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Wien 7. April. Hier nennt man als Ort der Zusammenkunft des deutschen Kaisers mit dem König von Italien Brindisi.
Wien 7. April. Am 21. März erfolgte bei Velatroja ein Zusammenstoß zwischen einer österreichis chen, von einem Fähnrich geführten und einer montenegrinischen Grenz- Patrouille. Die Montenegriner feuerten, die österreichischen Soldaten erwiderten das Feuer nicht. Zwei österreichische Soldaten wurden von den Montenegrinern angehalten und nach der Hauptstadt Montenegros gebracht. Auf die Vorstellung der österreichisch-ungarischen Gesandtschaft in Cettinje erklärte die montenegrinische Regierung, der Vorfall habe sich auf montenegrinischem Gebiet abgespielt. Da der österreichische Fähnrich das Gegenteil behauptet, wurde zur Aufklärung der Angelegenheit eine gemischte Kommission eingesetzt.
Wien 7. April. Nun liegen mündliche Antworten aller Kabinettschess der Großmächte betreffend den Wunsch Oesterreich-Ungarns nach Anerkennung der Annexion und nach Streichung des Artikels 25 des Berliner Vertrages vor und zwar haben alle leitenden Minister ihre Zustimmung zu dieser Anregung ausgesprochen. Wie verlautet, hätten die Mächte die Anerkennung der Annexion Bosniens an die Bedingung geknüpft, daß vorher die Abänderung des Montenegro betreffenden Artikels 29 des Berliner Vertrages gesichert sei, der jetzt auch als erledigt gelten kann.
Petersburg 7. April. In einer der letzten Sitzungen der russischen Reichsduma machte der Abgeordnete Graf Bobrinsky über die angebliche Gefahr einer systematischen Kolonisation der Deutschen im Königreich Polen aufmerksam, speziell in den Festungs-Rayons wie in anderen wichtigen strategischen Bezirken. Bobrinskys Rede machte auf die Regierung großen Eindruck, die eiligst die 10 Gouverneure Polens beauftragte sich zur Sache zu äußern. Die Antwort ist jetzt eingelaufen und lautet beruhigend. Die Gouverneure erblicken in der deutschen Kolonisation keine Gefahr für die Staats-Interessen, ja die Stimmung der Polen selbst gegen die Deutschen soll derart feindlich sein, daß sie den deutschen Ansiedlern streng auf die Fingern sehen.s
Konstantinopel 7. April. Ungeheures Aufsehen erregt ein gestern um Mitternacht verübtes Revolverattentat auf den Chefredakteur des liberalen Organs „Serbesti", Hassan Fehmi, der mit einem höheren Beamten die Karakeuy-Brücke passierte. Der Attentäter, ein Offizier, gab 5 Schüsse ab, durch die Hassan Fehmi getötet und sein Begleiter schwer verwundet wurde. Viel bemerkt wird, daß der Mörder auf der von beiden Seiten mit Posten besetzten Brücke entkommen konnte. Das Attentat wird in Zusammenhang gebracht mit dem vom Serbesti organisierten Meeting zu Gunsten der Preßfreiheit.
Vermischtes.
lieber die Fahrt des Ballon „Württemberg" nach Frankreich berichtet die Neckztg. nun folgendes: Der Aufstieg erfolgte am Sonntag vormittags ^/<10 Uhr vom Hofe des Cannstatter Gaswerks aus; der Ballon stieg gleich ziemlich stark in die Höhe und wurde von dem herrschenden Ostwinde sofort in westlicher Richtung abgetrieben. Der Ballon nahm seinen Weg zunächst links an Leonberg und rechts an Weilderstadt vorüber und überflog dann südlich von Wildbad den Schwarzwald. Der Ballon befand sich in einer Höhe, die zwischen 1200 und 1800 Meter schwankte, lieber dem Schwarzwald war starke Ballastabgabe nötig, um zu starken Gasverlust zu vermeiden. Nachdem der Schwarzwald überflogen war, trat bald Straßburg mit seinem Festungsgürtel und seinem Münster aus dem Panorama hervor; die Stadt wurde etwa 10 Kilometer nördlich passiert. Die Höhe des Ballonflugs erreichte jetzt 2400—2800 Meter. Die Fahrt ging in rasender Schnelligkeit weiter: sie führte über die Vogesen und über Avricourt. Als dieses in Sicht kam, entschloß man sich zur Landung möglicherweise noch vor der französischen Grenze, um den jedem Luftschiffer bekannten Schwierigkeiten, die
