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ist, desto «ehr setzt bet ihr die Kritik ein und wenn auch nicht alle Deutschen mit der 20jähr. Regierung de« Kaiser« zufrieden find, so ist da» auch nicht verwunderlich bei so vielen Mil» lionen Menschen, denn allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann. Der Kaiser habe auch nach der rein menschlichen Seite hin vortreffliche Eigenschaften, er habe größte« Interesse für alle auf der Erde sich abspielenden großen Ereignisse, wie er denn z. B. da« große Werk unsere» Landimanv« Graf Zeppelin auf« höchste bewundert und mächtig gefördert habe. Er führe ein vorbildliche», deutscher Familienleben und man könne von ihm ohne Uebertreibuug sagen: Er ist ein Mann, nehmt aller nur in ollem. Er habe die Krone mit Ehren und Segen getragen und man dürfe besonder» an ihm schützen, daß er stet« mit offenem Visier, selbstlor und uneigennützig für de« Reiche» Wohl einxetreten sei; ernste, pflichtgetreue Arbeit sei ihm ein Bedürfnis; schöne Erfolge habe er «ährend seiner Regierur gszeit aufzuweiien, man dürfe nur erinnern an die Kranken« und InvslidilättVersicherung, an die Arbeiterschutz- gesetzgebrmg und an die Einführung de« Bürger« liehen Gesetzbücher. Solche Friedenrar beit zu tun und zu erhalten sei sein ehrliche« Streben und sei eine sichere Gewähr für die Erhaltung der Frieden«. Man könne dem Kaiser die Hochachtung nicht versagen, denn er sei für seine Kriegsmacht und für olle deutschen Bürger ein Vorbild gewissenhafter Pflichterfüllung. Möge der Kaiser, der jetzt auf der Höhe de» Lebens steht, noch viele Jahre zu de« Volke« Wohl und Ehre regieren, wögen die Bande zwischen ihm und dem Volk sich immer enger knüpfen, möge der Kaiser sich stark fühlen in dem Bewußtsein: Liebe der Vater- lande«, Liebe de« freien Manne» gründen den Dhron. Brausend erklangen die Hochrufe auf den Kaiser durch den Saal, die Versammlung sang mit Begeisterung Hei! Dir im Sicgerkronz, Herrscher der Vaterland», Heil. Kaiser Dir. Auf die Kaiserrede folgten noch weitere Ansprachen, die mit Schwung und Begeisterung vorgetragen, die hehre Bedeutung de« Lage« beleuchteten und ebenfoll« stürmische Aufnahme fanden. Prof. Beurlen feierte das deutsche Vaterland, Handele» schuldirektor W eber die deutsche Kaiserin u. Real» lehrer Grün da« deutsche Kriexrheer zu Wasser und zu Land. Rege Abwechslung zwischen die Reden brachten die Liedervvrträge eines Loppelquartett« und de« Sinxchorr de« Militär verein« sowie Violtnvorlräge durch Schüler der Handelsschule. Damit waren aber die Vorträge noch nicht er« schöpft. Handelrschüler Haa« toastete auf die Veteranen. Zustellung«becmter Rack auf dar deutsche Volk, dem Alliierten der Veteranen, Finanzamtmvnn Dreiß feierte in einem stim» »ungirollen Gedicht die Treue zu dem Kaiser
und Zahntechniker Bayer gab seiner Begeisterung für Kaiser und Nation gebührenden Sur druck. Mustkvorträge der Stadtkaprlle und allgemeine Gesänge patriotischer Lieder trugen ebenfall« zum Gelingen de« Abend« bet. Tine überaus herzliche, von hohem patriotischem Geist getragene Feier war er, dis die Ealwer Bürgerschaft dem Kaiser bereitete, eine Feier, wie sie nicht schöner gedacht und ausgkführt werden konnte. Alle Teilnehmer, besonder« auch der Vorsitzende, der ganz in seinem Element war und mit großem Geschick die Feier arrangiert hatte, können mit großer Genugtuung auf die harmonisch verlaufene Feier zurückblicken.
Calw 27. Jan. Am Montag Abend hielt die hiesige Ort«gruppe der Deutschen Partei im Gasthaus zur Schwane hier eine Monats- Versammlung ab» bei dem auch die jungliberale Partei vertreten war. Die Erschienenen wurden von dem Vorsitzenden, Fabrikant Georg Wagner, herzlich begrüßt. Hierauf erstattete Oberlehrer Müller einen eingehenden Bericht über den äußern Verlauf und dis Verhandlungen der dies- jährigen Landerversammlung der Deutschen Partei. An den Bericht schloß sich eire lebhafte Debatte an, die sich besonders mit der Finanzreform im Reich, mit den Eisenbahrvcrhältriffen in Württemberg und mit der Volkrschulrovclls beschäftigte.
