Mainz 31. Dez. SMWqinzer Tagtzb/ath/ «epet au« Bingen: Von^« M» -4ebö«detk Familie de» Wein kow misfionär«^ L t^in MeDna eine dort verheiratete SMWer und deren 2 Kinder, eine dort zu Besuch weilende Schwester und ein im Geschäft der Schwester tätiger Lohn umgekommen. Der Schwiegersohn wurde schwer verlitzt.
Me Erdbebenkatastrophe in Sizilien und Ealabrien.
Berlin 30. Dez. Da« Protektorat über da« deutsche Hilfskomitee für Sizilien hat die MW s ertn, da« Ehrenpräsidium Reichtkanzler Fürst Bülow übernommen. Dem Hilfekomitee gehören hervorragende Männer au« ganz Deutschland an, u. a. auch der Statthalter von Elsaß- Lothringen, Graf Wedel.
Kaiser Wilhelm hat andie „Hamburg- Amerika Pakeifahrt Aktiengesellschaft* dar Ersuchen gerichtet, mit dem am 5. Januar abgehenden Dampfer „Jllyria", der zur Beförderung von Liebergaben nach Sizilien bestimmt ist, 6 Döcker- 'sche Baracken mitzunehwen, die al« Geschenk de» Kaiser» für die notleidende Bevölkerung bestimmt sind.
Berlin 31. Dez. Wie die „B. Z." am Mittag erführt, hat Kaiser Wilhelm für die Verunglückten in Südttalien 6000 ^ gespendet.
Pari« 1. Jan. Die Bank von Frankreich zeichnete 60000 Franc«, Baron Rothschild 100000 Frarc« für die Notleidenden in Italien. Die Direktoren der Blätter haben zu Gunsten der Betroffenen die Veranstaltung einer großen Lotterie in Vorschlag gebracht.
Reggio di Calabria 31. Dez. Läng« der ganzen Küste von Rexgio bi« nach Lozzaro herrscht eine grauenhafte Verwüstung. Von vielen kleinen Bauernhäusern ist nicht eine Spur übrig geblieben, weil da« Meer die Trümmer mit fortgeriffen hat. Ausgedehnte Orargenhaine sink vernichtet. Die Meererwogen überfluteten die^Helder Hunderte von Metern landeinwärt«. Auf der Straße von Lazzaro nach Reggio be- gegnet man zahlreichen Grupprn von Heber- lebenden, die nach Lazzaro flüchten, wo wieder Bahnverbindung besteht. Bet Pellaro wurde eine Brücke fortgeriffen und vom Meer eine weite Strecke läng« der Bahn mitgeführt. Jenseit» der Meere«straße steht man Über Messina 5 ungeheure Rauchsäulen aufsteigen, die die Luft ver- finstern. Läng« der Eisenbahn arbeitet man an der Wiederherstellung der Telegrophenverbindung. Ein Gang am Meer entlang führt den Wanderer an Hunderten vonunbegrabenen Leichen vorbei, die in entsetzlichen Stellungen daliegen. Ihre zerschmetterten Körper und ihre entstellten Gesichter bieten ein grauenhafte» Aussehen. Die HUsttruppen arbeiten mit unglaublicher Aufopferung. S« fehlt am Nötigsten. Hilferufe er- tönen au« den Kellern und die vorhandene ärztliche Hilfe ist bet weitem nicht ausreichend. Der Vorübergehende wird von den Ueberlebenden mit den Rufen umringt: Wir haben Hunger! Helfen Sie uns! Allenthalben auf den Feldern herrscht gräßlicher Verwesungsgeruch. Wenn man nach Reggio geht, so steht man, daß läng« de» Meere« nicht ein Hau« stehen geblieben ist. General Mazzitelli ist heute Nacht hier angekommen. Er hatte die letzten 17 Klm. von Bari zu Fuß zurücklegen müssen. Au« Eatan zaro ist eine Hilfskorp« von 150 Freiwilligen eingetroffen; die Reiter müssen sich vor der Wut der hungrigen Hunde hüten. Zwei neue Erdstöße, die gestern erfolgten, riefen unter den Ueberlebenden eine große Panik hervor. Pellaro und San Giorgio find ganz zerstört. In San Giorgio find die Toten, etwa 100, schon fast alle begraben. Sbarre Superiors, nahe bei Reggio find die Gebäude entweder einpestürzt oder drohen einzustürzen. Auch die Törfer Misitano und Bvcale find ganz zerstört.
