Galllier Moiüeiiülaü.
Freitag
Beilage z« Nr. SS.
5. März 1S0S.
Eine Lüge.
Roma» von Ludwig Rohm an».
(Fortsetzung.)
„Warum ließ man denn den Herrn allein seine Kulturarbeit vollbringen, warum kümmerte man sich nicht darum, ob sein Werk unter Staatshilfe bester gedeihen und vor allem in jeder Hinsicht sicher gestellt werden könne? — nein, Herr Doktor, hier ist keine Hilfe zu schaffen und ich wage noch gar nicht, mir auszumalen, was die nächsten Wochen schon uns bringen müssen."
Der Arzt stand auf. „Wenn man's so ansieht, dann haben Sie freilich recht," sagte er bekümmert. „Aber ich will doch einmal mit dem Landrat sprechen — vielleicht läßt sich irgend etwas in die Wege leiten. — Leben Sie wohl und auf Wiedersehen bei der Beerdigung." Die beiden Männer schüttelten sich herzlich die Hände. Dann geleitete Manders den Arzt hinaus. Dem kam draußen ein Gedanke.
„Eine Frage noch, Herr Pastor, die Sie mir nicht übel nehmen dürfen. Herr Bornemann ist, wie man so sagt, freiwillig aus dem Leben geschieden, und die Kirche ist in , solchen Fällen eine strenge Richterin. Aber ich darf doch wohl annehmen, daß in diesem Falle —" Manders unterbrach ihn. „Herr Doktor! Der Tote ist uns allen der größte Wohltäter gewesen, und er ist — ich habe das schon einmal gesagt — buchstäblich am Wohltun verblutet. Glauben Sie nun, daß auch nur einer hier es dulden würde, daß inan den seltenen Mann hier in Unehren verscharrte? Nein — was ihm die Kirche und die Menschen an Segnungen und an Ehren noch zu geben haben, das soll ihm werden."
Der Arzt nahm wieder des Pastors Hände. „Ich hab's nicht anders erwartet. Auf Wiedersehen also!" -
Mittag war bereits vorüber, als auch Manders endlich nach Hause gehen konnte. Die Pastorin kam ihm durch den Garten entgegen. „Nun?" fragte er besorgt. „Sie ist jetzt ruhiger und zeigt eine Stärke, die ich ihr nicht zugetraut habe. Willst du gleich zu ihr gehen?" „Natürlich!"
Inge hatte ihn kommen sehen, und nun ging auch sie ihm entgegen. „Herr Pastor, ich bin Ihnen so dankbar —!" Manders hielt ihre Hand fest und legte ihr die freie Rechte auf den Scheitel, während sie zu ihm aufsah. „Sie sollen nicht danken, Inge," sagte er schlicht. „Ich tue nur meine Pflicht und empfinde es schmerzlich genug, daß mir fast jede Möglichkeit fehlt, etwas darüber hinaus zu tun." Dann lenkte er ab. „Ich habe die Lene mitgebracht. Soll ich sie rufen?"
Inge schüttelte den Kopf.
„Später. Ich bin doch noch nicht stark genug und weiß, daß ich meine Fassung bewahren muß." Dann sah sie ihn flehend an. „Kann ich nichts tun? Es quält mich, hier untätig zu sein, während Sie alle Last auf sich genommen haben."
„Nichts!" Manders schüttelte lächelnd den Kopf. „Was geschehen mußte, das ist getan, und der Rest ist ohnehin meines Amtes. Aber Ihnen bleibt ja die Zukunft, und Sie tun genug, wenn Sie jetzt darauf bedacht sind, Ihren Mut für diese Zukunft zu stärken."
Frau Manders kam herein. Sie brachte Tischgeräte und ließ es gern geschehen, daß Inge beim Aufdecken behilflich war. Währenddessen ging der Pastor hinaus, um in den Hausrock zu schlüpfen und es sich bequem zu machen.
Bei Tisch wurde den Kindern größere Freiheit gelassen als sonst. Sie schwatzten allerlei — Kluges und Kindliches; sie wandten sich immer wieder an Inge, und Rudi, der Jüngste, wollte sich absolut nur von ihr das Fleisch schneiden lasten. Das tat Inge denn auch, wider Willen lächelnd über den kleinen Mann, und sie gab auch den anderen freundlich Bescheid, wenn sie sich mit einer Frage direkt an sie wandten. Manders wehrte nur, wenn die kleine Gesellschaft von der ungewohnten Freiheit einen gar zu ausgiebigen Gebrauch machen wollte. Die Pastorin aber
sah dein Treiben mit frohen Augen zu, das war einem schweigsamen Mahl doch tausendmal vorzuziehen und bester als alle Trostsprüche. Sie war recht in Verlegenheit gewesen, wenn nicht die Kinder jede andere Unterhaltung überflüssig gemacht hätten. Man konnte doch nicht von gleichgültigen Alltagsdingen reden, was ihnen allen den Sinn beschwerte.
