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im stände bin, allen, die meiner so gütig gedacht haben, persönlich zu danken. Ich bitte deshalb, auf diesem Wege die Versicherung aursprechen zu dürfen, daß neben meinem eigenen festen Glauben an die Richtigkeit meiner Ideen nicht« so sehr im stände war, mich nach dem großen Unglück wieder aufzurichten und zu schleuniger Wiederaufnahme meiner Arbeit anzuspornen, als der Gedanke, daß da« ganze deutsche Volk, dem mein Werk von Anfang an gewidmet war, sich hinter mich gestellt und in beispielloser Begeisterung und Opfer freudigkeit mich mit den Mitteln au«, gerüstet hat. da« zerstörte Luftschiff durch ein neue«, auf Grund der letzten Erfahrungen weiter verbesserte« Fahrzeug zu ersetzen. Bewegten Herzen« spreche ich dem ganzen deutschen Volke meinen innigsten Dank au«. Ich betrachte e« al« meine heilige Ehren. Pflicht, mich de« Vertrauens, das man mir entgegenbringt, würdig zu zeigen. Die herrliche nationale Kundgebung fasse ich al» den Auf­trag meine» Vaterlandes auf, in der bisherigen Weise weiterzuarbeiten. Ich bin mir dessen bewußt, daß ich damit eine schwere Verantwortung auf mich nehme. Aber der Wille de« deutschen Volke«, Luftschiffe meines System« al« aurerwählte Streiter in den Kampf um die Eroberung der Luft zu senden, wird mir Mut und Kraft verleihen, unbeirrt auf dem eingeschlagenen Weg weiterzuschreiten."

Pforzheim 13. Aug. Die Affäre des nach Paris geflüchteten Bankleiters Max Groß hier macht immer noch viel von sich reden. Wie es heißt, zählen zu den persönlich Geschädigten abgesehen von der Filiale der südd. Diskonto, gesellschaft und dem kathol, Vereinshause hier auch mehrere hiesige Geistliche, welche gegen Groß, der mit seinen Rechnungrablagen mehrfach im Rückstand war, allzu vertrauensselig gewesen zu sein scheinen.

Au» Baden. 13. Aug. In Donau, eschtngen stürzte in dem abgebrannten Haus de» Küfers Weh eine Mauer ein und begrub zwei Knaben de» Hausdieners Dengel unter sich. Pioniere und Mitglieder der Sanitätrkolonne eilten rasch herbei und förder. ten alsbald den einen Knaben, den 13 Jahre alten Karl Dengel, zutage. Er war tot. Der andere 10 Jahre alte Fritz Dengel wurde mit schweren Verletzungen am Kopfe geborgen. Man hofft, ihn am Leben zu erhalten. Die 84 Jahre alte Frau Anna Stock er, die in der Käferstraße wohnte, ist jetzt gestorben. Sie war in ihr brennende« HaU« nochmal« eingedrungen und hatte dabei schwere Brandwunden erlitten. Der eiserne Schrank de« Amtsgericht», in dem die Testamente, Eheverträge und sonstige Urkunden aufbewahrt waren, ist au« dem brennenden Schutt

heraurgeschafft und geöffnet worden. Die Ur­kunden waren vernichtet. Die eisernen Schränke der Sparkasse und de« Finanzamtes waren z T. von Soldaten durch die Feister herausgeworfen worden. Die Wertpapiere, die sie enthielten, find noch lesbar. Das Papiergeld ist verkohlt.

München 13. Aug. Die von verschiedenen Seiten gegebene Anregung den Grafen Zeppelin für München zu gewinnen und ihm für feine Versuche eine Ballonhalle hier oder in Starnberg zu erbauen, kann leider nicht ver. wirklicht werden. DieMünchener Neuesten Nach­richten" haben bei dem Grafen selbst angefragt, wie er sich zu einem solchen Projekt stellen würde und folgende Antwort erhalten: Zur jedes, maligen Erprobung neuer Luftschiffe und Maschinen Nähe ein er großen Stadt bedenklich. Graf Zeppelin.

