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«uster u. s. w. erwerben wollen, um in Japan darnach zu fabrizieren. Man wird gut tun, auch in anderen Gewerben und Städten, z, B. in Gmünd, auf diese Machenschaften zu achten.

Frankfurt. Die Wurstfabrik C. G Hart­mann hat am Donnerstag 1000 Dosen Frank­furter Würstchen nach Calabrien gesandt.

Mainz 31. Dez. Zu der Mordtat in der Familie Racke wird jcht, wie da« .Mainzer Togebl." mitteilt, bekannt daß Josef Recke am ersten We'hnachtsfeiertaz ollen Familienmitgliedern ein Schlafpulver in den Kaffee schüttete, so daß alle zum Mittagessen, erst um 5 Ubr nach­mittag« aufwachten. Man schob die Müdigkeit auf das frühe Aufflehen am Morgen zur Früh­messe. Am Abend habe sich Josef Racke in der Küche zu schaffen gemacht und den Speisen wiederum dar gleiche Schlafpulver beigemengt, worau« sich such dar späte Aufwachen der Ueberlebenden am nächsten Morgen und die Tatsache erklärt, daß in der Nacht niemand etwas von den schrecklichen Borgängen gehört hat.

Paris 3. Jan. Nach einer Meldung de« .Matin" aus Petersburg drang ein unbekannte« Individuum als Student verkleidet vorgestern gegen Mitternacht in da« Zentral Casö auf deck Newrkt- Pcospekt und legte dort ein Paket nieder, welches bald darauf explodierte. Hierbei wurde ein Kellner getötet und großer Schaden angerichtet.

Belgrad 2. Jan. Der Ausschuß de« Verbände« serbischer Frauen beschloß den Boykott sämtlicher österreichischer Waren und alle Kaufleute Serbiens aufzufordern, in erster Linie nur serbische Erzeugnisse zu kaufen, andernfalls höchstens Produkte au« Italien, England und Frankreich zu beziehen.

Oie Erdbebenkatastrophe in Sizilien und Calabrien.

Berlin 3.Jan. Da« deutsche Hilfs­komitee für die in Güditalien durch das Erd­beben Geschädigten hat sich gestern im Reichstag konstituiert. Die Versammlung wurde von Kommerzienrat Selberg mit einer Begrüßung«, ar.sprache eröffnet. Auf seinen Vorschlag wurden in bar Präsidium gewählt. Adolf Friedrich, Herzog zu Mecklenburg» Reichrragrprästbent Graf Stolberg, der boysrische Gesandte Graf Lerchvnfeld, der sächsische Gesandte Graf Vitz­thum, sowie der Präsident des Zentralkomitee» der dentschen Vereine vom Roten Kreuz, von dem Knesebeck. Darauf übernahm Herzog Adolf Friedrich das Präsidium und dankte der Kaiserin für die Uebern ahme de» Protektorats, sowie dem Reichskanzler für die Uebernahme des Ehrenpräsidium«. Sodann wurde Kommerzien- rat Selberg zum Vorsitzenden gewählt. Nach längerer Diskussion wurde beschlossen, sofort vier Sonderzüge mit Lebensmitteln, wol­lenen Decken, Kleidungsstücken und Material zur Verpflegung von Kran­ken und Verwundeten unter Begleitung von Sanitätspersonen in da« Unglücksgebiet zu entsenden. Innerhalb der Versammlung erfolgte dann die Zeichnung bedeutender Beiträge, darunter Krupp von Bohlen und Halbach 40000 die Großbanken mit je 20000 Die ^Ham­

burg-Amerika-Linie" hat beschlossen, als ihren Beitrag zu der Hilfsaktion für die Not« leidenden in Sizilien, dem DampferJllyria", der vorausstchtltch ein beträchtlicher Quantum Liebesgaben nach Sizilien übelbringen wird, Lebensmittel, und zwar zur Verpflegung von 1000 Personen für eine Woche ausreichend, sowie das nötige Eßge schirr mitzugeben. DieseLebens- mittel dienen gleichzeitig zur Vervollständigung der Ausrüstung der 6 Baracken, die als Geschenk de» Kaiser« auf der .Jllyrta" verladen werden. Der Popst hat seine Spende auf eine Million Lire erhöht, und 600 Betten des vatikanischen Krankenhause« St. Martha auf seine Kosten zur Verfügung gestellt. Der Kgl. Palast in Neapel ist als Hospital in Gebrauch genommen worden. Vom Großherzog von Baden wurden 3000 gestiftet. Der Schweizer Bundes- rat bewilligte 20000 Francs. Die vom Lord­major von London eingeleitete Sammlung

übertrifft bereit« 20000 Pfund, wovon auf Wunsch de« italienischen Botschafter« 10000 Pfund sofort telegraphisch rach Rom übermittelt wurden. Die sächsische Köntgsfamilie spendete 3000 ^e,die italienischeKolonie in Dresden 6000 Die Sammlungen in Neapel ergaben am Sonnabend eine halbe Million, dis Mai- länderSparkasse wird 1 Million Lire spenden. Wie die New Dorker .World" au« Washington erfährt, hat Präsident Roosevelt den Kongreß erfuckt, ihm eine Summe von 8 Mill. Dollar« zur Hilfe für die von dem Erdbeben betroffenen Notleidenden zu bewilligen.