sich aus einem Ueberfliegen der Grenze und einer Landung auf französischen Boden ergeben, aus dem Wege zu gehen. Der Wind war jedoch derart stark, daß der Versuch, noch vor der Grenze niederzugehen, sehlschlug. Der Ballon wurde in rasender Eile weitergetrieben und näherte sich bereits der Stadt Luneville, als die Landung ausgesührt werden konnte. Vor Luneville, etwa 15 Kilometer von der Grenze entfernt, überflog der Ballon das französische Fort Nanonvillers. Etwa 6 Kilometer von Luneville entfernt, in der Nähe einer kleinen Bahnstation, erfolgte die Landung, die auf freiem Felde auszusühren wegen des außerordentlich starken Windes unmöglich war, der den Ballon auf dem Erdboden geschleift hätte. Der Führer entschloß sich infolgedessen zu einer Landung in einem Buchenwalde, da der Wald für den Ballon eine Art Sprungmatratze darstellt. Tie Landung konnte, nachdem die Reißleine gezogen war, gegen V-1 Uhr verhältnismäßig glatt bewerkstelligt werden. Menschen, die bei der Landung hätten behilflich sein können, waren nicht in der Nähe. Die Folge der Landung im Walde war natürlich die, daß die Ballonhülle zwischen die Baumkronen getrieben wurde und die Zweige in das Netzwerk und in den Stoff eindrangcn und diesen zum größeren Teil zerfetzten. Der Korb und die Instrumente blieben unbeschädigt. Bald nach der Landung der vier Insassen stellte sich von dem schon erwähnten Fort ein französischer Offizier ein, der den Ballon beobachtet hatte und ihm nachgefahren war; er ersuchte die Insassen des Ballons in höflicher.Weise, ihm auf das Fort zu folgen. Der Ballon wurde festgebunden und mußte nun zunächst im Stiche gelaffen werden. Auf dem Fort erfolgte die Feststellung der Personalien der Württemberger und eine Vernehmung über ihre Reiseabsichten. Die Photographenapparate, welche sie bei sich führten, wurden ihnen cbgenommen, um festzustellen, ob nicht irgend welche verdächtigen Aufnahmen zu er- ermitteln sind. Solche waren aber nicht vorhanden, da es den Lustschiffern auf französischem Gebiet gar nicht mehr möglich war, Aufnahmen zu machen; die Absicht, so schnell wie möglich zu landen, und der Wind schlossen photographische Aufnahmen jenseits der Grenze aus. Die auf- gefundcnen Ausnahmen wurden aber dessen ungeachtet von den Franzosen entwickelt; als sich ihre Ungefährlichkeit herausgestellt hatte, gab man die Apparate jedoch wieder zurück. Aus dem Fort mußten die Luftschiffer von nachmittags 2 Uhr bis abends 7 Uhr verweilen, da zunächst Instruktionen von der nächstgelegenen höheren Kommandostelle eingeholt werden mußten. Gegen Abend traf dann auch noch ein in aller Eile herbeigerufener Zivilkommissar ein, der die Luftschiffer, die sich in der Kantine des Forts inzwischen gestärkt hatten und im übrigen durchaus liebenswürdig und höflich behandelt wurden, noch einmal einem mehr formellen Verhör unterzog. Endlich gegen 7 Uhr abends traf die Order ein, daß die Luftschiffer entlassen werden könnten; sie verließen das Fort, begleitet von einem Soldaten, und begaben sich auf die nächste Bahnstation, von der aus sie nach Luneville weiter- suhren, um dort zu übernachten. Am andern Morgen suchten sie die Erlaubnis der Forstbehörde zur Fällung von drei Bäumen in dem 6 Kilometer von Luneville entfernten Walde, zwischen welchen die Luftballonhülle steckte, nach. Diese Erlaubnis wurde ihnen, nachdem sie einen Betrag von L0 Francs für Flurschaden entrichtet hatten, erteilt. Von der Ballonhülle konnte jedoch nur noch ein Teil geborgen werden, der sofort an die Riedinger'sche Ballonfabrik in Augsburg aufgegeben wurde. Nach Erledigung dieser Arbeiten traten die Luftschiffer, die eine sehr ereignisreiche Fahrt hinter sich hatten, am Montag über Straßburg die Heimreise an. Führer des Ballons« war Herr A. Di er lamm-Stuttgart: außerdem fuhren zwei Stuttgarter Herren, Dr. Elzbacher und O. Dambach, und Herr Koch von Eislingen mit. Die Strecke von Cannstatt nach Luneville (etwa 300 Kilometer) legte der Ballon bei dem starken Winde in 2Stunden zurück (also etwa doppelte Schnellzugsgeschwindigkeit!). Die Fahrt war
reich
an interessanten Eindrücken; die Aussicht war stets klar und unverhindert; die Fernsicht ließ jedoch zu wünschen übrig.
