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„Pechvogel" w>- „Boeingknacker"
Von Kriegsberichter Jochen Scheurmann
P«. «s war wie veryexr. «ues, aber auch wirklich alles ging dem neu zur Staffel gekommenen jungen Oberfeldwebel B. schief. Obwohl er bestimmt ein hervorragender Flieger wr.r und schneidig zu kämpfen verstand, wollt« ihm nicht» gelingen. Immer, wenn die Kameraden stegreich wackelnd vom Feindflug zurückkamen, mußte er sein« heftig zerzaust« Maschine so gut es ging irgendwo hinwerfen und versuchen, noch ein« glatte Notlandung zu machen. Denn wenn niemand Treffer bekommen hatte, der stämmige, beinahe vierschrötige Westfale hatte ganz gewiß einen Haufen handgroße Löcher in seiner Focke-Wulf. .
Unendlich viele Versetzungsgesuche hatte der damalige Flug- zeugmechaniker einreichen müssen, um endlich seinen Wunsch, selbst Flieger zu werden, erfüllt zu sehen. Und nun verfolgte ihn diese furchtbare Pechsträhne. War er deshalb vor Jahren den Weg vom Infanteristen zum Mann des Bodenpersonals der Luftwaffe und dann unter schweren Anstrengungen bis zum Flugzeugführer und Jagdflieger gegangen, um nun zu versagen und als ewiger Pechvogel zu gelten? In dieser Zeit wurde er auch zweimal verwundet. Kaum wiederhergestellt, saß er wieder in seiner Focke-Wulf und versuchte erneut mit seinem westfälischen Dickschädel da« Schicksal und den Erfolg zu zwingen. Und wirklich schien jetzt der Bann gebrochen zu sein. Sein erster Sieg >par gleich ein Doppelabschuß. Bei. einem Einflug amerikanischer Bomber gegen das norddeutsche Küstengebiet flog Oberfeldwebel B. mit den ersten Iäqerschwärmen, die sich dem Feind entgegenwarfen, weit in die Deutsche Bucht hinaus. Der zweite Anflug auf die Bomber brachte Oberfeldwebel B, in die ideale Schußposition. „Jetzt schießen!" durchzuckte es ihn im richtigen Moment wie ein Befehl. Und da sah er auch schon, wie der riesengroß im Visier.hängende Bomber von den zuckenden Feuerblitzen seiner Leuchtspurmunition aufgespießt wurde. Die Führerkabine der Boeing wirbelte zerfetzt durch die Luft. Wie eine der von den Briten nachts abgeworfenen Lichtkaskadeb rieselte da» große Flugzeug in die Tiefe, Beim zweiten Angriff wurden die Focke-Wulfs von einem verheerenden Abwehrfeuer empfangen. Die amerikanischen Bordschützen schaffen um ihr Leben. Die Maschine de» Oberfeldwebels wurde durch den harten Schlag eines Treffers erschüttert. Trotzdem flog er weiter; mit etwas verminderter Geschwindigkeit, aber mit eiserner Energie seinem Gegner im Nacken bleibend. Endlich zersplitterte der Heckstand des Bombers. Oberfeldwebel B. schoß wieder, drückte die Amerikaner tiefer, schoß noch einmal — da ein Schlag! Haushoch spritzte das Wasser über der versinkenden Boeing hervor.
Bon da an riß die Serie seiner Erfolge nicht mehr ab. Weit mehr als die blitzschnellen, beinahe spielerisch aussehenden Gefechte mit feindlichen Jägern lag ihm der Kampf gegen die mächtigen Bomber, von denen die Amerikaner behaupteten, sie seien „Fliegende Festungen" und praktisch unverwundbar. Im ersten Augenblick ist es für einen jungen Jagdflieger natürlich beängstigend, diese riesigen Schiffe vor sich zu sehen und das massiert« Sperrfeuer der unzähligen, meist zu Zwillingstürmen gekoppelten Bordkanonen zu durchbrechen. Aber Oberfeldwebel B. hätte nicht aus dem „Kohlenpott" stammen dürfen, wenn er di« feindlichen Kampfmaschinen, biesc Bombenschlepper, die Tod und Elend über deutsche Frauen und Kinder brachten, nicht als seine persönlichen Feinde betrachten sollte. Von seinem letzten Urlaub her hatte er noch die grausige Szenerie seiner schwergetroffenen Heimatstadt vor Augen. Im Laufe der nächsten Monate erwies er sich bald als Spezialist in der Vomberbekämpfung. Gr brachte einen nach dem anderen zum Absturz.
