««üblicher Jäger und bi« in die letzten Jahre hinein hat er da« edle Waidwerk aurgkübt. Wir hatten im vergangenen Spätherbst die Freude, daß der beinahe Hundertjährige nach einer Treib, jagd, die sein in Pari« lebend« Sohn veranstaltet hatte, noch ganz musper amletzten Triebe* teil« nahm und sich dabei Leberspatzen, Bier und Zi­garren gleich dem letzten von un« auf» Bests schmecken ließ. Dis Einladungen zu seinem Geburtsfeste hat er selbst olle mit deutlich« Hand unterschrieben.

Tübingen 12. Febr. Der beim Schult­heißen amt Lustnau flüchtig gewordene Schreib- aehtlse Werner kam bi« Marseille, «o ihm da« Veld au«ging; er wurde von seinen Angehörigen «ied« nach Hause gebracht.

Ulm 12. Fkbr. Vor dem Schwurgericht ßand gestern d« 36jährige Dienstknecht Josef Metzger von vartholomä unter der Anklage der Brandstiftung. Der Beschuldigte war im Sommer vergangenen Jahre» auf dem Gräflich Rechberg'schen Messelhof bei Geislingen als Pferde, knecht tätig. Am 8. November tranken etwa sieben Knechte zusammen ein Faß Bier. Da« Gelage wurde durch den vom Aufseher gegebenen Auftrag zum Füttern d« Pferds unterbrochen. Metzger, der stark betrunken war, zündete beim Gang in den Stall einen mit Stroh beladenen Wagen an, wodurch zwei andere Wagen, dcs mit Vorräten gefüllte Schafhau« und eine Wagner, «erkstätte abbrannten und ein Schaden von 39 000 entstand. Die Verhandlung ergab,

doß der Beschuldigte etwa« geistig beschränkt ist, er selbst will durch den Biergenvß so verwirrt geworden sein, daß er nicht mehr wußte, was er tat. Sr wurde unter Annahme mildernder Um- stände zu acht Monaten Gefängni« verurteilt.

Raven«burg 10. Febr. Ein miß­glückte» Jubiläum hat der Strafgefangene Albert Sa vier, Schloff« von Ulm, erlebt. Derselbe verbüßt zur Zeit im Landesgefängni« Nottenburg Gefängnisstrafen von zusammen 9 Jahren, die in den Jahren 1906 und 1908 von der Strafkammer de« Landgericht« Tübingen und vom Schwurgericht Hall wegen schweren Dieb­stahl«, versuchten Totschlag« u. a. V. gegen ihn erkannt worden find. Er ist 99 mal vorbestraft, Ende 1908 machte er bei der Staatsanwaltschaft Raven«burg die Selbstauzetge eines von ihm angeblich im November 1906 in Friedrichshofen verübten schweren Diebstahls. Als Grund dieser Anzeige gab er an, er wolle durch Verhängung der hundertsten Strafe ein Jubiläum feiern und vor allem erwirken, au« dem Landesgefängni« in da« Zuchthau» Ludwigrburg zu kommen. Tat. sächlich war der von Saut« zugestandene, heute vor der Strafkammer in Ravensburg verhandelte Diebstahl begangen worden. Such stimmten ver­schiedene Einzelheiten. Doch blieben einige Punkte nicht ganz aufgeklärt, so daß zum Leidwesen de« Angeklagten, die Strafkammer sein Geständnis für unglaubwürdig «achtete und ihn freisprach.

Frisdrtch«hafen 12. F«br. Me er. «artete Abteilur g de« Berliner Luftschifferbataillon» ist gestern hi« eingetroffen und in der Stadt einquartiert worden.

Gammsrtingen 12. Febr. Einige ver- gnügte Stunden «lebten im Laufe d« vorigen Woche die Passagiere de« nach Engsttngen fahrenden Mittagrzuge». Wohlgemut rutschte da« Zügle d« Station Haide zu, als »« plötzlich an d« Lokomotive einen Knox gab, diese stehen blieb und unt« keinen Umständen mehr zu bewegen war, wsiterzudawpfen. Ein Bruch an der Maschine war die Veranlassung; daß darüber da» reisende Publikum nicht sehr «baut war, läßt sich denken. Plötzlich ertönten au« einem Abteil lustige Weisen. Eire gerade im Zuge befindliche pfälzische Musik kapelle, die nach Reutlingen fahren wollte, in« tonierte diese, und nicht längs stand e« an und die ganze Reisegesellschaft war in dem Wagen versammelt und war ein nicht undankbare» Pub. likum. Rach ungefähr 2 Stunden kam die er. betene Hilfe von der Zentrale und lustig dampfte nuu da» Zügle seinem Bestimmungsorte entgegen. Mau ist hi« allgemein der Ansicht, daß die alten, leichten Maschinen zu den neuen großen Wagen

zu schwach find und durch stärkere ersetzt werden müssen, wenn dis vielen Maschinendefekte und Berkchr«störungsn vermieden werden soll«.

