s Volksnahe Verwaltung
Neef fordert verantwortungsfreudiges Beamtentum.
DNB. Wie», 14. Dez. In Wien hatten sich über 2500 Po- ! Ntische Leiter und Warte zu einem Grohappell des Gauamtes für Beamte vereinigt, um den Retchsbeamtenfuhrer Neef zu hören, der u. a. ansführte: Ziel jeder Verwaltungsform müsse es sein, mit möglichst wenig Menschen die grösste Leistung der Verwaltung zu erreichen. Vor allem müßten die Verantwortungsfreubigkeit und Entschlußfreudigkeit der unteren, namentlich der örtlichen Behörden gefördert und ihnen Entscheidungen anvertraut werden. Ausgehend von der Tatsache, daß unsere jungen Beamten im Osten, ganz auf sich selbst gestellt, hervorragende Verwaltungsarbeit leisteten und in höchster Selbstverantwortung, befreit von eingehenden Vorschriften ihre Pflicht erfüllten, befürwortete Reichsbeamtenführer Neef, daß veraltete Schranken nieder- aerisfen werden und nationalsozialistisches Verantwortungsbewusstsein an ihre Stelle treten müßte. Der Beamte sei ein vorbildlicher Nationalsozialist, der auf seinem Sektor die volle Verantwortung trägt. Es gelte, einen neuen Geist in die deutsche Verwaltung hineinzutragen. Die großen Aufgaben. die Vor uns liegen, bedingten eine nationalsozialistische volksnahe Verwaltung, wie sie der Führer immer gefordert habe. Einer volksnahen deutschen Beamtenschaft werde dann anch der Nachwuchs ans unserer Jugend nicht fehlen.
Wieder 40 v. H. mehr >
Die dritte Reichsstratzensammlung. ^ '
DNB. Berlin. 14. Dez. Auch die dritte Rekchsstraßen- sammlung brachte eine weitere Steigerung des Sammelergebnisses. Während die Angehörigen der SA. ff, NSKK und NSFK bei der ReichSstraßensammlung des vorjährigen Kriegs-Winterhilfswerkes das Ergebnis von 21 384 560,31 Mark erzieltem haben sie bei der dritten Reichsstraßensammlung am 21./22. November 1942 nach der vorläufigen Zählung 29 843 647.67 Mark aufgebracht. Die Steigerung beträgt 8 459 087.36 Mark, das sind 89.56 Prozent.
Dieser glänzende Erfolg ist ein neuer Beweis des tatkräftigen Einsatzes der Heimat und gibt dem WHW und den ! sozialen .Hilfswerken der NSV weitere Möglichkeit zur Fürsorge für die Gesunderhaltung des Volkes.
Der schönste kriegseinsah der H)
DNB. Freibcrg, 12. Dez. In Gegenwart führender Vertreter von Partei, Staat und Wehrmacht eröffnete Stabs- fldhrer Möckel auch in diesem Jahr die traditionelle Wettrüstenschau der HI in FreiLerg und gab damit das Startzeichen für die am kommenden Wochenende' bevorstehende Reichs st raßensammlung für das Kriegs-WLW, die Wieder von der HI durchqeführt wird und von ihr mit den Überall im Reich stattfindenden Weihnachtsmärkten verbunden werden wird. Stabsführer Möckel hob hervor, wie von Freiberg aus die vor 7 Jahren von dem im Westfeldzug ge- mllenen Freiberger Bannführer Hans Abt erdachte Idee des Wettrüstens, die Idee der Herstellung von Svielzeug durch die Jugend für die Jugend, ausging, und wie. seitdem diese Idee wuchs, wie sie nun im Kriege zu einem Teil des Kriegseinsatzes der deutschen Jugend wurde, zum schönsten Einsatz, der sich denken läßt. So werde in diesem Jahr als Ergebnis des Wettrüstens in jedem Standort der HI im Reich eine gleiche Schau aufgebaut, ein gleicher Weihnachtsmarkt veranstaltet wie seit Jahren schon in Frciberg. Fast sechs Millionen Stück Spielzeug seien im Reich diesmal v-n der deutschen Jugend in freiwilligem Einsatz in ihrer Freizeit hergestellt worden. Das Wettrüsten sei damit ein umfassendes soziales und erzieherisches Werk. Das Spielzeug solle den Kindern der Väter, die an der Front stehen. Freude bringen und unseren Soldaten zeigen, daß die Heimat auch zur Weihnachtszeit, wo die Gedanken des Soldaten besonders zu Hause weilen, sich um die Seinen kümmert. Das Wettrüsten habe aber gleichzeitig die Jugend in großem Ausmaß zur schöpferischen Arbeit hingeführt.