Stuttgart 26. Jan. Die Obsternte der Jahres 1908 ergab, verglichen mit derjenigen im Mittel der zehn Jahre 1898—1907 für N.pfel 2172862 (-i- 1416003) Doppel» zentrier, dar he'ß: gegen den Durchschnitt ein Mehr von 198.9 "/«, Birnen 410372 (-s- 146615) Doppelzentner, sonach mehr 55 °/», Pflaumen md Zwetschgen 95486 (-)- 37021) Doppelzentner, also mehr 63 3°/», Kirschen 23849 (- 4677) Doppelzentner, somit weniger 16 4 °/» als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Die Bpfelernte war so reich, wie noch selten. Seit 1878 hat es nur lm Jahre 1900 einen höheren Bepfel- ertrag gegeben; 1888 war der Ertrag pro Baum etwa« höher, der Gesamtertrag aber geringer. Von den vier nüitttU belgischen Kreisen war verhältni«mäßig am besten der Ertrag an Bepfeln, Birnen und Kirschen im Doraukreir, in Pflaumen und Zwltschgen im Jagflkrets. Im Bezirk Böb» lingen betrug der Durchschnittsertrag in Aepfeln von einem Baum 791 kx. von einem Birnbaum 41,1 kx. Die meisten Zwetschgen pro Baum gab es in Calw, nämlich 17,1 kx die meisten Kirschen in Besigheim, nämlich 16 8 kx pro Baum. Entsprechend der großen Ernte haben auch die Preise einen Rückgang erfahren. Im Landerdurchschritt und verglichen mit den letzten zehn Jahren stellt sich der Durchschnittrprei« für Aepfel auf 5,11 (— 2 63) *6, Birnen 403 (— 3.71), Pflaumen md Zwetschgen 6.01
„Sehen Sie keinen Schritt weiter urd so bald alr möglich zurück!" unterbrach die Römerin dis beabsichtigte Aufforderung, ihm den nächsten Weg besser zu dezeichreu. ,Dc« Weppen ist im Turm — aber F ork hat er vor einer Woche oder länger hin ein ge malt. Wenn Sie mir nicht Glauben schenken, so fird Sie verloren oder doch in schwerer Gefahr — Sie kommen heute nicht rach Rom zurück. Ich weiß, was man Schlimme« vorhot, ich will nicht» daß Ihnen, der so wohltätig und gut gegen uns gewesen ist, ein Leid auch nur drohe. Und ich will nicht, daß Ihr Lon bemann, der nun eirmal wein Morn ist, sich mit Gaunern md Räubern zusammen tue und ur« roch elender und verachteter wache, als wir schon find!"
In den schwarzen Augen der Eecca brannte ein düsterer Feuer, ihre Mienen waren von Schmerz urd SSom md Stolz belebt; der Gelehrte, obschon er die Sachlage roch nicht übersah, fing doch an zu begreifen daß et sich uw etwa« Enstes har die. Er hotte nicht erst rölig Fragen zu tun, Frarcekca Holler» wie» ihm den moorüberwachsenen Stein, aus dem sie selbst gesessen hatte, zum Ruheplctz an und nachdem sie sich mit scharfem Blick in der wer scher leeren weiten Runde umgesehen hatte, Hub fie an:
»Ich ließ Ihnen doch sagen, Herr, daß mein Monn, der Undorkbare! einen jähen Zorn urd Haß gegen Sie gefaßt Hobe und bot die Sigrorina mit den goldenen Haaren, Sie vor ihm zu warnen, Herr! Frank wollte er nicht verschmerzen, daß Sie ihm Geld abgeschlagen haben, da« er — die Teufel wögen wissen wozu! — von Ihnen begehrt hat. Er hatte Sie verflucht und mir mit Schlägen gedroht, wenn ich Sie ferner loben und Ihnen dankbar sein würde. Dar war in den ersten Wachen, wo wir au« Rom wieder roch meiner armen Vigne gegangen waren. Da plötzlich fluchte er nicht mehr und sprach sogar Gute« von Ihren. Der heilige Vir cenz verzeihe es mir! ober ich glaubte Frank nicht und blieb in Sorgen und hatte wohl Ursache dazu. Denn eire« Taxe« sah ich ihn hinter der Tenuta San Ctrioca mit Ausonio Acerbo zusammen, der «egen Totschlag»
(— 1,88) «6. Rur Kirschen waren teurer, nämlich 21,90 (-s- 2,93) Im vorigen Jahre waren die Durchschnittspreise für die genannten vier Sorten 12,95/11.15/10,06 und 24.32 Die höchsten Preise in allen vier Obstgatlungen hatte der Ncckarkrei«. Der Gesamtgeldwert de« Obkentrage« berechnet sich für 1908 auf 13 848715 gegen 4 6 Mill im Jahre 1907 und 8.7 Mill. Mark im Durchschnitt der zehn Vo jahre 1898—1907. Noch höher war der Gksamtgelbwert nur in dem sehr guten Obstjahr 1888 (14 MM) und 1900 (192 Mill). sowie im Jahre 1902 (14,1 Mill. ^t).