Längst gehört er nun schon zu den „alten Hasen" der Staffel. Er ist jetzt selbst zum Lehrer und Ausbilder der jungen Mannschaft geworden, bie die deutsche Iagdabwehr laufend verstärkt. Immer wieder weist er darauf hin, daß fliegerische» Können, Verwegenheit und der Wille zum Sieg nicht allein ausreichen, den Feind zu vernicksien. Zu diesen Grundeigenschasten des Jäger» muß jene nüchterne Ueberlegung und taktische Berechnung kommen, die nur aus der Erfahrung gebären wird. Niemand in der Staffel spricht mehr von dem „Pechvogel", statt dessen nennen ihn die Kameraden mit einem Unterton der Anerkennung wegen seiner Erfolge gerade gegen diesen größten Typ der amerikanischen Bomber den „Boeing- knacker".
^ -unrm onö Sttichrn ln AsOpten
Die Alliierten, kragen die Schuld
In der ägyptischen Kansmer^Häklim Donnerstag eine Debatte über die Malariaseuche in Obexägypten stattgefunden. meldet die ..Times" aus Kairä. Wieder seien bei dieser Gelegenheit von verschiedenen Sprechern di« Engländer für die Ausbreitung der Seuche verantwortlich gemacht worden Man habe di« Engländer beschuldigt, daß sie für di« alliierten Truppen die Im Lande vorhandenen überschüssigen Nahrungsmittelvorräte aufkauften und sie nicht den Bewohnern der setzt malariaverseuchken Provinzen Kena und Aswan überließen: denn dies« seien so unterernährt, daß ihr« Körper der Malaria keinen Widerstand entgegensetzen könnten.
D>s Zeitschrift „African" World" spricht von einer Hungersnot, . e im ägyptischen Tokar-Bezirk an der Rotmeerküst« herrscht. Dt« gesamte Ernte hätten Heuschreckenschwärm« gefressen.
Die Arlilleriefchlachl von Aettnno
Von XrieLrderichter sirsnr pesenllorker
PK E» gibt kaum einen höheren Artilleriekommandanten, der von seinem Gefechtsstand den ganzen Wirkungsraum seiner schweren Waffen so klar und deutlich einsehen kann wie jenen am südhang der Albaner Berge. Denn zu Füßen seiner Befehlsstelle, einer herrlich gelegenen Vrlla wohlhabender Römer inmitten von, Weinbergen und Gärten, breitet sich di« Ebene der Pontinischen Aecker, aus der sich die kleinen Siedlungen und Einzelgehöfte ab- yeben. Und knapp vor dem Silberband des Meeres erkennt man mit freiem Auge die Umriffe der Häfen Nettuno und Anzio und
Mehr als sonstwo ist hier die Führung der gewaltigen Artillerieschlacht im Landekopf nicht allein ein Werk der Planung am Kartentisch, sondern ein Ergebnis persönlicher Anschauung und unmittelbarer Einsicht in die Notwendigkeiten des Kampfes. Ist sonstwo ein langer und zeitraubender Weg erforderlich, so genügen hier die wenigen Stufen hinauf auf den Balkon an das Scherenfernrohr, um sich von der Ausführung und Wirkung der gegebenen Befehle zu überzeugen. Und sind überall an den Fronten die Beweglichkeit und Wendigkeit das Kennzeichen der artilleristischen deutschen Führung, so gilt dies am Landekopf Nettuno durch die Gunst der räumlichen Lage in doppeltem Maße; so schwer die Waffen sind — es sind hier neben den Feldhaubitzen zahlreiche großkalibrige Batterien mit großen Reichweiten eingesetzt zur leichtbeweglichen Führung.
Das Gipfelrund der Albaner Berge im Zuge des Landekopfes gibt aber auch den Meßstellen der Beobachtungsabteilungen und den Beobachtern der Batterien ideale Möglichkeiten. Kaum ein Abschuß der in der Ebene zusammengeballten Feindartillerie konnte sich der Standortbestimmuiig entziehen, die nun mit offenen Karten, zu kämpfen gezwungen ist. Freilich ist auch die feindliche Luft-und Erdaufklärung nicht untätig geblieben, doch hat sie bei den geschickt ausgewählten und in Hügelketten und Bodenwellen gut getarnten deutschen Feuerstellungen schwere Arbeit.
