Erbitterte Kämpse in der Normandie und Bretagne
Drntschr Pauzerdivisionen «arfe« de« Fei«d — Schwer« Kämpfe um St. Mal« — Erneut* sowjetisch«
Durchdr«ch»vers«che «Srdlich der Memel zerschlagen
äirb Aus dem Whrerhauptquartier, 8. August. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Nach mehrstündigem Trommelfeuer trat der Feind i« deu heutigen Morgenstunde« südlich und südöstlich Caen erneut zum Angriff an. Heftige Kümpfe sind entbrannt. Restlich der Or « e führte der Gegner starke Einzelangrisse, die zerschlage« wnrde«, und südwestlich Bire und östlich Avranches setzten die Norbamerikauer aus breiter Front ihre Durchbrnchsaugrisse unter stärkstem Material» und Luftwasseneiusatz sort. I« schweren Kämpfe«, die bis in die Abendstunden andanerten, wurde» sie vor unserer zweite« Stellung verlustreich abgewiese«. Weiter südlich warfen Panzerdivisionen des Heeres und der Wassen-ü de» FeinlM beiderseits Mortan trotz verbissener Gegenwehr «ach Westen zurück. Feindliche Angriffe scheiterten.
Fm Raum östlich Lava! verstärkte der Gegner seinen Drnck.
Fn der Bretagne zerschlugen unsere Sicherungen seindliche Angriffsspitzen und setzten sich dann befehlsgemäß auf die Abschnitte Braft und Lorient ab. Um St. Malo toben erbitterte Kämpfe.
Fn der Nacht zum 7. August wnrde ei« feindlicher Zerstörer iu -er Seine» Bucht durch Lusttorpedotresfer schwer beschädigt.
lieber der Normandie und über de« besetzten Westgebieten wnrde« 19 Flugzeuge im Lnftkampf avgeschossen.
Im französischen Raum wurden 89 Terroristen im Kampf niedergemacht.
London «nd seine Außenbezirke liege» weiterhin unter dem schwere« Störuugsfener der „V 1".
In Ft alte« sanSen gestern keine gröbere« Kampfhandlungen statt.
Im Oste« scheiterte« nordwestlich Miel ec wieder- bolte Anarikke der Sowjets. Nordwestlich Baranow brach der Feind mit starke« Kräfte« in unsere Stellungen ein. Reserve» traten sofort zum Gegenstoß an. Schwere Kämpse sind im Gange.
I« Litauen wnrde« nördlich der Memel erneute sowjetische Durchbruchsversuche unter Abschuß vo«
SO feindliche« Panzer« zerschlage«.
Nördlich Birsen und nördlich der Düna ist der Abwehrkampf unserer Truppe« mit de« eingsbrochene« sowjetische« Kräfte« »och im Gange, während an der übrige« Front bis zum Pleskauer See alle Angrisse der Bolschewisten blutig zusammenbracheu.
Nordamerikanisch« Bomber griffe« gester« einige L st« in Oberfcklesien an. I« der vergangenen Nacht über- flogen feindliche Gtörslngzeuge Südostbeutschland.
Deutsche «nd ungarische Lnftverteidiguugskräste schosst» 98 feindliche Flugzeuge ao.
Beispielhafter Kampfgeist
Zum OKW-Bericht vom 8. August "wird ergänzend mit- zeteilt:
Bei den Kämpfen in Lettland zeichnete sich die schlesisch« U. Infanterie-Division unter Oberst von Bentivegny !>urch hervorragenden Angriffsschwung und unerschütterliche Standhaftigkeit aus. Sie allein schob in zwei Tagen 86 sowjetische Panzer ab.
Im gleichen Raum vernichteten die Sturmgeschütz-Brt- iaöe 012 in den letzten Tagen 68 feindliche Panzer. Hiervon schob Hauptmann Engelmann, Chef der 1. Batterie, illein 17 Panzer ab.
Im Kampfraum westlich Kauen hat sich das 1. Bataillon )es Fallschirm-Pionier-Negiments 21 unter Major Witzig durch beispielhaften Kampfgeist hervorragend bewährt. DaS Bataillon vernichtete an einem Tage 27 feindliche Panzer im Nahkampf.
