729
schlift 45 Monate in dieser Weise tätig zu sein. Um eine derartige Stellung zu erlangen, möge man sich an einen der für diese Zwecke besonders gegründeten Vereine, z> B. den Verein „Seefahrt" in Hamburg wenden, der es übernimmt, gegen eine einmalige Vergütung von 350 ^ die Einstellung von jungen Leuten als Schiffsjungen zu vermitteln, während die berufsmäßigen Vermittler, dis sogenannten Heuerbasen, sich natürlicherweise ihre Dienste besonders und gewöhnlich recht hoch bezahlen lasten. Für etwas bester gestellte Anwärter auf den Seemannrberuf ist auch der Besuch der deutschen Seemannsschule in Waltershof bei Hamburg zu empfehlen, wo junge Leute praktisch und theoretisch in einem einjährigen Kursus für die Navigationsschule vorbereitet und nach Ablauf dieses Kursus durch Vermittlung der Seemanns- schule eine Stellung in der Handelsmarine als Schiffsjungen erhalten, wofür ebenfalls 350 ^ zu zahlen sind, sowie weitere 150 ^ für seemännische Ausrüstung. Alles in allem kostet der Besuch der Seemannsschule mit Einschluß der Ausrüstung etwa 1600
Eins mehr für den Osfizierrstand in der Handelsmarine berechnete Ausbildung wird jungen Leuten mit der Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Dienst auf dem Kadettsnschulschiff des Norddeutschen Lloyd und des deutschen Schulschiffvereins zuteil. Auf beiden wird eine dreijährige Ausbildung gefordert, bei der die jungen Leute von den gröbsten Arbeiten befreit sind. Die Kosten dafür betragen bei dem Schulschiff des Norddeutschen Lloyd etwa 3500 auf dem Schulschiff .Großherzogin Elisabeth" des deutschen Schulschiff- Vereins rund 1800 Nach Ablauf dieser „Kadetten"-zeit oder einer 45monatigen Tätigkeit als Schiffsjunge und Matrose, haben die jungen Leute die Navigationsschule zu besuchen, um die Steuermannkprüfmig abzulegen, deren Bestehen sie zum Eintritt als Offizier in die Handelsmarine und außerdem zum einjährig-freiwilligen Dienst bei der Marine berechtigt. Man rechnet für den Besuch der Navigationsschule 6—8 Monate, doch läßt er sich bei jungen Leuten, die die Kadetten- aurbildung auf einem Schulschiffs erhalten haben, bedeutend übkürzen. Nach dem bestandenen Stsuermannsexamen haben sich die jungen Leute zu entscheiden, ob sie entweder sofort ihr Jahr abdienen, oder nach einer Fahrzeit von 2 Jahren bei der Handelsmarine dis Schifferschule besuchen wollen, um dort nach 4monatigem Unterricht das „Schiffsrpaient für große und atlantische Fahrt" zu erwerben, das sie zur Führung jede» Segel- und Dampfschiffs berechtigt. Gewöhnlich allerdings müssen sie auch nach dem Bestehen dieser Kapitänsprüfung mehrere Jahre Lei einer Monatsheuer von 150 bis 250 als erste oder zweite Offiziere Dienst tun, ehe sie, gewöhnlich zwischen dem 30. und 35. Lebensjahre, einen Posten als Kapitän erhalten, auf dem sie gewöhnlich ein Jahrergehalt von 5000 bis 10000 ^ beziehen.
Gerade für die Söhne unseres Mittelstandes eröffnet sich in der Seemannslaufbahn ein Beruf, der tüchtigen Kräften ein Aufsteigen zu besseren Lebensbedingungea ermöglicht. Ganz besonder« ist dabei hervorzuheben, daß auch bei dem Dienst von der Pike auf es jeder, und zwar wenn nötig,
fast ganz aus eigenen Kräften, bis zum Kapitän bringen kann, da sparsame junge Leute in der auf 45 Monate gesetzlich festgelegten Fahrzeit vor dem Steuermannsexamen nicht nur soviel sparen können, daß sie die Kosten für die Navigationsschule, sondern auch die für das Einjährig-Frei- willigen-Jahr bestreiten können.