Deren Zahl ist seit den ersten Tagen der Landung am 22. Januar 1944 immer größer geworden. Standen im Anfano diese» feindlichen Unternehmens nur verhältnismäßig wenig! Batterien dem alliierten Aufgebot gegenüber, da sich diese auf di« ganzen Vertsidigungsabschnitte der langgestreckten Küsten Mittel- und Oberitalicns verteilen und alb Eingreifreserven bereitgestellt werden mußten, so hat sich nun auch der für den Fall einer Lan- düng vorgesehene artilleristische Aufmarsch planmäßig vollzogen, ohne daß darum die Abwehr weiterer Landungen in Frage gestellt worden wäre. Die anfänglich vorhandene Feuerkraft genügte aber, um auch artilleristisch eine bedrohliche Ausweitung des Landekopfe» zu verhindern. Als sich dann der Gegner durch weitere Ausladungen stark genug fühlte, zum Vorstoß auf den Raum Aprilia gegen sie Albaner Berge anzutreten, hatte sich auch die deutsche Artillerie hon so sehr verstärkt, daß sie im Verein mit den Grenadieren unk -anzern den Durchbruch verhindern und einen kleinen Eindruck
aDDämmen konnre.
Die für die Abwehr feindlicher Landungen notwendige A". laufzeit ist im Fall« Nettuno beispielhaft ausgenntzt worden, daß nun eine Ebenbürtigkeit der Zahl der Rohr« nach und nach erreicht wurde. Der deutsche Grenadier, der in den ersten Phasen in der Verteidigung stand und jetzt im Angriff um die Verenguna des Landekopfes kämpft, weiß hinter sich einen breiten Gürtel fast aller Kalibeit und Reichweiten, die das Feuer des Feindes mit gleicher Münze erwidern können. D.ies hat schon in den ersten Februartagen sein« Früchte getragen, als der Einbruchsraum nördlich Aprilia durch einen schwungvollen Angriff zu einem Kessel wurde, in dem ein verstärktes englisches Infanterieregiment seine Vernichtung fand. Das trug in der Folge entscheidend dazu bei, daß Aprilia selbst genommen und seit dem IS. Februar zum weiteren Angriff nach Süden in Richtung Nettuno angetreten werden konnte. Der Gegner, seit je gewohnt, seine räumlichen Erfolge durch Tausende von Tonnen Eilen zu erringen, suchte auch ,etzt sein Seil in, einem gewaltigen Munitionsaufwand. Der freilich durch Verminung, Beschießung und. Bombardierung von Schiffen und Ausladestellen behinderte Seetransport gewährt ihm dabei bei der Heranschaffung der Munition gegenüber dem Trans- Port von Munition auf Bahnen und Straßen gewisse Vorteile. Aber diese werden ausgewogen durch die Ueberlegenheit der Füh- ' rung, die das Feuer immer dort zusammensaßt, wo es not tut, wo es die beste Wirkung verspricht durch die Genauigkeit der deut- schen Artillerie, durch die besten Beobachtungsmöglichkciten von den Höhen aus und auch durch die Kampferfahrung des deutschen Grenadiers, der sich im Gegensatz zu den Kalkbergen des Apennin« hier in den Feldern des einstigen Sumpfgebictes leichter Deckung schaffen kann.
Fa',, ohne Unterbrechung wühlt die Artillerieschlacht vor Nettuno den wasserreichen Boden auf. Feuerfchläge vieler deut- cher Batterien bereiten der stürmenden Infanterie den Weg, gut- >ezieltes Feuer kämpft Stützpunkte und Widerstandsnester nieder, chlägt in die feindlichen Gegenangriffe mit Wucht hinein, sucht >ir gegnerische Artillerie auszuschalten oder niederzuhalten. Fern- kampfgeschiitz« greifen in Truppenansammlungen und Lager in> rückwärtigen Gebiet, legen ihr Feuer auf die Feldflugplätze de» Feindes im Landekopf, stören die Ausladung von Truppen, Munition und Waffen und zwingen so immer wieder Kreuzer, Zerstörer und Transporter, sich einzunebeln, und das Weite zu suchen
Dis Anglo-Amerikaner trachten die Artillerieschlacht vor Nettuno durch den Einsatz der Luftwaffe zu ihren Gunsten zu entscheiden. Ä'cht nur daß sie durch die Artillerieflieger und Beobachtung aus Fesselballonen die Nachteile ihrer räumlichen Lag« auszugleichen suchen. Was ihnen mit ihrer Artillerie nicht gelang, das erhoffen sie durch massierte Bombenangriffe: die Nieder- kämpfung unserer.Batterien» Aber die Sperre der Flakbatterien, die auch vor Nettuno sich hervorragend km Erdeinsatz bewähren, verhindert größere Erfolge des Feindes und fügt seiner Bombengeschwadern Tag für Taa schwerste Verlust? -u.