Ferner zeichnete sich' im Raum von Vialystok die 1. Ka- oa^eriexBrigade unter Oberst Holste und nördlich der Memel die Sturmgeschütz-Brigade 282 unter Hanptmann Kley besonders ans.
Kampf um Finnlands Zukunft
Tagesbefehl Mannerheims an di« sinnische Armes
Der Oberbefehlshaber der finnischen Wehrmacht, Marschall Mannerheim. erließ folgenden Tagesbefehl ätz die Armee:
Nach dem vom finnischen Reichstag angenommenen Ge- setz habe ich bas hohe Amt des Präsidenten Ser Republik angenommen. Der großen Verantwortung voll bewußt, Hab« ich es aus dem gleichen PstiÄtgpMl heraus getan, das dev finnischen Soldaten beseelt.
Soldaten! Der Kampf um die Existenz und dt, Zu- kunft -es Landes geht weiter. In meiner Eigen- schaft als Oberbefehlshaber Ser Wehrmacht appelliere ich a« Eure Ausdauer und Standhaftigkeit. Unbeirrbares gegen- Mges Vertrauen und die Einigkeit unseres Volkes sink er stärkste Schutz des Landes.
Mikolafezyks Krirefall vor Stalin
Verhandlungen der Exilpolen mit de» polnische« Sowjets
Mikolajczyk hat. wie aus Moskau gemelbet wird, mit dem bolschewistischen Polenausschuß „einleitende Gespräche" gehabt. Es ist also so gekommen, wie «S von vornherein zu erwarten war. Mikolajczyk muß sich als reumütiger Sünder dem Kremlbtktat unterwerfen. Tr hat keine andere Wahl, nachdem London ihm Fußtritte versetzt und Stalin ihm eindeutig zu verstehen gegeben hat, daß sich die Londoner Exilpolen bedingungslos zu beugen und mit dem von ihm eingesetzten Ausschuß zu einigen hätten.
ES wiederholt, sich hier dasselbe Schauspiel, bas die Welt bereits bei König Peter erlebt hat, der auch einmal aus Englands Hilfe gebaut hatte, um sich schließlich mit dem Stuhl vor Sie Titre gesetzt zu sehen, so bah ihm nur die Möglichkeit blieb, vor dem von den Sowjet» ausgehaltenen Bandenhäuptling Tito den Kniefall zu machen. DaS ist das Schicksal aller Exilkomitees, die sich unter Londons Fittiche geflüchtet haben. Fn dem Augenblick, in dem Moskau winkt, liefert die britische Regierung ihre Schützlinge kaltblütig an den Bolschewismus aus, ohne den leisesten Versuch einer Verteidigung ihrer Rechte zu machen.
Selbst der Canossagang MikolajczykS schützt ihn nicht vor harten Beschimpfungen, die die Moskauer Zeitschrift „Woina y Rabotschij Klaß" gegen ihn und den ganzen Londoner Gxllklüngel erhebt, die als „Reaktionäre allerSortenundSchattier ungen" gekennzeichnet werden. Dagegen wird von dem Manifest des polnischen Sowjets erklärt, es enthalte „die Sehnsüchte und Hoffnungen der breitesten Arbeitermassen". Sehr nachdrücklich wird der Londoner Clique weiter bedeutet, daß sich das polnische Volk auf die Hilfeleistung der Sowjetunion stützen werde. Auch andere sowjetische Blätter verlangen, daß Mikolaj« czyk den polnischen Sowjet bedingungslos anerkennt, mähend sie eine etwaige von Mtkolajczk geplante Umbildung deS Komitees als ungenügend ablehnen.
Die kleinen Staaten nnr Objekt
Sowjetisch« Monatsschrift über die künftige Friedens» gestaltnng
Die sowjetische Monatsschrift „Der Stern", veröffentlicht nach Meldung Ser Newyorker Korrespondenten von „Stockholms Tidntngen" und „SvenSka Dagblaöet" einen Artikel aus der Feder N. Malinins über die sowjetischen Gesichtspunkte für die Schaffung einer internationalen Nachkriegsorganisation.