Vermischtes.
Geheimmittelschwindel! Seit verschiedenen Jahren findet aus der Schweiz und Oester reich. Ungarn und auch aus anderen nicht- deutschen Staaten eine Einfuhr von Arzneimitteln, sog. Geheimmitteln statt, welche namentlich in den letzten Jahren für Württemberg eins nicht unbedeutende Ausdehnung angenommen hat. So find rach der bekannt gegebenen zollamtlichen Warenstatistik im Jahr 1906 an Geheimmitteln eingeführt worden über Ulm 700 Kilogramm, über Stuttgart 400 Kilogramm, über Friedrichs, Hafen 100 Kilogramm, zusammen 1200 Kilogramm. Diese Einfuhr stellt einen bedeutenden Wert dar, wenn man bemerkt, daß die einzelnen Postsendungen von 250 bis 500 Gramm Gewicht in der Regel mit Nachnahme von 5—10 ^ belastet find. Die eingehenden Geheimmittel werden in den meisten Fällen von den sog. Aerztinneu in der Schweiz versendet, aber auch vielfach von Apotheken, und bestehen meistens irr getrockneten, gepulverten Alpenkräutern, Gichtsalben, Kropfmitteln, Schlagwaffsrn, Blsichsuchtspulver, Bruchsalben rc., hauptsächlich werden auch Mittel gegen die Trunksucht abgegeben mit der Zusicherung, daß dis Heilung ohne Wissen de» Beteiligten herbeigeführt werden könne. Fast allen Sendungen find schwindelhafte Anpreisungen bsigegeben, nach welchem ein und dasselbe Mittel alle mögliche Krankheiren vertreiben soll. Der Wert der Präparate steht natürlich in keinem Verhältnis zu dem geforderten Kostenpreis. Die neue Zoll- gssetzgebung hat der überhandnehmenden Einfuhr durch den hohen Zollsatz von 5pro Kilogramm eine Schranks zu setzen gesucht. Die Hauptabnehmer der Geheimmittel sind überwiegend un- bemitteke Leute vom Land, welche durch scheinbaren Erfolg an die Heilkraft der Mittel glauben und ihr letztes Geld hiefür aurgeben. Zwar ist im vorige:-: Jahre durch den Zollschutz dis Einfuhr etwas zurückgsgangen, es dürsten jedoch kleine Quantitäten immer noch im Paffagierverkehr über die Grenze gebracht werde?:. Immerhin dürfte er aber für den Volkswohlstand unserer Landes von Wert sein, wenn durch den Zollschutz und durch geeignete Belehrungen des Publikums in Tageszeitungen der Abfluß von großen Summen in das Ausland für meist wertlose Präparate etwas eingedämrnt wird.
Ein deutscher Luftslottenverein ist nunmehr in Mannheim gegründet worden. In den Satzungen heißt es u. a.: Der Verein hat den Zweck, Mittel zu beschaffen für die Ver- vollkommmmg von lenkbaren Luftschiffen, welche vaterländischen Zwecken dienen sollen. Er will weiter das Verständnis und Las Interesse des deutschen Volkes für die Bedeuturg und die Aufgaben der zu schaffenden und weiter auszubauenden
Luftflotte wahren, stärken und pflegen. Der Verein erblickt die Hauptaufgabe der deutschen Luftflotte darin, die Ehre und Weltmachtstellung des deutschen Reiches zu wahren; insbesondere soll sie auch die überseeischen Interessen Deutsch, landr und die Ehre und Sicherheit seiner im Auslände tätigen Bürger gewährleisten helfen. Der Verein wird als seine Hauptaufgabe betrachten, dafür zu sorgen, daß lenkbare Luftfahrzeuge in hinreichender Anzahl und Größe gebaut werden, er will auch gegebsnensalles mit allen dazu geeigneten gesetzlichen Mitteln auf die ganze Nation einwirken. Mitglied des Vereins kann jeder deutsche Reichsangehörige werden, der treu zu Kaiser und Reich steht, volljährig und dispofilionssähig ist. Der Mtndestjahresbeitrag wird auf 2 ^ festgesetzt. Die Organe de» Vereins find der Vorstand, die Ausschüsse und i dis Mitgliederversammlung. Dis Einberufung der letzteren erfolgt durch einmalige Bekanntmachung im Reichsanzeiger. Das Geschäftsjahr läuft vom 1. Juli bis zum 30. Juni des darauffolgenden Jahres. Anmeldungen zum Beitritt sind zu richten an Oberingenieur v. Neuenstein in Mannheim, Augustaaulage 7.
