch der ReichSschatzsekretär Sydow. Ein Voranschlag des Präsidenten Grafen Stolberg, jetzt die Beratung abzubrechen und das Gesetz in einer Abevdsitzung zu erledigen, findet nicht die Billigung des Hauses. Geheimrat Dr. Rein- hold teilt mit, daß bei denAuSführungsbestimmungen der Tabakverein gehört werden soll und daß bei der Zollrückvergütung weitherzig verfahren werden würde. Damit schließt die Diskussion. In namentlicher Abstimmung wurde der Antrag Albrecht mit 296 gegen 97 Stimmen abgelehnt. Der Antrag GieSberts wird in namentlicher Abstimmung mit 341 gegen 12 Stimmen angenommen. Damit ist die Resolution Sielermann erledigt. Die Anträge Kreth (kons) und Mtelzynski (Pole) wurden gegen die gesamte Linke und einige Mitglieder des Zen­trums angenommen. Mit derselben Mehrheit wird der § 1 angenommen. Der Antrag Mommsen wird gegen Nationalliberale und Freisinnige abgelehnt. In namentlicher Abstimmung gelangt auch der grundlegende 8 1» mit 191 gegen 155 Stimmen bei 10 Enthaltungen zur Annahme. Abg. Mommsen (frs. Vg ) zieht seine weiteren Anträge zurück. Der Rest des Gesetzes wird mit geringen Äenderungen in der Kommisfionsfassung angenommen. Ein Antrag Singer, daß namentliche Abstimmungen morgen nicht vor 2 Ubr stattfinden sollen, wird abgelehnt. Morgen 10 Uhr Branntweinsteuer, Erb­recht des Staates

Wien 2. Juli. DieNeue Freie Presse" erfährt aus Berlin von einer Persönlichkeit, die über die Vorgänge beim Rücktritt Bülows besonders gut Bescheid weiß, Bülow habe sich vor Allem deshalb nicht zur Auflösung des Reichs­tages entschlossen, weil er es für unbedingt erforderlich gehalten hat, die Reichsfinanzreform zustande zu bringen. Auch habe er es mit seiner Anschauung nicht vereinbaren können, einen Schlag gegen die Konservativen zu führen. Er halte die Partei trotz aller Be­schwerden gegen sie für den notwendigsten Faktor des deutschen Sta atslebens.

Standesamt Calw.

G eborene.

26. Juni. Elsa Anna, T. d. Karl Friedrich Bmk- hardt, Spinners hier.

G estorbene.

2. Juli. Rosa, T. d. Andreas Hang, Fabrik- arbeiters, 4 Jahre 3 Monate alt.

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