bestellt kaum. Man verlieh sich hier stets auf vte viel VMiger^ Küstenschifsahri. Eine nordsüdliche transkontinentale Bahn­verbindung von Port Darwin aus in geplant, wurde aber bis heute nicht vollendet. So besteht der eigenartige Zu­stand daß ein an einer Stelle gelandeter Gegner aus dem Lande heraus nur schwer bekämpft werden kann, zumal wenn er die Küstengewässer Australiens kontrolliert, denn Sann können australische Verstärkungen kaum verschoben werden. Aus diesen Nachteil der australischen Verteidigung machte bereits vor einigen Jahren der englische Admiral Freemantle in einer Militärzeitschrift aufmerksam. Die Lage hat sich seitdem nicht verbessert, und es ist erklärlich, dah die Australier sich noch mehr auf den Schutz einer starken Flotte verliehen.

Australien war auch der Haupiinteressierte am Bau Singapurs, das es als seine erste Verteidigungslinie bezeich- nete. Freilich sollte eine britische Flotte dorthin gelegt wer­den und den Schutz der pazifischen Dominions übernehmen. Diese Flotte erschien niemals, weil die unbelehrbare eng­lische Politik gegenüber Deutschland und Italien es ver­hinderte, Flottenteile auS europäischen Gewässern herauszu- üehen. So blieb der Indopazifische Ozean nur mangelhaft geschützt, was von australischer Seite oft bedauert wurde. Im Jahre t938 bereits erklärte der australnche Premier­minister Menzies:Nur England kann die Amerikaner überreden, ihre Flotte zum Schutze Australiens ln den Pa­zifik zu senden. Da wir allein aber Australien nicht vertei­digen können, ist Amerikas Hilfe alstolut notwendig L.a» war schon deutlich gesprochen. Man erkannte auo damals schon, dah Englai,d nicht mehr fähig sei. seine eigenen Do­minions zu verteidigen. Wenn Amerika aber diesen srchutz übernehmen muh, dann lieh es sich das zweifellos teuer be­zahlen. Wer die Kosten nachher tragen würde, war den Australiern gleichgültig. Der Ministerpräsident Curtrn schrieb imMelbourne Herald' ganz osten. dah Australien künftig seine Hoffnungen auf die USA setze. Man hatte die Stärke Japans weit unterschätzt, und man mäße die Lage der Alliierten überprüfen. Der Kriegsschauplatz nn Plizijst sei kein untergeordneter Abschnitt deö allgemeinen Krieges. Die australische Regierung betrachte den Kampf im Pazifik als einen Krieg, bei dem die USA und Australien das meiste hinsichtlich des Kriegsplanes zu sagen haben mühten. Die oeiden Staaten mühten daher führend sein m der Pazistk- sttategie. Curtin schloss wörtlich seinen aufsehenerregenden «rUkel- ..Ich betone klar, dast Australien nach Amerika aus- schaut, frei Von Augst hinsichtlich seiner traditionellen ver- vandtschaftlichen Beziehungen zn Grohbritannienl" Man »ersteht die Hilferufe aus Canberra nach Washington. So­lange das gegenwärtige Kräfteverhältnis die Japaner zum Herren des Pazifik macht, wird man aber keine Hilfe senden können. Es scheint, als ob das Wort wahr werde, das in Nordamerika gesprochen wurde, dah nämlichJapan den Krieg erst gewonnen hätte, weün es in Tasmanien stände". Auf Grund der schlechten Verteidigungslage Australiens und der Unmöglichkeit, diesen Zustand abzuändern, ist eine Beherrschung dieses Kontinents bis an die Antarktis hin­unter durch Japan Wohl möglich. Denn die Verteidigung Australiens ist eine Frage der Seestrategie. Seestra'tegisch eschen herrscht aber die japanische Seemacht im Pazifik. Oer Arm der Seemacht ist sehr lang, und er läßt sich leicht verlängern, wenn nur die nötige Tonnage vorhanden ist. Das aber haben die Japaner bei.ihren zahlreichen Landun­gen bewiesen, daß sie über außerordentliche Mengen Schiffs­raum versügen. Wir wissen, welch hohes Maß von Zusam­menarbeit aller Waffen Landungen erfordern. Die letzten Wochen haben gezeigt, daß die Japaner in diesen Operatio­nen Meister sind. Ihre Seeherrschaft erlaubt den Japanern zurzeit überall dorr zu landen, wo sie wollen. Wenn Japan aber über Australien nach Süden vorstötzt, dann bat es end­gültig die britisch-amerikanische Einkreisung durchstoßen und die beiden Alliierten im Pazifik voneinander getrennt. Diese müßten dann auf isolierten Kriegsschauplätzen allein Weiterkämpfen.

