Calmer WoiÜMMtt.
Samstag
Beilage zu Nr. 42.
2V. Februar 1SV9.
Wetter Keinrich.
Novelle von C. Rathmann.
(Fortsetzung.)
Der Tag verlief um so stiller, als gegen Mittag neue« Schneegestöber die Last zu erfüllen, die Aussicht aus den Fenstern de» Hauses zu verengen begann und jeden Gang ins Freie schwierig machte. Beim Mittagessen fand sich Bodo v. Gravsnreuth zum ersten Mal mit den Mitgliedern der Familie Hagen völlig allein — Christine und Fräulein Münter speisten auf dem Zimmer der elfteren. Der Leutnant, der seit dem Morgen vergeben» auf ein Zusammentreffen mit E.ika gehofft hatte, vernahm mir innerer Unruhe die Nachricht, die die Kommerziemätin ganz gleichmütig mit. teilte. Er fand er schwerer als ji. den U, besänge en zu spielen, der lieber »würdige Gesellschafter zu bleiben und die Anekdoten de» Kammer- zienrat« zu überbieten. Die Genugtuung, die ihm die Nachbarschaft und bas beifällig vergnügte Lachen Fräulein Eva« gewährte, wurde durch die Art mit der Herr Franz Hagen den soldatischen Gast unter seinen Augen hielt, sta'k beeinträchtigt. F anz hatte, sowie seine Mutter erzählte, daß ste Christine und Fräulein E ika auf dem Zimmer der kranken Tochter besucht habe und daß beide dort allein essen wollten einen raschen stechenden Blick aus den jungen Osstzier geworfen, — und diesen um so schärfer beobachtet, je mehr Bodo dts Miene annahm, diese Beobachtung seiner Tischgsnoffen nicht zu sehen. Peinlicher wurde dis Lage, als Fräulein Cordula sich während der ersten Tellsrwechseln« vernehmen lüß:
„Du hättest darauf bestehen sollen, daß unsere Christine und ihr Fräulein zu T.sch kamen. Das Alleinsein kann die Vertraulichkeit zwischen den beiden nur stärken. Und da« Fräulein Münter — ich will!den Herren gleich zugeben, daß ste nicht übel aussteht, formst komme ich doch nicht zu Wort! — gefällt mir in manchem Betracht sehr wenig. Sie kommt offenbar mit falschen Ansprüchen und der vollen Gouvernanten» erhaberheit hierher urd der Verdruß wird nicht ausbleiben.*
„Sie steht eher wie eine Wetterhrxz al« wie eine Gouvernante aus", rief der Kommerzienrat. Laß mir ein für allemal Christine und ihr« Freundin in Frieden, Schwägerin — und Du tue desgleichen, Franz!'
„Ich hrbe nicht die Abstcht, den Frieden de» F äuletu« zu trüben/ sagte der Sohn spöttisch „Mit Schwester Christine stehe ich seit läigsrer Zeit auf dem besten brüderlichen Kriegsfuß und fürchte, daß ste zum Flieder.sWi-ß nicht g-neigt sein wird *
Der Hrusherr brummte etwas U verständliche« zwischen den Zähnen, Fräulein Eoa aber warf ihr Köpfchen zurück und e> klärte mit aller Ent? schtedenhett fiebenzehvjähriger j enger Damen: „Mir gefällt Fräulein Münter, unv ich liebe ste. Ste nicht auch, Herr o. Gravsnreuth?' Der Leutnant, der bei dem Hochwütgen Wort Fräulein Cordula» erblaßt war, konnte j-tzt ein ebenso unl»q reines Erröten nicht hindern urd bemerkte, daß der jüngere Fabrikherr heule jede Veränderung seiner Gesicht« buchte. Er machte eine gewaltsam« Anstrengung, da» Gespräch von der neuen Hausgenosstn weg. Menke», und war so glücklich, daß er ihm fast augenblicklich gelang, die Hrrren in eine politische Erörterung hineinzuziehsn, die während de» folgenden Mahle» immer lebendiger und erregter wurde.