uSAEMNilfAmg wrr Bsram
»Die britischen Truppen erstaunlich schwach"
Der Newyorker Korrespondent von „Dagens Nyheter" berichtet, daß. die Amerikaner mit den bisherigen britischen Leistungen m Burma nicht zufrieden seien. Der führende USA-Rundfunk kommentator Raxmond Gram Swing erklärte dieser Tage, das, -di» in Burma eingesetzten britischen Truppen erstaunlich schwach seien. Die Amerikaner verspürten deshalb eine wachsende Enttäuschung, weil eine Voraussetzung für die Erreichung der strategischen Ziele der USA gegen Japan die Wiedereroberung Burmas sei. Das nordamerikanische Volk sei sehr verstimmt darüber, daß der britische Kriegseinsatz in Ostasien in keiner Weise mit dem der Amerikaner zu vergleichen sei.
Der bekannte Leitartikler Eonstantine Brown schrieb vor kurzem, daß Wavell einen großen Teil der zur Verfügung stehenden britischen Truppen in Anspruch nehme, um Ruhe und Ordnung in Indien aufrecht erhalten zu können. Infolgedessen könne Mountbatten die für seinen Feldzug in Burma nötigen Truppen einfach nicht bekommen. Viele Amerikaner meinten, daß die Engländer eine andere und bessere Politik in Indien versuchen sollten, dann könnten sie^genügend Truppen für Burma frei machen.
Sie ganz« Lügenhaftigkeit der anglo-amsrikamschen Angriffe auf die Neutralität Spanien» hält der Berichterstatter der spanischen Agentur EFE in Guatemala dem britischen Botschafter in Madrid, Hoare, vor. England Hab« am allerwenigsten das Recht, von Neutralität zu sprechen. Nirgends zeige sich so deutlich wie in Südamerika, daß Großbritannien zu den Erbfeinden Spanien» gehör«. England wolle Spanien an Staffn ausliefern: «e sei kein Geheimnis mehr, daß «ine Klausel der Geheimpakte» auch von der Bereitwilligkeit Englands spreche, einem unter Moskau- Einfluß stehenden Spanien Gibraltar zurilckzugeben.
M jedes Mitärhandkrich der summt
Die deutschen Verkeidlgungsmethoden von Lassino machen Schule
schlachten, von denen die anglo-amerikanische Infanterie niemals angenommen habe, daß sie durchgekämpft werden müßten, spielten sich in der letzten Woche in Eassino ab, berichtet „Sun- day Expreß". Die Deutschen verstünden es, sich aus den Trümmern von Häusern befestigte Stellungen zu errichten, sie täten das'mit einem solchen Geschick, daß ihre Methoden zweifellos in jedes Militärhandbuch der Zukunft eingehen werden.
Das Wichtigste, was man aus diefer Kampfmethode lerne, sei, daß es durchaus nicht genüge, ein von den Deutschen besetztes Haus durch Artillsrieseuer zu zerstören. Für die Deutschen verliere er dadurch nicht an militärischem Wert; im Gegenteil, es mache ihre Stellungen nur noch fester und uneinnehmbarer Wollten di« alliierten Soldaten solchen Stellungen beikommen, dann gebe «» nur eine Möglichkeit, und zwar direkt in diese einzudringen und sich in ein Handgemenge mit den Deutschen einzulassen, bei dem die Engländer und Amerikaner zu allermeist den Kürzeren zögen. Dar sei der Grund, weshalb die alliierte Infanterie bei den Kämpfen um Casino Io außergewöhnlich schwere Verluste erlitten hat
8apan ist unbeMbar
Anerkennung feiner Kraft
Die „Tribüne de Lausanne" schreibt in einem Leitartikel am Sonntag über den Krieg im Pazifik: Die japanische Flotte ist kaum angeschlagen. Japans Armeen sind zahlreich, seine Soldaten und Seeleute sind entschlossene Kämpfer, die den Tod der Niederlage vorziehen. Die Hilssauellen Großostasiens sind ungeheuer groß, und die japanische Regierung konnte seit zwei Jahren nach Belieben ihre Ausnutzung organisieren. Die Amerikaner sind übrigens bis jetzt nur an dem äußersten Gürtel des weiträumigen. Netzes von Stützpunkten angekangt, die den japanischen Besitz gegen den Osten decken.