Der sowjetische Verfasser verlangt, -atz die künftige internationale Sicherheitsorganisation auf der „starken Führung" der Großmächte aufgebaut werden soll. Den kleinen Staaten räumt der sowjetrussische Verfasser bet der Aufrechterhaltung des Friedens nur eine Hilfsrolle ein. Ihre Aufgabe soll nach seiner Ansicht darin bestehen, daß sie Len Großmächten Marine- und Flugstützpunkte sowie unter Umständen auch Truppen zur Ver- ügung stellen. Die Behandlung rein militärischer Fragen ioll jedoch ausschließlich Aufgabe der Großmächte sein.
Hier wird wieder einmal von sowjetischer Seite klar :um Ausdruck gebracht, daß bei einer künftigen Friedens- lestaltung unter bolschewistischer Regie die kleinen Staaten nichts mehr zu melden haben. Sie dürfen lediglich den Großmächten Stützpunkte und unter Umständen „auch Truppen" zur Verfügung stellen. Damit wäre ü einem bolschewistischen Europa jede Selbständigkeit der leinen Staaten dahin: Bolschewismus bedeutet Aufgabe -den staatlichen Eigenlebens der Völker. Ihnen wird dik- ert, und sie haben zu gehorchen. Das junge Europa aber
d diesen Weg durchkreuzen.
Nur eine politische Göste
Die Atlantik-Charta ohne jede praktische Bedentnug
Die „Nippon Times" beschäftigt sich im Leitartikel mit :n Aeußerungen der amerikanischen Zeitung „Wallstreet journal", aus denen hervorgeht, daß die Atlantikcharta nicht mehr als Grundlage für die alliierte Außen- otitik angesehen werden könne. Das „Wallstreet Journal" preche von einem Zusammenbruch der Atlantik-Charta, da ie offenkundige Absicht der Sowjetunion, beträchtliche Ge- >iete Europas zu annektieren und andere zu beherrschen, den irundsätzen der Mlantik--Charta unbedingt zuwiöerlaufe. Sie Haltung der Sowjetunion lasse nach Ansicht 'es „Wallstreet Journals" die Atlantik-Charta auch für England als sehr problematischen Schutz für seine imperia- en Interessen erscheinen, und England sehe sich deshalb nach stärkeren Garantien als denen der Atlantik-Charta um.
Tie „Nippon Times" erklärt hierzu, die kürzlich« Zu- stimmungserklärung der demokratischen Partei zu den Gri'-dsätzen der Atlantik-Charta und der vier Freiheiten sei infolgedessen nur als politische Geste ohne jede praktische Bedeutung zn werten.
Gipfel moralischer Verkommenheit
Leichenschändungen amerikanischer Soldaten
Die jedem menschlichen Empfinden hohnsprechenöen Leichenschändungen amerikanischer Soldaten auf dem. pazifischen Kriegsschauplatz haben inzwischen ein solches Ausmaß angenommen, daß sich nunmehr die katholische Kirche in den USA veranlaßt sieht, die Amerikaner offen davor zu warnen, japanische Totenköpfe ober Knochen als Andenken von amerikanischen Soldaten anzunehmen. Veranlassung zu dieser Warnung der katholischen Kirche gebe ein Eingesandt an die offizielle katholische Zeitschrift, worin erklärt wird, baß kleine Kinder von Freunden einer amerikanischen Familie mit japanischen Totenschädeln spielen dürfen.
Daß sich diese nicht mehr zn ü verbietende moralische Verkommenheit, die im klaren Gegensatz zu den im Völkerrecht verankerten Bestimmungen steht, nicht nur aus die amerikanischen Soldaten beschränkt, sondern weite Kreise deS öffentlichen Lebens erfaßt hat, beweist neben den bereits bekannten Tatsachen ein iü der amerikanischen Zeitschrift „Life" ganzseitig wieüergegebenes Bild, das ein junges Mädchen in Betrachtung eines TotenschäScls zeigt, der, wie die Unterschrift besagt, von einem japanischen Krieger kommt unb als Andenken übersandt worden ist.