Major Gollob: Sieger in 142 Luftrampsen

DNB Berlin, 26. Aug. Der Träger des Eichenlaubes mil Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes Major Gollob, Kommandeur eines Jagdgeschwaders, setzte seine stolze Erfolgsserie auch im Laufe des 24. August fort und er­rang seinen 13S. bis 142. Luftsieg. Der ebenfalls mit dem Eichenlaub mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnete Oberleutnant Graf, Staffelkapitän in dem vom Major Gollob geführten Jagdgeschwader, schoß am 23. August das 130. bis 133. feindliche Flugzeug ab.

Brasilien erhält 25 alte Zerstörer.

Aus Rio de Janeiro kommt eine Nachricht, die aufs neue die. Geschäststüchtigkeit der Aankees ins rechte Licht rückt. Danach soll die brasilianische Marine von den Vereinigten Staatenverstärkt" werden.Wenigstens 25 Zerstörer", so heißt es,sollen gemäß diesem Plan sofort geliehen oder ge­pachtet werden." Hier drängt sich unwillkürlich der Vergleich mit dem famosen Geschäft auf, das die USA seinerzeit mit England machten, als sie ihm 50 alte Weltkriegszerstörer an­drehten und als Preis dafür eine Reihe bedeutender briti­scher Stützpunkte in Uebersee einheimsten.

Fortschritte im Kaukasus

Wichtige -Sheristellimgen erobert Erbitterte Gegenangriffe westlich Stalingrads abgewiesen

1S7 sowjetische Flugzeuge vernichtet

DNB. Au» dem Jührerhauplquartier. 27. Aug. Da» Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

«Im Kaukasus wurden dem zäh kämpfenden Gegner in fortschreitendem Angriff wichtige Höhenstellungen ent- Men.

Westlich von Stalingra- führte der Feind erbitterte Ge­genangriffe gegen den weit vorgestohenen deutschen An- griffskeil. Der Gegner wurde unter starkem Einsatz der Luft­waffe mit hoben Verlusten abgewiesen; dabsi wurden 40 Panzer vernichtet.

Südwestlich Kaluga und bei Rschew erneuerte der Feind seine Angriffe: alle Angriffe wurden, zum Teil im Gegen­stoß, abgeschlagen. Nordwestlich von Medyn warf ein eigener Gegenangriff den Feind auf seine Ausgangsstellungen zu­rück. Vor Leningrad örtliche Kampftätigkeit. Bei einem Stoßiruppunternehmen wurden 40 feindliche Kampfstände zerstört.

Jäger und Flakartillerie brachten am 25. und 26. August 153 Sowjelflugzeuge zum Absturz. Vier weitere wurden am Boden zerstört. Neun eigene Flugzeuge find vom Flug ge­gen den Feind nicht zurückgekehrt.

In Aegypten lebhafte beiderseitige Spähtrupp- und Ar- killerielätigken. Leichte deutsche Kampfflugzeuge griffen Hraftfahrzeugansammlungen und Artilleriestellungen der Vriten mit guter Wirkung an.

Einzelne britische Flugzeuge flogen gestern nach West- und Nordwestdeukschland ein. In der Nacht führten einzelne Sowjelbomber militärisch bedeutungslose Flüge über Ost­deutschland durch. Durch planlos abgeworfene Spreng- und Brandbomben entstanden nur geringe Schäden.

Tag. und Nachtangriffe der Luftwaffe verursachten in tziegswichkigen Anlagen Süd- und Südost-Englands Zer­störungen und ausgedehnte Brände.

