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ihr Ende erreichte, Fritz Erle-Mannheim (Benz) den Prinz Hetnrichprei» gewonnen. Erle hat gleichzeitig den ersten Preis im Bergrennen ge­wonnen. Fritz Opel gewann den zweiten Prei», W. Pöge wahrscheinlich den dritten.

Berlin 18. Juni. Die 3. Strafkammer des Landgerichts I verurteilte heute den vr. Ml. Riedel wegen Sittlichkeitrverbrechen in zwei Fällen und wegen Verleitung zum Meineide in einem Falle zu 4 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust. Wegen Verführung minderjähriger Mädchen wurde auf Freisprechung erkannt, da einmal die Verführung nicht festgestellt und im anderen Falle ein Strafantrag der Eltern nicht vorlag. Bet der Strafabmeffung wurde, wie der Vorsitzende bemerkte, die große Gemeingefährlich, keit des Treibens des Angeklagten in Betracht gezogen. Der Angeklagte habe weder Gesundheit noch Leben der Mädchen geschont. Er könne daher bei der Strafzumessung auch auf Schonung keinen Anspruch erheben.

Stettin 18. Juni. In Altdamm betrat gestern vor Eintritt der Lehrer ein unbekannter Mann eine Klasse der höheren Mädchenschule, stellte sich als Professor der Gesundheitslehre vor und unternahm eine Reihe unsittlicher Hand, lungen. Darauf ging er in eine Mädchenklasse der Volksschule und wiederholte das Manöver, wurde aber durch Lehrer gestört und flüchtete.

Stettin 18. Juni. In der Weinhand, lung von Ohlen gerieten heute früh um V-4Uhr beim Verlassen des Lokals der Ingenieur Walter Nagel und der Kaufmann Rudolf Straub el in Streit. Nagel gab dem Straube! eine Ohr. feige, war dieser mit einem Schuß beantwortete. Nagel wurde in den Unterleib getroffen. Straube! lief darauf auf die Straße und tötete sich durch zwei Schüsse in die Brust. Nagel wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht.

Paris 17. Juni. Minister Pichon hielt gestern im Ministerium des Auswärtigen eine Rede über die Politik der französischen Regierung. Der Minister sagte u. a.: Kein Kriegrgsdanke hat sich in die Annäherung eingemischt, welche zwischen den benachbarten oder entfernten Völkern zu Stande gekommen ist und womit wir unsere freundschaftlichen Beziehungen noch mehr ver- knüpften. Wir hatten auf der einen wie der anderen Seite keinen anderen Beweggrund, als den Frieden zu wahren. Wir hüben angesichts der nationalen Einheit gehandelt mit dem Wunsch, die Garantien der Einheit zu vermehren, ohne Unruhen oder Feindseligkeiten irgendwie zu ver­anlassen.

Paris 18. Juni. Als der österreichische Botschafter Graf Klevenhüller im Automobil durch die Rue Miromesnil fuhr, ereignete sich ein aufregender Unfall. Sein Kraftwagen wurde von einem Miet-Automobil umgerannt und vollständig zertrümmert. Der Botschafter kam jedoch mit

einer leichten Verwundung der linken Hand davon. Der Präsident Falliere« ließ den Botschafter zu dem glimpflichen Ausgang de» Unfalles beglück, wünschen.

Paris 18. Juni. Nach Depeschen de« Newyork Herald scheint Tafts Wahl gesichert, doch ist die Entscheidung erst am Freitag zu erwarten.

Mailand 18. Juni. Ein Cyklon hat in Affori und Bruflan furchtbares Unheil angerichtet. Häuser wurden abgedeckt, Fabrikschornsteine um« gestürzt, die Feldfrüchte völlig vernichtet. In Affori ist eine Frau vor Schreck gestorben. Zahl- reiche andere Personen wurden in beiden Ort. schäften verktzt.

