Aus Brasilien heimgekehrt
Herzlicher Empfang in Frankfurt.
DNB. Frankfurt a. M., 16. Okt. Am Freitag trafen in einem Sonverzug aus Lissabon die Mitglieder der bisherigen deutschen Botschaft in Brasilien mit Botschafter Prüfer an der Spitze und der reichsdeutschen Kolonie, insgesamt 150 Deutsche, auf dem festlich geschmückten Hauptbahn- Hof in Frankfurt a, M. ein. Fm Aufträge des Reichsmiui- sterS des Auswärtigen von Ribbentrop empfing der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes von Weizsäcker auf dem Frankfueter Hauptbahnhof die Rückkehrer. Im Kaisersaal des Römer fand dann ein Empfang statt, bei dem Staatssekretär von Weizsäcker die Heimkehrer im Aufträge des Reichsaußenmiuisters in Deutschland willkommen hieß. Der Staatssekretär wies daraus hin, wie Botschafter Prüfer allen Kriegshetzern zum Trotz in Rio im Kampfe um die deutschen Interessen, um das Wohlergehen unserer Landsleute und um die deutsche Ehre stets die Fahne hochgehalten habe. Ob das brasilianische Volk und seine Kriegshetzer im Schlepptau der Vereinigten »Staaten von Nordamerika sich glücklich fühlen, sei deren Sache. Bei uns sei der Krieg nicht eine Sache für Geschäftemacher. Die Rückkehrer aus Braunen würden gewiß, so wie draußen auf ihren exponierten Auslandsposten. nun zuhause ihre Aufgabe finden und auch hier ihr Bestes für Deutschland hergeben. ^
Gauleiter Sprenger richtete herzliche Worte der Begrüßung an die heimgekehrten Deutschen. Er stellte dem Deutschland von einst, das oft leine, besten Menschen als Auswanderer in die Fremde gehen ließ, das Deut,chland von heute gegenüber, das für alle Deutschen.dank der großen Planungen des Führers Raum und Arbeit geschaffen habe.
- Niemals wieder dürften Deut,che dem deutschen Volk und seiner Kultur verloren gehen. Den Blick nach Often gewandt könne man das Leben aller Deutschen nun auf Jahrhunderte hinaus sicherstellen.
Das Ritterkreuz
DNB. Berlin, 17. Okt. Der Führer verlieh das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an Oberstleutnant Johannes Schmidt, ÄbteilunaMommandeur in einem Panzerregiment. Major Kurt Walter, Bataillonskommandeur in einem Infanterieregiment, Oberleutnant d. R. Paul Stier, Kompanieführer in einem Pionierbataillon, Feldwebel Albert Dressel, Zugführer in einer Panzerabteilung.
Oberstleutnant Johannes Schmidt stieß Mitte August nördlich Orel an der Spitze seiner Panzerabteiluna tief in das feindliche Stellungsshstem vor und griff dann die vor der Nachbardivision noch haltenden bolschewistischen Kräfte im Rücken an, so daß ihre Vernichtung ermöglicht wurde. — Major Kurt Walter hatte an der im Wehrmachtsbericht' vom 3. Oktober 1942 gemeldeten Vernichtung von 7 bolschewistischen Divisionen südlich das Ladogasees entscheidenden Anteil. An der Spitze seiner Infanteristen stieß er tief in die , feindlichen Stellungen vor. — Oberleutnant Paul Stier stürmte Mitte Juni bei den Kämpfen um Sewastopol an der Spitze einer Sioßkampfgruppe ein stark befestigtes Dorf und öffnete seiner Division den Weg zum weiteren Angriff auf die Festung. Mitte September fand dieser einsatzbereite Reserveoffizier an der Spitze seiner Pioniere den Heldentod. — Feldwebel Albert Dressd-l verhinderte Mitte September an der Nordfront von Stalingrad einen Durchbruchsversuch des Gegners. Als er den Schwerpunkt des Lilschewistischen Panzerangriffs erkannt hatte, verließ er aus eigenem Entschluß seine Sicheruugsstellung, griff sofort den weit überlegenen Feind an und vernichtete mit seinem Zug? 37 schwere feindliche Panzerkampfwagen, wovon er allein 16 abschoß.
Ritterkreuz für Wachtmeister Gemünden.