Untorjettingen OA. Herrenbg. 26. Jan. Aufsehen erregt die gestern durch Gericht und Arzt vorgeriommene Hautsuchung und Beschlag» nähme von Arzneimitteln bei zwei hiesigen Homöopathen, Vater ur d Sohn. Wie man hört, soll die Sache im Zusammenhang stehen mit de« Tode eine« Mädchens von Oberjsttingen, das im Herbst v. I. gestorben ist.
Unterjesingen 26. Jan. Vor einiger Zeit tauchte hier ein angeblicher Altertum«» sammler auf, der sich al» Privatier Echmid von Stuttgart ausgab und bei verschiedenen Bauersleuten vor brachte, er kaufe für die Alter» tumrsammlung in Stuttgart alter Zinrgeschirr und altertümliche Möbel. Da er für die letzteren einen ganz schönen Preis bot, waren die Leute froh, einen so günstigen Abnehmer zu finden, der die gekauften Gegenstände in 8 Tagen mit seinen Knechten abzuholen und hiebei sodann zu bezahlen versprach. Um jede« Mißtrauen zu bes-ttigen, schrieb er dann einen Kaufvertrag, den er mit einem falschen Namen Unterzeichnete. Die mit- gekauften zinnernen Sachen aber wollte er an» geblich in einer Wirtschaft in eine Kiste packen, damit beim Abholen in 8 Tagen die Verladung rasch vor sich gehe. Verlockt durch den günstigen Verkauf ihrer alten Möbel ließen sich die Ver» käufer zur Abgabe ihres Zinngeschirr« ohne Barzahlung bewegen, fie sahen jedoch den Käufer nicht wieder und ebensowenig erhielten fie Bezahlung. Da« Gericht hat sich der Sache angenommen und ist dem „Altertumrhändler", der dis erhaltenen Gegenstände an einen Geschäftsmann in Rottenburg verkaufte, auf der Spur.
Hoch darf 26. Jan. Gestern Nachmittag war der 24jährige Elektrizität arbeiten: Wagner aus Hattenhofen mit Rkparaturabeiten an de« bei dem Orte aufgestkllten Gittermast bezw an den Leitung« drähten beschäftigt. Nach der Fertigstellung der Arbeit schaltete er den Strom wieder ein, wobei er anscheinend die Leitung berührte. Er bekam einen elektrischen Schlag, war seinen sofortigen Tod zur Folge hatte. Ein de« Wege« kommender Fuhrmann sah die Leiche auf de«
acht Jahre unter den Galeoten gewesen ist — und eins Woche später pocht'«, alr ich eben Licht angezündet hatte und mein Mann noch nicht daheim war, und wie ich die Türe auftue, stehen die Gebrüder Lorellt au« Porcigliano draußen und fragen nach Frank. Da« find gefährliche Schmuggler, Herr, und find schon einmal angeklagt gewesen, einen Signor Jnglese in die Sklven geschleppt und dort ein Lösegeld von ihm erpreßt zu haben. Ich erschrak in meine Seele hinein, Signor Federtgo, denn Frank hatte birher doch wenigsten« mit solchen Leuten keinen Verkehr gehabt, als ich ihn ober darum befrug, gebot er mir trotzig Ruhe und Schweigen und ward die Angst nicht mehr los. Und dann hörte ich von Giabowo, dem Hirten, daß sich mein Mann in dem verfallenen Turm bei den Weiden der Gennaro Ojoso zu schaffen mache und in voriger Woche kommt einer Morgen« ein Franzose, mit dem Frank viel sprach, was ich leider nicht verstand. Wie der Fremde gegangen ist, sogt mir Frank, daß er über kurz oder lang mit demselben eine Reise al« Maler tun werde und befahl mir, ihm einige Kleidungsstücke in stand zu setzen und bereit zu halten. Und da wußte ich, Herr» daß etwa« im Werke sei — und nicht« Gute« — und wußte immer an Sie denken, seit ich erfuhr, daß mein Mann Ihnen mit Ladino, dem Eseltreiber, ein paarmal eine Botschaft gesandt habe. Es lag ein Unheil in der Lust und in den Falten um meine« Manne« Mund! Zuletzt gab mir mein Schrtzpairon ein, daß ich den Burschen, den Beppo, der zwischen meinem Monn und den beiden Tore llt lief, einer Tage, abfragte, was er für seine Heimlichkeiten er haste. Und al« er mir sagte, fünf Lire, bot ich ihm ein Goldstück, dar wir die schöne blonde junge Dame bei den Suore dklla Croce in der Abschiedsstunde gegeben. Und er ließ sich bestechen und sagte mir olle». Er führte mich nach dem Turm, wo Sie eben hinwollen, Signor Professors, und oben über der zerfallenen Steintreppe sah ich seine Schilderet, die früher nicht dagewesen und die mit Ruß und Dampf und Staub künstlich alt aussehend gemacht war.
(Fortsetzung folgt.)