Nach dem Esten zog Manders sich in sein Zimmer zurück. Es drängte ihn, mit sich allein zu sein und nebenbei auch mit der Grabrede ins Klare zu kommen. Frau Mander aber hatte alle Hände voll zu tun. Inge durfte einstweilen nicht wieder in die Villa hinauf, und auch Horst und Paul sollten im Pfarrhause wohnen, und da gab es eben vielerlei zu besorgen. Inge vermochte nicht viel mitzuhelfen, aber sie war doch nicht unbeschäftigt, und sie empfand das selbst als eine Wohltat.
Abends, als im Dorfe bereits die Lichter brannten, kamen Horst und Paul. Es gab ein erschütterndes Wiedersehen. Namentlich Horst vermochte seine Fassung nur mit Mühe zu behaupten, und während er Inge fest an sich preßte, rannen ihm dicke Tropfen über die Wangen. Paul dagegen beherrschte sich schnell. Er gab Manders und der Pastorin die Hand und erzählte, daß das Telegramm ihn beinahe nicht mehr erreicht hätte. Er habe mit ein paar Kommilitonen gerade einen Herbstbummel durch den Odenwald machen wollen, aber er habe natürlich sofort abgesagt, und nun sei es ja wohl auch mit allem aus und vorbei.
Die beiden Brüder waren in der äußeren Erscheinung bis zur Unähnlichkeit verschieden. Horst war schlank und hochgewachsen, und er machte, obgleich ihm ein kräftiger Blondbart um das Kinn sproßte, einen ungewöhnlich weichen und jugendlichen Eindruck. Er war ganz das Ebenbild des Vaters, — eine verträumte, zart empfindende Natur, und Manders mußte, als er den jungen Mann jetzt teilnahmsvoll ansah, eines Ausspruchs gedenken, den der Kommerzienrat einmal nicht ohne Bekümmernis getan: „Der Junge sieht msr erschreckend ähnlich; er hat die paar Vorzüge, deren ich mich vielleicht rühmen darf, aber er besitzt auch alle meine Fehler, und wolle Gott, daß ihm die weiche, empfängliche Seele nicht zum Verderben werde!"
Ganz anders Paul. Der war untersetzt und kräftig gebaut, das Urbild gesunder Kraft. Die energisch geschnittenen Züge ließen ihn wett über seine Jahre hinaus gereift erscheinen, die grauen Augen blickten kühl und ein wenig überlegen in die Welt: Eine nüchterne, aber dämm nicht eigentlich unsympathische Alltagsnatur.
Manders nötigte seine Gäste ins Wohnzimmer, und während sie voranschritten, erhob er unter dem Einfluß seiner starken Bewegung segnend die Hände. „Der Friede des Herm sei mit euch alle Zeit!" sagte er leise, und nie zuvor war eine innigere Bitte aus seinem Herzen emporgestiegen.
II.
Das Eichsfeld steht in einem recht schlechten Ruf. Nicht seiner Bewohner wegen, denn die sind brav und arbeitssam — ein prächtiger Menschenschlag, in dem noch viel von dem Wesen der germanischen Urväter lebendig ist, der nur sehr unter der Not des Lebens zu leiden hat. Aber landschaftlich gilt das Eichsfeld als öde über jeden Vergleich, und darin geschieht ihm unrecht. Das Eichsfeld ist schön mit seinen Höhen und Tälern, seinen herrlichen Wäldem, seinen idyllisch im WaldgrÄn eingebetteten Dörfern und seinen Ruinen — den verträumten Zeugen einer entschwundenen Zeit, die auch der Eichsfelder sehnsüchtig als die „gute, alte" bezeichnet.
Das Land ist schön, aber es ist arm. Zwar im Untereichsfeld trägt der Boden reiche Frücht und die „goldene Mark" nimmt es mit der „goldenen Aue" und so mancher anderen, als besonders fruchtbar gerühmten Gegend Deutschlands auf. Das Hochplateau des Obereichsfeldes dagegen bringt karge Ernten. Hier ist die eichsfeldische Industrie zu Hause, von hier aus ziehen alljährlich Tausende hinaus, die ihre Kraft in der Heimat nicht ausreichend verwerten können und in der Fremde Arbeit und Lohn suchen müssen. (Fortsetzung folgt.)
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