7 Uhr 13 wieder nach Stuttgart zu fahren. Viele drückten die Absicht aus in nicht zu ferner Zeit den Doma wieder besuchen zu wollen. Den etwaigen Besuchern von Teinach aus, dürfte es vielleicht von Interesse sein, zu erfahren, daß im Gasthaus Moersch auch ein Schlüssel auf den Turm zu bekommen ist, sowie daß in nächster Zeit die WeMiarkierung Station TeinachDomaturm ausgeführt wird. Allen Besuchern ein kräftiges Waldheil".

Stuttgart 5. April. Am 8. Mai ds. Js. findet das 100jährige Jubiläum des 7. württ. Jnf.-Regiments Kaiser Friedrich Nr. 125 statt. Bis jetzt sind ca. 12000 An­meldungen ehemaliger Angehöriger eingegängen. Diese werden mittels Extrazügen vom 7.-8. Mai in die Garnison verbracht. Vormittags findet ein Vorbeimarsch aller aktiven und inaktiven vor S. M. dem König statt und zwar nicht wie ursprünglich geplant auf dem Cannstatter Wasen, sondern auf dem Schloßplatz. Die Mannschaften selbst werden am Festtag auf Kosten des Regi­ments bewirtet. Etwaige Anmeldungen inüfsen unverzüglich an das Regimentsbureau gemacht werden, da der Meldetermin schon verstrichen ist.

Stuttgart 5. April. Ueber die Fahrt des gestekiv vormittag von der Gasfabrik Cann­statt aus aufgestiegenen BallonsWürttemberg" find gestern abend 11 Uhr 2 Telegramme hier eingetroffen. Darnach ist der Ballon bei Lune- ville nach 2'/«ständiger stürmischer Fahrt gelandet. Die Insassen Dr. Eltzbacher, Oskar Dambach und. Koch-Eislingen mit dem Führer Alfred Dierlamm sind wohlbehalten, der Ballon jedoch ist zerfetzt und verloren. Die Luftschiffer wurden von einer Patrouille nach dem Fort gebracht, dort einem Verhör unterworfen und dann zur Grenze zurückgeführt.

Stuttgart 5. April. (Strafkammer). Der Zuchthausgesangene Franz Karle entsprang in der Nacht zum 11. Oktober aus dem Zucht­haus Ludwigsburg. Die Flucht hatte er gut vorbereitet. Er verschaffte sich die Schlüssel zu den verschiedenen Türen und schlich sich nach­mittags zwischen 4 und 5 Uhr in das Zimmer des Oberaufsehers ein, wo er sich in einem Kasten versteckte. Als man ihn abends ver­mißte, wurden Nachforschungen angestellt, auch in dem Zimmer des Oberaufsehers suchte man nach ihm. Karle schlief in dem Kasten ein; erst gegen 3 Uhr nachts verließ er sein Versteck, er­brach eine im Zimmer stehende Büchse und stahl daraus 20 //, außerdem nahm er die Mütze des Dheraussehers und einen Totschläger mit. Mit Hilfe einer Leiter stieg er sodann über die Mauer. Er begab sich hierauf in den Schloß­park, wo er sich den folgenden Tag über auf­hielt; die Emmichsburg wählte er zu seinem Versteck. In der folgenden Nacht beging er in

Eglosheim einen Diebstahl, um sich Zivilkleider zu verschaffen. Er kletterte an der Veranda eines Hauses hinauf und stahl aus einem Zim­mer, in dem zwei Personen schliefen, 26 -VH Kleidungsstücke, zwei Uhren und Schmucksachen im Wert von 228 . //. Er kleidete sich in dem Zimmer um und ließ seine Zuchthauskleidung und die gestohlene Mütze zurück. Nachdem er sich einige Zeit im Unterland umhergetrieben hatte, begab er sich nach Frankreich, wo er sich zur Fremdenlegion anwerben lasten wollte, er wurde aber wegen eines Herzfehlers zurückge- miesen. Ende Dezember kehrte er nach Würt­temberg zurück. In der Nacht zum 23. Dezember stieg er in Großgartach nachts durch ein offenes Fenster in die Wohnung eines Oekonomen ein und stahl 184 -.6, einen Anzug und einen Ueber- zieher, zwei goldene Uhren und eine goldene Armspange im Wert von 530 einige Tage darauf wurde er in Tuttlingen verhaftet. Karle war im März 1903 vom Kriegsgericht der 26. Division wegen Fahnenflucht, Widersetzung, Un­gehorsams, Widerstands gegen die Staatsgewalt Nötigung und schweren Diebstahls in 30 Fällen zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Die Strafkammer verurteilte ihn zu weiteren 2 Jahren 6 Monaten Zuchthaus. Der Ver­treter der Anklage hatte 6 Jahre beantragt.