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dslis im Spiegel
j 1 loman von Kolon«! ftlarvjtr
klebrigen» hatte er Viola, von der er das alles erfahren, nicht wredergesehen. Vielleicht war das ein Fehler gewesen, doch bei der Wahl, di« nächste Maschine zu bekommen oder «der zuvor noch das klein« Antiquitätengeschäft nahe dem Hohen Markt auszusuchen, hatte er sich für den Flug entschieden. Kicher war das sehr töricht gewesen. Im Gründe wußte er sehr wenig. Er hatte ein paar Namen gehört und daß Bert . . . Plötzlich kam ihm der Gedanke, daß Viola vielleicht phantasiert habe . . . Möglich, daß sie Bert Eött kannte, ,.^'ich d..z er in ihrem Leben eine gewisse Rolle gespielt hatte, aber die Anklage, die sie gegen ihn erhob, war viel zu grotesk, um glaubwürdig zu klingen. A richter erkundigen; er «inem Fall Eött-Rodari er nach Venedig.fahren, um am Lido zu baden und auf die neue Geliebte zu warten, die nach Alices Meinung schon sür Herrn Bentinck vom Schicksal bestimmt war. Fortsetzung folgt Mit den letzten Gästen brach Ventinck auf. Die -Zeitungs- verkäufer riefen jetzt die Morgenblätter aus. und die jungen Herren promenierten nicht mehr.
Er fuhr ins Hotel, und auf sie Frage des Nachtportiers, ob und wann der Signore geweckt zu werden wünsch«, schwieg Bentinck einig« Sekunden lang. Ehe er zum Gericht und zum Anwalt ging und sich vielleicht eine beschämende Auskunft holte, mochte es das beste sein, Signore Rodari selbst auszusuchen.
„Portier", sagte er. und er bemühte sich, seiner Frage etwas sehr Gleichgültiges zu geben, „ist Ihnen vielleicht bekannt, ob «s «inen Industriellen namens Rodari gibt?"
Der Mann hinter dem Empsangstisch verlor für eine Sekunde seine feierliche Würde. „Signore Rodari? Antonio Radar,, meinen der Herr?"
„Allerdings."
„Oh. mein Herr, Signor« Rodari war oft unser Gast. Aber haben Sie «s nicht gelesen, er ist . . ."
„Tot. Ja, ich weiß."
„Er ist ermordet worden, mein Herr. Ein« groß« Tragödie."
„Gewiß «ine Tragödie. Aber seine Gattin, Signor« Rodari — ich meine, wohnt sie noch in Portosina?"
„In Portosina? Ich weiß es nicht. Dort hatten die Rodaris ja nur «in Landhaus, aber ihr Palazzo hier in Genua — -I- ist »«räumt worden und stebt rum Verkauf. Haben Sie
Interesse an einem Kauz? Allerdings, die Sammtungen sind verstreut. In alle Welt. Doch wenn Sie wünschen, werde ich mich mit einem Makler in Verbindung setzen."
„Danke, nein. Was ich wünsche, Portier, ist erstens, ein Schlafmittel. Haben Sie ein Schlafmittel? Und zweitens, daß ich moryen vormittag ein Auto nach Portosina bekomme. Wie lang« fährt man bis Portofino?"
„Eine gute halbe Stunde, mein Herr. Ein Schlafmittel lasse ich Ihnen aufs Zimmer schicken. Es wird «in paar Minuten dauern. Angenehme Ruhe, mein Herr." —
Das Zimmer war mit weichen Teppichen belegt, das Bett war breit und schneeweiß, das Schlafmittel wurde mit einer Flasche Mineralwasser gebracht. Das Leben war schön und wert, gelebt zu werden, wenn man nicht in einer engen Zelle saß und auf einer schmalen Pritsche den Schlaf finden mußt«.
Bentinck nahm von dein Schlafmittel das Doppelt« der vorgeschriebenen Menge.
Er hatte vergessen, die Vorhänge zu schließen; so schien der Mond-in sein Zimmer. Er war voll und silbern. Er stand über dem nahen Meer und erinnerte an den runden venezianischen Spiegel, an dessen unterem Rand di« Worte standen: „T'Aspetto, Telia."
12
Es war fast Mittag, als der Wagen an den bunten Fischerhäuschen von Portosino vorüberfuhr. An einer Tankstelle stoppte Bentinck und fragte don Mann, der herbeieilte, ob er ihm sagen könne, wo die Villa Rodari liege.
