H e r wig von Neckarsulm hatte sich wegen Betrug» und Urkundenfälschung vor der Strafkammer zu Verantworten. Er war früher Korrespondent für Pariser Zeitungen und Mustkzeitschriften; im Jahr 1906 fiedelte er nach Pari» über, wo er einige Zeit für eine Mufikzeitung tätig war. Von Pari» au» sandte er an eine Konzertsängerin in Frankfurt a. M. eine große Anzahl Briefe und Depeschen, in denen er behauptete, daß er ihr Gelegenheit zum Auftreten in Konzerten in Pari« und Nizza unter den günstigsten Bedingungen verschafft Habs. In den Briefen bezeichnet« er sich al» Jmpreffario, Inhaber einer Theateragentur und Redakteur einer Mustkzeitschcift. Er schrieb der Sängerin, daß die Vorträge bereit« vorbereitet seien, fie sei schon aus da« Programm ges-tzt und erhalte 2000 Frc». für ba» Konzert. Um seinen Vor- spiegelungen besseren Nachdruck zu geben, schickte er ihr gestempelte Veit äge zu. Die Sängerin erhielt fast täglich Briefe und Depeschen von dem Angeklagten, in denen er von ihr Vorschüsse ol« Ersatz für angebliche Reisekosten und Reklamezwecke verlangte. Im Ganzen lockte er in diesem Fall nach und nach etwa 1700 Frc». heran». Al« fie keine Vorschüsse mehr geben wollte, drohte ihr der Angeklagte mit Klage und Veröffentlichung. Auf ähnliche Weise suchte Herwig auch noch andere deutsche Künstler und Künstlerinnen auezubeuten, intbesondere Stuttgarter. Er schrieb ihnen, daß er beauftragt sei, für erstklassige Konzertunter, mhmurgen deutsche Künstler zu gewinnen und füllte ihnen hohe Honorare in Au«ficht. Ein Musikdirektor schickte ihm 240 Frc»., in den übrigen Fällen blieb e« beim Versuch. Der Angeklagte trat unter falschem Namen auf. Er wurde im Februar v. I in Paris verhaftet und ausgeliefert. Inzwischen war er längere Zeit in der Anstalt Winr ental zur Beobachtung seine« Geisteizustandrs. Er gab bei der Verhandlung zu, daß er nicht« für die Konzertsängerin getan habe. Der An, geklagte bezeichnete selbst da« Manöver al« plumpen Schwindel. Er wurde al« Schwachkopf und lügenhaft geschildert. Der Sachverständige, Medizinal- rat Dr. Kreuser von Winnental. b zeichnete ihn al« geistig minderwertig. Die Strafkammer ver, urteilte den Angeklagten wegen Urkundenfälschung, vollendeten und versuchten Betrug« in 8 Füllen zu 8 Monaten Sefävgni«, wovon 6 Monate Untersuchungshaft abgehen.
Stuttgart 19. Febr. Wie ein Berliner Blatt zu melden wußte» ist Prof Dr. Vosseler zum Letter de» größten zoologischen Garten«, nämlich desjenigen in Hamburg, berufen worden. Vosseler ist ein Stuttgarter und war früher Assistent an dem Raturalienkabinett und zugleich Pctvatdozent an der technischen Hochschule in Stuttgart. Er war auch al« naturwissenschaftlicher Mitarbeiter an der württembergischen wissenschaftlichen Expedition nach der Insel Kor. Er war ol« Entomologe in Amani (Südw-stafrika) beschäftigt, von wo er am 1. Oktober vorigen Jahre« nach Stuttgart zurückkehrte. Sr wird stch am 1. April zm Uebernahme de« neuen Posten« nach Hamburg begeben.
Großbottwar 19.Febr. Der mysts- riöse Fall der am Bottwarufer gefundenen Krauenkletder hat bereit« seine Aufklärung gefu, den. E« handelt sich um dis weggeworfenen Kleider einer Verstorbenen, die niemand mehr arziehen wollte und deren sich die Hinterbliebenen auf die mitgeteilte Weise entledigten, ein Unfug, der scharf gerügt werden muß.