Berlin 2. Jan. Von den beiden im Mittelmcer kefindlicken deutschen Kreuzern liegen folgende Nachrichten vor: .Herta" tele- grophierte aus Messina, daß sie am 2. d«. früh mit einem Verwundetentranrport in Neapel ein- treffen werde.Viktoria Luise" ist am 1. ds. von Alexandria in Korfu eingetroffen und nach Empfang der Ordre noch in der Nacht zum 2. noch Messina in See gegangen. Der Reichrpost. KampferBremen" de« Nordd. Lloyd, der von Australien heimkehrend, gestern abend in Neapil eingetroffen ist, landete dort 600 Flüchtlinge au» Messina.

Rom 2 Jan. Wie dieAg.Stef." meldet» übersandte der Minister Orlando dem Minister­präsidenten Giolitti folgende Drpcsche: Messina» 1. Jan. Das Wetter hat sich ein wenig ge­bessert. Der König begab sich nach Scilla und Bacuana. aber da das Meer stürmisch war, war er am Linden verhindert. Erst in Cannitello, da« vollständig zerstört ist, konnte der König landen. Sodann erfolgte eine Landung vor dem Landhaus San Giovanni, das ebenfalls stark gelitten hat. Der König besuchte hierauf die von den englischen Matrosen eingerichteten Baracken und ging nach Reggio, wo er eine längere Besprechung mit dem Major Cagni hatte. In Reggio waren fast sämtliche Verwundete bereit» eingeschifft und fort- geschafft. Viele Überlebende find abgereist. Hierauf begab sich der König nach Messina zurück. Gestrigen Nachrichten zufolge sind mehrere fremde Handels. Kampfer und Kriegsschiffe im Hafen eingetroffen und heute sind 2 weitere russische und 2 franzö­sische Panzerschiffs hier eingetroffen, sodaß die Verwundeten der Reihe nach verbunden und fort- geschvfft werden können. Schon gegen 3000 konnten weggeschafft werden. Man hofft, heute noch mehr befördern zu körnen. Heute fing man an, den Rettungrdienst auf die weiter landein­wärts gelegenen Ortschaften aurzudehnen und sie in erster Linie auch mit Lebensmitteln zu ver­sehen. Besondere Aufmerksamkeit wird andauernd dem Sicherheitsdienst zugewandt. Gestern wurden in Reggio bet einem Kampf zwischen Plünderern und der Wachmannschaft 1 Bersagliere und 1 Zollbeamter ge­tötet. Die Königin ist in ihrer Fürsorge für dis Kranken im Hospital unermüdlich und zeigt die größte Aufopferung. Al» gestern abend im Hospittüdurch einen Erdstoß ein Panik entstand. erlittHie Königin bei ihrem Bemühen, eine planlose Flucht der Kranken zu verhindern, leichte Verletzungen an der Brust.

Rom 2. Jan. Die Meldung vom Ver­schwinden zweier liparischer Inseln ist unrichtig.

Rom 2. Jan. In amtlichen Kreisen ver­lautet, Messina solle nicht wieder aufgebaut werden und die gerettete Bevölkerung anderswo angesiedelt werden. Tatsächlich besteht bei den Stadtverordneten von Cattania auch der Plan, eine neue Vorstadt für die dorthin geflüchteten Mesfineser zu erbauen und dem Vorort den Namen Messina zu geben. Mehr ol« 15000 Flüchtlinge, Verwundete und Unverwundete find au« Messina nunmehr in Cattania angelangt. Die Hospitäler sind überfüllt» nur fehlt es an Aerzten. Dagegen strömen immer neue Verwundete hinzu.

Mailand 2. Jan. DieStampa" meldet aus Messina: Die Erdstöße dauern fort. Seit gestern Morgen find drei Erdstöße verspürt worden, und zwar morgen« 8.30, mittag« 135 und abend« 10 47.

Mailand 2. Jon. DemSrcolo" tele, grophiert man an« Neapel: Fortwährend langen hier verwundete Flüchtlinge an. Viele von ihnen

werden in Privalhäusern anfgeiomwcr. Alle neapolitanischen Vereine verwandeln ihre Säle in Hospitäler und auch im er zbisck östlichen Pajlat« fanden zahlreiche Schwerverwundete Aufnahme.