Franksurta. M. 13. Aug. DieFranks. Ztg." meldet au« Friedrichshafen: Graf Zeppelin hat bereits Schritte getan, als Be. auftragter sozusagen des deutschen Volkes sein Unternehmen auf breiterer und vervollkommnet« Grundlage weiterzuführen. Ein rheinischer Industrieller, der seit Jahren mit der Sache in Fühlung stand, ist als leitender kaufmän- nischer Direktor engagiert, und neben den alten wissenschaftlichen Mitarbeitern find neue um ihre Mitwirkung an dem Unter- nehmen ersucht worden. Es wird sich naturgemäß zunächst darum handeln, die Werkstatt- und Halleanlage zu erweitern, ehe man an den Bau weiterer Luftschiffe geht, für die Platz und Häfen geschaffen werden müssen. Der Wie. dsraufbau des zerstörten Schiffes kann nicht wohl von heute auf morgen beschlossen werden, da man den gemachten Erfahrungen gemäß Ver­besserungen plant, die jetzt in Ruhe konstruktiv überlegt werden können. Zunächst wird da« Mo - bell 1907 etwas umgebaut und verlängert werden, wodurch er etwa 900 Kilogramm Tragkraft und entsprechend vergrößerten Aktionsradius gewinnt. Im Herbst können mit diesem Ballon dann Fahrten gemacht werden, die man als Fernfahrten nach bestimmten Zielen aurzuführen keine Veranlassung hat. Es drängt in Zukunft zum Glück keine Notlage mehr. Die Auffassung der Daimler-Werke» es könne eine mangelhafte Oelung den Motordefekt verursacht haben, dürfte nicht ganz von der Hand zu weisen sein; er wird eine positive erste Ver­besserung darin angestrebt werden, um durch eine geeignete Vorrichtung eine ausreichende Oelung der Lager« auch bei Schrägstellung de» Fahrzeug« zu erzielen.

Dresden 12. Aug. Großer Befremden erregt überall die Nachricht, daß der Rat der Stadt beschlossen hat, von einer Beteiligung der Stadtgemeinde an der Sammlung für Zeppelin

solange abzusehen, al« nicht etwa der Bau von Luftschiffhäfen in Angriff genommen und ein solcher Hafen in Dresden angelegt werde. Da au« diesem Beschluß jeder folgern muß, daß der Rat der Stadt die Bewilligung eine« Beitrag« von der Errichtung einesLuftschiffhafens" in Dres- den abhängig machen will, hat O.-B.-M. Beutler der Presse eine Erklärung zugehen lassen, in der es heißt, daß bereits reichliche Mittel aufgebracht wären, um den Bau von Luftschiffen für die nächste Zeit zu sichern, und daß daher städtische Mittel nicht erforderlich wären. Voraussichtlich sei aber die Zeit nahe, wo allenthalben in Deutsch­land Häfen für Luftschiffe notwendig wären» für die die erforderlichen Mittel kaum durch Privat­sammlungen aufgebracht werden dürften. Man hoffe, daß Graf Zeppelin über die Weiterent­wicklung seiner Erfindung bald eine programmatische Erklärung abgeben werde, aus der sich auch er- sehen lasse, welche weiteren Mittel erforderlich sein würden. Dann würde sicher auch in den städtischen Kollegien zu Dresden die alte bewährte Opferwilligkeit für patriotische Zwecke sich betätigen. Auch dieseErklärung" macht die Haltung de« Gtadtrats nicht verständlich!

DieDresdener Nachr." schreiben zu dem üblen Vorgang u. a.:

Die unliebsame Tatsache fällt auf, daß der Rat zu Dresden es überhaupt für nötig be­funden hat, seine Beteiligung von Amts, und Stadtwegen an der Zeppelinspende, die eine nationale Ehrengabe sein soll, an Be­dingungen zu knüpfen, während sonst überall in Deutschland die Bewilligungen schlechthin und ohne jede Verklausulierung vollzogen worden find, von jung und alt, von klein und groß, von arm und reich. Dann aber vollends der Inhalt der gestellten Bedingungen! Nicht genug, daß man erst den Beginn des Baues von Luftschiffhäfen abwarten zu wollen erklärt, soll auch noch gar ein solcher in Dresden angelegt werden müssen, ehe man sich hier von Amts wegen zur Bereitstellung von Mitteln entschließen zu dürfen meint! Besteht man sich diese Bedingungen genauer und über- trägt sie auf dis Proxis, so bedeuten sie bei der Länge der Zeit, die notgedrungen bis zu ihrer Erfüllung vergehen muß, eine Verschiebung der Unterstützung auf einen sehr entfernten, heute kaum absehbaren Termin. An sich mag es ja nun bei der allgemeinen hervorragenden Opfer­willigkeit für diesen Zweck in ganz Deutschland wenig oder gar nicht in« Gewicht fallen» ob gerade die Gabe der Stadt Dresden früher oder später geleistet wird. In jedem Fall steht die kühle, allzu rechnerische Zurückhaltung des Dresdener Magistrats in auffälligem Gegensatz zu der Begeisterung, die in der ganzen sächsischen Bevölkemng für das Werk des Grafen Zeppelin zutage tritt. Nach der ganzen Sachlage kann man nur lebhaft bedauern, daß das Stadtpar-

Vas Modell.