Rettungstat eines deutschen Soldaten
DNB. Oslo, 14. Dez. In Stavanger vollführte ein deut- . scher Soldat unter Einsatz seines Lebens eine mutige Rettungstat. Er rettete unter schwierigsten Verhältnissen ein ha der Dunkelheit ins Wasser gestürztes kleines Mädchen. Die Tat findet in der norwegischen Press« rühmend« Anerkennung.
Sonntagsdienst der Behörden am «. Januar DNB. Berlin, 14. Dez. Der Reichsminister des Innern hat bestimm-, daß zur Einsparung von Kohle bei den staatlichen Behörden, den Gemeinden, Gemeindeverbänden und sonstigen Körperschaften, Anstalten und Stiftungen dcS Oeffentlichen Rechts der Dienst am 2. Januar 1943 wie an den Sonntagen zu regeln ist, es sei denn, daß die Kriegsnotwendigkeiten eine andere Dienstregeluna erfordern.
Das Schicksal pocht an die Stirn der Europäer
Raich-kommissar Reichsminister Seqß-Inquart sprach zu den niederländischen Nationalsozialisten
Amsterdam, 15. Dez. (Eig. Funkmeldung.) Die niederländischen Nationalsozialisten begingen am Sonntag den elften Jahrestag ihrer Bewegung. Bei dieser Gelegenheit wandte sich Reichskommissar Reichsminister Seyß-Jn- quart mit einer Rede an die niederländischen Nationalsozialisten.
Der Reichskommissar betonte einleitend, Laß die deutschen Nationalsozialisten sich freuten, die Stunde mit den niederländischen Kameraden verleben zu können; der Weg dieser Kämpfer sei ein gemeinsamer, so daß auch der Sieg ein gemeinsamer sein werde. Dieser elfte Erinnerüngstag, so führte der Reichskommissar weiter aus, sei hineingestellt in eine Zeit, die ihresgleichen nicht habe. Er betrachte es daher als seine Aufgabe, nicht so sehr die staatliche Führung zu beobachten, obwohl hierdurch die Verantwortung übernommen worden sei, sehe er es jetzt als seine vordringliche Aufgabe an, den niederländischen Nationalsozialisten mit den Politischen Erfahrungen und mit politischem Rat zur Verfügung zu stehen.
Reichskommissar Sehß-Jnguart betonte, die Krönung und Erfüllung des schweren Weges für uns Ostmärker war der Einzug in das Großdeutsche Reich. Aber bis zu diesem Augenblick der Erfüllung am 11. März 1938 stand ich und standen meine Landsleute vor der Tatsache, daß die staatliche Form, in der wir lebten, in eine Krise geraten war, daß die Beharrung und die Durchsetzung des völkischen Prinzips es wäre, die uns aus dieser Krise herausführen würde. Als das alte Oesterreich in der Kriegszeit 1914/18 zusammcivgsbrochen war, kamen wir in den kleinen Sieben-Millionen-Stant und es hat einige gegeben, die glaubten, sich damit abfinden zu können. Aber bald war es eine allgemeine Erkenntnis, daß dieser kleine Staat nur ein Spielball in den Händen der großen Mächte war, daß Freiheit, Selbständigkeit und Unabhängigkeit nur ein Vorwand waren, um uns in unserer Schwäck>e umso mehr in Zwang zu halten. Dazu verkümmerten wir in unseren Lebensbedingungen, und darum war cs ein ganz gerader und ein unabwendbarer Weg, ein Weg, den wir üben durchgesetzt haben gegen alles, daß wir einmarschiert sind in das Großdentsche Reich.
Aus dieser Zeit ser. ihm, so führte 'der Reichskommissar weiter aus, die Erkenntnis gekommen, daß derjenige, der sich und sein Schicksal in die Hand unseres Führers gelegt habe, des Erfolges und des Sieges sicher sein könne. Es war dann Ende 1939, als ich in Danzig erlebte, wie Deutsche ins Reich heimkehrten. Der Redner schilderte dann den Beginn des Feldzuges gegen Polen, den er in unmittelbarer Nahe erlebte und welche ungeheure Entscheidung auf den Schultern des Führers lag; denn es geschehe nichts, was der Führer damals nicht als Möglichkeit geahnt hätte. Trotz dieser ungeheuren Wucht der Ereignisse sei er seinen Weg gegangen, eben mit der Verantwortung, die nur ein Begnadeter, ein ganz Großer, gehen könne.