DNB Berlin, 18. Okt. Der Führer verlieh das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ferner an Wachtmeister Gemünd e n, Geschützführer in einem Flakregiment. — Wachtmeister Otto Gemünden zeichnete sich bei der Abwehr stärkster feindlicher Panzerangriffe gegen die Riegelstellung nördlich Stalingrad am 30. September 1912 durch hervorragende Tapferkeit aus. Unter voller Ausnutzung der Feuerkraft seines Geschützes vernichtete er mit 35 Schuß innerhalb von nur 20 Minuten 21 feindliche Panzer, davon 10 schwere amerikanischer Herkunft.
Der italienische Wehrmachtsbericht
Dir militärischen Ziele Maltas weiter heftig bombardiert.
Zwölf feindliche Flugzeuge abgeschossen
DNB. Nom. 18. Okt. Der italienische Wchrmachtsbericht dorn Sonntag bat folgenden Worlaut:
„Das Hauhtauartier der Wehrmacht gibt bekannt: In Aegypten behinderten anhaltende Sandstürme weiterhin die Kampftätigkcit zu Lande und in der Luft.
Eine Grnpve feindlicher Panzerspähwagen wurde beim Versuch in unsere rückwärtigen Stellungen einzuöringea, in die Flucht geschlagen von unserer Luftwaffe perfolgt, mit MG-Fcuer beschossen und zersprengt.
Die militärischen Ziele auf Malta wurden heftig bombardiert. Im Lnftkamps schossen die Italiener eine SPitfirc, deutsche Jäger elf SPitfirc ab.
Raumgewinn im Weftkankaius
FeindkrLIte nordwestlich Stalingrads abgeschnitten — Bolschewistische Anfmarschbewegung im Abschnitt Kalinin erfolgreich bekämpft — Bombardiernng von Malta wird fortgesetzt
AUS oem ZUyreryauplquaNler, 17. Oktober. — Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Im Westkaukasus erzielte gestern der Angriff deut- er und slowakischer Truppen trotz heftigen feindlichen iderstandes abermals bedeutenden Raumgewinn. Kampf- und Zerstörerflugzeuge griffen wirksam in die Erdkämpfe ein.
Westlich des Terck warfen rumänische Truppen de» Feind aus mehreren Bergstellungen und brachten zahlreiche Gefangene ein.
In Stalingrad setzten Infanterie- und Panzerverbände in engem Zusammenwirken mit pausenlos angreifen- den Fliegerkräften nnd der Flakartillerie der Luftwaffe ihre» schwungvollen Angriff trotz erbitterter feindlicher Gegenwehr fort, überrannten zahlreiche Stützpunkte und eingegrabenc Panzer nnd drangen in die Geschützfabrik „Rote Barrikade" ein. Durch Vorstoß nach Norden sind feindliche Kräfte nordwestlich der Stadt von ihren Verbindungen abgefchnitten und gehen ihrer Vernichtung entgegen.
Schwerste Angriffe der Luftwaffe richteten sich außerdem gegen Batteriestellunge» ostwärts der Wolga. Eigene Jagd- verbände schalteten die sowjetische Luftwaffe bei Tage vollkommen aus und schossen 18 feindliche Flugzeuge ohne eigene Verluste ab.
Im übrigen Verlauf der Ostfront fanden nur Kampfhandlungen von örtlicher Bedeutung statt.
Eine seit etwa 11 Tagen erkannte Anfmarschbewegung der Sowjets auf allen Bahnen und Straßen im Abschnitt Kalinin —Toropez wurde durch die Luftwaffe laufend und mit großem Erfolg bekämpft. Die für die Bahnbewegungen wichtigen Bahnhöfe Bologoje, Ostaschkow. Toropez, Seli- sharewo und Scblago wurden mehrfach mit stärkster Wirkung angegriffen, die Bahnlinien selbst häufig unterbrvchcn und zahlreiche Züge mit Truppen und Material vernichtet.
Durch diesen trotz schwieriger Wetterlage fortlaufend geführten Einsatz der Luftwaffe ist es gelungen, den Aufmarsch
24 Millionen
oer Eowjers nicht nur zu goren, fonvern tyn reuwegeM unrer» binden oder erheblich zu verzögern.
