rechner vorgetragene Kassenbericht weist Erfreuliches auf. Seit dem Bestehen des Vereins wurden ohne die satzungsgemäßen Ablieferungen an den Hauptverein in Teinach und Umgebung allein ca. 3000 -// für Weganlagen und Verbesserungen, sowie Wegbezeichnungen verwendet. Dem Mutterverein Calw wurde öffentlich der Tank ausgesprochen für die tatkräftige Unterstützung anläßlich des in den beiden letzten Jahren bewerkstelligten Wegbaus zur Station Teinach. Im laufenden Jahre wurde beschlossen, die Anlegung eines Wegs zum Beilfelsen, Herstellung eines Fußwegs in der Wolfsschlucht und die Verbindung des Reiterbrunnenwegs mit dem Fußweg nach Martinsmoos. Die Wahlen ergaben die gleiche Besetzung der Vorstandsstellen. Hoffen wir daß sich der Teinacher Bezirksverein auch fernerhin im gleich guten Maßstabe entwickelt.
s:s Unterrreichenbach 23. März. Der gestrige Vieh- und Schweinemarkt erfreute sich eines starken Besuchs seitens der Käufer, aber trotz lebhaften Handelns war doch kein großer Umsatz bemerkbar. Die Eigner wollten nicht viel im Preis herunter und die Käufer benützten die knapp werdenden Heu-Vorräte zum Preisdrücken und so kam mancher eingeleitete Kauf nicht zu Stande. Schweine waren ganz wenig am Platze; es entwickelte sich auch hierin keine große Kauflust, da die Forderungen zu hoch gestellt waren. Zugctrieben waren 72 Stück Großvieh und auch einige Ochsen. Beigesührt wurden t Korb Milchschweine, Erlös pro Paar 4o—50 - //; 2 Kisten Läuferschweine, Erlös pro Paar «0—90 ,//.
Reuenbürg 23. März. Bei Calmbach rollte ein gefällter Baumstamm aus dem steilen Wald aus die Bahnschienen herunter. Das Hindernis wurde noch rechtzeitig bemerkt und der Morgenzug von Pforzheim passierte die Stelle mit einigen Minuten Verspätung.
Neuenbürg 23. März. Am Samstag war in Feldrennach Rekruten ball, dabei hatte einer der Burschen im Tanzsaal einen Revolver bei sich. Ein anderer, der Goldschmied Friedrich Gossenberger, bat ihn um die Waffe, angeblich „damit nichts passiere". Aber als Gossenberger morgens um s-3 Uhr mit seinem Verhältnis, der Poliererin heimging, entlud sich die Waffe und die Kugel traf das Mädchen in den Oberschenkel, sodaß sie sehr schwer verletzt zu Hause liegt. Ob bloß Fahrlässigkeit vorliegt, ist noch nicht festgestellt.
Stuttgart 23. März. Zu der Verhaftung der beiden hiesigen Juweliere Jogues und Julius Zimmer (Vater und Sohn), die mit dem Pforzheimer Golddieb Kiefer in Verbindung standen, erfährt man weiter, daß der ältere
Zimmer gestanden hat, er habe für ca. 40,000 -.// und sein Sohn der zugleich eine Vergoldungsund Versilberungsanstalt betreibt, für etwa 20 000 °// Goldabfälle an Scheideanstalten in Pforzheim, Stuttgart, Gemünd und Frankfurt a. M. abgegeben. Der alte Zimmer hat ferner eingeräumt, daß er dem Kiefer für 6000—10000 -// halbfertige Ware und Abfälle abgekauft habe.
Stuttgart 23. März. Der Ballon Württemberg des Württembergischen Vereins für Luftschiffahrt unternimmt morgen vormittag zehn Uhr von der Gasfabrik Cannstatt aus unter der Führung von Alfred Dierlamm einen neuen Aufstieg, an dem als Passagiere die Herren S. W. Eberhardt und Walter Klinckersuß teilnehmen.
Ludwigs bürg 23. März. Ein Unfall der noch verhältnismäßig glücklich ablief, stieß gestern nachmittag einem schwer beladenen Dungsuhrwerk des Dragoner-Regiments zu, das den Alleenberg herabfuhr. Die Bremsung scheint nicht ausreichend gewesen zu sein. Das Fuhrwerk geriet in Schuß und raste bergab, wobei eines der vorgespannten Pferde seitlich in den Graben geschleudert wurde, ein anderes, das losgekommen war, rannte davon. Das gestürzte Tier erlitt nur leichte Verletzungen, in sehr übler Verfassung wurde aber sein mit ihm zu Fall gekommener Reiter aufgehoben und in das Garnisonlazarett verbracht; er hat eine schwere Verletzung des Kopfes davongetragen und scheint auch einige Gliedmaßen gebrochen zu haben. Der Vorfall hatte einen großen Menschenauflauf zur Folge.
