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Berlin 21. Dez. Au« Sübwestafrika kommt die Nachricht von einem Gefecht mit den Hottentotten, bei dem ein Farmer au« den Karrarbergen da« Leben einbüßte.

Pari« 21. Dez. Wie aus Oran gemeldet wird, ist die Identität de« Führer« der flüchtigen Legionäre nunmehr festgestellt worden. Er bandelt sich um den ehemaligen Harpimann v. Rhode, der Ordonnanzoffizier de« Feldwar schall« v. Waldersee war, al« dieser Oberb, fehle Haber der internationalen Etreitkräfte re. Chi, a war. Später nahm er an dem Hererc-F-ldzuge teil, vergriff sich jedoch an der Kaffe seiner Koapegnte und wurde darauf degradiert. Hierauf nahm er Dienst in der Fremdenlegion, v. Rhode sowie die übrigen Legionäre werden demnächst vor ein Kriegsgericht gestellt werden.

Prag 21. Dez. Gestern wurden wieder eine Anzahl tschechischer Zeitungen und Wochen­blätter wegen Boykottaufforderung gegen deutsche Kaufleute und Industrielle k o n s i r z i e r t.

vermischtes.

Zu dem bereit« gemeldeten Reklame- schwinde!, der einem Sensation«roman den nötigen Absatz verschaffen sollte, ist folgende- ergänzend mitzuteilen. In Frankfurt Berlin, Hamburg, München rc hatten zahlreiche Per­sonen mit der Frühpost ein Schreiben folgen­den Inhalt« erhalten:Mein verehrter Herr! Habe soeben de.i TendenzromanDoppelte Moral* gelesen, unglaublich, eia Skandal schlimmster Art. Man steht wieder, daß der Staate- anwalt da, wo erforderlich, versagt, denn sonst dürfte ein solche« Buch nicht in die Oeffentlichk-it drirgen. Oder sollte e« politische Klugheit sein? Wer mag nur hinter dem anonymen Verfasser stecken? Jedenfalls find R. und G. auf das fürchterlichste mitgerommen und zur Klage direkt gezwungen. Werden auch Sie sich dieser Klage anschließen? Ich bin leider ebenfalls mit hinein­gezogen, fürchterlich! In Eile Ihr ergebener C. R * Der Urheber dieser Briefe ist der be- reit« vorbestrafte und berüchtigte Direktor Peter Ganter- München. Der Roman, betiteltDoppelte Moral", sollte durch diese Inschrift rasch abgesetzt werden. Mit dem Ertrag wäre Ganter jedenfalls verduftet. Der Roman, der in Norddeutschland spielt und absolut keine Enthüllung bringt und wie jeder Kolportageroman endet, ist auf 270 Seiten de« gewöhnlichen Holzpapiers in Stereotyp­druck hergestrllt und vollständig schmucklos. Diese« Buch kostet und das ist die Hauptsache an dem ganzen Schwindel 7 » 4 t 50 -H. Der Verhaftete, der in den 30er Jahren steht, gilt al« ein geschäftrkuvdtger und intelligenter Mensch. Er war zuerst im Jnseratenfach und Buchhandel tätig und gründete 1904 die Bark Berliner Grundbesitzer, deren Geschäftsführer er wurde. Unter falschem Namen betrieb er im Osten der Monarchie Güterverkäufe. Ungünstig für ihn verlief ein Tauschgeschäft mit einem Ritterguts­besitzer. mit dem er dann später in einen Prozeß verwickelt wurde. Dieser Prozeß bildet anscheinend den Kern de« völlig wertlosenSensationrromaris". Die M. N. N. wissen noch folgendrs zu berichten: Peter Ganter ist, wie die Polizei feststrllte, wegen Urkundenfälschung und Erpressung bereit« schwer vorbestraft. Seines Er- solges war er ganz sicher, denn für die Vor. bereitung de« Bluff« hat er 200000 »4t aus- gegeben, darunter für den Druck 60 000 »4t, die der hiesigen Druckerei des Schundromans von ihm schon aurgezahlt wurden, 25000 »4t für Porto und da» übrige für Druckpapier, Herstellung der 400 000 handschriftlichen Briefe, von denen 33000 Stück bei einer Haussuchung Ganters in Nymphenburg noch aufgefunden wurden; für Manuskript usw. Ganter, dessen Frau ziemlich vermögend ist, hat anscheinend aller bar bezahlt. Aus Berlin wird über die Wirkung des gewissen­losen Schwindel« der Köln. Ztg. folgende« mit- geteilt:Manchem der Empfänger hat der Brief eine sehr unbehagliche Stunde bereitet, uno in vielen Familien hat er geradezu Bestürzung hervor­gerufen, denn es ist wahrlich nicht angenehm, wenn auch nur vorübergehend dar Gefühl hervorgerufen