In den Morgenstunden des 27. August kam es im Ka­nal zwischen zwei deutschen und sechs britischen Schnellbooten M einem kurzen Gefecht, in dessen Verlauf mehrere feind- «che Boote beschädigt wurden."

Das Ritterkreuz

DNB. Berlin, 27. Aug. Der Führer verlieh das Ritter­kreuz des Eisernen Kreuzes an Oberleutnant Heinz Hog- rebe, Kompaniechef in einem 'Infanterieregiment. Ober­leutnant d. R. Heinz Hoarebe, am 22. Juni 1913 als Sohn des in Warbura in Westfalen ansässigen Schulrats Heinrich

H. zu Bochum gevoren, hat sich als Führer eures Zrstanre» riebataillons in den harten Kämpfen am Wolchow beson» ders ausgezeichnet. An der Spitze eines Stoßtrupps Vernich, tete er in erbittertem Nahkampf die mit starken Kräften örtlich eingedrungenen Bolschewisten und stellte so mit sek« nen tapferen Infanteristen die ursprüngliche Hauptknmpf« stelluna wieder her. ^

Lufikampf über dem Ladogasee

Der finnische Heeresbericht. >

DNB Helsinki, 27. Aug. Im finnischen Heeresbericht vom 27. August heißt cs u. a.:Am östlichen Teil der Karelisches Landenge griff der Feind nach einer dreistündigen Artillerie' Vorbereitung mehrere Male einen unserem Stützpunkte an. Alle Angriffe wurden abgeimesen. Auf der Aunus-Landenge beschoß unsere Artillerie zwei Eisenbahnzüge, vernichtete zwei Waggons vollständig und erzielte außerdem mehrere Voll­treffer, Am südlichen Teil der Ostfront wurde in der Gegend von Poventsa ein örtlicher Angriff des Feindes abgewiesen Gestern um mittag wurden in einem Luftkampf über dem Ladogasee fünf feindliche Maschinen abgeschossen. Acht Jägei stießen auf eine überlegene Formation feindlicher Flugzeug» Während des Luftkampfes erhielt der Feind weitere Ver« stärkungen, so daß sich schließlich 2g feindliche Maschinen im Kampf befanden. Unsere Jäger schossen bei dem Luftkampj im einzelnen zwei J/158 und zwei Spitfire sowie eine Mi» schine vom Typ JJ/2 ab. Alle eigenen Maschinen kehrten ist ihre Stützpunkte zurück. In dem Luftkampf über Lotinam« pelto am 24, August wurden neben einer bereits früher als. abgeschossen gemeldeten Maschine eine weitere MJG/3-JägeH wie jetzt festgestellt wurde, zum Abschuß gebracht." ^

Diepper Kriegsgefangene frei

Anerkennung für das Verhalten der Bevölkerung. ^ DNB. Berlin, 27. Aug. Jni Verlauf des siegreichen AH wehrkampfcs gegen den britischen Landungsversuch lH Dieppe haben die örtlichen französischen Behörden und dt» Bewohner des in die Kämpfe einbezogenen Gebietes ein» besonders disziplinierte Haltung bewahrt. Ohne Rücksicht auf das feindliche Feuer haben die Franzosen die entstande­nen Brände bekämpft, zum Teil deutsche Truppen mit Ver, Pflegung und Getränken versorgt und notgelandeten Flie­gern sofortige Hilfe geleistet.

In Anerkennung dieses Verhaltens hat der Führer atz- geordnet, baß diejenigen französischen Kriegsgefangenen, , -k in Dieppe, Neuville, Haut-sur-Mer, Trouville, Petit AK ville "Und Arques-La Bataille beheimatet sind, aus der V e- fangenschaft entlassen werden.

Neue Schlacht bei den Salomonen

Weitere Verluste

DNB. Tokio, 27, Aug, Das kaiserliche Hauptquartier gab am Donnerstag 15 Uhr bekannt, daß japanische Klotten­einheiten an der Ozeanküste der Salomon-Jnseln am 24. August Verstärkungen der USA-Marine zum Kampf gestellt haben. Einheiten der kaiserlichen Luftwaffe griffen sofort an, brachten Sem Feinde schwere Verluste bei und wiesen ihn zurück. Die bis zum 27. August erzielten Ergebnisse sind folgende: Ein großer Flugzeugträger neuen Baumusters ist schwer beschädigt; ein zweiter Flugzeugträger mittlerer Größe ist beschädigt; ein Schlachtschiff derPennsylvania" - Klasse erhielt Beschädigungen,

Die japanischen Verluste sind folgende: ein Zerstörer ver- lorengegangen und ein kleinerer Flugzeugträger beschädigt. Wie bekanntgegeben wird, soll dieses Gefecht die amtliche BezeichnungDie zweite Seeschlacht bei den Salomon- Jnseln" führen.