München 11. Febr. In der Nähe de« Nymphenburger Volksgarten» rannte gestern Abend ein Automobil gegen einen Baum, wobei ein 8jähriger Knabe, Enkel de« früheren Bürg«, meist«« von Nymphenburg, getötet wurde. Dieser wollte noch rasch zur Seite springen, geriet aber mit dem Kopf zwischen den Baum und eine Laterne de« Fahrzeuge», wobei ihm der Schädel vollständig zerquetscht wurde. Von den Insassen de« Automobil« wurde ein Herr schwer, eine Dame leicht« vsrktzt. Der Chauffeur soll die Schuld an dem Unfall tragen.

München 12. Febr. Die sonst gut informierteMünchener Ztg." erfährt, daß dis dierjährkgsn Kaiser.Manöver zwischen Stuft, gart, Heilbronn und Cratlrheim die größten werden, dis Deutschland jemals gesehen haben wird. Fast rin Viertel de« ganzen deutschen Heere« soll vor dem Kaiser manöverieren. Diese Meldnng wird auch von eingsweihten militärischen Kreisen bestätigt. Bezeichnend ist die Tatsache, daß der Befehl ergangen ist, die Anordnung streng geheim zu halten, damit der Prcffe und dem Parlament keine Gelegenheit gegeben wird, die Sache zu erörtern.

Berlin 12. Febr. Die Ermittelungen in Sachen der Attentate gegen Frauen und Mädchen gehen nur langsam vorwärts. Eins dluiliche Spur dk« Täters war auch bis gestern Aberd nicht zu erlangen. Ei hat sich inzwischen noch ein junges Mädchen, da« vierte gemeldet, da« von dem Unhold am Schlesischen Busch in gleicher Weise wie dis übrigen Opfer angesallen wurde. Die Kleider waren durchstochen, da» Mädchen ist jedoch mit einer geringfügigen Haut- verlitzung davon gekommen.

Berlin 11. Febr. König Eduard verlieh dem Oberbürgermeister Kirsch ner den Royal Viktoria Orden mit Stern und sandte ihm mit einem liebenswürdigen Handschreiben 100 Pfd. St. für dis Armen Berlin«. Bürgermeister Dr. Reicks und Stadtverordnetenvorsteher Michelst erhielten den Royal Viktoria Orden am Bands. Fräulein Kirschner wurde mit einer kostbaren Brosche beschenkt. König Eduard verlieh ferner den Herren der Ehrendienste« Ordenraurzeich. nungen. Generaladjutant v. Loswenfeld und Oberst v. Bitter wurden durch wertvolle Geschenke au«, gezeichnet.

Berlin 12. Febr. Da« englische Königspaar hat heute Nachmittag Berlin vom Lehrter Bahnhofe au» wieder verlassen. Trotz der strengen Kälte hatten einige tausend Personen die Zufahrtsstraßen und den Platz vor dem Bahnhof besetzt. Der Zutritt vom Vahrhof, der noch den Schmuck von der Ankunft der eng­lischen Herrschaften trug, war nur gegen besondere Erlaubnirkarten gestattet. Um 4'/« Uhr begann sich der Bahr Hof mit Mitgliedern der englischen Kolonie und der zum Ehrendienst befohlenen Herr, schäften zu Mm. Kurz nach 5 Uhr «schien der Kaiser in englischer Admiral«.Uniform, die Königin Alexandra zum Salonwagen begleitend. Dann folgte König Eduard, ihm zur Seite die Kaiserin. Von Prinzen de« königlichen Hause« war nur Prinz Heinrich erschienen. Die englischen Herrschaften verabschiedeten sich zunächst vom Gefolge und hierauf unter Umarmung vom Kais«, paar. Königin Alexandra bestieg dann den Salon­wagen und ihr folgte der König, d« sich vom Fenster de« Wagen« au« einige Zeit auf« Herz Itchste unterhielt. Um 5 Uhr 10 Min. dampfte der Zug zum Bahnhof hin au», von lebhaften Hoch, und Hurrarufen begleitet. D« Kaiser zeichnete dann noch mehrere Herren de« Gefolge« durch Ansprachen au» und unterhielt sich noch längere Zeit mit dem englischen Botschafter Sir Goschen. Auf der Rückfahrt brachte da« Publikum lebhafte Ovationen au«.

Mailand 12. Febr. Infolge de« anhal­tenden Schn erfülle« ist der Verkehr für die große Vicwr Emanurl Gall-rie geschloffen worden, da so große Schnekmcffen auf der» Glasdach liegen, daß man seinen Einsturz befürchtet.

vermischter.