Rotten bürg 23. März. Der Kassier der hiesigen Darlehenskasse, Kaufmann Reinhardt Schnell wurde heute vormittag in seinem Obstgarten tot aufgefunden; er hatte selbst Hand an sich gelegt. Schnell hatte gestern ganz plötzlich seine Stelle als Kassier der Darlehenskasse niedergelegt, worauf die Bücher gerichtlich beschlagnahmt wurden. Die Schließung des Schnell'schen Kolonialwaren- etc. Geschäftes erfolgte heute morgen. Der Betrieb der Kasse wird durch Kaufmann Stemmler weitergeführt. Inwieweit Unregelmäßigkeiten der Kassenführung vorliegen, wird die Untersuchung ergeben.
Reutlingen 23. März. Eines schnellen Todes gestorben ist die Wilhelmine Buckele, Taglöhners Ehefrau von Stuttgart, gestern mittag halb 2 Uhr im Wartsaal des hiesigen Hauptbahnhoses. Die Frau war am Sonntag Aushilfskellnerin in der „Bundeshalle" und scheint etwas rasch auf den Bahnhof geeilt zu sein, um noch den Mittagszug nach Stuttgart zu erreichen. Da wurde sie von einem Schlag- ansall betroffen und starb nach kurzer Zeit.
Ravensburg 23. März. Ein hiesiger Metzgermeister machte seit etwa zehn Wochen die unliebsame Wahrnehmung, daß ihm von seinem Ladentisch weg wiederholt größere Stücke Wurst abhanden kamen; er schätzt den Wert des Gestohlenen auf 30—40 Mk. Dieser Tage ist es nun gelungen, den Dieb in der Person eines noch nicht ganz 12 Jahre alten Knaben, als er eben wieder verschiedene Wurstwaren, insgesamt etwa 4 Pfund wegnahm und unter seiner Bluse verschwinden ließ, zu ertappen. Bei Zuredestellung durch die Polizei räumte er die wiederholten Wurstdiebstähle und weiter ein, daß er anfangs November 1907 einem anderen hiesigen Metzgermeister 130 Mk. aus der Ladenkasse gestohlen habe. Geld und Wurstwaren will er jeweils seiner Mutter gebracht haben. Letztere mußte sich nach hartnäckigem Leugnen zu einem Geständnis bequemen. — In der Nacht vom 18. auf 19. ds. Monats ist dem Bauern Josef Bentele in Gesnauwiesen aus seinem Schweinestall ein junges Mastschwein im Wert von 70 Mk. gestohlen worden. Andern Tags wurden einige hundert Meter vom Stall entfernt der abgeschnittene Kopf, die Füße und ein Teil der Eingeweide des Schweins gefunden. Dem hiesigen Landjäger ist es nach zweitägiger Fahndung gelungen, die Diebe in der Person zweier verheirateter Maurer zu ermitteln und ihnen das noch vorhandene bereits eingesalzene Fleisch abzunehmen.
Friedrichshafen 23. März. Wie aus München verlautet, ist beim dortigen Kriegsministerium die Nachricht eingetroffen, daß das Luftschiff 2 l, günstiges Wetter vorausgesetzt, am 24. März den angekündigten Besuch in München abstatten werde. Auf dem Oberwiesenfeld soll eine Landung erfolgen.
Mannheim 20. März. In der heutigen Sitzung der Stadtverordneten regte Stadtverordneter Fulda an, die Stadt Mannheim solle sich bemühen, eine L u st sch i ff h alle zu bekommen, worauf Oberbürgermeister Martin mitteilte, daß nach einer Mitteilung des Luftslottenvereins alle Aussicht bestehe, daß Mannheim Luftschiffstation werde. Die Gelder stünden zur Verfügung. Gras Zeppelin und die Reichsregierung hätten ihre Sympathie für das Projekt bereits kundgegeben. Diese Mitteilung wurde von allen Seiten des Hauses mit Beifall begrüßt. — Einen verwegenen Ausbruch unternahmen in der vergangenen Nacht zwei Häftlinge aus dem hies. Kreisgefängnis. Sie gelangten auf noch nicht festgestellte Weise aufs Dach und ließen sich mit Hilfe von Leintüchern am Blitzableiter aus das anstoßende Anwesen herab, von wo aus
unter allen Umständen verloren sein. Ich will Ihnen das Fünffache geben und Sie werden damit das Zehnfache verdienen". Er hielt Paul die Hand hin. „Einverstanden?"