Kinematographeu und Schulkinder. Eins Anordnung der Bezirksschulinspektton zu Chemnitz, durch die Schulkistdern der Besuch der zahlreichen Kinomatographentheatrr untersagt und den Unternehmern für dre Zulassung von Schulkindern Strass angcdroht wurde, wurde mit Erfolg als rechtsungültig angefochten. Neuerdings verordnet nun das Polizei« ml nach Gehör der Schulinspsküon: Dis Veranstalter öffentlicher kinematographischer Schaustellungen dürfen K.uder unter 14 Jahren nur in Kmder- Vorstellungen zulasten; dre Bilder find mindestens 24 Stunden vor der Vorführung zur Prüfung vorzulegen. Es bleibt abzuwarten, ob es so gelingen wird, dre in der Gesetzgebung offenbar bestehende und durch die Zunahme der „Kinosalons" fühlbar gewordene Lücke zu schließen. Die Unternehmer, die ja in den immer schaulustigen Kindern mit Recht die regelmäßigsten und zahlreichsten Besucher ihrer .Salons- erblicken und schätzen, werden sicher alles ausbieten, um auch diese Einschränkung zu Falle zu bringen. Im Jttereffe der Kinderwelt ist es aber dringend zu wünschen, daß zum mindesten ste aufrecht erhalten und wenn nötig, recht bald auf eine gesetzliche Grund- läge gestellt wird. Das Heil der Jugend muß doch am Ende über die Rücksicht auf die Blüte einiger nicht selten recht fragwürdigen Uter« nehmen gestellt werden.
Reklameteil.
oic vcsn
Am vii-Imi« »uob do!m »mkNI»»ii
MW Md Pkimtmuigk«.
Mekanntmachung.
Die Tauben sind bei Gefahr des Wegschießens durch den Flugschützen 1t Tage lang eingesperrt zu halten. Calw, den 25. Juli 1908.
Stadtschultheitzeuamt.
Conz.
Anmeldungen zu dem Ausflug aus de« Hohenzollern am 9. August,
wollen bis längstens 3. August bei Unterzeichnetem gemacht werden. Abfahrt in Calw morgens 4 Uhr 15; Ankunft in Calw nachts 12 Uhr 14.
Der Borstand.
ImslidklM -min Sali».
Am Donnerstag, den 30. Juli, abends 8'/s Uhr, findet im Gasthof zum „Adler" (Nebenzimmer) eine
statt Eonatsversammlrmg
Jedermann ist freundlichst eingeladen.
__ Der Vorstand.
Ukük Kartoffel«.
„Kaiserkrone", pr. Zentner 5 .—, 10 Pfund 65 A empfiehlt
D. fflvrioir.
Zwei jüngere
Arbeiter
§ finden noch dauernde Arbeit in der
j Papierfabrik Weiszensteiu, A.-G., I Dill-Weißmstein. o
Danksagung.
Allen denen, welche uns MW während der Krankheit und beim Hinscheiden un- !! serer lieben Mutter und ^ Großmutter
Dorothea Bubeck
ihre Liebe und Teilnahme in irgend einer Weise bezeugten, für die vielen Blumenspenden und die zahlreiche Begleitung zu ihrer letzten Ruhestätte, insbesondere für die trostreichen Worte des Herrn Geistlichen sagen wir unfern tiefgefühltesten Dank.
Dir trauernden Hiuterliliedeueu.
Schivemmsteiupreis
ermäßigt. Ed. GieS, Neuwied.
»ini>
Mstrsl« si-IrennUüvI».
EM
Rechnungrsornmlare
sind vorrätig in der Druckerei ds. Bl.