Wie man fliegen lernt. Wilbur Wright ist in Pau wieder an der Arbeit; « voll- brachte zwei neue Flüge, die dis Sachverständigen mit Bewunderung erfüllten. Bei dem einen, der 15 Minuten währte, verließ Wright die Grenzen der Uebungiplatzer und flog vier englische Meilen weit über die große Landstraße, die von Pau nach Bordeaux führt, dahin. Sein Erscheinen in den Lüften erregte bet den Bauern höchster Erstaunen; die Pferde und die Ochsen der auf der Landstraße fahrenden Wagen wurden durch da« seltsame Geräusch di« über ihren Köpfen dahinsausendsn Asroplar.s beunruhigt und mußten mit Mühe gebändigt werden, obgleich sie durch die Automobile an dar Raffeln von Motoren gewöhnt find. Den zweiten Flug unternahm Wright mit seinem Schüler Tissandier, mit dem er 28 Minuten in den Lüften blieb und eine Reihe verblüffender Wendungen aurführte. Tiffandirr hat einem Korrespondenten diesen Prob,flog geschildert:Vor dem Aufstieg erklärte wir Mr. Wright, daß der Zweck de« Fluges zunächst nur der sei. mich mit der Handhabung der Steuerung bekannt zu machen. Ich möge nur geradeaus zu fliegen versuchen und Wendungen einstweilen ihm überlassen. Ich saß rechts neben Mr. Wright und hielt die Duplikate der Steuerhebel in den Händen. Es war ver. einbart, daß Wright mir durch eins Berührung anzeigen würde, wenn ich die Steuerung ihm allein überlassen sollte. Der Versuch verlief wie ein« erste Unterrichtsstunde im Radfahren oder im Lenken eine« Automobils. Ich fand, daß es sehr schwierig war- die Maschine in einer Linie fliegen zu lassen und unter meiner Steurung mochte fis allerlei Höhenkmvm, die Mc. Wright korrigierte. Al« wir später Wendungen machten, fühlte ich, wie Mr. Wright die Kontrolle übernahm; ich ließ dis Steuerhebel locker und folgte nur mechanisch mit d« Hand den Bewegungen. Obgleich dis körperliche Anstrengung nicht groß war, schmerzten mich meine Arms. Ich werde.gewiß noch manche Stunde nehmen müssen, ehe ich den Apparat geradeaus lenken kann, von Wendungen und schwierigen Manömrn noch gsrnicht zu reden." Lazars Wsiller, Wright« Finanzmann, wollie dem Flugtechniker einen Scheck über 200000 über, reichen.Sie haben vollbracht, was Sie unter- nommen haben, und ich Habs Ihnen einen Scheck über 200000 ^ als dis Hälfte der vereinbarten Summe gleich mitgebracht." Aber Wright schüttelte den Kopf und in seiner wunderlichen abgerissenen Weise meinte er: .Nein, behalten Sie r» doch, bi« mein Bruder Orv'.lls kommt und geben Sie e« ihm. Ich habe gerade den 800 ^ Preis von dem Sari he Aeroklub bekommen und da» genügt mir für die nächsten zwölf Monate." Die Anek- dote illustriert dis einfache Lebenrweise de» Amerikaner«, der nicht schnell genug die für ihn reservierten besten Hotelzimmer verlassen konnte» um seinen Schuppen zu beziehen, wo er ungestört seiner Arbeit nachgehen kann. Ec sträubte sich sogar anfangs gegen den Koch, den das Aviation«, komites von Pau für ihn zur Verfügung gestellt hatte.

«tmrde-Et Galtv.

Geborene.

2. Febr. Albert Karl, S. d. Friedrich Lutz, Metz» germeisterS.

4. Jakob Friedrich, S. d. Michael Ganz.

Horn, Spinner«.

4. Luise Karoline, T. d. Heinrich Kliugler,

Malergedilfen.

6. Friedrich Georg, S. d. Johann Ada«

Broß, Schutzmanns.

8. Georg August, S. d. Christian Gottlieb

Rau, Jacquardwebers.

g. _ OSkar, S.d.GotlliebBertsch, Hilfswärter.

10. Berta Luise, T. d. Georg GoMteb B«l»

ltnger, Appreteurs.

Getraute.

12. Feor. Hermann Schmidt, Sergeant beim S.

BeztrkSkowwaudo und FridaLuibraud, Oberamtsdienerstochter von hier.

Gestorbene.

11. Febr. Elsa Johanna, T. d. Johann Georg

Frank, Bäckermeisters, 4'/, Mon all. 11. Jobann Ulrich Hermann, S. d. Johann

Matthäus Weißer, Maurers in Tetnach, 7 Jahre 11 Monate all.