Calmer Moikmblatt
Samstag
Beilage z« Nr. 94.
24. April 1S9S.
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Line Lüge.
Roman von Ludwig Rohmann.
(Fortsetzung.)
Berg saß zumeist neben ihr im Garten — friedlich und ruhig. In der ersten Zeit hatte er noch gelegentlich von Horst gesprochen und versucht, Marie zu trösten. In dieser Zeit hatte er Marie auch ein Bekenntnis in die Feder diktiert, das für Horst in erster Linie bestimmt war, und das er dann auch Inge und Paul Mitteilen sollte. Auch über sein Vermögen hatte er Verfügungen getroffen. Den Bornemannschen Kindern sollte vorab voller Ersatz mit Einschluß aller Zinsen werden, und Paul sollte von der Verpflichtung, das Darlehen zurückzahlen zu müssen, ausdrücklich entbunden sein.
Das alles geschah, wie gesagt, in der ersten Zeit; später dachte er an all das nicht mehr, und nichts störte den Frieden seiner schlummernden Seele. Tag um Tag verging ihm so im ungestörten Gleichmut, und die Zeit schien für die beiden still zu stehen.
Ein neuer Abend kam, und er fand Marie und Berg wieder auf ihrem Lieblingsplatz unter einem schlanken Ahornbaum, von wo man aus unter den Zweigen hinweg den Blick in die Runde frei hatte und doch vollen Schatten genoß. Die Sonne stand schon tief im Westen, aber ihre Lichtfülle wurde nicht durch Dämmerschatten aufgesogen. Eine halbe Stunde noch, und die Nacht mußte sich niedergesenkt haben in die schweigenden Langtäler der Berge.
Da kamen zwei Menschen langsam die Straße herauf — lachend und fröhlich. Sie blieben stehen und genossen rückschauend das herrliche Landschaftsbild, sie stiegen weiter höher an und konnten sich nicht satt sehen an der blühenden prangenden Welt. Dann blieb die Dame plötzlich unter einem Aufschrei stehen. „Aber Schatz — was hast du denn?" „Mein Gott, Hinko — sieh doch, das ist doch Marie!" „Nee — wo denn?"
Und nun erblickte auch die kleine Gruppe — Berg in sich zusammengesunken in seinem Stuhl, Marie hoch aufgerichtet und völlig fassungslos in der-^leberraschung. „Na, das muß ich sagen!" Hinko stürmte voran und in den Garten hinein. „Marie — Mädel! So also findet man euch wieder?! Ja, sagt doch nur, was fällt euch denn ein, alle Welt im Stich zu lassen und in einen Winkel zu flüchten, in dem kein Mensch euch vermuten konnte?" Inzwischen war auch Inge herangekommen. Sie schloß Marie stürmisch in die Arme und küßte sie innig. „Gott sei Dank — du Liebe — Böse, daß ich dich wieder habe!"
Marie war totenblaß, sie ließ den Ueberschwang der Wiedersehensfreude über sich ergehen, aber schließlich konnten auch Hinko und Inge sich nicht mehr darüber täuschen, daß sie entsetzt war und das Wiedersehen tief schmerzlich empfand. Berg saß noch immer unbewegt da; er schien von den Ankömmlingen nichts zu bemerken, oder er erkannte sie nicht. Nun sahen Inge und Hinko ihrerseits erschrocken auf die beiden. Marie sah es, und ein unsäglich wehmütiges Lächeln huschte über ihr bleiches Gesicht. Dann nahm sie Hinko an der Hand und führte ihn dicht vor den Kranken. „Vater, da ist unser Hinko, er will uns besuchen — du freust dich doch?"
Berg sah Hinko mit leeren Blicken an. „Ach so — ja," sagte er freundlich lächelnd. Dann war es, als besinne er sich darauf, daß er etwas Verbindliches sagen müsse. „Schönes Wetter," sagte er liebenswürdig, „das Wetter ist immer schön, und man wird so ruhig dabei."
Hinko sah den lächelnden Alten entsetzt an. Der war ja zum Kinde geworden und erkannte ihn nicht. Als er sich erschüttert abwandte, begegnete er Mariens großen, brennenden Augen. „Marie!" sagte er leise. Sie lächelte wieder — ein wehes Lächeln, das den anderen in die Seele schnitt. „So ist er seit vier Wochen schon, und Gott mag wissen was Schlimmeres noch kommt."
„Schlimmeres!" wiederholte Hinko leise. Dabei sah er auf den Kranken, der seinem entsetzten Blick freundlich lächelnd begegnete. Dieses Lächeln — dieses fürchterliche Lächeln. „Kann's denn noch Schlimmeres geben als das?" stammelte er leise.
Inge weinte. „Du Aermste! Was mußt du gelitten haben! Und so ganz allein?"
„Man gewöhnt sich auch ans Alleinsein," sagte Marie müde, „und das ist immerhin auch eine Wohltat. — Aber ihr — wie kommt ihr gerade hierher?" Und dann fiel ihr etwas ein: „Aber ich vergesse ganz: Meinen Glückwunsch zu eurer Hochzeit."
Inge ließ den Kopf sinken. Die Erinnerung an ihr eigenes Glück beschämte sie fast in diesem Schicksalsaugenblick. „Mieze!" sagte sie leise.
Hinko kam leichter darüber fort. „Danke!" sagte er kurz. Dann zog er Mariens Arm in den seinen und ging mit ihr ein wenig abseits. „Nun sag mir, Mieze, was um Gotteswillen ist denn nur geschehen? Hat das in Frankfurt schon angefangen und seid ihr dämm fort? Oder ist das erst hier so geworden?"