„V 1"-Beschuß wird immer stärker
Reuter meldet: Noch mehr Wellen „fliegender Bomben" sausten am Montag über den englischen Kanal.
Der Ernährüngsminister Oberst F. I. Llewellin sagte heute: „Fast zwei Monate lang befindet sich London jetzt unter einer Spannung, die einer schweren Beschießung während des Tages und der Nacht gleichkommt."
In kurzen Zeitabständen wurden, nach einer Meldung aus London, auch Montag abend und in den frühen Morgenstunden des Dienstag Flugbomben nach Sübengland und in das Londoner Gebiet gesandt. Schäden und Verluste werden gemeldet.
Kurz gesagt
Günstige Ernteansstchte« in Kroatien. Das landwirtschaftliche Forschungsinstitut in Agram meldet, daß die klimatischen Verhältnisse für die Landwirtschaft allgemein günstig waren, der Stand des Wtntergetreiöes war Anfang Juli kurz vor der Ernte gut, desgleichen der Stand der Hackfrüchte, insbesondere Kartoffeln. Am Vesten steht Ser Mais. Die Ernteanssichten sind in einigen Bezirken als sehr gut zu bezeichnen.
Die türkische Nationalversammlung ist am Sonntag zufammengetreten, um mehrere Gesetzentwürfe zu besprechen. Mehrere türkische Minister sind nach Istanbul zurückgekehrt.
Neuer Bobenraub an den Araber». Ein Gebiet von 1000 Dunam, bas an der Küste südlich von Jaffa liegt und bisher in arabischem Besitz war, wurde durch die jüdische Gesellschaft „Schikun" für banlustige Juden beansprucht. 600 Dunam dieses Arials wurden seitens der palästinensischen Behörden den Juden bereits zugesprochen, aber auch der Rest dürfte den Arabern kaum erhalten bleiben.
Die Anwesenheit der UGA-Trnppe« in Aegypten hat auch auf das Verbrechertum in diesem Lande entsprechend belebend gewirkt. Nach dem Bankraub in Helliopolis bet Kairo, über den kürzlich berichtet wurde, ist nun der Diebstahl einer ganzen Serie von 1000-Pfunb-Scheinen aus den Presors der Aegyptischcn Nationalbank gemeldet worden.
Wiederaufleben des Kn-Klnx-Klans Nach einer Meldung aus Newyork schreibt die „Newyork Post": Der Ku-Klux- Klan organisiert in Detroit eine Untergrundbewegung und bereitet sich auf den Tag vor, an dem die Soldaten von der Front nach Hause kommen. Mitglieder des Klan arbeiten daran, eine Organisation aufzuziehen, die versuchen wird, die weißen protestantischen Amerikaner in einen Kampf gegen Katholiken, Juden und Neger hineinzutreiben, sobald die Demobilisierung kommt und die großen Fabriken Tausende von Arbeitern entlassen. Die Führer des Klan, die nach dem Krieg wett ausgedehnte soziale Konflikte voraussehen, stellen -ereits Männer für Stretkbrecberaruvven zusammen.
uiwk«« ou»r« vkmzo orxo« »Iklire» -VILKLU K»
(8. Fortsetzung.)
froher Ausgelassenheit nahm das Fest seinen Fortgang. Während die Jugend aus der Diele nach den Klängen einer kleinen Kapelle tanzte, halten die älteren Damen und Herr-', es sich in der vib'iothek im Salon und im Damenzimmer bequem gemacht.
,Dier irgendwo muh Papa stecken!" lachte Renate und zog Frank mit sich von Raum zu Raum. „Hinter einer dickbäuchigen Flasche Rotspon mit einer dicken schwarzen Vrastlzigarre, die er so Weiht verträgt^.. Entschuldigung, gnädige Frau, meinen gestrengen Herrn Papa haben Sie nicht entdeckt?'"
Frau Bergemann, die Gastgeberin, legte leicht ihre Hand aus die Schulter des jungen Mädchens.
„Leider noch nicht, Renate. Will er denn wirklich noch kommen?"