Wien 18. Juni. Der Studenten, streik beginnt abzuflauen und dürfte, nachdem Professor Wahrmund freiwillig auf seine Lehr, tätigkeit verzichtete und die ihm angebotene Professur an der Prager Universität angenommen hat und sich bereits in den nächsten Tagen nach Prag begeben wird, morgen oder spätestens Montag beendet sein.

London 18. Juni. Die englische Re. gierung lehnte es ab, das Abkommen über dar Penny.Briefporto mit Frankreich allein abzuschlteßen, da die Gewährung einer solchen Priorität Deutschland, das die Frage ebenfalls erwäge, verletzen könne. Man beabsichtigt, den Penny Tarif mit allen Staaten des Kontinents, sofern sie nicht aus Rücksicht auf ihr Budget davon abgehalten werden, abzuschlteßen.

London 18. Juni. Das englische russische Einverständnis über dar maze- dänische Reform-Projekt hat nach dem Daily Graphic folgende Grundzüge: Die mobilen Ko- lonnen werden nicht au« der Gendarmerie mit ausländischen Offizieren, sondern au» ottomanischen Truppen bestehen, für deren guter Verhalten wirk- same Bürgschaften gestellt werden müssen. Die Kosten für diese zur Pacification der Lander ver­wendeten Truppen werden auf das mazedonische Civil-Budget übernommen, wie überhaupt dieses Budget speziell für alle Kosten der Pacificierung in Anspruch genommen werden soll. Die Stellung des General Gouverneurs soll durch seine Ernennung auf 7 Jahre mit Pension sicher gestellt werden. Das Programm wird den Mächten sofort unter- breitet werden. Diese seien vertraulich befragt worden und hätten dem Projekt bereits zugestimmt.

Tanger 18. Juni. Au» Tetuan kommt die Nachricht, daß Muley Haftd dort gestern zum Sultan ausgerufen wurde.

Literarisches.

Der Zug nach Italien liegt den Deutschen im Blut. Viele Reiseführer suchen uns Aufschluß über seine Kunstschätze und landschaftlichen Schön­heiten zu geben, aber des Schönen und der Kunst ist zu viel, so daß wir uns oft einen kundigen

Reisebegleiter und Reiseberater zu dem Führer wünschen möchten. Wer einen solchen sacht, dem können wir das soeben erschienene Büchlein der Dichterin A.. Supper Im Fluge durch Welsch- laut» Eine fröhliche Ferienfahrt (Verlag von Eugen Salzer in Heilbronn, drosch^Ll., geb. 2.) aufs wärmste empfehlen. Wie alles, was die Verfasserin bis jetzt geschrieben hat. ist auch die Beschreibung dieser Fahrt ein kleines Kunstwerk in der Darstellung, das auch die genießen werden, die schon in Italien waren, denn für sie birgt das Büchlein manch' schöne Erinnerung, ja manches wird das Auge der Dichterin gesehen haben, das ihnen entgangen ist. Mailand, Rom, Neapel und zurück über Venedig, Verona, die Havptroute der Jtalien- fahrer, ist in dem schmucken Bändchen behandelt, aber wie i A. Supper öffnet einem Augen und Herz für Schönheit und Wahrheit. Das sind zwei Be­griffe, die nicht immer zusammengehören, das merkt man in Italien. Wer beides sucht, der wird es in dem Bändchen finden, deshalb möchten wir es in recht viele Hände legen. Man wird es immer wieder bei passender Gelegenheit zu Rate ziehen.

vorau-fichtliche Witter««-:

Neigung zu Gewittern und Strichregen, wechselnde Bewölkung.

Landwirtschaftlicher KeMsvereis Lat«.

Vom 28.-30. Juni ds. Js. findet in Canu- statt die Ausstellung der deutschen Landwirtschafts- Gesellschaft statt und werden unsere Mitglieder zu recht zahlreichem Besuch derselben aufgefordert. Jedes Vereinsmttglied erhält hiezu einen Reisekosteu- beitrag von 2 MI. Diejenigen Mitglieder, welche die Ausstellung besucht haben, wollen bei ihrem Ortsvorsteher unter Abgabe der Eintrittskarte um den Vereinsbeittag nachsuchen.

