66
bach ganz au«nahm«schöne Fichtenhölzer hat und zudem von der gräfl. Verwaltung ein ganz vor« zügliche« Maaß gewährt wird, was eine sehr große Nolle spiele. — Wir nehmm gerne Notiz von dieser Richtigstellung und halten auch die weiteren Mitteilungen au» dieser Zuschrift für wichtig genug um sie Interessenten zur Kenntnis zu bringen. Die bezeichnet« Firma schreibt ferner: „Die der Notiz weiter beigefügte Bemerkung, daß die Holzpreife ein Ende der Rückwärtsbewegung zu verzeichnen haben, stimmt also nicht und ist durchaus irreführend. Die Holzindustrie ist in einer trostloseren Lage denn je, und e» wäre richtiger wenn auch die Lokalblätter anstatt derartige Artikel aufzunehmen, die die Spannung zuWen Holzkäufern und «Verkäufern unnötigerweise vergrößern, die Allgemeinheit über die wirk« lich traurige Situation namentlich der Säge- industrie aufklären wollten. Von einer Besserung ist vorerst keine Rede und solange die unsicheren politischen Verhältnisse fortdauern, wird sie auch auf sich warten lassen; es ist deshalb gerade beim Holzeinkauf ein enorme« Risiko und die Preise sollten eher einen Rückgang als eine Hausse zeigen. Tatsächlich find auch sämtliche Verkäufe im Schwarz- wald durchschnittlich 5—10°/° niederer als im Vorjchr verlaufen." (Dem Wunsche aufklärend zu wirken, dürften wir durch Abdruck des Vor« stehenden entsprochen haben. D. Red.)
Stuttgart 21. Jan. Die Zweite Kammer setzte heute die durch die zweitägige ReichS- steuerdebalte unterbrochene Beratung über die Volks« schulnovelle bei Art. 12 betr. die Schulaufsicht fort. Art. 72 des Volksschulgesetzes soll nach dem Antrag der Kommission folgendermaßen gefaßt werden: Die örtliche Aussicht über die Volksschule auf dem Gebiet der Schulpflege steht dem OrtS- schulrat zu. Der Artikel regelt dann den Geschöfls- kreiS des Ortsschulrats und rechnet hiezu in Ziff. 7 auch die Aufsicht über das dienstliche und außerdienstliche Verhalten der Lehrer. Der letzte Absatz des Artikels lautet: durch Beschluß des OrtSschulratS muß eines seiner Mitglieder damit beauftragt weiden, Schulbesuche zu machen, ohne daß es befugt wäre, Anordnungen zu treffen. Die Beratung erstreckte sich auch auf Art. 73 s, der die Bestellung von Schulvorständen (Rektoren) für Schulen mit 7 und mehr Klaffen, ferner die von Oberlehrern für Schulen von 3—6 Klassen betrifft. Auch Art. 76s wurde von anfang an in den Kreis der Erörterung gezogen. Danach wird die örtliche Aufsicht über die Volksschule im Namen des OberschulraiS ausgeübt bei 1 und 2 klasfigen Ortsschulen vom OrtS- geistlichen, bet 3—6 klasfigen vom Lehrer, bei 7 und mehrklasfigen vom Schulleiter (Rektor) Der Berichterstatter Dr. Hieb er (D. P.) erstattete ein aus- führlicheSüberfichtliches Referatüber dieKommlsstonS- verhandlungm und empfahl seinerseits insbesondere einen Antrag, wonach der Ort?schulrot bei 1 und 2 klasfigen Schulen seinen Mir Vorsitzenden (den Geistlichen) damit beauftragen kann (also nicht muß), Schulbesuche zu machen, ohne daß dieser befugt wäre, Anordnungen zu treffen. Der Mitbericht- erstatter Dr. S p äth (Ztr.) trat für die Beibehaltung der bisherigen geistlichen Ortsschuloufficht ein und führte aus, das katholische Volk habe sich in seiner
überwiegenden Mehrheit für die Aufsicht ausgesprochen, aber auch das gläubige evangelische Volk würde ihre Abschaffung nicht verstehen. Durch die Annahme des KommisfionsantragS würden die erfreulichen Beziehungen zwischen Staat und Kirche gelockert werden. Die Abschaffung der geistlichen OrtSschulaufstcht sei ein ernster bedeutender Schritt zur Beseitigung des christlichen und konfessionellen Charakters der Volksschule. Der Redner erinnerte dann an das energische Eintreten des früheren KultministerS v. Weizsäcker für die Erhaltung der geistlichen Oberschulaufsicht und betonte, daß diese auch im Interesse Staates liege, da er doch selbst eine religiös-sittliche Bildung der Jugend wolle, die nicht nur im ReligiovS- untericht, sondern auch in den übrigen Unterrichtsfächern erzielt werden müsse. Der Abg. Rembold- Aalen (Ztr ) betonte die Notwendigkeit der örtlichen Schulaufsicht im Interesse der Eltern und ihrer Kinder. ES würde unvernünftig sein, die Schule hermetisch zu verschließen und den Lehrer jeder örtlichen Aufsicht zu entziehen. Er wisse sich frei von jedem Mißtrauen gegen die Lehrer. Auch die Volkspartei sei in der Kommission für diese Aufsicht etn- getreien. habe dann allerdings ihren Antrag plötzlich verschwinden lassen. Man dürfe sich von den radikalen Elementen unter den Lehrern nicht zu Schritten drängen lassen, die sich nachher vor den Eltern und Kindern nicht verantworten ließen. Der Redner stellte den Antrag, daß die Mitglieder des Orisschulrats in der Zahl von mindestens zwei jederzeit Zutritt zur Schule haben sollen, ohne daß sie befugt wären, Anordnungen zu treffen. Durch Beschluß des OrtSschulratS muß außerdem einer von den Verirrtem der Schulgemeinde damit beauftragt werden, Schulbesuche zu machen, ohne daß er befugt wäre, Anordnungen zu treffen. Nägele (V.) polemisierte gegen Rembold, dem er Mißtrauen gegen die Lehrer voiwarf, und empfahl seinen Antrag auf Abschaffung der außerdienstlichen Beaufsichtigung der Lehrer. Heymann (Soz) wünschte die Beseitigung der önlichen Schulaufsicht. Der Geistliche solle in den kleineren Gemeinden nur dann der Vertreter des Ortsschulrats fein, wenn er sich dazu eigne und gewählt werde. — Morgen wird die Beratung fortgesetzt.