Die Bombardierung militärischer Anlagen auf der Insel» festung Malta wurde bei Tag und Nacht durch deutsche und italienische F-liegerverbände fortgesetzt. In Luftkämpfen verlor der Feind durch die verbündeten Jagdflieger 15 Flugzeuge. Zwei deutsche Flugzeuge sind nicht zurückgekchrt.
In Südengland bekämpften leichte deutsche Kampfflugzeuge bei Tage militärische Anlagen und Ansammlungen von Landungsbooten an der britischen Südküste. Sechs Landungsboote wurden versenkt, eine Anzahl beschädigt. In der vergangenen Nacht griffen Kampfflugzeuge Hafen- und Dockanlagen in Nordostengland an.
Neber dem Seegebiet westlich Brest wurden bei Tage zwei britische Bomber durch deutsche Kampfflugzeuge abgeschossen. Außerdem brachte Flakartillerie der Luftwaffe und der Kriegs- marine vier britische Bomber bei nächtlichen Vorstößen in die Deutsche Bucht und gegen westfranzösisches Küstengebiet zum Absturz.
»
Die Geschützfabrik „N ote Barrikade", in die deutsche Truppen eingedrungen sind, bildet eine Arbeitsgemeinschaft mit dem weiter südlich gelegenen Hüttenwerk „Roter Okto - der",Ivo die eingeschlossenen Bolschewisten ebenfalls eine starke Kräftegrnppe eingesetzt haben, die dem deutschen Vordringen noch Widerstand leistet. Der Ausfall dieser beiden Nüstungs- betriebe wiegt besonders schwer, da es den Bolschewisten jn absehbarer Zeit nicht gelingen dürste, die moderne Stahlgießerei zu ersetzen, die wenigstens 13 Martinöfen und drei Elektroöfen besaß und mehr als l2 000 Arbeiter beschäftigte. Das Herstellnngsprogramm umfaßte neben der Erzeugung von Panzerstahl. Geschützen aller Art und Einzelteilen für den Bau von Antos, Traktoren, Kampfwagen und Eisenbahn vor allem auch die Herstellung von Artilleriemunition. deren Anteil an der Gesamtproduktion der Sowjetunion 7 Prozent betrug.
VRT. veeßentt
Nicht 12 — Mißlungene Londoner Zahlen-Akrobatik
DNB. Durch ein ganz dummes Scheingefecht versuchte d.er Londoner Nachrichtendienst am Freitag neue Nebelschleier über die grausame Wirklichkeit der englischen Schiffsverluste zu breiten. „Die Deutschen behaupten," so wurde erklärt, „daß sie bis jetzt 12 Millionen BRT alliierten Schiffsraum versenkt hätten. England meldet aber nur 7 Millionen BRT. Das macht einen Unterschied von etwa IS Prozent. Da schon im letzten Weltkrieg von deutscher Seite, wie übrigens nach dem Kriege von deutscher Seite zugegeben würde, ^wann und wo?) die Zahl der versenkten Tonnage immer übertrieben wurde, so muß man auch annehmen, daß es diesmal der Fall ist."
Zunächst einmal: Die Zahl 12 Millionen ist in amtlichen deutschen Veröffentlichungen über die Schiffsversenkungen überhaupt nie genannt worden. Sie war bereits im September vorigen Jahres um mehr als eine Million überschritten. (Siehe OKW-Bericht vom 1. September 1911). Das amtliche britische Eingeständnis. 7 Millionen BRT verloren zu haben, steht in Widerspruch zu allen bisherigen Angaben. So bezifferte die Zeitschrift „Sphere" am 15. August die alliierten Tonnageverlnste von Anfang 1912 bis Ende Juli, also für sieben Monate, auf mehr als S Millionen BRT. Erscheint es dann glaubhaft, daß in den 28 vorhergehenden nnd 211 folgenden Kriegsmonaten nur zwei Millionen BRT versenkt worden wären? Wendest Willkie gab dgch kürzlich in Beirut (n»ch Globereuter) zu. daß Deutschland in einem einzigen Monat 900 000 BRT versenkt habe. Und Churchill gab Ende vorigen Jahres einmal die Verluste Englands für nur vier Monate mit über zwei Millionen BRT an. Wie reimt sich das alles zusammen?
