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Werde ich das Werk vollbringen? So fragte sie sich in quälender Sorge. Sie suchte nach dem Unglücksbrief, dann fiel Ihr aber ein, daß Wolf Dietrich ihn zertreten hatte. Eine heiße Flut stieg in ihr auf, ihr Leid wollte sich in Tränen austösen, aber die Augen, die binnen kurzein den scharfen Blicken ihres Freiers begegnen würden, mußten ungetrübt bleiben. Regina erfuhr zum ersten Riale, wie ungeweinte Tränen schmerzen.
Mit einer heftigen Bewegung faßte sie in die dunklen Haarwellen und begann mit fieberhafter Eile ihre Toilette. Was geschehen sollte, mußte bald geschehen. Sie fürchtete sich vor sich selber, sie erkannte ihre Schwäche. War erst das bindende Wort gesprochen, so würde es besser mit ihr werden. Sie liebte und verehrte den alten Herrn, ihm würde sie die Sache ihres Vaters vortragen doch ohne seinen letzten Fehltritt zu offenbaren. Er mußte Hilfe schaffen. Für ihren Stolz war es peinlich, als Bittende zu kommen, doppelt peinlich, da sie von der Erfüllung ihres Wunsches ihr Jawort abhängig zu machen gedachte. Was sollte sie sagen, in welcher Form die ganze fatale Angelegenheit Vorbringen?
Nach längerem Grübeln beschloß sie, der Eingebung des Augenblicks zu vertrauen, und gewann ihre äußere Ruhe wieder. Sonst pflegte sie um diese Zeit einen längeren Spaziergang zu unternehmen, da die Stunden bis zehn Uhr ihr gehörten. Früher bedurfte die Baronin ihrer nicht. War der Sohn des Hauses anwesend, unterblieben diese Wege meistens aus Furcht, durch seine ihr aufgedrungene Begleitung belästigt zu werden, nur wenn der alte Herr ihr seine Begleitung anbot, getraute sie sich, die weitere Umgebung aufzusuchen, er war ihr bester Schutz. Sie hatte oft das Gefühl gehabt, daß der Gutsherr ihre Befürchtungen erriet und sie vor seinem eigenen Sohne schützen wollte.
In ihm hatte sie einen treuen Freund, und er würde sie gern als Tochter an sein gütiges Herz nehmen, das hatte sie schon gestern gespürt. Um neun Uhr pflegte er vom ersten Ausgang zurück zu sein, und darum beschloß sie, ihn in seinem Zimmer aufzusuchen. Dann hatte sie auch Zeit, in Ruhe die Sache ihres Vaters zu führen, ohne befürchten zu müssen, von Wilhelm gestört zu werden, denn dieser hatte die Angewohnheit, sehr spät auszustehcn.
Hastig nahm sie ihr Frühstück zu sich, der heiße, starke Kaffee tat ihr gut, aber ein Blick in den Spiegel zeigte ihr überwachtes Gesicht, das von einer erschreckenden Blässe war. Was tat's, nur voran, alles in ihr strebte der Entscheidung entgegen.
„Schön, daß Sie kommen, Fräulein von Kraußneck", rief ihr der alte Herr bei ihrem Eintritt zu. Es ist lieb von Ihnen, daß Sie mich nicht länger warten ließen. Wilhelm irrt schon seit Stunden draußen umher, seine Ungeduld wird Ihnen ein Zeichen seiner großen Liebe sein."
„Darf ich darum bitten, Herr Baron, mir einige Minuten init Ihnen allein zu schenken, bevor Sie Ihren Herrn Sohn benachrichtigen?"
„Meine Zeit gehört Ihnen, liebe Regina, wie ich Sie jetzt schon zu nennen wage", erwiderte der alte Herr und führte das junge Mädchen zu einem bequemen Sessel in der Fensternische, er selbst zog es vor, umherzugehen, wie es seine Gewohnheit war, wenn ihn etwas erregte. „Und sprechen Sie zu mir, als ob Sie Ihren Vater vor sich Hütten."
„Das Schicksal meines Vater ist es, worüber ich mich mit Ihnen ! aussprechcn möchte. Ihr Rat ist es, den ich erbitte."
„Was ist es mit dein alten leichtsinnigen Herrn, hat er wieder Dummheiten gemacht?"
Regina erzählte kurz so viel von dem Inhalt des Schreibens, wie ihr gut dünkte, und schloß mit den flehenden Worten: „Er muß diesem : Einfluß entzogen werden. Er ist mir stets ein zärtlicher, guter Vater ! gewesen, er darf sich nicht aus dem Kreis seiner Standesgenossen ver- ! lieren und Schande ans meinen Namen bringen, jetzt weniger denn je."
„Das soll er auch nicht. Wie wäre es, wenn wir dem alten Herrn
eine feste Rente aussetzten mit der Bedingung, daß er sich in P.
niederlassen muß. Dort haben wir ihn unter Aufsicht, er findet passenden Ilmgang und kann sein Leben nach seinein Gefallen einrichtcn."
„Ich danke Ihnen," rief Regina aufspringend und zog in überströmender Dankbarkeit die Hand Ellerns an ihre Lippen.
„Nicht so, mein liebes Kind," wehrte er ihr gerührt. „Hier ist von nun an Ihr Platz. Sie sind eine gute Tochter und werden mir auch eine solche sein."
Regina duldete es schweigend, daß er sie in seine Arme zog und herzlich küßte. Sie fühlte sich so geborgen in seinem Schutz und war beglückt durch das feine Verständnis und das gütige Entgegenkommen.
„Es wäre mir als ein Unrecht erschienen Ihnen meine Sorge zu verschweigen."
„Legen Sie nur ruhig alles in meine Hand. Ich werde persönlich mit Ihrem Vater verhandeln, ich hatte ohnehin die Absicht in den nächsten Tagen nach Berlin zu fahren, dann wird alles geordnet werden. Mit Wilhelm werde ich selber sprechen, Ihnen würde es peinlich sein. Und nun Regina, möchte ich den armen Kerl aus seiner Unruhe erlösen. Darf ich ihn herholen?"
„Ja, Herr Baron", willigte Regina mit fester Stimme ein. Es kam eine wunderbare Zuversicht über sie, nun die Sorge um den Vater von ihr genommen war und in treuen Händen lag.
„Ja, mein lieber Vater", verbesserte indessen der alte Herr mit fröhlicher Stimme.
„Mein lieber Vater", sprach sie gehorsam nach, ihre dunklen, sprechenden Augen blickten ihn mit dankbarem Vertrauen an, während den Mund der Anflug eines Lächelns umspielte.
„Mein liebes, liebes Töchterchen", entzückt umarmte Ellern Regina zum andern Male. „Und nun schicke ich dir den Rechten. Mache ihn glücklich, unfern Einzigen, und wir wollen es dir danken."
(Fortsetzung folgt.)
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