wird, daß man in der Oeffentlichkeit mit Skandal- affären in Berührung gebracht werden soll. In den Buchhandlungen zeigte sich denn auch schon am frühen Morgen ein ungewöhnlich starker Andrang und Käufer aus allen Lebensstellungen verlangten das ominöse Buch, da« zu dem unglaub­lich hohen Ladenpret« von 8.50 »4t gefordert wurde. Wollten doch olle, die den Schwindel nicht gleich entdeckten, möglichst rasch w'sssn, welcher Schand­tat sie beschuldigt wurden. Ja einzelnen Familien soll Heller Unfrieden ausgebrochen sein, da die werten schönern Hälften ohne weitere Prüfung glaubten, der Eheherr habe sich irgendeiner un- glaublichen Abscheulichkeit schuldig gemacht und ihn dementsprechend behandelten. Die Massen. Verbreitung muß gmz ungeheuer gewesen sein, denn wen man auch immer fragt, fast j;der hat den heimtückischen Brief erhalten und nur die wenigsten haben sofort erkannt, daß er sich um eine schamlose Mysiifikation handelte." Daß dem nicht-würdigem Schwindel so rasch die Spitze abgebrochen wurde, ist vor ollem wohl dem prompten ausklärenden Eingreifen der Presse zu danken. Wie man nachträglich hört, ist der Verfasser der Romans ein Georg Fleck, der in Berlin wohnt.

Die Gründe des Trierer Mordes sollen jetzt aufgeklärt sein; wieder stecke Homo- s.xualität hinter dieseT- Tat. Der Mörder, Maagh, erklärte, er stshs seit sich« bir sieben Jahren tu homosixuillsm Verkehr mit mehreren hochgestellten P.-rsöiiltchkeiten aus Trier und Um- gebung und habe von diesen namhafte Summen erhalten. Vor ungefähr anderthalb bis zwei Jahren habe Regel bei einer Gelegenheit eine erhebliche Summe Gelder bei ihm gesihm und gefragt, woher dar viele G-ld komme. Uivor- stchtigsrweise Habs er Regel mitgeteilt, aus welchcr Quelle das Geld stamme. Seit dieser Zeit fei Regel wiederholt mit Geldforderuagen an ihn hsrangetreten, irdem er ihm mit Anzeige drohte. Im Laufs der Zeit habe Regel 6800 »4t erhalten. Trotzdem Habs R. neuerding; wieder 6000 »4t von ihm verlangt. Diess Summe habe er jedoch nicht aufbringm können, obwohl er sich olle Mühe gegeben habe. Auch die Reise nach Bonn, die er zu diesem Zwecks unternommen habe, sei resultatlor geblieben. Auf der Rückfahrt Habs ihm Regel nochmals mit Anzeige gedroht. Ec sei infolge­dessen sehr aufgeregt worden und habe den Ent- fchluß gefaßt, sich selbst zu erschießen. Zu diesem Zweck sei er mit einem scharf geladenen Revolver, den er auf Reisen stet« bei sich führte, in den Abort gegangen. Dort sei ihm aber der Ge- danke gekommen, erst Regel zu erschießen und dann sich selbst Er sei in da« Coups zurück- g-kehrt, um Regel zu erschießen. Al« er emtrat, habe Regel auf dem Polster gelegen, da« Gesicht der Wand zugekehrt. Er sei nun auf Regel zu gegangen und habe mit den Worten:Du Elender!" au« einer En'fernung von fünfzehn Zentimetern ihm eine Kugel in den Kopf geschossen. Regel habe noch einige Bewegungen gemacht, sich dann aber nicht mehr gerührt. Maagh will dann auf den Abort zurückgegangen sein, um sich selbst zu erschießen. Er sei aber von diesem Entschlüsse abgekommen und in da« Coups zurückgekehrt. Den Revolver habe er neben die Leiche auf da» Polster gelegt und beim Halten den Zug durch da» Nebencoupö erster Klaffe verlassen.