Der Reichskommissar erklärte weiter, als der Führer zum Kampf gegen den Bolschewismus aüfrief, da hätten sich die niederländischen Nationalsozialisten zu einem großen.geschlossenen Bekenntnis vereinigt und sich eingereiht in die große Front, die heute Europa heißt. Das sei ein Ereignis gowesen, das. einmal in der dankbaren Erinnerung aller Niederländer sein werde. Mit diesem Schritt hätten sich die Nationalsozialisten ausgemacht auf den Weg, die Niederlande in eine bessere Ordnung Eurowas zu führen. Es gebe keinen Zweifel darüber, daß die bolschewistischen Horden immer damit gerechnet hätten, eines Tages hierher zu kommen. Wenn es nicht der deutsche Soldat war, der den Bolschewismus zn- rückhielte, andere Soldaten konnten es nicht sein. Es ist daher ein lächerliches Geschwätz, wenn man in England oder in den USA davon rede, man könne den Westen, wenn Dontschlanü einmal nicht mehr -bestände, vor dem Bolschewismus schützen. Millionen und Abermillionen würden nicht nur aus dem Schlachtfelde, sondern ans der Schlachtbank zugrunde gehen und ermordet werden. Keiner würde verschont werden, auch nicht der, der heute das nicht insehen wolle. Churchill könne noch so oft vom Bolschewismus als einer Sache der Duldung oder der Humanität sprechen: in die niederländischen Dörfer und Städte würden die Horden Jnnerafiens geworfen werden. Wir wissen, daß es jetzt um das Ganze geht, und daß es
eigentlich nicht politische Auseinandersetzungen sind, sonder»! daß es letztlich eine kontinentale Auseinandersetzung sei. Es> handele sich darum, ob wieder einmal, wie zur Zeit der Mongolen und Tataren, eine innerastatische Menschenmasse über Europa Hereinbrechen könne, und ob sie in diesem Fall Europa auslöschen würde oder nicht. Hinzu komme, daß als Mitspieler des Bolschewismus, der Amerikanismus, die Reinkultur des Großkapitalismus sich im Westen und drüben, jenseits des Atlantiks, erhebt, um ebenfalls über Europa herein- zubrechen.
Was heute geschehe, sei ein endgültiges Umformen der letzten Jahrhunderte in eine neue Form. Mit dem Feldzug gegen den Bolschewismus habe der Führer das Gewissen Europas aufgeweckt, und heute, da wir die Fronten nach Osten und Westen klar abgegrenzt sehen, könne er nur wiederholen: „Das Schicksal pocht an die Stirne der Europäer, damit sie zu ihrer Gemeinschaft auswachen, in der jeder Einzelne und jedes Volk seinen Platz hat".
Der Reichskommissar schloß: „Nationalsozialisten, in diesem Augenblick wird die Frage gestellt, wo stehen die Niederländer in diesem Kampfe? Das ist die Frage, die ihr beantworten müßt. Der Einsatz für diesen Kampf, um das neue Europa, geschieht vornehmlich im Kampf mit der Waffe, aber anch durch die Arbeit. Aber als der Führer den Ruf ergehen ließ, da hat der Ruf Widerhall gesunden in den Herzen der niederländischen Nationalsozialisten. Ihre Männer, die hinausgegangen sind, das sind die Bekenntnisträger der Niederlande für die nationalsozialistische Idee und für Las neue Europa. Das sind 'die Männer, denen einmal das niederländische Volk zutiefst dankbar sein wird!"
Seit Pearl Harbour 586 Handelsschiffe versenkt
Genf, 14. Dez. Die NSA-Nachrichtenagentur Associated Preß veröffentlicht eure Liste über die Handelsschiffsverluste durch die Achsen-U-Boote, deren größtes Jagdgebiet ans Handelsschiffe die Gewässer zwischen Südamerika und Westafrika seien. Es heißt darin, Laß in der vorigen Woche acht weitere Handelsschiffe versenkt worden seien. Sechs wurden im Süd- atlantik, eines auf -er Höhe der Vereinigten Staaten und eines auf der Höhe von Kanada versenkt.