Mühlacker 19. Febr. Zwei hiesige Fabrikarbeiterinnen, eine verheiratete und eine ledige gerieten auf der Fahrt nach ihrer Arbeitsstätte in Pforzheim heute früh im Arbeiterzug in Streit. Die Verheiratete erwieß sich al» dis Siä'kere und scklug die Ledige so gegen die Fensterscheibe, daß diese zerbrach Der Aizt hatte I V» Stunden zu tun, um die Wunde der Ledigen wieder zu fl.cken.
Plochingen 19. Febr. In Reichenbach lebt ein Fräulein Marie Eberle, die jtzt 78 Jahre alt, seit ihrem 18 Jahre im Bett liegt, also seit 60 Jahren nicht mehr da« Bett verlassen konnte infolge einer Rückgratver- lrtzmg, welche fie stch bei der F ldarbett zuzog. Dte Krank« ist durch den dauernden Aufenthalt
im Bett verhältnismäßig wohl und guter Gesichts- färbe, ebenso haben Gesicht und Gehör durch da« Alter wenig gelitten. Gepflegt wird sie von ihrer Schwester.
Geislingen a. St. 19. Febr. Da« Pferd elne« Hotelomnibuffes scheute gestern in der Haupt- straßs und zertrümmerte mit der Wagendeichsel ein große« Schaufenster der Firma Brüder Landauer, Inhaber Mox Werl; auch die Auslage und dis Einrichtung wurde beschädigt. Der im Schaufensterraum befindliche Dekorateur kam mit dem Schrecken davon.
Rudersberg 19. Febr. In der Nacht vom Sonntag auf Montag ist hier ein Bubenstreich von der schlimmsten Art verübt worden. In dem Obstgarten de« Schultheißen Scheiger von hier find fünf schöne Bäume, die voriger Jahr schon einen bedeutenden Obstertrag geliefert haben, urngesägt worden. Hoffentlich gelingt e«, der Täter habhaft zu werden.
Tübingen 19. Febr. Gestern stand der Studierende Eduard Sch aller von Tübingen wegen der Di>b4ähle im Museum und in dem Philologischen Seminar und kunsthistorischen Institut der Universität vor der Strafkammer. Scheller batte von seiner Mutter einen ausreichenden Wechsel. Trotzdem eignete er stch im Museum au« Zeitschriften. Illustrationen und Büchern etwa 200 Bilder und au« den Universttätrinstituten etwa 1000 Kunstblätter und Tafeln an, ohne je bemerkt worden zu sein. Zu Hau« hat er dis Stempel und Erkennungszeichen wegradiert. Der Wort der entwendeten Sachen wurde von dem Sachverständigen Professor v. Lange auf über 1400 Mk. angesetzt. Der ärztliche Sachverständige sprach stch für dis Verantwortlichkeit de« Angeklagten au». Er wurde deshalb zu drei Monaten zehn Tagen Gefängnis verurteilt und sofort in Haft gerammen.
Konstanz 19. Febr. Sin schwere« Unglück wurde vorgestern nachmittag beim Bahnübergang in der Gebhardstroßs durch die Geiste«, gegenwart dr» Lokomotivführer« vermieden. In dem Augenblick, als der um 5" Uhr hier ein« treffende Etlzug den Bahnübergang kreuzte, befand stch gerade dis nach der Kaserne marschierende erste Kompagnie de« hiesigen Regiment» mitten auf dem Gleis, da dis Barriere offen gestanden. Durch da« schärfste Anziehen der Bremsen gelang e« dem Lokomotivführer, den Eilzug kurz vor den Mannschaften zum Stehen zu bringe». Unter- suchung wegen Offenstehen« der Barriere ist ein. geleitet.
Berlin 19. Febr. Die für dte Besteuerung de« Besitze«etngesktzte Subkommisfion der Finanz. Kommission trat heute zum letzten Male zu- zusammen. Wie verlaufet, wurde auch heute über die Veredelung der Matrikularbeiträgs nach dem Anträge der Rslchspirtei verhandelt, ohne daß e« zu einem Beschluß kam. Am Donnerstag tritt die Finanz Kommisston selbst zusammen, um zunächst den Bericht der Subkommisston entgegen zu nehmen. — In der Budget-Kommission dk«Reichstage« wurde heute die Beratung über den Etat für Südwestafrika fortgeßtzt. Bei dem Kapitel Militär-Berwaltung ersuchte Oberst v. Estör ff, der Kommandeur der Schutztrupps, von j-der Verminderung der Schntztruppe obzusehen. Eine Subkommisston soll die g°samten Verhältnisse der Militär-Verwaltung prüfen. Der für den Betrieb der Linie Lüderitzbucht—Ketmanrhop eingestellte Betrag von 250000 wird um 150000 ^ gekürzt.