Vom Bezirk Brackenheim 5. April. Die sonnigen Tage locken an allen Ecken und Enden das Grün heraus. Die Wiesen sehen vielversprechend aus. Auf den Aeckern ist die Herbstsaat gut durch den Winter gekommen, in den Weinbergen ist das Holz der Reben gut ausgereift. Die Obstbäume zeigen reichlichen Ansatz. In den Bächen und Flüssen wird Regen­bogen- und Bachforellenbrut eingesetzt. Die Sommersaat ist demnächst beendet, dann wird mit dem Stecken der Kartoffeln begonnen. Die Nächte sind allerdings noch frisch, morgens liegt in der Regel Lieif im Hof. Der Bauer aber hat dies nicht ungern, ein spätes Frühjahr wird im Zabergäu und Leintal gern gesehen.

Ulm 4. April. Die für heute geplante Auffährt des BallonsAugusta" wurde durch die Unvorsichtigkeit eines Unteroffiziers vereitelt. Der Ballon war im Beisein einer großen Zuschauermenge im Kasernenhof der Grenadiere gefüllt worden. Die 4 Mitfahrer waren zum Einsteigen bereit, als durch ein Miß­verständnis die Reißleine gezogen wurde. Die Hülle sank zusammen, und die Fahrt mußte bei dem herrschendem Sturm wohl ein Glück unterbleiben.

Friedrichshafen 5. April. Der heutige Aufstieg des Reichs luftschisf es trug einen rein militärischen Charakter. Graf Zeppelin ist nicht mit aufgestiegen. Ziel und Zweck wurde geheim gehalten. Das Gerücht, das Luftschiff

fahre nach Ulm und werde dort landen, bestätigte sich nicht. Um '/i11 Uhr wurde es in Ravens­burg, um 12 Uhr in Biberach gesichtet. Um 5 schwebte es bereits wieder über dem Bodensee. Zwischen Rorschach und Friedrichshafen setzte es die Uebungen fort und landete nach llstündiger Fahrt um 7.55 glatt und sicher vor der Halle.

Das Gerücht, daß das Reichsluftschiff eine 24stündige Fahrt angetreten habe, brachte zunächst die Einwohnerschaft Stuttgarts in Aufregung. Von hier aus pflanzte sich dasselbe nach allen Himmelsrichtungen fort. In Stuttgart, Eßlingen, Heilbronn und anderen Orten erstiegen große Scharen Schaulustiger die Höhen und spähten nach dem Luftschiff aus. Ihre Mühe war natürlich vergebens, da X l den ganzen Tag über das Oberland überhaupt nicht verkästen und auf seiner Fahrt gegen Norden nicht einmal bis LaUpheim, geschweige Ulm gekommen ist. Auch außerhalb Württembergs scheint das Zeppelinsieber wieder aufgetreten zu sein, da in Karlsruhe, Frankfurt a. M., Heidelberg, Pforzheim, Freiburg, Basel, ja selbst in Straßburg man einem Besuch ent­gegensah, an den sich sogar, wo Garnisonen mit größeren Exerzierplätzen stehen, die Hoffnung auf eine Landung knüpfte. Unter diesem Gesichts­punkt ist es ein Glück, daß die heutige Fahrt bis auf weiteres als die letzte angesehen werden kann, da die Mannschaften des Luftschifferbataillons samt ihren Offizieren bereits morgen auf Oster­urlaub nach Berlin fahren und vor Ablauf von 14 Tagen nicht nach Friedrichshafen zurückkehren werden.

Nachträgliches zur Fernfahrt Zepprtivs.

DieIsar-Zeitung" in Dingolfing schildert die stürmische Begrüßung, die dem Grafen Zeppelin seitens der dortigen Be­völkerung zuteil wurde und fährt fort:Im Volke machte es den besten Eindruck, daß der edle Graf und die übrigen ihn begleitenden Herren mit jedermann freundlich verkehrten und die Leute ihr verzeihliche Neugierde in jeder Weise befriedigen durften. Auf Ersuchen brachte die Frau vom nächsten Hause (Wastl- mühle) dem Bezwinger der Lüfte eine warme Brotsuppe mit Eierschmalz und der Herr Graf nahm keinen Anstand, die ihm in gelb­grünirdener Schüssel in die Gondel gereichte Wassersuppe mit großem Appetit zu verzehren. Ein gleiches taten die übrigen Herren Luftsegler, bei denen sich schon Hunger eingestellt hatte. Von der Wastlmühle beigebrachte 28 Laib Weißbrot waren bald verspeist und die Wirte konnten kaum genug Bier und Proviant bei- bringen, um die paar Tausende der herbei­geeilten Luftschiffbewunderer zu befriedigen. In wohlmeinender Weise wurde Graf Zeppelin von Freifrau v. Grießenbeck-Solemacher zur