„Bestimmt. Er hat mir's versprochen. Und was Papa verspricht, das bält er "
--OH oas wird meinen Mann freuen. Haben Sie es gehr Franl: .Was Papa verspricht, das hält er!' Ein schönes Glaube, bekenntnis. mein Kind. Ihr zukünftiger Mann wird eifersiich aut Ihren Vater sein müssen."
„Vielleicht stimmt es, gnädige Frau", lächelte Renate verlec «nd zugleich ein wenig trotzig, denn sie konnte es eigentlich ni leiden, wenn man über ihr Verhältnis zum Vater sprach. „Ich I über alle Maßen stolz auf ihn. Wer es auch nur eine Minute dem schuldigen Respekt ihm gegenüber fehlen lassen wollte, der hä es m,t mir zu tun!"
Frau Bergemann schloß das junge Mädchen begütigend in i! Arme. Sre hatte kerne Kinder und mochte Renate gut leiden.
sto, ich will ihn doch gar nicht angr sen. deinen Vater. Er ist der vollendetste Mann, den ich kenne."
„Jawoh und ich bin seine Tochter!« knickste Renate und lief has davon, io schnell, daß Frank Mühe hatte, ihr zu folgen.
Frank seinen Freunden und damit der gc A" ^ss!?"tlichkeit bekannt, daß er sich heute mit seiner alten Zuge, und verehrten Tenntspartnerin Renate Ernheim oerl, habe. Wenn man für seinen heroischen Entschluß das rechte V «olle, so solle man gefälligst mit seiner Br
and ihm ein Glas jenes tröstlichen Tropfens leeren, den das Haus Bergemann so freigebig kredenzt habe.
Es gab viel Hallo und Geschrei, viel Händeschütteln und Schulterklopfen, wie das bei solchen Gelegenheiten eben üblich ist.
In all die Glückwünsche mischte sich mehroder weniger auch etwas . Reid, denn nicht nur manches junge Mädchen der Gesellschaft begrub eine Hoffnung, sondern auch mancher junge Mann sah eine heimliche Aussicht schwinden.
„Und nun rufe ich Papa an... jetzt kann ich nicht mehr warten!"
„In Ordnung!" lachte Frank. „Patzt auf, Kinder, wenn mein zukünftiger Schwiegervater am Apparat ist, singt ihr alle ein harmonisches .Hoch!" als Geräuschkulisse."
Mit zwei, drei Handbewegungen stellte er die junge Gesellschaft wie einen Thor auf.
„Also macht's gut! Ernheim ist verdammt musikalisch. Und nun Ruhe!"
Alles lauschte mäuschenstill, Endlich schien sich eine Stimme am andern Ende der Leitung zu melden. Eine Frauenstimme.
„Ah... Sie find's, Frau Kowalsky!" sagte Renate und bemühte sich nicht, ihre Enttäuschung zu verbergen. „Ja, ist denn mein Vater nicht mehr wach? Was? Noch nicht zuruckgekehrt? Aber liebe Kowalsky, das ist doch ausgeschlossen, es ist ja schon lange nach Mitternacht. Bitte, schauen Sie doch-einmal in seinem Arbeitszimmer und auch im Schlafzimmer nach!"
Eine lange, schier endlose Pause. Dann kam erneut der alte Bescheid: „Der gnädige Herr ist nicht daheim."
„Verstehst du das, Frank?" wandte sich Renate erstaunt an ihren Verlobten.
„Aber, liebes Kind... er wird in seiner Bank sein und arbeiten. Rufe ihn dort an und du wirst ihn erreichen!" lächelte der und legte den Arm um das erregte Mädchen. „Er ist doch nun einmal ein Mann der Arbeit, dein Herr Papa."
Vergeblich. Aus der Bank kam nur die Stimme des Pförtners, der in dienstlichem Tone meldete, daß der Herr Direktor zwischen acht und neun Uhr noch in seinem Zimmer gewesen sei, dann aber — einen Augenblick, bitte, er könne das noch genau feststellen — also genau acht Uhr sünsunddreihig das Gebäude verlassen habe. Jawohl, er habe sich eine Taxe rusen lassen. Nein, wohin, das wisse er nicht. Aber weit könne es wohl kaum gewesen fein, denn der Herr Direktor habe nur einen kleinen Handkoffer bei sich gehabt.