Zu den W e l t k r i e g s z a h l e n.. Nach deutschen Ermittlungen wurden vom 2. August 1914 bis 8. November 1918 insgesamt 12,2 Millionen BRT durch U-Boote versenkt. Nach Angaben von Lloyds Register verloren die Engländer im Weltkrieg 13,2 Millionen BRT und davon allein 12,2 Millionen durch die deutschen U-Boote.
Mit seiner weiteren Behauptung: „Nimmt man sogar an. daß die deutschen Zahlen stimmen, so bilden dieselben immer noch keine dauernde Gefahr für die alliierte Schiffahrt" steht der Nachrichtendienst allein. Es ließen stch genug Aeutzerunqen höchster Besorgnis aus dem Feindlaqer anführen. Zeitungen und Politiker geben bis ans den heutigen Taa. unumwunden »n daß die Zabl der Neubauten noch längst nicht die Zabl der Schiffsversenknngen erreicht Hot, geschweige denn, daß die Ve'-tnst? der früheren Jahre ans- aeglichen werden könnten. Wie hätte denn sonst auch der Großadmiral Lord Ebntffeld Vernnlassnna aehabt den alarmierenden Satz niederruschreiben (am 19, Juli , in
„Sunday Times"): „Dieser Krieg hat erneut bewiesen, daß England ohne Schiffsraum dem Hungertod ausgeliefert ist"? Oder wie wäre sonst „Economist" dazüaekommen. noch in seiner Oktobernummer darznlegen daß Schiffsbau die entscheidende Frage sei. ob eine größere Operation der alliierten Armeen gegen die Dreierpaktmöchte möglich ist oder nicht?
Durch solche Ueberlegungen kennzeichnen stch die Behauptungen des Londoner Nachrichtendienstes als naive Verdummungsversuche Die Lügengehilfen Churchills sind zu feige, dem englischen Volk — vor allem anaenchts der letzten Monatsbilanz von über einer Million und der neuerlichen Versenkung schnellster Truppentransporter — überhaupt nur dte deutschen Anaaben zu nennen. Da die britische Regierung trotz aller Mahnungen »nd Forderungen der Oeffent- lichkeit es immer noch vorzieht, ibr gefährliches Schweigen über die Scbiffsverlnste beiznbehalten. würde eine englische Auseinandersetzung mit den deutschen Zablen die Verwirrung und Beunruhigung auf den Höhepunkt steinern. Daß es dem Londoner Nachrichtendienst bei seinen Zahlenkunststückchen offenbar selbst nicht Wohl zumute ist. zeigen, auch die weiteren Ausführungen: „Wenn Deutschland tatsächlich in der Lage wäre, die Versenknnasziffcrn bis znm Frühjahr aufretbtzuerhasten. so würde dies ein starkes Hindernis für die Errichtung einer Zweiten Front sein". Wäre dieser besorgte Hiffweis auf die Gefährdung der „Zweiten Front" notwendig, wenn die optimistischen Zahlen des Nachrichtendienstes stimmten?
Und um dem Gedächtnis der Londoner Lügenstrategen nachzuhelfen, nennen wir die deutschen Zahlen noch einmal: Bis Ende September 1912 wurden von deutschen Unterseebooten anderen Seestreitkräften imd Luftwaffeneinheiten rund 21.3 Millionen BRT. versenkt. Unser italienischer Verbündeter hatte bis Mitte Mai d. I. (die letzte uns vorliegende Gesamtaufstellung) über 1,3 Mill. BRT versenkt, nnd die japanischen Streitkräfte meldeten im Juli nahezu 2 Mill. versenkten, erbeuteten oder beschädigten feindlichen Schiffsraumes. In diesen Zahlen sind aber nicht enthalten die Ergebnisse des Minen krieges und andere nicht be< obachtete Erfolge. Berücksichtigt werden muß aber auch die große Zahl der beschädigten Schiffe, die den feindlichen Schiffsverkehr zumindest vorübergehend empfindlich schwächen und die Schiffswerften vom Neubau von Handels- und Kriegsschiffen fernhalten.
Rund 21,5 MM. BRT auf dem Meeresgrund! Man begreift die Scheu Churchills und seiner Trabanten, eine solche Ziffer überhaupt nur in den Mund zu nehmen. Das britische nnd amerikanische Volk würbe dann zu der klaren Erkenntnis kommen, daß es diesen Krieg unter keinen Umständen gewinnen kann
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4V. Fomegung
„Ein Major?" fragte Lenkay mit bleichen Lippen.