Paul stand in freudigem Schreck da und wußte nicht, ob er ein- schlagen dürfe. „Ich weiß wirklich nicht. —"
„Aber es ist mir wirklich ein Vergnügen, Ihnen dienen zu können," versicherte Berg. „Geben Sie mir Ihre Hand! — So, junger Freund. Und wenn Sie mir etwas zu Liebe tun wollen, dann sagen Sie kein Wort des Dankes. Trägt das Geld, wie ich hoffe, Ihnen Früchte, dann wird mir das lieber sein als alle Dankesversicherungen." Er ließ sich wieder am Schreibtisch nieder.
„Sie möchten das Geld sofort haben?" „Wenn es möglich wäre! Ich möchte heute noch oder spätestens doch morgen zurückkehren, um keine Zeit zu verlieren!"
„Sehr schön," lobte Berg. „Wir werden also nach Tisch bei der Kasse vorübersahren, und dann heben wir die Kleinigkeit ab."
Paul war sehr erregt. Die glatte Abwicklung der ganzen Angelegenheit, die ihn dock reckt bedrückt hatte, übertraf alle seine Erwartungen. Nun trat er zu Berg hin und streckte ihm beide Hände entgegen. „Sie wollen keinen Dank, Herr Berg, und ich will auch nicht viele Worte machen. Dafür verspreche ich Ihnen aber, daß ich meine ganze Kraft einsetzen werde, um Ihr Vertrauen zu rechtfertigen. Aber es handelt sich doch nicht nur um mein Vertrauen allein, sondern — für mich wenigstens — um eine Sache, die ihre geschäftliche Behandlung erfahren muß. Wenn ich mir einen Vorschlag erlauben darf —"
„Aber ich bitte!" „Nun, so gestatten Sie, daß ich im ersten Jahre mit dem Gelds wie mit meinem Eigentum arbeite. Zinsen und erste Tilgungsrate in einem Jahr von heute ab."
Berg mußte lachen über den Eifer, mit dem Paul die Sache auf- saßte. „Einverstanden!" Er stand aus. „Aber nun meine ich, es sei Zeit, daß Sie die Damen begrüßen. Uebrigens: Was wir hier verhandelt
haben, geht die Damen nichts an — nicht wahr ? Sie sind lediglich gekommen um Ihre Schwester zu besuchen?"
„Ich danke Ihnen herzlich!" Paul fühlte sich wirklich erleichtert. „Aber nun noch einen Augenblick, wenn ich bitten darf. Ich möchte nur schnell unseren Pastor daheim verständigen."
Berg nahm ein Depeschenformular aus einem Ständer und gab es Paul. Eine Stunde später, wußte Manders, daß die Geldfrage über alles Erwarten günstig geregelt sei. —
Die Mädchen waren im Hause nicht zu finden. Der Diener glaubte, sie im Garten gesehen zu haben, und Berg erbot sich in liebenswürdigster Weise, seinen Gast in den Garten hinaus zu begleiten. Dann müsse er allerdings um Entschuldigung bitten, die Börsenzeit sei nahe und er habe vorher noch einiges zu erledigen.
Sie schritten in den Garten hinaus. Der Tag war schön, und die Sonne strahlte wie im Hochsommer nieder. Die Bäume des Parks aber standen reglos in der lauen Lust, und hier und dort löste sich unter dem wippenden Anflug eines Vogels ein gelbes Blatt aus den Zweigen, das dann langsam und verträumt zur Erde niederschwebte. Dort lag das Blattwerk zu einem bunten Teppich verwoben. Marie litt nicht, daß der Gärtner hier eingriff. Die überstreuten Wege gehörten ihrer Meinung nach zur Poesie des Herbstes — die wollte sie nicht entbehren, so lange das Blättergewirr nicht der Zerstörung durch Regen und Bodenfeuchtigkeit verfallen war.
Berg führte seinen Gast langsam durch die verschlungenen Wege, und er erzählte dabei, wie großen Anteil seine Tochter an der Anlage und Pflege des Gartens habe. Paul zeigte liebenswürdiges Interesse; das war aber nur erheuchelt. Abgesehen davon, daß er den intimen Schönheiten des Gartens ziemlich verständnislos gegenüberstand, wurde es ihm schwer, seine Gedanken aus Tinge abzulenken, die mit seinen Plänen absolut nichts zu tun halten.
(Fortsetzung folgt.)