„Ich mutz sofort los. Da ist irgend etwas nicht in Ordnung!" fieberte Renate.
, Vergeblich.suchte Frank ihr klarzumachen, daß ihre Befürchtungen übertrieben seien.
„Ast dein Vater nicht oft plötzlich verreist?"
„Er hat mir da» immer irgendwie mitgeteilt."
„Er wird keine Zeit mehr dazu gehabt haben, liebes KinÜ. Niel« leicht hat er irgendeinen wichtigen Anschluß erreichen wollen, viel-« leicht mutz er aus geschäftlichen Gründen seine Reise geheimhalten. Komm, laß uns zu euch fahren, dort wird sich schon alles klären!"
Renate wollte das gern glauben, doch sie blieb von einer un« erklärlichen Unruhe verstört. Sie ahnte — wie viele Frauen —< irgendein Unheil mit unheimlicher Hellsichtigkeit voraus.
Frau Kowalsky empfing sie schon in der Halle. Leicht beleidigt wie immer. „Der Herr Direktor hat Gepäck für eine kleine Reist mitgenommen, Fräulein Renate. Ich durfte ihm nicht einmal hest sen... das heißt, er hat mir gar nichts gesagt und mich fortgeschickL Erst als ich zurückkam, sah ich. daß er seinen kleinen Koffer gepacks und mitge-emmen hatte. Diesen Brief sür-Sie habe ich erst spätst gefunden. Er lag unter der ledernen Schreibmappe."
„Gottlob!" seufzte Renate. .Hätten Sie das doch nur früher ge» sagt, beste Kowalsky — was habe ich nicht alles gedacht!...
Der Brief enthielt nur wenige flüchtige Heilen Ernheims. Er teilte in knappen Worten mit, daß eine sehr eilwe geschäftliche An» gelegenheit ihn gezwungen habe, noch in der Nacht zu reisen. Er hoffe, daß ihm Renate nicht böse sei. Sie möge vor allem verhindern, daß etwas über das Ziel seiner Reise bekannt werde, bevor er ihr weitere Nachricht gegeben habe. Ihr allein könne er sagen, dich er in letzter Minute den Anschluß an den Postdampser nach Süd» amerrka zu erreichen hoffe.
„Er ist verreist... geschäftlich!" lächelte Renate erlöst.
Frank lachte und meinte, nun erkläre sich doch alles aus dienatür« lichske Weise. Renate sei eben wie alle Frauen und suche Geheim» nisse dort, wo gar keine seien. „Komm, ich will dir die ulkigen kleinen Sorgensalten wegküssen!"
Aber sie schob ihn sanft von sich. „Geh jetzt, Frank.-, ich möchte wirklich allein sein."
Belustigt sah er sie an. „Jetzt schon Launen, kleine Braut?"
„Versteh mich doch. Frank", bat sie mit mattem Lächeln. „Diesel Bries erklärt zwar Vaters Abwesenheit... aber er beruhigt mich nicht! Kannst du das nicht begreifen?"
„Nein", zuckte er die Achseln. „Ich meine, du bist müde und ge» hörst ins Bett. Außerdem ist dein Vater ein erwachsener Mensch und braucht kein Kindermädchen. Ich würde mich schön bedanken^ wenn man so jeden Schritt bet mir unter die Lupe nähme."
„Das wirst du eben nie verstehen, Frank. Gute Nacht. Was weißt du von Vater und mir —!"
Mit etwas verdutztem Gesicht sah Frank die dunkelbraune Tili an, die sich soeben vor seiner Nase geschlossen hatte. „Na...!"sagt« er, mehr um seinen aufsteigenden Arger zu betäuben als um irgend etwas damit auszudrücken, pfiff seine Lieblingsmelodie, deutet« an seine Schläfe, stülpte den Zylinderhut über seinen tadellos ge« zogenen Scheitel und trollte sich davon.
(Fortsetzung folgt.)