Welche Sprachen werden im Welt, verkehr am meisten gesprochen? Die erfische Sprache steht an erster Stelle, ihrer bedienen stch 200 Millionen Menschen. Dann kommt das Hochdeutsche, da« von 87 Millionen gesprochen wird (in Deutschland 58 in Oesterreich 10, in Ungarn und der Schweiz je 2,2 Millionen, in Rußland, Finnland 2 Millionen, im übrigen Europa noch 2 Millionen, dann in Amerika 12 Millionen und in den übrigen Weltteilen noch Vs Million). Das französische nimmt die dritte Stelle em mit 47 Millionen, spanisch sprechen 45 Millionen und portugiesisch 22 Mill. al« Muttersprache. Da« find die Sprachen der großen Weltverkehrs. Außerdem gibt e« freilich noch Sprachen, die sehr verbreitet find, aber für den Weltoeikshr weniger in Betracht kommen: Chinesisch (400 Millionen), russisch (100), hindostan (100), arabisch (55) j panisch (46), italienisch (38), türkisch (33).

Darf der Kopfei nerTisres beim Schlachten nach abwärt« hängen? Jede« Tier, welcher unbetäubt geschlachtet wird, stirbt besonder« qualvoll, wenn der Kopf herunter- hängt, weil dann dar Blut aus dem Gehirn nicht abfließen kann. So sagte z B. Prof. Bischofs in München, ein bekannter süddeutscher Physiologe: Im Anfang der Verblutung beim Schlachten der Tiere, solange die großen Blutgefäße und die Cip klaren sich entleeren, treten heftige Kontra!- tionen der ebenso fein wie die Blutgefäße verteilten Nsrosr Verzweigungen ein. Diess unter ollen Um­ständen eintretknden Krämpfe find schmerzhaft, wenn noch Bewußtsein vorhanden ist, wenn näm­lich noch Blut im Gehirn, im Großgehirn ist. Er kommt also darauf an, ob der Kopf der ver­blutenden Tieres tief liect oder gar abwärts hängt oder nicht." Ähnlicher sagte Professor Gerlach, der frühere Direktor der Tierarzneischule in Berlin:Läßt man ein kleines Tier ziemlich verbluten und stillt dann die Blutung, so zeigt dasselbe keine Lebenrerscheinungen und auch nicht eins Spur von Empfindung, wenn man den Kopf hochhält, während er umgekehrt beim Auf­heben an den Hinterbeinen sofort wieder auflebt; so kann man es eine Zsitlang tot und lebendig erscheinen lassen. Hierdurch ist der Beweis ge- liefert, daß Tiere, w-nn der Kopf nach unten liegt oder hängt, das Gehirn also noch vom Blut gefüllt ist, dis lebhafteste Empfindung ihrer Toder- q ml haben und ihnen auch noch dis K ämpfe, welche dis Verblutung in den letzten Stadien be­gleiten, zum Bewußtsein kommen." Trotzdem werden aber die Schlachttiere noch hundsrttausend- fälttq mit herabhängrudem Kopf geschlachtet, und er ist bedauerlich, daß so etwas stch bir in unsere Zeit erhalten bat. Auch dem unbetäubten Tiere kann man dis Tode q ralen mildern, intern man den Kopi nach dem Halsschnitt emporrichtet. Dadurch fließt da« Blut aus dem Gehirn, und da« Tier verliert schnell dis Empfindung.

Dar erkannte Autlervolk. Au» Zürich wird derFranks. Ztg," geschrieben: Ein niedliches Gsschichtchen von ungewöhnlicher Mund­fertigkeit eine« Hintsregqer Bauernbubsn (Kanton Zürich) weiß das hiesigeVolk-recht" zu belichten. War da auf der Landstraße in der Nähe seines Heimatdö fchen« eia Vierkäsehoch mit dem Eirsammsln von Roßäpfeln beschäftigt, al« ein Automobil in scharfem Tempo daher- gefahren kam. Statt nun seinen Karren auf die Seite zu nehmen, ließ der Knabe dar Fuhrwerk mitten auf der schmalen Straße stehen uns sprang selber abseits in einen Acker hinein. Da ein Ausweichen nicht möglich war, mußte der Auto- mobiileuker halten, und da der Knabe auch der Aufforderung, den Karren aus dem Wege zu räumen, nicht nachkam, mußte der Kraftwagen« führer schließlich selber aussteigen, um die Bahn frei zu machen. Das geschah nicht gerade in sanftester Art. und das Mtstfuhrwerk landete schließlich im Straßengraben und kippte um. Aber nun wurde der Bauernbub wütend. Und während der Autler schimpfend seinen Benzinwagsn wieder in Gang brachte, schrie der Knabe in Hellem Zorn in dis Kalesche hinein:Stinke chönt er, ihr Chaibe, aber Roßböbbele mache, des chönt er nöt! . Nun war doch er der Sieger.

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Lokale Nebelbildung, wolkig bis trüb, stellenweise Niederschläge, etwas kälter.

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