Aufbau im Südpazifik

Selbstversorgung auf Java gesichert.

DNB Tokio, 27. Aug. Auf seiner Rundreise durch die be­setzten Gebiete im Südpazifik traf der japanische Sonderbot­schafter für Französisch-Fndochina in Bangkok ein. Vor der Presse gab er seiner Bewunderung über die entgegen der geg­nerischen Agitation in allen von den Japanern besetzten Ge­bieten herrschende Ruhe und Ordnung Ausdruck. Die Bevöl­kerung fretre sich, ihrem Tagewerk ungestört wieder nachgeheu zu können.

AuS Batavia wird gemeldet: Die Militärverwaltung aus Java gab in einem Interview mit Pressevertretern Folgen­des bekannt: Der Wiederaufbau der vom Feind auf seinem Rückzug zerstörten industriellen Anlagen konnte verhältnis­mäßig leicht bewerkstelligt werden. Wesentlich schwieriger War die llmnestaltuna der aeiamien Wirischafisstrukiui- vom eng-

der USA-Marine

lisch-amerikanischen System auf die Bedürfnisse GrosiöM asiens. Durch die Ernennung von Gouverneuren für c tze Provinzen Javas und durch die Einführung einer zentral ee- leiteten Verwaltung unter Mitarbeit aller Zweige der P.-- völkerung sind bereits wesentliche Fortschritte erzielt Word- n Die Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln ist siche rge ste't. Eisenbahnen und Verkehrsmöglichkeiten sind Wiederhergeste, t, der regelmäßige Seeverkehr zwischen Java und Sumatra ttz wieder ausgenommen worden. In den Volks- und Mitte» schulen wurde die javanische Sprache zum Lehrfach erklärt, Java mit seinen 40 Millionen Einwohnern und seinen uneltz schöpflichen Naturschätzen wird für Großostafien in Zukunft ein« ganz besondere Rolle spielen.

Das Erdbeben in Peru

' Zwei Städte schwer getroffen.

Santiago de Chile, 27. Aug. Wie Nachrichten aus Li.ack besagen, wurde Peru am Montagnachmittaa kurz vor A Uhr von einem Erdbeben heimgesucht. Am schwersten betreff, fen wurde die südöstlich von Lima gelegene Stadt Nazcch die 6000 Einwohner zählt. Dort wurden ein Drittel alle» Häuser zerstört und zahlreiche Brände hervorgerufen. M Tote und 50 Verletzte zählen zu den Opfern. In Palpa, 44Ü Kilometer südlich von Lima, wurden 18 Häuser zerstört« Auch in anderen Städten des Landes rief das Erdbebert empfindliche Schäden hervor. Das Erdbeben dauerte seht lange, annähernd zwei Minuten. In Nazca und Palpa ver« spürte man, sechs Stunden nach dem Hauptbeben beginnend, noch stundenlang weitere Erschütterungen. Bei der Bevölke« rung dieser beiden am schwersten betroffenen Städte ist ein» Panik ausgebrochen. Sie kampieren aus Furcht vor neuest Beben im Freien

WMMS MW l« M«

Roman von Hugo M. Kritz

dz? Verlag Knorr H Hirtb. Kommanditgesellschaft, München 1941

' 4. Fortsetzung Zweites Kapitel

Unabsehbar schienen die dunklen Menschenmassen, die durch die Strckßen der Stadt zogen. Martinas Fiaker kam nur schrittweise vorwärts, und Martina blickte umher mit weiten Augen. Das Brausen der Kaiserstadt verschlug ihr den Atem. Der sinkende Abend griff mit weichen Händen nach ihr. eine unerklärliche abenteuerliche Sehnsucht über­fiel sie, eine Sehnsucht ohne Namen. Es war ihr nicht möglich, sich dem taumelnd übersteigerten Lebensgefühl der wunderbaren Stadt zu entziehen, die, am Vorabend des siebzigsten Kaisergeburtstags, in Licht und Farben und jubelnde Musik verzaubert war ...