Rom 31.Dez. Ta» deutsche General- Konsulat in Neapel teilt über da« Schicksal der deutschen Kolonie in Mesfina Folgende« mit: Ter deutsche Korsnl Jakob wit seiner Familie ist gerettet, seine Flau ist verwundet. Seine beiden Töchtern find gestern morgen mit Fräulein
Gambert, der Familie Buden, dem Pastor Mellen« fiesen, den Herren Steinemann au» Wagenherd, Karl Müller au« Rottweil, Emil Zeiler au« Mühlhausen, Han« Schneider au« Nürnberg, Sternickel au« GroßStrelitz, Geier au« Stuttgart mit der „The,ap!a" in Neapel etngetrcffen. Auf anderen Schiffen find gerettet: dis Familien Tröglen, Ricke, Zeise und Vogelfang. Da« Schicksal von weiteren etwa 15 Kolonie-Mitgliedern Mesfina« ist ungewiß Ja Reggio waren nur 2 Deutsche wohnhaft, deren Schicksal unbekannt ist. Nach dem „B. T," find von Mitgliedern der deutschen Kolonie in Mesfina ferner gerettet: Familie Furrer. Ingenieur Franz Miller mit Familie, Groß-Rheder Bierks, Claudia Jack, al« einzige Ueberleben.de einer lOköpfigen Familie.
Rom 31. Dez Außer Ken bereits Genannten find noch folgende Deutsche gerettet: Familie Earau, Familie Tobler, Steinemann, Meyer, Wei«, Stengen, Rügg, Fräulein Kconen- berg, Reisler, Schober, Familie Fog, Vogelfang (dessen Frau und Kind aber tot find)
Rom 31. Dez. Folgende Deutsche sind umgekommen: Konsul Marten« und Frau» Gustav Riccke nur Charlottenburg, Doktor Kublirehn mit 2 Schwestern, Prokurist Meyer, Konsulats-Sekretär Jersen, Familie Braun-Jost, vermutlich Professor Hein uut 2 Töchtern au» Unterach, Frau und Ktrd de« Konditor« Vogelfang. Die Geretteten verdanken ihr Leben dem Umstande, daß sie außerhalb Mesfina« gewohnt haben.
Rom 31. Dez. Es geht da« Gerücht daß infolge de« Erdbebens in Süditalien die Liparischen Inseln im Meer verschwunden find.
Rom 31. Dez. In der Umgegend von Mesfina waren gestern allenthalben Prozessionen halbnackter Personen beiderlei Geschlecht» zu sehen, die wie die Geiselblüder de« Mittel- alte»« unter tierischem Schreien, von Krämpfen p« schüttelt, bald auf dis Erde r.überfielen, die Heiligen ar flehend, bald sich wie wahnfinnig die Brust schlugen und die Haare rauften. In Mlsstra ist fast das ganze Osfizier-Korps der Katastrophe zuw Opfer gefallen. Vom Infanterie- Regiment Nr. 89 sind ganze 10 Mann mit dem Leben davongekommen.
Rom 31. Dez. Die Zerstörungen in Reggio und Cilabrien find ebenso erschreckend wie in Mesfina. Die Lage der Stadt hat sich vollkommen geändert. Ring«um hat sich die Erde geöffnet und gähnende Schluchten haben sich gebildet oder riesige Felrmaffen aufgetürmt. Der Präfekt von Reggio hat an den Minister des Innern nach Rom gemeldet, daß selbst die früher höchst gelegenen Stadtteile jetzt fast bi« auf den Meereispiegel herabgesur ken seien und daß sie noch fortwährend finken, sodaß zu befürchten sei, die Stadt werde noch ganz in den Fluten verschwinden. Man behauptet jetzt, daß unter den Trümmern von Mesfina allein 90000 Menschen begraben find und schätzt den Gesamtverlust an Menschenleben auf 200000.
In Reggio find im Gegensatz zu Mesfina keine Feuersbrünste ausgebrochen. Waren können zur Zeit nach Reggio nur auf dem Seewege gebracht werden. Man hält e» für nötig, alle Ueberlebenden au« Reggio und Mesfina hinwegzuschlfftn, wozu aller ding» die größten Au«, wanderersch'ffe nötig wären. — Die Bäckereien haben ihre Tätigkeit wieder ausgenommen. Die Geschäfte, die Lebensmittel verkaufen, werden bewacht um Plünderungen zu verhindern. Die zu langjährigen Strafen verurteilten Gefangenen wurden an Bord de« Kreuzer» Nc polt ein geschifft. Die übrigen wurden zu ihren Familien geschickt. Man hat angefargen, die Leichen zu beerdigen und die nötige Desinfektion vorzunehmen.
Neapel 31. Dez. Man beginnt jetzt endlich ein BUd der Lage zu bekommen. Die in Reggio stehen gebliebenen Häuser müssen abge- tragen werden. Alle Häuser zwischen Messina und Cattania sind wehr oder weniger zerstört. Der Aetna fetzte der Bewegung eine Schranke. In Calabrien pflanzte sich die Erdbewegung von der einen Küste bi« zur anderen fort.