Marie sich anschickte das Zimmer zu verlassen. Die sah schelmisch von einem zum anderen und wandte sich dann nach dem Salon.Einer so höflichen Bitte kann ich natürlich nicht widerstehen. Wenn du meinen Trost notwendig haben solltest, geliebter Hinko ich bin hier im Salon zu finden." Sie ging, und gleich darauf klangen die Töne des Flügels in vollen Akkorden durch das Haus. Die beiden Menschen sollten misten, daß sie unbelauscht und wirklich allein waren.

Hinko stand, nachdem Marie gegangen, ein paar Augenblicke un­beweglich; seine Blicke hingen an Ingens jugendlicher Gestalt, und die aufsteigende Bewegung ließ ihn nicht gleich Worte finden. Dann trat er ihr einen Schritt näher.Inge!" Es lag unendlich viel Innigkeit in dem Namen, wie er ihn jetzt aussprach, und Inge war es, als schüttle sie ein Wonneschauer.Inge! Wissen Sie, was in mir lebendig ist, dann brauchts nicht viel Worte; dann misten Sie, daß ich Sie lieb habe und daß ich Sie zu meinem Glücke brauche." Er stand und wartete. Inge!" bat er wieder.

Inge stand unbeweglich und fand kein Wort in der Erschütterung des Augenblicks. Aber dann hob sie langsam den Kopf und sah ihn aus den großen, in feuchtem Glanze strahlenden Augen an; und dann konnte sie nicht mehr los, und ihr Blick hing wie gebannt an dem seinen selbstvergessen)), hingebend, verlangend. Da stieß er einen Hellen Jubel­ruf aus, und im selben Augenblick hatte er die bebende Gestalt in

wildem Taumel an sich gerissen.Inge-mein Lieb mein süßes,

herziges Lieb!" Er bedeckte ihr das Haar, die Stirne, die Augen mit glühenden Küssen, und dann bot sie ihm selbst den Mund dar.Liebster!"

Aus dem Salon klang das Klärchenlied in jubelnden Akkorden durch das Haus, und die beiden glücklichen Menschenkinder lasen's einander aus den Augen: Glücklich allein ist die Seele, die liebt.-

Als Hont abends aus der Praris heimkehrte, fand er einen Brief

auf seinem Schreibtisch, den der Bergsche Diener für ihn abgegeben hatte. Horst las:

Mein Herr!

Ihre Schwester hat die Entdeckung gemacht, daß sie mir von Herzen gut ist. Nun muß ich bedingungslos zugestehen, daß ich das Glück gar nicht verdiene, das in dieser Entdeckung für mich begründet liegt. Aber das Faktum besteht nun einmal, und so Hab ich Unwürdiger denn gelobt, Inge alle Liebe und alles Glück, das sie mir schenken wird, nach Kräften wieder zu vergelten. Wir haben uns heute im heiligen Schatten des Bergschen Hauses über alles das und einiges andere in der bei Liebes- leuten üblichen Weise verständigt, möchten aber auch Ihren brüderlichen Segen nicht entbehren. Also kommen Sie, sobald Ihre Zeit cs erlaubt Sie werden mit Sehnsucht erwartet. * Hinko."

Horst war völlig überrascht. Er war in diesen Tagen nur wenig bei Bergs gewesen. Seine Praxis nahm ihn außerordentlich in Anspruch, und er war abends, wenn er endlich nach Hause kam, so stark ermüdet, daß er zum Gesellschafter selbst für einen intimen Kreis, nicht mehr zu brauchen war. So hatte er keine Ahnung, daß zwischen Hinko, der ihm übrigens sehr gut gefiel, und Inge sich Beziehungen anspannten, die für sie zum Schicksal werden könnten. Und nun war die Sache gar mit überraschender Schnelligkeit schon zum Klappen gekommen!

Er versank in schmerzliches Sinnen, und es tat ihm weh, daß sich das alles schon so bald nach des Vaters Tode gefügt hatte. Aber sein gesunder Sinn wehrte die empfindsame Anwandlung bald wieder ab. Inge warf sich nicht weg. Wenn sie dennoch sich entschloß, einem Manne zu folgen, den sie vor kaum einer Woche noch nicht einmal gekannt hatte, so geschah's doch, weil sie nicht anders konnte und weil sie glücklich war.

(Fortsetzung folgt.)