Martina Jsenflamm, vor dem Hotel in der Kärntner Straße anaekommen, hatte Mühe, sich durch die vorbei­schiebende Menschenmenge einen Weg über den Bürgersteig zu bahnen. Kein Hoteloiener ließ sich sehen, in der läng­lichen Hotelhalle standen, gingen, liefen und sprachen viele Menschen durcheinander, Martina blieb, ein wenig betäubt, stehen, dann winkte sie dem Kutscher, er möge ihr Gepäck m das Hotel tragen. Martinas Gepäck bestand aus zwei Koffern, einem Schirmfutteral, einem Plaid und einer großen runden Hutschachtel. All dies türmte der Fiaker in einer Ecke der Halle übereinander, und Martina gab ihkn einen Gulden Trinkgeld, was lächerlich hoch war.

Sie-rvartete ohne Ungeduld, leicht an das Pult gelehnt, hinter dem zwei schwarzgekleidete jüngere Herren beflissen amtierten, sie betrachtete mit dem ihr eigenen Blick, bei stets ein wenig Spott und einen gelassenen Hochmut aus­zudrücken schien, die Hotelgäste, die Schlüssel abgaben und empfingen, nach Post fragten, ankamen und abreisten. Martina, hochgewachsen und von geschmeidiger Schlankheit, in dem sehr enganliegenden grünen Reisekostüm, das auf­fallend heue weizengelbe Haar hochaufgesteckt und von einem schräg und kühn aufgesetzten Hütchen nur kaum bedeckt. Martina erkannte nicht ohne innere Verwunderung, daß sic in hohem Maße das Interesse der Männerwelt zu erregen schien, denn, von allen Seiten anaestarrt, las ste Bewunde­rung und kaum verborgene Wünsche in dielen Bücken Schon

in diesen wenigen Augenblicken, in der Halle eines Wiener Hotels, sah Martina, daß die Welt, aus der sie kam, eins kleine Welt gewesen. Die rauschende Eleganz, die unnach­ahmliche Sicherheit und Lässigkeit dieser Menschen machte sie staunen ^ und nachdenklich. Wie unvergleichlich anders waren sie als alle jene Leute, mit denen sie bisher zu tun gehabt! Einen Mann, wie zum Beispiel jenen, der ihr gerade gegenüber in einem Korbstuhl saß, hatte sie, wie sie sich ehrlich eingestand, eigentlich noch nie gesehen. Martinas Blick, unter den langen dunkelbraunen Wimpern, huschte nur einmal, zweimal über ihn hin. Er rauchte aus einer recht auffallenden weißen Meerichaumpfeife, die er in der aufgestützten Hand hielt. Seine Hände waren ungewöhnlich schön und gepflegt, sie bewegten sich mit der wohlabgerunde­ten Anmut präziser Instrumente. Martina vermochte nicht Zu sagen, ob dieser Mann elegant war. Er war es ohne Zweifel. All-in das Gesicht, oas er ihr sekundenlang zu- wandte, wa. dunkel und schmal, ein wenig verlebt vielleicht, jedoch sehr kraftvoll und anziehend in einer seltsamen Art. Er trug einen kurzgestutzten Schnurrbart, seine Brauen waren sehr dicht und breit, die Augen groß, schiefergrau, völlig undurchdringlich. Martina sah sogleich wieder fort. Der Mann ließ einen prüfenden Blick an ihr herabgleiten, dann las er wieder in der Zeitung, als interessiere sie ihn Martina hatte sekundenlang das Gefühl, als ob wem Mann, aber nur so einer, ihr gefährlich werden könnte. Dieses Gefühl überrieselte sie blitzschnell wie ein Schauer.

Gnädige Frau?" fragte der beflissene junge Herr in schwarzem Gehrock.

, --Eh für die Gräfin Dorival" sagte Martina, sind Zimmer bestellt."