Die Zahl der in der letzten Woche versenkten Schiffe, so fährt der Bericht fort, erhöht die Gesamtzahl der im West» -atlantik seit Pearl Harbour versenkten alliierten und neutralen Handelsschiffe ans 556. Fast 6000 Passagiere und Be- satzungsmitglisder befanden sich auf Liesen Schiffen, von Lenen 3740 tot sind. Die anderen werden vermißt. Von den 556 versenkten Schiffen wurden 192 auf der Höhe der Vereinigten Staaten, 50 auf der Höhe Kanadas, 175 im Karibischen Meer, 46 im Golf von Mexiko und 93 auf der Höhe von Südamerika versenkt.
Der italienische Wehrmachksbericht
Rom, 14. Dez. Das Hauptquartier der italienische« Wehrmacht gibt bekannt:
„In der Cyrenaika beschränkte sich Sie Kampftätigkeit auf der Erde auf SPähtruppzusammenstütze und heftiges Artilleriefeuer. Deutsche Jäger schossen ohne eigene Verluste im Verkauf heftiger Luftkämpfe neun Flugzeuge ab, drei weitere Flugzeuge wurden von Flakbatterien zerstört.
Im tunesischen Gebiet erneuerte die Luftwaffe der Achsenmächte ihre heftigen Tages- und Nachtangriffe auf die Hauptpunkte im feindlichen Hinterland und besonders auf den Hasen von Bone, wo Explosionen und Brände in den wiederholt getroffenen Zielen beobachtet wurden. Zwei feindliche viermotorige Flugzeuge wurden im Luftkampf getroffen und stürzten brennend ab.
Ein Emflugtz feindlicher Flugzeuge auf Sousse (Tunesiens verursachte empfindliche Verluste unter der Zivilbevölkerung «nd leichte Schäden."
Tokio. Wie „Hotschi Schimbun" aus Bangkok meldet, haben die Engländer bei einem großen Streik in der Munitionsfabrik von Cawnpur die neuen Antistreikbestimmungen angewandt und 13 Arbeiter erschossen. Ferner wird gemeldet, daß indische Nationalisten ein englisches Militärlager in Peschawar angegriffen haben.
l /6 k/l8<^cr »11 »1 Soman von Io,«» rict,
tlwsvsnsciitssctiutr Komsa-Vsilsg 8cbwwgsnstsin, k/üncbsn 29. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
> Daß Ruth ihn und ihren Papa damals durchschaut hatte, als ihr die beiden „großzügig" eine Verlängerung ihres Urlaubes zusagten mit einem Trick im Hinterhalt — davon konnte sich Fred und der Generalkonsul gleich nach Ruths Ankunft, schon nach den ersten, recht herzlichen Begrüßungsworten überzeugen, als Ruth mit ironischem Lächeln sagte:
„...Und hoffentlich habt ihr eure außergewöhnliche Freigebigkeit bei meiner seinerzeitigen Urlaubsverlängerung nicht bereut."
Da sahen sich alle drei nur stumm an und — brachen dann in ein Helles Lachen aus.
Gar bald war in der Wirklichkeit der Gegenwart all der Mißmut vergessen, den die Sache damals nach sich zog. Mit voller Zuversicht bereitete man nun alles vor und harrte des Glückes, das die Zukunft verhieß.
»
Mit dem Herannahen des Hochzeitstages waren auch für Frau Wallner Tage reger Tätigkeit gekommen. Das Hoch- zeitöfest sollte in D., im Hause des Generalkonsuls, statt- . finden, und Fred hatte seine Wirtschafterin gebeten, die Vorbereitungen hierzu in ihre kundigen Hände zu nehmen, damit alles richtig geschah. Und so fuhr denn Frau Wallner schon fest einigen Tagen des Morgens immer nach D., kam aber am späten Nachmittag wieder zurück, da sie auch hier am iöronsteinhof nicht ganz entbehrlich war. Es war ein rastloses Hin und Her jeden Tag.
„Nun noch drei Tage, und dann ist alles vorbei," sagte sie Äneö Morgens zu Else, bevor sie ging. „Wozu aber auch nur all dieser Aufwand? Das Wohngebäude sieht ja jetzt gerade
aus wie ein Schloß, und erst die Zimmer drinnen mit der neuen Einrichtung, den Wänden und dem Parkett — ich sage dir, Elschen, einfach fürstlich! Das Brautkleid von Fräulein Ruth aber wird nach dem Muster jenes der Herzogin von Dornbach-Humberg genäht. Und noch in der Nacht des Hochzeitstages reist das junge Paar nach dem Süden, nach Kairo. Das alles aber verschlingt riesiges Geld, und Herr von Bron- stein muß seine Braut sehr lieb haben, da er all die Mittel dazu nicht scheut. So, und nun auf Wiedersehen, Kind, ich habe mich heute ein klein wenig verspätet."
