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Der Mischmeister blickte zu der regungslosen Frau hin, er hatte gehofft,^sie würde ein gutes Wort für den Jungen einlegen, sie hatte manche Fahrt mit ihm gemacht, als er auf Urlaub hier war. Es mußte ihr stets von Wolf Dietrich erzählen. Sie hatte ihren jetzigen Mann wohl damals schon im Herzen getragen.
„Wollen Sie, daß meine Frau hinausgeht, Meinhardt, wollen Sie mir allein berichten?" fragte der Baron, den Blick des Mannes mißdeutend.
„Nein, nein, Herr Baron", wehrte Meinhardt. „Die Frau Baronin kann ruhig zuhören. Die Sache ist bald erzählt. In der Kaserne ist gestohlen worden, es wurde die Kasse des Feldwebels um einige hundert Mark beraubt, er hatte die Gelder der Herren Offiziere nicht alle auszahlen können, so daß das Geld bis zum andern Tag in seiner Wohnung blieb. Natürlich fiel der Verdacht auf die Personen, die in dieser Zeit alle in der Stube gewesen waren, wo die Kasse stand. Zuletzt wurde ein Unteroffizier, der mit Karl sehr befreundet ist, verdächtigt. In seiner Angst bat er Karl auszusagen, daß er zu der fraglichen Stunde bei ihm auf der Stube gewesen sei. Und der dumme Kerl, der an dessen Unschuld glaubte, ließ sich zu einem Meineid verführen. Zuerst schien alles gut abzulaufen; denn der wirkliche Dieb wurde endlich entdeckt, das Geld trug er noch bei sich. In -er Freude seines Herzens erzählte nun der Unteroffizier im Trunk von seiner gehabten Angst, weil er zu der Zeit auch allein in der Stube gewesen wäre. Ein schlechter Kerl, so ein gemeiner Zuträger findet sich ja allemal, und unser Karl kommt nun für seine Gutmütigkeit ins Elend. Er sitzt schon in Untersuchungshaft. Der Vater wurde nicht zu ihm gelassen, und zwei Jahre sollen chm sicher sein."
Wolf Dietrich war an die offene Tür getreten, er blickte in den strömenden Regen hinaus und vermied es, Regina anzusehen. Seine eigene Lüge bedrückte ihn wieder schwer, und er wußte, daß Regina noch tiefer litt, hatte sie doch ihre Aussage vor dem Richter gemacht. Meinhardt war zu Ende, er wartete eines Wortes von seinem Herrn, er mußte sprechen.
„Wie gesagt, Meinhardt, da ist nichts zu machen. Sträflicher Leichtsinn war es von dem Karl, aber nicht schlecht. Der Unteroffizier aber ist ein erbärmlicher Feigling und ein elender Lump, der geht natürlich straflos aus, wenn er nicht wegen Verleitung zum Meineid gefaßt wird."
„Mein Sohn überlebt die Schande nicht, Herr Baron. Der Karl ist stets sein Stolz gewesen von jung an."
„Alan überlebt viel, Meinhardt", tröstete Wolf Dietrich.
„Ein Zuchthäusler, wer gibt dem Arbeit!"
„Wir, Meinhardt!" rief Regina und sprang auf. Totenbleich stand sie vor den Männern, aber aus ihren Augen brach es hervor in überströmendem Mitleid. „Kann mein Mann ihn nicht anstellen, in Klein- Ellern findet er Unterkunft und Brot."
„Keiner wird neben ihm dienen wollen. Und wenn auch, im Streite, im Trunk vielleicht, fällt das böse Wort „Zuchthäusler"! Dann ist es wieder aus."
„Wie wäre es, Meinhardt, wenn Sie ihn später zu sich nehmen würden? Arbeitet er sich gut ein, so kann Karl Ihr Nachfolger werden. Sie leben so einsam in ihrem Sumpf, dort hat keiner was' zu suchen."
„Herr Baron — gnädige Frau!" Der Alte stürzte zu ihnen hin und schüttelte ihr die Hand und preßte die des Herrn. „Vergelte es Ihnen Gott, ich kann's nicht — ich kann's nicht."
Der Fischmeister ging hinaus, er trug den Kopf wieder gerade auf den Schultern, aber aus den Augen fielen heiße Tränen, die brauchte keiner zu sehen. Zwischen den Eheleuten stand das Schweigen, keiner fand ein erlösendes Wort. Wolf Dietrich vergrub sich wieder in seine Bücher, und Regina tat, als ob sie lese. Nun stand es wieder neben ihr, das Gespenst ihrer Schuld, und blickte mit erbarmungslosen, grausamen Augen zu ihr hin. Aus dem Rauschen des Regens drang eine eintönige Stimme und erzählte: „So wird es dir auch ergehen, dir, der stolzen Regina. Von deinem Schloß werden sie dich holen, und du mußt ins Zuchthaus zu dem Abschaum der Menschheit. Die Strafe, vor der du deinen Vater gerettet hast, trifft dich selber. Und das mit Recht, denn wie sagte Wolf Dietrich: Meineid bleibt Meineid."
„Ich tat es um seinetwillen", schrie es in ihr auf.
„Er hat nicht darum gebeten, er trägt keine Schuld", raunte die Stimme weiter. „Du hobst deine Schwurhand auf und hast falsch geschworen, also dein ist auch die Strafe."
„Niemand weiß darum, wie soll es verraten werden? Ich nehme mein Geheimnis mit ins Grab. Wo kein Kläger ist, ist auch kein Richter."
„Unglück schläft nicht. Wer weiß, wie bald, und du sitzest auf dem Armsünderbänklein wie der arme Karl." Es war zum Wahnsinnigwerden!
Es klopfte. Regina sprang auf wie erlöst und öffnete selbst. Eckardt stand da, der war zum Rapport befohlen, doch bevor er begann, sagte er: „Haben sie es schon gelesen, Herr Baron? Der Karl Meinhardt ist wegen Meineids verklagt. Er wird aus dem Soldatenstand ausgestoßen, und das Zuchthaus ist ihm gewiß."
„Der Fischmeister war soeben hier, Eckardt, er hat es mir gemeldet."
„Der Karl — ich kenne ihn von Kindesbeinen an, nichts Falsches war an ihm. Einen dummen Streich konnte er wohl machen, aber böse konnte man ihm darum nicht sein. Der Anton sitzt in der Küche und heult wie ein Kind — seine Enkelin ist ja dem Karl sein Schatz. Wenn er erst seine Anstellung hatte, sollte geheiratet werden."
„Auch das noch."
„Ich will später mit dem Anton reden", fiel Regina ein und verließ das Zimmer; sie mußte allein sein. Diese Unglücksgeschichte immer wieder anhören zu müssen, das ging über ihre Kräfte. Sie rief den Hund und lief mit ihm stundenlang durch den von Nässe triefenden Forst, bis ihr die Nerven wieder gehorchten. _ (Fortsetzung folgt.)
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