Kriminalroman von Edmund Mitchell.

(Fortsetzung.)

Eine andere Frau erhebt Anspruch auf die in diesem Umschläge ent­haltenen Dokumente die Tochter de« Hauptmann« Berthault.

Beim Klange diese» Namen» stieß sie einen kurzen, erschreckten Schrei au«. Dann sah ich, wie sie sich auf die Lippe biß, so daß die weißen Zähne beinahe in dem rosigen Fleische verschwanden.

Aber da» Paket gehört mir, protestierte sie stammelnd. Es gehört mir I Sie sehen mit Ihren eigenen Lugen die schriftlich geäußerten Wünsche de« Verstorbenen, von dem c« hier zur sicheren Aufbewahrung hinterlegt worden ist.

Die Wünsche eine« Verstorbenen eine« Mannes wie Jean Baptiste, dessen Charakter wir olle kennen dürfen aber nicht die Begehung eines Verbrechen« gestatten.

Sie sah mich an, vor Schreck und Entsetzen einer Ohnmacht nahe.

Da« Verbrechen, einen Unschuldigen zu verurteilen, setzte ich feierlich hinzu.

Die Enthüllung, daß mir alle« bekannt sei, schien sie wie ein tat­sächlicher physischer Schlag zu treffen. Einen Augenblick schwankte sie, dann sank sie aus das Sofa, neben dem sie stand, verbarg ihr Gesicht in die Kiffen und schluchzte herzzerbrechend im Uebermaß des Schmerzes und der Verzweiflung.

Ich wartete, bi« der Sturm vorüber war, und setzte mich wieder vor den Tisch, während Sterling sich einen Stuhl an meine Seite zog. Ich begrüßte die kurze Pause, die jetzt eintrat, mit Freuden, denn sie bot mir Gelegenheit, über mein nunmehr zu beobachtende« Verhalten nach­zudenken.

Als die unglückliche Frau ihr Gesicht erhob, schien sie in diesen wenigm

Sekunden um zehn Jahre gealtert zu sein, so verändert war der Ausdruck ihrer Züge. Sie sah eingefallen aus, ihre Augen waren vom Weinen ge- rötet, auf Stirn und Wangen zeigten sich Linien, die vorher nicht dage- wesen waren. Ein kalter Schauer von Schreck, vor Mitleid überltef mich.

Ach, jetzt verstehe ich, rief sie, ihre Tränen niederschluckend. Sie haben sich vorgenommen, den Hauptmann Berthault zu retten. Aber ich schwöre Ihnen, daß dieses Kuvert nichtsdestoweniger die Geschichte meiner meiner Schande enthält.

Die Art, in der sie die letzten Worte gesprochen hatte, ließ mich klarer erkennen, worum er sich handelte. Einen Augenblick schwieg ich, um nachzudenken, um die einzelnen Glieder der Kette miteinander zu verbinden; dann, al« ich volle Klarheit gewonnen hatte, war es mir, als gerinne mir das Blut in den Adern zu Eis. Ich blickte von neuem in ihr Gesicht und las darin da» ganze furchtbare Geheimnis.

Gerechter Gott im Himmel droben! Die Frau, die ich ein paar Minuten auf das Ptedestal einer edlen, sich selbst aufopfernden Heldin er­hoben halte, war, nach allem zu urteilen, zehnmal verworfener, als ich mir unter dem Eindruck de« ersten instinktiven Mißtrauens ze hätte träumen lassen. Diese zweite Enttäuschung brachte mein Gehirn förmlich zum

d^*Dann rühren diese Briefe nicht von der Hand Ihres Gatten, de« Obersten Boiffy Rennes, her. Madame? fragte ich endlich in strengem

Tone und mit strenger Miene. _ . , ^ , .

Nein, nein, nein! erwiderte sie; es find meine Briefe, nur meine.

So find Sie die Verräterin der Geheimnisse Ihre» Vaterlandes?

In einem Anfall von Wahnsinn kopierte ich einige Zeichnungen für einen Mann, den ich schwach genug war, zu lieben.

(Fortsetzung folgt.)