Neapel 31. Dez. General Cosato hat in Mesfina 30 Individuen wegen Plün
derung standrechtlich erschießen lassen. Ja Cattania wurden bither 15 Tote geborgen. Nachdem keine Erdstöße mehr statt finden, beginnt sich die Aufregung der Bevölkerung zu legen.
— Zuverlässige Zahlen über den Gesamt- Verlust an Menschenleben werden wohl noch lange nicht gegeben werden können. Die bit« herigen Angaben s -wanken bedeutend, lassen aber schon erkennen, daß diese Erdbtber katastrophe den furchtbarsten beizuzählen ist, die jemals die Menschheit betroffen haben. Da« kalabrische Eidbeben von 1783 bei dem der Mensche» rurlust ans 30000 geschätzt wird, dar Erdbeben von Lissabon 1755, dessen Opfer auf 60000 angegeben werden, können durch da» jetzige Unglück leicht übertroffsn sein. Nimmt man nur V» der Einwohnerschaft Messina'« — die Telegramme sp echen teilweise von V» und "/» —, ebenso */s der Einwohnerschaft Reggio'« und dazu au« Len umliegenden Oiten beider Zentren einige Hunderte und Tausende, so käme man schon auf 70000 Menschenleben, die von den Naturgewalten mit einem Schlage vernichtet worden find. Die Schätzungen gehen aber auf 100000, 120000, ja 150 000.
London 31. Dez. In Londoner Schifffahrtskreisen herrscht wegen der Passagter- dampfers „Ophyr" der O:ientlinie Besorgnis. Der Dampfer ist am Montag von Port Said nach Neapel abgegangen, wo er heute fälligwar, ober bi» zur Stunde noch nicht ein- getroffen ist. Ec mußte die Meerenge von Messina passieren und hatte keine Kenntnt« von dem Erdbeben.
Vermischtes.
200 Millionen für eine Weltreise. Wenn die sechzehn amerikanischen Schlachtschiffs im nächsten Frühjahr von ihrer Weltumschiffung wieder nach Amerika zurückkehren, werden die Kosten diese« Amfluge« sich irrig« samt auf 200 Millionen belaufen. Allein die Kohlenrechnungen für die sechzehnwo atige Fahrt der Flotte belaufen sich auf 110 Millionen; dazu treten noch 70 Millionen für die Instandhaltung der Schlachtschiffe und 20 Millionen für die Beglettfahrzeuge. Amerikanische Fachmänner schätzen die Jahrrrkosten für die Instandhaltung eine« einzigen großen Schlachtschiffe« auf über 3 Millionen, ein mittlere« Scklachtschrff verschlingt im Jahre etwa 2*/» M illionen, ein großer Panzerkreuzer 2850000 und ein kleinerer Panzerkreuzer rund 2 Millionen Mark. Trotz der pewaliig-n Kosten versichern die amerikanischen Marineoffiziere, daß mit den 200 Millionen die gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse sehr billig erkauft seien. Denn wenn die amerikanische Flotte in den heimischen Häfen wieder vor Anker geht, werde sie die vollkommenste Flotte der Welt sein und ihre Offiziere würden über einen Schatz von Erfahrungen gebieten, wie sie Amerikaner vorher nie besessen hätten. Die Marineverwaltung hätte durch die lange Weltfahrt außerordentlich wertvolle Aufschlüsse über dis Instandhaltung von «riegtschtffen auf große« Reisen gewonnen, die künftigen Kriegen zugute kommen werden. Auch hinsichtlich der Seetüchtigkeit der amerikanischen Kriegsschiffe feien wesentliche Erkenntnisse errungen worden, die bei künftigen Schiffrbauten berücksichtigt werden sollen._
Gt«mde»amt «al».
Geborene.
19. Dez. Maria Johanna, T. d. Johann Georg Bacher, Fabrikarbeiters.
19. „ Gertrud Emilie, T. d. Friedrich Kugel,
Fabrikarbeiters.
20. „ Kurt Ernst, S. d. Ernst Kauffmamr,
Handelslehrer.
23. „ Paula Johanna, T. d. Ludwig Säger,
Bremsers.
27. „ Anna Frida, T. d. Jakob Fr. Stotz,
Bremsers.
Gestorbene.
21. Dez. Elsa Pauline, T. d Karl Eßig, Metzger»
und Wirts, 6 Monate alt..
22. „ Wilhelm Richard Reichel, prakt. Arzt,
42 Jahre alt.
25. . Christian Konrad, S d Christian Stürmer,
E iangelists, 13 Jahre alt.
29. . Anna Maria geb. Schneider, Ehefrau
des Heinrich Kirn, Kupferschmied», 62 Jahre alt.