Rom 19. Febr. Der berühmte japa- nische Seirmologe,Prof-ssorOmori,welcher in amtlichem Auftrags in Messina weilt, erklärte, da« Erdbebengebiet in Sizilien und Kalabrien Habs nicht« mehr zu besü chten. Dis Erd- erschütterungen würden zwar noch eine Wells fortdauern, doh würden fie unbedeutend sein und keinen Schaden verursachen. Die zerstörten Städte dürften, wenn auch mit Anwendung der von der Wissenschaft empfohlenen Vorstchtsmaß- rrgeln ohne wettere» wieder aufgebaut werden.
Petersburg 19. Febr. In hiesigen offiziellen Kreisen wird in allernächster Zeit ein vsterretchrsche« Ultimatum an Serbien er-
wartet, bas dis Abrüstung fordern werde. Andernfalls werde Oesterreich einen Strafzug gegen Serbien unternehmen. Rußland bürste trotz de« Geschreis« derpanrlawiflischen Kreiseneutral bleiben.
London 19. Febr. Auf der Unglück«, grübe in West-Stanley spielten stch herzzerreißende Szenen ab bei der Rekognosclerung der an die Oberfläche gebrachten Leichen durch dte Angehörigen. Viele der Toten find so entstellt, daß ihre Identität noch nicht festzustelle» war. Dte Arbeiten zur Bergung der «och in der Grube st südlichen Toten dauern fort. Ein großer Teil der Bergleute scheint den giftigen Gasen erlegen zu sein. Au« der Grube wurdm 34 Bergleute lebendig und 150 al« Leichen herausgebracht.
Standesamt Calw.
Geborene.
14. Febr. Adolf Karl, S. d, Franz Wilhelm Steck,
Handelsgärtners.
10. „ Albert Heinrich, S. d. Ernst Albert
Wochele, Lederhändlers.
11. Hans Friedrich, S. d. Jakob Alber,
Banwerkmeisters.
G estorbene.
15. Febr. Karl Wilhelm W dmann, S. d. Friedrich
Widmann, Maschinenstrickers, 16'/« Jahre alt.
16. „ Frida Magdalene, T. d. Wilhelm Neck»,
Lohnkutschers, 3 Jahre 11 Monate alt.
landwirtschaftlicher Kkzirksverein Lai«.
Am Matthiasfetertag Mittwoch, de» 24. ebrvar. «achm. '/-2 Uhr, findet im Garten des errn Buchhändler Gundert in Calw eine praktische Demonstration über Veredlung, Verjüngung und Bespritzen von Obstbäumen, sowie über Beschneide« von Zwergobstbäumen statt.
Hiezu wird jedermann freundlichst eiugelade«. Calw, 17. Februar 1909.
Der Vereinsvorstand. Reg.-Rat Voelter.
Bekkuulmachuug.
Den Vereinsmitgliedtrn wird die Versichert»«- gegen Haftpflicht auf Grund des mit der Wilhelm« in Magdeburg abgeschlossenen Vertrags wiederholt dringend empfohlen, da ihnen hiedurch eine ganz günstige Gelegenheit geboten ist, stch bei äußerst mäßiger Prämie außerordentlich günstig zu versichern.
Calw, 17. Februar 1909.
Der Vereinsvorstand.
RegterungSrat Voelter.
«eklam-teU.
Allen denen, welche an Verdauungsstörungen und deren Folgen, wie Magenschmerzeu, Magenkatarrh, Magenkrampf, Kopfweh, Herzklopfen, Blutarmut rc. leiden, teilt Herr Jos. Herre, Strickereibes. in Neufra B 2 (Hohenz.) gerne und unentgeltlich (lediglich geg. Rctourmarke für Antwort) mit, wie er von setuem ähnlichen Leiden ohue Heilmittel bestell wurde.
übertresten alle deutschen unci lremcien fabrilcate liurcii saubere Herstellung unci appetitliches Iroclrenversalircn, vvclclie hohen V^oklgeschmacli unci schönstes Aussehen gewährleisten.
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