Man stritt nicht, denn man war in den Anschauungen ziemlich einig
und Bodo v. Gravenreuth hielt es für klüger» eine und die andere abweichende Ansicht zu verschweigen; aber mau steigerte sich gegenseitig in eine gewisse Erhitzung und leidenschaftliche« M ßbilligen der Uebelstände der Zeit hinein. Und man tra k sehr viel, mehr al« an anderen Tagen, von dem guten schweren Chambertin de» Kommerzienrats — und blieb schließlich bet einer neuen Flasche diese« Burgunder« fitzen» al« sich die Damen erhoben. Fräulein Evchen's Abschiedrknix fiel etwa« spöttisch au«: „Ich gehe zu Christine und Fcäulein Münter hinauf, ich hoffe, diese find weniger blutdürstig al« Sie, Herr Leutnant.' Bodo lachte — er glaubte jetzt Herr der Situation zu sein und nahm nicht wahr, daß Franz Hagen mit sicherer Hand ihm weit hä figer einschei kte, al« seinem Vater und sich selbst. Ko nmerzienrat Hagen, der bei Beginn der Tafel von einem Whist zu drei sür den Abend gisp ochen hatte, erklärte, nachdem man noch obre halbe Stunde lang in leidenschaftlicher politischer Erörterung gesessen und den roten Wein bi; auf den letzten Tropfen auigetrunksn hatte, daß er zu müde sei und es vorztehe, auf seinem Zimmer etwa» au«zuruhen. Die beiden jungen Männer gingen miteinander die Treppe herab, um in der Veranda vor dem Hause sich die glühenden Gesichter von der frischen Schnee» luft anwehen zu lassen. Franz Hagen schritt mehrere Minuten schweigend neben Bodo her und fragte endlich: „Und Sie, Leutnant — wa« werden ste tun? Wollen Sie zu unseren Damen hknaufgehen? Oder sollen wir un« in dem Zimmer neben dem Gartensaal bei einer verständigen Bowle zu zweien — auf Abschlag für Sylvester — niederlaffen? Heißt da« Weihnacht«, und Festzeit. sich zwischen acht und neun Uhr zu einem Vor» Wäschen auf sein Sofa zurückzuziehen?'
Bodo v. Gravsnreuth lag nicht« an einem Zusammensein mit Franz Hagen, und er fühlte auch dunkel, daß er für heute genug getrunken habe. Aber er hatte den Eindruck, daß Herr F anz Hagen ihn überwachte und daß er den Argwohn de« jungen Fabrikherrn vielleicht am besten zerstreuen werde, wenn er mit unv neben ihm aushalte. Erika diesen Abend noch zu sehen, war nun doch unmöglich — und morgen war wieder ein Lag, den er jedenfalls nicht so zwecklos verlieren woll'e, al» den heutigen. Er stimmt; dem Vorschlag de« unerwünschten Genossen zu, erklärte aber, sich wenigsten» eins halbe Stunde im Salon Hst den Damen dl« Hause« zeigen zu müssen: j V
„Ganz mein Fall," verstchiW'HeH Franz. „Da« heißt, für mich reicht sine Viertelstunde au», un5 ich gehe dann herunter und richte alle« für unser vergnügliche« tßts-L^ßts 'vor. Ich habe ein Rezept, da« e« mit Ihren Krsinorezepten aufnrhmen kann. Ich will Sie aber nicht hindern,, meiner kleinen -Schwester noch eine Viertelstunde den Hofr.zu Mächen -üMrrnd zu lange wird mau St» nicht aufhalten. Dis sichtbaren Damen unseres Haust» scheinen heute so abgespannt, wie die unsichtbaren!'
Der Leutnant zuckte bei der Erwähnung der unsichtbaren Damen ein wenig, ii Herrn Franzens Tone blieb immer ein etwa«, da« ihm peinlich war. Aber dis bedrohliche Minute ging rasch vorüber und Herr Franz Hagen begleitete Bodo getreulich — „wie ein Schäferhund' murrte der junge Offizier innerlich — zu den Damen im oberen Salon. Erkannt« ein dothaft vergnügte« Lächeln nicht ganz unterdrücken, al« auf dem braun«« Sammetdioan nur seine Mutter und Tante sichtbar waren und e» hieß, Eoa sei in Christine« Zimmer gegangen.
(Fortsetzung folgt.)
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