„Ja", entgegnete Bartosch sanft, „ein pensioniertet."
Der Gras erschrak und atmete so hastig, daß die aus --em Schlachtfelds mannigfacher Hofintriaen erworbenen O^en an seiner. Brust beunruhigt zu klirren anfingen. „Mein Gott", stöhnte er, „Sie könnten am Ende recht haben. Aber wieso und warum? Sagten Sie nicht selbst, Exzellenz, daß ich sozllsa n fünf Asse in der Hand batte? Was soll man da tun?'
„Gar nichts", erwiderte Bartosch, „nicht Poker spielen."
Damit verabschiedete er sich von dem Grafen Lenkay und ging mit kleinen, selbstgefälligen Schritten über den Kohlmarkt dahin, steif wie ein Stock, ein kleiner dürrer Mann in viel zu langem Gehrock und mit dem vertrockneten gelben Gesicht einer toten Kröte, Exzellenz Bartosch, der künftige Statthalter von Böhmen.
Neuntes Kapitel
Martina saß am Fenster ihres Hotelzimmers und erwartete — ohne es zu fürchten — in iedem Augenblick das Erscheinen Bartoschs.
Warduhne hatte unglaublich schnell und mit großer Geistesgegenwart zu handeln verstanden.
Schon als das Diadem unversehens auf dem roten
Teppich des Hotels Sacher lag-einen einzigen Blick
nur warf er ihr zu, während er sich rasch danach bückte, und noch einmal war in diesem Blick sekundenlang sein ganzer Argwohn wieder aufgeflammt und eine wilde Drohung: in dieser winzigen Spanne eines Augenblicks forschte er mit heißem Bemühen nach den Zeichen des Betrugs und des Verrates in ihren Zügen.
Es war das letzte Auflodern seines Zweifels. Martinas Entsetzen, vor allem der halb irre Blick verzweifelten Nichtverstehens, mit dem sie ihn, das Diadem und endlich den herveigeschnellten Grafen Lenkay anstarrte, ließ ihn indes unverzüglich die Wahrheit erkennen. Und nun sollte Martina, die bisher nur Mißtrauen, Feindseligkeit und kalte Bedrohung von ihm. erfahren hatte, mit Staunen und Bewunderung einen andern Warduhne erblicken, der mit hin
reißender Bravour ihr Schicksal in die Hand nahm. Ohne ihn, darüber wurde sie sich sofort klar, wäre sic in diesem Augenblick verloren gewesen.
Martina hatte sich bis nun, so gut es ging, durch das Dickicht von Fallstricken hindurchgeschlagen und ihren Mut nicht verloren. In diesem Augenblick aber, da plötzlich das legendäre Diadem zu ihren Füßen lag, verlor sie den Kopf.
In wahrhaft überirdischem Glanz lag es da, das Diadem der Anna von Ungarn, und es strahlte nicht allein Licht und Feuer aus. Jahrhundertealte, kostbare Dinge, von unzähligen, längst zu Staub gewordenen Händen berührt, liebkost, geraubt, umwittert vom Dunste längst versickerten Blutes, umweht vom Hauch vergangener Zärt- lichkeiteNj Dinge wie dieses Diadem der Anna von Ungarn — sie können nicht sterben, sie haben Menschengeschlechter überlebt und alles Leben in sich aufgesogen. Und dies strahlen sie aus, gebietend, hohestsvoll. wie eine Lähmung: ihre Unsterblichkeit. Martinas Finger zuckten zurück, sie stand gleichsam hypnotisiert im Bann des magischen Glanzes. Wie durch einen Nebel sah sie Warduhne, der das Diadem ohne viel Umstände aufhob und wieder in ihre Handtasche steckte. Er lächelte dem Grafen zu, der mit gierigen Augen den Vorgang verfolgte, fand auch sofort ein paar spöttische Worte, die er ihm überlegen und in unnachahmlicher Weis« kinwarf. Daraufhin nahm Warduhne Martinas Arm und betrat mit ihr gelassen den Speisesaal...