Oberndorf 21. Jan. Zu dem gestern gemeldeten Rodel Unfall einer hiesigen Schüler« wird dem „Schwarzw. Boten" zuverlässig mit- geteitt, daß die drei Kameraden der Verunglückten nicht aus Böswilligkeit ihre Hilfe verleugneten. Die Jungen waren über den Unfall zuerst so bestürzt, daß sie sich nicht zu helfen wußten. Darauf ober griffen sie wacker zu und halfen den Verunglückten nach Hause bringen.
Friedrichthafen 20. Jan. Seit längerer Zeit wurden auf dem hiesigen Bahnhof wiederholt an einigen vom Aveland eingelaufenen Güterwagen nacht« die Plomben abgeschnitten, die Wagen aufgeriffen und noch und nach eine Anzahl Häute, die für die hiesige Lederfabrik bestimmt waren, entwendet. Dieser Lage wurden nun einige der Diebstahl« dringend verdächtige Personen verhaftet und an dos K Amtsgericht Tettnang eingelikfert. Der Wert der gestohlenen Häute beläuft sich auf etwa 800 »6. Einer der Verhafteten hat bereit» zugestanden, daß er an dem
»Nun, wo« die Sicherheit anbelangt, so dürfen Eie vollkommen unbesorgt sein, gnädige Frau!" nahm Gerland da« Wort, der so ungern j zu Frau v. Herbert sprach wie sie zu ihw, der aber die gute Stunde nicht mit kleinlicher Empfindrlei trüben wollte. »Ich glaube in vielen Jahren ist hier ntckts rorskiowwen, dafür sorgen unsere guten Freunde dort drüten- die Corobiniert. Wir würden auf Meilen in die Carnpogra hinein so sicher sein al» im Korso oder in den Gärten der Villa Borghese?
Der General nickte mit einer so zufriedenen Miene, ol» ob seine soldatische Gegenwart einiges zur Sicherheit de« Lande« beigetragen habe. Er erzählte verschiedene Abenteuer an» der Zeit, wo er al« junger Haupt- mann zum ersten Mole Italien besucht und wo es Briganten nicht bloß in Romanen gegeben Hobe. Man lauschte den lebendigen Geschichten dealten Herrn mit dem vollen Behagen, daß die Dinge, die er berichtete, um ein paar Jahrzehnte zurücklägen, und war jedenfalls höchlich zufrieden, daß Herr v. Erpel einen Ton arfchlug, in dem der Mißklang zwischen Frau von Herbert und Friedrich Gerland untergirg. De« Maler» urd des Besuche« bei ihm ward nicht weiter gedacht, olle plauderten, lackten, schlürften und nipp'.en von dem bräurlich goldenen Wein, den die Wirtin in strohum- flochtrnen Flaschen oufgefttzt hotte, und sahen von Zeit zu Zeit noch San Paolo hinüber, wo die Reche der Hochzeitiwagen roch immer unbeweglich hielt. Der Schatten, den man genoß, reichte gerade hin, um von ihm au« da« köstliche Blau de« Sommerhimmel« und die reine Klarheit der Lust zu bewundern — der geheime Zauber dr» südlich lichten Tage« um- spann die nordische Gesellschaft in dieser wunderlichen Halbwüsten Umgebung. Klara Addenhoven« Blicke hasteten fortgesetzt auf dem majestätischen Neubau der Kirche, der in ihren geheimsten Gedanken eine Verkörperung alle« dessen
Diebstahl beteiligt gewesen sei und die Häute an einen Ravenrburger Händler verkauft habe.