Salerno 2. Jan. Aus Messina wird gemeldet, daß der König und die Königin roch in den Gewässern von Messina verweilen. Gestern beabsichtigten die Majestäten bei Reggio an Land zu gehen, doch machte die bewegte See eine Landung unmöglich. In Messina wurde u. a. ein Fräulein Laureani unter den Trümmern herrorgezogen, die nur leichte Kontusionen am Kopf und an den Beinen erlitten hatte. Gestern wurde ein Kind gerettet, welche» nur mit einem Hemd bekleidet, 4 Tage lang auf einem Quadrat­meter eines nicht eingestürzten Fußboden« hatte zubringen müssen.

Palermo 2 Jan. Der Spezialkorre- spondent derOra" schreibt seinem Blatt. Der Brand in Messina ist nun bewältigt. Seit 3 Lagen niedergehender Regen hat die Straßen überschwemmt und unwegbar gemacht. Die großen elektrischen Scheinwerfer der Krieg«, sckiffe beleuchten nacht« die düsteren Stätten. Von Zeit zu Zeit hört man Schüsse, die die Polizei und Soldaten auf die hungrigen umherschweifen, den Hunde abgeben. In Taormina hat sich ein Komitee der fremden Kolonien gebildet, da» zum großen Teil au« deutschen und englischen Frauen zusammengesetzt ist, die sich für das Hilf«, werk zur Verfügung stellten.

Paris 2. Im- Dis Blätter veröffentlichen die erste Liste von Zeichnungen für Italien, welche bereits die Summe von 480000 Fr«, aufweist.

Calw 2. Jan. In jüngster Zeit hört man darüber klagen, daß dar auf Lager be­findliche Obst (hauptsächlich die Goldparmäne), trotz de« guten Ausreisen« in diesem Jahre, in den Aufbewahrungsräumen noch mehr fleckig (schorfig) wird als es bei der Ernte war. Diese« Schoifigwerden macht sich jeder Jahr mehr bs. merkbar und ist auf einen Pilz (b'usikls.äium) zurückzuführen. Die große Menge Schmfflecken machen die Früchten unansehlich und weniger ver- käuflich, auch beeir flössen dieFlecken deren Geschmack in nachteiliger Weise. Um diesem eingewurzelten Uebel an unseren Obstbäumen entgsgenzutreten, ist er absolut notwendig, daß die befallenen Bäume be- spritzt, bezw. der Pilz mit dem bereit« erprobten Obstbaumkarbolineum (Schlacht's Marke ^) be. käwpft wird. Stämme und Neste sollten jetzt schon, jedoch an froflfreien Tagen, mit 2030°/«iger Lösung bestrichen oder bespritzt werden. Bet ein- tretendem Frühjahr, vor dem Schwellen der Knospen, sind dann die Baumkronen mit 20°/«igsr Lösung wiederholt ausgiebig zu bespritzen. Bevor die rissige und brüchige Rinde nicht geschwunden ist und Frucht und Blätter klar bleiben, darf man mit der Behandlung nicht aufhören. Da« Laub der durch diesen Pilz befallenen Bäume soll im Herbst verbrannt werden. Wer ganz sicher gehen will, daß der Fruchtansatz von keinem Schädling beeinträchtigt wird, der spritze kurz nach der Blüte, wenn die Früchte erbsengroß find, mtt 12°/<>iger Kupferkalklösung. Beim Steinobst verwendet man nur ausschließlich eine 1"/«ige Kupferkalklösung, bei der der Kalk etwa« vor- schlagen darf. Das Spritzen des Steinobstes mtt Obstbaumkarbolineum" ist nicht zu empfehlen, da diese Obstart viel empfindlicher al« Kernobst ist. Der Beztrksobstbauverein Calw hat einen gelernten Baumwart aufgestellt, der den Vereintmitgliedern da« Bespritzen ihrer Bäume gegen Entlohnung besorgt. Spritzflüsfig. keil wird vom Verein zum Selbstkostenpreis ab- gegeben. -v.

Konftrmanden-Anmeldung r

Z>ten»ta«, S. Jan. >/,2 Uhr Knaben, '/,3 Uhr Mädchen.

»stteSdie«»«.

Hrscheinnngsfest. 6. Jan. Vom Turm 116. Predigt­lied 222. Kirchenchor: Lobet den Herrn ihr Heide« all rc. 9'/, Uhr: Vormitt Predigt, Stadtpfarrer Schmid. 5 Uhr: Missionsstunde im VeieinshauS, Missionar Pfleiderer.

DaS Hpser ist vor- und nachmittags für die Kamerun- Mission bestimmt.