Sie wollte gehen, doch Else hielt sie zurück.
„Aber Mutti, guck' nur mal in den Spiegel. Du willst so fort, deine Frisur ist aber gar nicht in Ordnung. Warte ein wenig." Während sie Frau Wallners Haar ordnete, meinte sie lächelnd: „Man soll selbst dann noch eitel sein, wenn die Jahre bereits vorgeschritten sind und man schon eine so große Tochter hat wie du."
„Ich danke dir, Elschen," sagte Frau Wallner und kiißte sie auf die Stirn. „Du bist ja immer so aufmerksam und nett. Und nun auf Wiedersehen, Kind!"
Frau Wallner ging, und Else machte sich an die kleinen häuslichen Arbeiten in der Wohnung.
Noch drei Tage, und dann ist alles vorbei, hatte Mutti gesagt!
Mit vorher nicht geahnter Entschlossenheit und Gefaßtheit sah sie dem Kommenden entgegen. Ihre gekränkte Liebe und die Erkenntnis, daß sie nur ein Spielzeug der momentanen Laune Freds gewesen, revoltierten in ihren reinen jungen Herzen und erfüllten es mit einem unbeugsamen Willen zum Überwinden. War es denn auch wert, einem solch unwürdigen Scherz und seinem Durchführer nachzutrauern? Obwohl sie den Vorfall im Rosenhaus Fred nicht allzusehr nachtrug und ihre unerklärliche Befangenheit damals, über die sie sich nun so ärgerte, als gewissermaßen „erleichternden Umstand" für sein Tun hinstellte, so erfuhr ihr Denken und Fühlen ihm gegenüber jetzt doch eine Korrektur. Sie hatte in ihm das Ideal eines Mannes gesehen, der jederzeit am Platze war und dem aller Leichtsinn fern lag — und hatte ihn als solchen
geliebt. Und wenn sie jetzt auch nicht allzu schlecht über ihn dachte, so trug ihre nun etwas geänderte Anschauung doch dazu bei, ihr Kraft zu geben, um über alles hinwegzufinden.
Stolz trug sie den Kopf. Wenn sie ihm begegnen sollte, möge er nicht etwa den Eindruck gewinnen, daß sie sich jenen nichtssagenden Streich zu Herzen gehen ließe. Und sie gingen auch eines Tages aneinander vorbei. Er grüßte ein wenig unsicher, doch sic erwiderte seinen Gruß mit derselben unbefangenen Freundlichkeit wie vorher, wie damals, da noch nichts gewesen war zwischen ihnen. Er war ein wenig erstaunt, doch mußte er dann wohl schließen, daß sie ihm nicht zürne, denn er lächelte ihr dankbar zu...
Und s o war endlich der große Tag gekommen.
Das Hochzeitsfest, das also im Hause des Generalkonsuls stattsand, war eine großzügige Veranstaltung von seltener Vornehmheit. Außer den Verwandtschaften der beiden Familien waren noch von Freds Seite nebst Werner die nächsten Gutsnachbarn geladen worden, und seitens des Generalkonsuls noch eine Anzahl Freunde, zumeist alte Diplomaten des Ruhestandes.
Am Bronsteinhof war an diesem Tage von all dem Feste nicht viel zu hören und zu sehen. Im Wohnhause des Gutsherrn und in dem dieses umgebenden Park und Garten war alles still und fast menschenleer.
In dem großen Hof der Wirtschaft drüben jedoch begann es um Mittag herum recht lustig zu werden. Der eine riesige Getreidespeicher, der fast leer stand, wurde schon Lage vorher seines restlichen Inhalts entleert und der große Raum mit Blumen und Emblemen aus der Landwirtschaft geschmückt. In der Mitte wurden mehrere Tische aneinandergereiht, die so eine lange Festtafel bildeten, und in einer Ecke des Raumes wurde sogar ein Podium errichtet, auf dem eine Musikkapelle ihren Platz einnahm.
Hier feierten die gesamten Arbeiter und Angestellten der Wirtschaft die Vermählung ihres Gutsherrn. Es wurde geschmaust, gewunken und getanzt bei großer Fröhlichkeit. Der Verwalter Schlemm war auch erschienen und hatte eine passende Rede an die Leute gehalten. (Fortsetzung folgt.)