. .Wenn sie an diesen schrecklichen Augenblick zurückdachte, so suhlte Martina eine leidenschaftliche Bewunderung für Warduhne — ein Gefühl, dem sie seltsamerweise keinen Widerstand mehr entgegensetzte. Etwas in ihr begann zu strömen, wenn sie an Warduhne dachte, und sie gab sich beglückt diesem ganz neuen und erregenden Gefühle hin, von dem sie noch nicht wußte, welchen Namen es trug ...
Sie hatten kaum den Spsisesaal betreten, da sahen sie im großen Wandspiegel, wie Graf Lenkay in fliegender Hast Sabel und Kappe in Empfang nahm und aleich darauf verschwunden war.
Da drehte sich Warduhne auch schon wieder um und führte Martina hinaus. Niemals wollte sie das Lächeln vergessen, mit dem er, während er zart die Hand aus ihren Arm legte, ihr bedeutete: So leid es ihm tue, aber aus dem gemeinsamen Abendessen könne für heute nichts werden, große Gefahr sei im Verzüge und dringende Maßnahmen erforderlich geworden, die keinen Aufschub vertrügen. Eine knappe halbe Stunde, und Lenkay werde Bartosch, den Obersthofmeister und all jene intriganten Büro- und Salongenerale mobilisiert haben, die Jagd auf den Erzherzog machten. In dieser halben Stande müsse einia?§ -machen.
me Sacye
doch möge sie, Martina, sich nicht beunruhigen, che wider Erwarten günstig.
Dann bat er sie um das Diadem. Sie reichte 'LP dw andtasche. er nahm es heraus und steckte es 'N ^n Jackett ie fuhren in seinem Wagen em paar Gassen kreuz und guer id hielten vor einem hohen, schmalen Haus — dem Stadt ilais der Schitznagls in der Herrengasse, wre sie von larduhne erfuhr. Er verließ den Wagen, war ,edoch schon wenigen Minuten zurück und lächelte m ganz ergenartlger leise. Darauf nahm er wiederum ihre Handtasche, öffnete
> und steckte ein größeres, büßendes Schmuckstuck hmem. ies sei, sagte er, eine ziemlich wertlose Imitation eines ten Schitznaglschen Familienstücks, zwar gleichfalls em iadem, iedoch von wesentlich anderer Beschaffenheit als das ;r Anna von Ungarn. Sie möge es, riet er, in der Hano- sche belassen und diese achtlos auf das Bett in rhrem immer tun. Danach befragt, möge sie zur Antwort geben,
> ausgeliehen zu haben, um anderntags an einer prwarm eranstaltung bei Herrn Warduhne terlzunehmen. Bartosch, >r gewiß in eigener Person bei ihr erscheinen werde, werve )ne Zweifel sofort die Andersartigkeit des Diadems sest- sllen und unverrichteter Dinge abziehen muffen, sehr zum achtelle des Grafen Lenkay. der damit abermals durch eine lsche Alarmnachricht den Hof in Verwirrung, gebracht rben werde. Sie möge ganz ohne Furcht sein, wiederholte Zarduhne, indem er ihre beiden Hände ergriff, niemals sei e in, geringerer Gefahr gewesen als m dieser letzten Phase ner höfischen Komödie, die mit Gottes Hilfe m wenigen stunden einen überraschenden Abschluß finden werde. Nur msse er, da die Zeit zum Handeln dränge, sie nun verlassen, ste möge Bartosch ohne Unruhe in ihrem Hotelzimmer erlisten, kein Haar werde ihr gekrümmt werden, denn es i ein falsches Diadem. Damit zog er sie plötzlich an sich nd sie fühlte mehrmals seine heißen Lippen auf ihrem stund. Dann war er schnell ausgestiegen und der Wagen attv ste, die zutiefst verwirrt war. ins Hotel „Erzherzog arl" gebracht ...
Hier saß nun Martina am geöffneten Fenster, hatte sich n Abendessen aufs Zimmer kommen lassen und eine lasche Lacrimae Christi — sie wußte selbst nicht, wie sie »zu aekommen war. Sie saß am Fenster und lächelte MN or sich hin. Etwas in ihr sang, und sie lauschte der unvehreiblichen Melodie in ihrem Innern und im Strmnen ieses Gefühls erreichte das Glück die tiefe Stille der Boll- immenheit. Sie neigte den Kopf, als hülle sie simem nr >re Schönheit, und sah im Herzen das Bild des Mannes, er sie geküßt...