Der manikürte Finger des jungen Herrn glitt eine Liste hinunter und blieb an einem bestimmten Punkte stehen.

Sehr wohl, Frau Gräfin. Zimmer zwölf und vierzehn im ersten Stock. Das Gepäck wird sogleich hinaufgeschafft werden. Er überreichte ihr einen Schlüssel, und sie folgte emem Boy zum, Fahrstuhl.

Als sie an jenem Mann mit der Meerschaumpfeife vor­beikam, hob er, wie aus Zufall, den Kopf und sah ihr mit seinen grauen Augen ins Gesicht. Sein Blick war tief und die Lider Martina, als sie an ihm vorbeischritt, senkte

., In ihrem Zimmer packte ste ihre Sachen aus. hängte die Klerder in den Schrank und zog sich um. Dann öffnete st?, das Fenster und blickte hinunter auf die Kärntner Straße. Das Gewimmel der Menschen hatte sich zu einem trag dahinfließenden schwarzen Strom verdichtet. Lieder wurden gesungen und Lamvwns herumgetragen. Die Lust

war weich und warm, der Himmel wie dünner Darm. L>a» Brausen der Stadt drang in ihr Zimmer und machte sie ein wenig benommen. Sie setzte sich vor den dreiteiligen Toilette- spiegel, puderte ihr Gesicht und legte ein wenig Rouge aus die aufgeworfenen, üppigen Lippen.

Sie war hungrig. Onkel Nando hatte empfohlen, bo Meißl und Schadn zu essen, und Martina, der es gleich war, wo sie, erkundigte sich, ehe sie das Hotel verließ, nach dem Weg. Er war nur kurz, wie sie erfuhr, und leicht zu finden.

Eine Menschenmauer schob sich an dem Hoteleingang vorbei, und zögernd blieb MSrtina stehen, wie ein Schwim­mer, bevor er sich beherzt in die Fluten stürzt.

Martina trug jetzt ein Sommerkleid aus zyklamenfarbe ner Leinwand, reich mit Spitzen belegt, und einen runde- Hut aus Roßhaargeflecht mit einer breiten Krempe, au, der ein Kränz aus blaßroten Rosen lag. In der Hand hielt sie einen I-m-wut-oas-Schirm mit silberverziertem Griff sowie einen mit grauen Perlen bestickten Pompadour. Als sie, ehe sie in den bewegten Menschenstrom hinaustrat, in den Spiegel blickte, der ihre ganze Gestalt erfaßte, war sie ein wenig verwundert über die Anmut und Eleganz ihrer Erscheinung, offenbar war es das gesteigerte Lebens­gefühl in dieser erregenden und lockenden Atmosphäre, das ihrer Schönheit den Stolz und die Unwiderstehlichkeit hinzüfügte.

Allein, als sie, mit dem seltsam verschleierten Blick, mit dem Frauen sich selbst im Spiegel ansehen, ihre eigene Erscheinung prüfend betrachtete, gewahrte sie, immer noch im Spiegel, die Erscheinung eines hochgewachsenen Mannes dicht neben sich, und indem fühlte sie auch smon seine Rahe und spürte den feinen Dust, der zuweilen von Männern ausgeht, den Duftnach Tabak, Kölnisch Wasser und irgend­wie nach Leder. Martina erschrak und fuhr herum. Es war eben >ener Mann mit den schiesergrauen Augen. Er stand so dicht neben ihr, daß diese Nähe allein sie schon empörte. , .--Verzeihung'.sagte er,wenn Sie erlauben, be­gleite ich Sie zu Meißl, da Sie wie Sie behaupten", seine unheimlichen Augen wurden plötzlich in heraus- orderuder Art spöttisch,den Weg nicht kennen."

Martina zog die linke Braue hoch empor und blickte auf die Schuhe des Mannes. Es waren Lackschuhe mit Stoffeinsatz, seitlich zum Knöpfen. Aber das gewahrte Martrna gar nicht. Sie sagte:Ich bitte, mich nicht ZU belästigen. Dann schob sie die eine Schulter ein wenig

trat hmaus auf die Straße und fügte sich ein in das brodelnde Menschersgerrnrnmel.

(Fortsetzung so lall -