Die Auskunft glich der Beschreibung, die Viola ihm gegeben hatte. Ein paar hundert Meter oberhalb der Straße, di« aus dem Ort führe. Ein weißes Haus mit flachem Dach, der Signore möge nicht das Lastello mit.der Villa Rodari verwechjeln. und im übrigen, was dürfe es sein? Benzin oder Oel? — An beiden hatte Bentinck keinen Bedarf. Der Wagen war in Ordnung, aber er wollte den freundlichen Mann nicht enttäuschen.
.Maschen Eie den Wagen", sagte er, „ich werde zu Fuß weitergehen. Es ist vermutlich nicht weit.'^
„Keine Viertelstunde, Signore, und «in sehr schöner Weg. Oh, der Blick über den Golf. . ."
„Ich kann noch nicht genau sagen, wann ich zurück sein werde.
„Das tut nichts, Signor«. Wir haben immer jemanden hier."
Vesstinck dankt«, Hann ging er die steile Straße empor. Er ging langsam, und der Mann an der Tankstelle hatte nicht zuviel versprochen. Links von der Straß« lag das Meer, und es war unwahrscheinlich, wi« «» im Glanz der Mittagssonne arablte.-
Aus dunklen Zypressen leuchlete oas werge vaus. Ventrnir war am Ziel. Er trat an eine klein« Eartenpsorte, suchte nach einer Klingel. Es war keine Klingel vorhanden. Er össuete di« Tür, ohne sich bemerkbar gemacht zu haben. Es war nicht seine Schuld.
Tiefe Stille. Kein Laut, keine Stimme.
Langsam ging er den Hauptweg entlang, der von Zypressen beschattet war und der direkt aus die Villa zusiihrte.
Die Tür war verschlossen, und auch hier gab es keine Glocke. Da die Vorhänge zugezogen waren, mußte man glauben, daß das Haus unbewohnt war. Es war ja erst Ende April, und wenn auch die Sonne brannte und die Lust still und flimmrig war wie daheim an Hochsommertagen, so konnte es sehr wohl sein, daß die Bewohner das Landhaus noch nicht bezogen hatten.
Die Bewohner? Wer waren sie? — Antonio Rodari war tot. Bert Gött saß in Untersuchungshaft. Mola war in Wien. Wenn jemand, so konnte nur Celia hier sein. Dies aber war sehr unwahrscheinlich. ^kas sollte sie hier, wo alles an die Tragödie erinnerte, deren Zeugin sie gewesen war? Di« ganze Fahrt nach Portofino war ein Umweg und Aufenthalt. Es galt, so schnell. wie möglich nach Genua zurückzufahren und zu erforschen, wo Bert Eött untergebracht war wer der Unteriuchunasrickler und wer der Anwalt war.
Bentinck ließ die Klinke fahren und wandte sich zuruü, aber er ging nicht den Weg, den er gekommen war, er folgte einem schmalen Eraspfad. der um das Haus herumführte. Er mündete an einer Terrasse an der Rückseite des Hauses, und unterhalb der Terrasse sah Bentinck einen Tennisplatz und ein kleine, Schwimmbad liegen. Der Tennisplatz war von einem hohen Drahtnetz umgeben; um das marmorne Schwimmbad aber, standen Zypressen und Palmen, und was da -son weiß schimmerte — die Mittagssonne blendete schon sehr - das mochte eme Marmorstatue sein.-
Langsam überquerte er die Terrasse. Es war ganz still und heiß hier. Selbst die Brandung vom Meer klang fern. Einmal lief eine Eidechse vor ihm her, Ventinck verfolgte das kleine, schillernde Tier mit den Blicken, dabei ging er weiter, und al, er aufblickte, stand er vor der Marmorstatue. Vielleicht war es «in Apoll. Er war wundervoss dieser Gott. Der Mamor schimmerte wie altes Elfenbein, aber was Bentinck dann sah, war viel schöner; es war Celia.
Sie lag im Gras zu Füßen des Gottes, und er erkannte sie sofort. Nur sie konnte es sein. Sie war in einen weißen Bademantel gehüllt, der am Saum rotgerandet war. wie eine Toga. Und obwohl ihr schlafendes Gesicht vom Schatten des Sockels verdunkelt wurde, leuchtete doch das Haar so. wie Viola gesagt halte; wie edler Bernstein, den die Senne trän"