Nichtmitglieder erhalten ebenfalls den Reise­kostenbeittag, wenn sie vorher noch die Mitgliedschaft erwerben.

Die Herren Ortsvorsteher werden ersucht. Vorstehendes in ihren Gemeinden bekannt machen zu lassen und später ein Verzeichnis über die Beretns- mitglieder, welche um einen Beittag nachsuchen, dem Hrn. Vereinssekretär AmtSpfleger Fechter mit einer Beurkundung darüber vorlegen, daß dieselben sämtlich ihre Eintrittskarten abgegeben haben.

Calw, 9. Juni 1908.

Der Vereinsvorstand Regierungsrat Voelter.

«otte-dienste.

1. Sonntag «ach Hrinit., 21. Juni. Vom Turm- 30. Predigtlied: 85 Ew'ge Liebe rc. 9 Uhr: Vormitt.- Predigt, Dekan Roos. 1 Uhr: Cristenlehre für die Töchter. 2 Uhr: Nachmitt.-Prcdigt, Stadt- Pfarrer Schmid.

Aohannls-Kelertag, 24. Juni. 9 Uhr: Predigt im Vereinshaus, Stadtpfarrer Schmid.

Reklameteil.

Privat-Anzeigen.

BezirkWerÄmiii Uw.

Die diesjährige Hauptversammlung (16. württ. Fischereitag) des württ. Landesfischereivereins findet statt am Sonntag, de« 28. Juni, vormittags '/-II Uhr, im Gartensaal des Hotels Textor in Stuttgart.

Am SamStag, den 27. Jnni, adendS 6 Uhr, findet im Kursaal in Cannstatt eine öffentliche

Nschereioersammlung

statt, in welcher die Ausstellung zur Besprechung kommt. Hierauf wird besonders aufmerksam gemacht und zu zahlreichem Besuch eingeladen.

Die mit der 22. Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschafts- Gesellschaft in Cannstatt verbundene Fischereiausstellung vom 25.30. Juni wird mit 231 Aquarien beschickt werden. Auch der Bezirksfischereiveretn Calw stellt Wildfische (Bach- und Regenbogenforellen) aus der Nagold aus. Laut Beschluß der Generalversammlung soll jedes Mitglied, welches die Aus­stellung besucht, einen Beitrag von 2^L erhalten. Anmeldungen hiezu wollen sofort beim Sekretär, Herrn Stadtschultheiß Mäulen-Liebenzell, gemacht werden, damit die Ausweiskarten, welche in der Ausstellung abstempeln zu lassen find, an die Mitglieder rechtzeitig versendet werden können.

Liebenzell, 19. Juni 1908.

Der Vorstand.

Wilhelm Deker.

IreiwMge Jeuerwehr Gakw.

Abmarsch zum Fruerwehrfest Pforzheim nächsten Sonntag 11 Uhr vom Spritzenhaus aus, woselbst zuvor die Fahrkarten verteilt werden. Rückfahrt: Pforzheim ab 7 Uhr 25 Min. Führung hat Hauptmann Braun.

Anzug: Rock, Mütze, Armband, Gurte, dunkle Hosen.

. Tommando.

Kkjilks-KirnknMtkr-Nklkill CM.

Infolge der geringen Honigernte hat der Ausschuß des Vereins beschlossen, die Mitglieder zu veranlassen, den Preis des Honigs auf MI. 1.20 pro Pf««» festzusetzen.

Der Vorstand.

I. Knecht.

Osi'I Ksmlisnälung

empfiehlt sein reichhaltiges Lager in

Moll- und Baumwollgarnen.

Socke«, Strümpfe, Längen, Kinderstrümpfe, Kiaderkittel.

Obige Strickwaren werden auch auf besonderen Wunsch extra auf der Strickmaschine angefertigt.