Anekdotenvon König Eduard erzählt Henri Nicolle in einem neuen Buche, das er jetzt unter dem Titel ,I.e8 sonveiain» on psntcmtlos- veröffentlicht. Vor kurzem, bei der Einweihung einer Ausstellung, mußte König Eduard eine Menschenmenge durchschreiten, durch die die Polizisten ihm nur mit Mühe einen Weg bahnen konnten. In der Menge befand sich auch ein Hinkender, der in dem Eifer, schnell bei feite zu treten, seinen Krückstock fallen ließ. König Eduard bückte sich, hob den Stock auf, reichte ihn dem Mann mit ruhiger Selbstverständlichkeit und ging weiter. Die kleine Szene sollte ein Nachspiel haben: wenige Tage später empfing der König von einem Anonymus einen kostbaren Spazierstock, in dem das Datum des Vorfalls eingraviert war, und einige Widmungsworte. Ein anderer Vorfall geht auf das Jahr 1903 zurück, als Eduard Vll. offiziell als König in Paris weilte. Bei dem ihm zu Ehren veranstaltete Rennen zu Longchamps verfolgte er, an der Seite Loubets, mit gewohnter Spannung die Sportsereignisse. Plötzlich zieht ein Schatten über sein Gesicht; er läßt das Glas sinken und blickt mit unzufriedener Miene umher. Der Offizier, der bei ihm Ehrendienst versah, wurde besorgt und fragte nach der Ursache seiner Unzufriedenheit. „Sehen Sie doch nur," sagte der König leise, „sehen Sie, wie die Polizei diese arme Frau da unten behandelt; Sie würden mir einen Gefallen tun, wenn Sie dafür sorgten, daß man aufhört, sie zu belästigen." Wenige Augenblicke später sührte man die erstaunte Frau, eine arme Händlerin, die sich auf dem Rennplatz wenig zu Hause fühlte, auf die Tribüne und wies ihr einen Platz an. Der König war zufrieden und nahm das Glas wieder zur Hand, um das Rennen zu verfolgen. Er hatte gewettet und das Glück war ihm günstig: „Zar" ging als Erster durchs Ziel. „Sehen Sie", sagte der König lächelnd, „Zar" hat gewonnen und ich kann eine hübsche Summe beim Totalisator abheben. Diese kleine gute Frau hat mir Glück gebracht". Ein anderer Vorfall aus seiner Prinzenzeit wird in Londoner Hofkreisen noch heute erzählt. In bitterer Winterkälte ging der Prinz von Wales mit seinem Adjutanten zu Fuß durch die Straßen. Der Prinz hatte kalte Hände. Da kam ihm ein sonderbarer Einfall; an der Straßenecke stand einer jener kleinen Händler, die in London im Winter heiße Kartoffeln zu verkaufen pflegen. Der Prinz kaufte zwei schöne große heiße Kartoffeln ' und der Adjutant folgte dem Beispiel. Man gab dem Händler leine paar Pence, steckte die Kartoffeln in die rechte und die linke Rocktasche und hielt sie dort in den Händen, um sich zu wärmen. Der Händler hatte den Prinzen wohl erkannt, aber schweigend und ohne es zu zeigen, seinen Kauflohn hingenommen. Am nächsten Tage aber prangten an seinem Stand in leuchtender Flammenschrift die Worte: „Hoflieferant des Prinzen von Wales." Schließlich erfuhr auch der Prinz davon und lachend wies er dem schlauen Handelsmann ein ansehnliches Geschenk zu, freilich mit der Bedingung, die schöne lichte Reklame künftig zu entfernen.
G«tte*die«ve
Werfest, 11. April. Vom Turm: 167. Kirchenchor: Erstanden ist der heil'ge Christ rc. Predigtlied 171: Herzog der erlösten Sünder. 9'/i Uhr: Beichte in der Sakristei. 9'/-Uhr: Vormittagspredigt. Dekan Roos. Abendmahl. 2 Uhr: Nachmittagspredigt, Vikar Köstlin.
Hstnmontag, 12. April. 91- Uhr: Predigt. Vikar Köstlin
Zlonner»««», 15. April. 8 Uhr abends : Bibelstnnde t» VereinShanS. Dekan RooS.
Reklameteil.
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