Au» Baden 21. Jan. Nachträglich hat sich noch von dem Eisenbahnunglück beim Karl-tor in Heidelberg vom 7. Oktober 1900 her, bei dem, wie erinnerlich 7 Menschen getötet und 160 verletzt wurden, ein Opfer gemeldet in der Person eine» Studierenden in Leipzig, der jetzt eine Beeinträchtigung seines Gesundheitszustandes all« Folge des Unglück« bezeichnet und dafür eine Forderung von 297000 »St eingereicht hat.
Karlsruhe 21. Jan. Bei dem gestrigen Hofball im Schloß» dem ersten, der seit Jahren abgehalten wird, wurde der Oberschloßhauptmann, Kammerherr Wilhelm von Bsrckholtz vom Schlage getroffen und war auf der Stelle tot. Der Großherzog hob den Ball sofort auf.
Berlin 21. Jan. Die Finanz- und Steuer-Kommission de« Reichstage« setzte heute die allgemeine Aussprache über da« Branntwein. Monopol fort. Von frei- finniger Seite sprach man sich mit aller Entschiedenheit gegen dar Monopol und das Brenn- Kontingent aus, ebenso gegen die Staffelung. Weiter wendete man sich von dieser Seite gegen die Begünstigung Süddeutschlanb«. Schotzsekretär Sydow erklärte, Süddeutschland habe hierauf ein verbrieftes Nicht und auch ein Zentrumrmitglied wandte sich dagegen, daß man Süddeutschland die Vergünstigung nehmen wolle. Von nationolliberaler Seite wird erklärt, daß mit dem freisinnige» Standpunkte eine Ve> stärigung nicht möglich sei. Von freikonservativer Seite wird erklärt, man sei kein Fremd von Monopolen und jeder andere gangbare Weg sei besser. Um eine Verständigung her beizuführen, bitte man, die Beschlußfassung über die Monopolfraae auszufttzen. Schließlich kam man überein, eine Subkowmisfion einzusetzen zur Ausarbeitung eines anderen Gesetzentwürfe«, durch welchen unter Aufhebung der Maischbottichsteuer, der Materialsteuer und der Brernsteuer und unter gleichzeitiger entsprechender Erhöhung der Verbrauch«- abgabe ein höheres finanzielle« Erträgnis au« der Branntwein Besteuerung sicher gestellt wird unter geeigneter Berücksichtigung der Produktiv! «kosten sowie unter Wahrung der den süddeutschen Staaten zugestandenen Reservatrechte. Der Monopol- Paragraph wird abgelehnt.
Messina 21. Jan. Die Rettungsmannschaften entdeckten beim Aufräumen der Trümmer de« Corso Vittorio neben zwei Leichen einen noch lebenden Mann, welcher mit größter Vorsicht ins Spital gebracht wurde. Man hofft, ihn am Leben zu erhalten.
Vermischter.
— Der »Hauptmann von Köpenick", der Schuster Wilhelm Voigt, welcher sich in Stuttgart aufhielt und nicht verfehlte, Aussehen zu erregen, fuhr noch Friedrichshafen weiter.
war, wo« sie nach Rom gezogen hatte und hier täglich fester hielt. Friedrich Gerland nahm heute nicht wahr, wa« ihm die Miene seiner ernsten Nachbarin zur Rechten unschwer verraten hätte, wäre er ganz bei ihr gewesen. Sr war ihr urbewußt weit entrückt. Er fühlte, daß er neben Erika saß. daß der leise Luftzug unter dem eirfcchen Zelt ein paar lose Fäden ihre« goldenen Haare» auf seine Wangen hin überspielte und eine unklare Sehnsucht, die er so tapfer brkänpft hatte in ihm neu auflebe. Er hätte, sich selbst und olle seine Umgebung vergiffend tief in die Augen de« jungen Mädchen« hiveirschauen und ergrür den »ögen, warum ihr Schimmer ihn wieder und wieder, jeder Einsicht urd verständigen Erwägung zum Trotz, mit eine« Traum von urgekarrtem Leben besing. Er bezwang sich und wandte sein Gesicht von Erika« jugendlicher Schönheit hinweg noch den sehr würdigen Damen, die ihm gegenüber saßen. Aber er fühlte fort und fort, daß ein geheimnirvoll warmer Lebenshauch zu ihm herströme und sein klare« Bewußtsein auf Augenblicke völlig auslösckte. In solchem Augenblick begegnete er unwillkürlich den schimmernden blauen Augen seiner Nachbarin zur Linken — aus denselben blitzte ihm ein Strahl entgegen, der ihn durchzuckte, ol« Hobe Erika v. Herbert eine prüfende Frage an ihn gerichtet. So flüchtig war die» Jnein ändert» «ffen der Blicke gewesen, daß niemand dasselbe «ahrgenomwen hotte, doß der Gelehrte in der gleichen Sekunde seine Haltung zurückgewann und wieder ruhig zu dem allen General hirübersprach. Aber in sich selbst mußte er dem Rätsel jene« Blicke« rachfinnen und alle« geheime Zürnen ob seiner SLwüche löste ihn nicht au» dem Bann unklar wogender Empfindung. Er atmete hoch und hörbar auf, ol« mit einem Mal Frau v. Herbert und Frau v. Erpel zugleich ausriefen: »Die Trauung ist vorüber, sie kommen!" (Forts, folgt.)