„Oie Geschichte wir- richten"
Eine Botschaft Marschall PetainS.
DNB Paris. 8. März. Am Samstag fanden in den Bezirken von Paris, deren Bevölkerung durch den keiaen englischen Bombenangriff vom 3. März so schwer beimgesuwi worden ist, die offiziellen Trauerfeierlichkeiten statt. Bei allen Feiern waren Vertreter der französischen Regierung sowie säm liche Behörden zugegen, um den Hinterbliebenen di» mit unzähligen Blumenspenden an den Särgen Aufstellung genommen hatten, ihre Verbundenheit zu bezeugen. Bei der Trauerfeier m dem am schwersten mitgenommener. Bezirk richtete im Namen des Staatschefs Marschall Petain Juitizminister Barthelemh an die Trauergemeinde Werte der Teilnahme, die durch Lautsprecher auf den Platz übertragen wurden. Dieser Trauerkundgebung wohnte auch der Generalbevollmächtigte der französischen Regierung in den besetzten Gebieten. Botschafter de Brinon. bei.
In der Botschaft des französischen Staatscheks Marschall Petain an die Angehörigen der Opfer des britischen Bombenangriffs, die bei der Trauerfeier verlesen wurde, heißt es: „Bor den-:ragischen Reihen der sterblichen Ueber- reste jener, die Euch teuer waren, möchte ich Euch eine Botschaft der Trauer Frankreichs übersenden. Mir kehlen die Worte, um das auszudrücken, was wir empfinden: so sehr sind unsere Gedanken von den Schilderungen der Schreckensnacht bedrückt. Weggefegte Straßen, dem Erdboden gleichgemachte Stad,viertel/dezimierte Familien. Kinder, die aus ihren Wiegen in ihr Grab gestürzt wurden, ariyselige Ueberreste. die unter erstickendem Raum aus den Trümmern hervorgezogen wurden. Tote und Verwundete — wir haben Minute für Minute Eure schrecklichen Qualen miterlebt.
Sie haben Frankreich ins Tiefste seiner Seele getroffen. Die Worte des Haffes sollen sich in dieser Stunde nicht un.rr die Worte des Mitleids mengen. Die Geschichte wird ü >er die verbrecherische Tat des früheren Verbündeten richte» der «nscre Soldaten allein in den Tod gehen hieß, um zwei Jahre später mit eiskalter Ueberlegung unsere unschuldige Zivilbevölkerung mit Tod zu übersäen. Es gibt kein Kriegs, aesrtz und keinen Borwand, die vor dem menschlichen Gewissen solche blutigen Hekatomben rechtfertigen können."
Abschließend gibt Marschall Petain in seiner Botschaft der Ansicht Ausdruck, für die Opfer des feigen und hinterlistigen britischen Anschlags ein Denkmal errichten zu lassen.
Wer war schuld?
Kritik an der Prozeßführung ln Rkom.
DNB Paris. 8. März. „Die französische Ocffentlichkrit kann sich für den Prozeß von Riom. so wie er jetzt geführt Wird, nicht begeistern." stellt „Paris Soir" seit und erklärt, daß Frankreich daran liege, endlich zu wissen, warum man es >n diesen unnötigen Krieg gestürzt habe und wer die Verantwortlichen seien. Wer habe es den Franzosen emgehäm- mert. daß der Vertrag der guten Nachbarschaft, den Ribbemrop und Bonnet am 6. Dezember >938 unter, zeichneten, nicht zu einer dauernde» Befriedung führen könne. Wer habe Polen zur Unnachgirbigkeit anfgestachelt? Wer habe in die französischen Gemüter die absurde These gehämmert. daß früher oder später «in Krieg zwischen Deutschland und Frankreich doch unvermeidlich sei und daß es für Frankreich um so besser sei. je früher er komme? Wer habe am 30. August und am 1. September >839 die letzte Chance zur Erhaltung des Friedens verpaßt, und wer habe schließlich nach dem Zusammenbruch Polens sich geweigert, den Appell des Führers an die Verminst zu hören? Wenn der Prozeß von Riom auf diese Weise weitergesührt würde, so bedeute er für Frankreich in den Augen Europas eine zweite Niederlage.
lZtaiin verfchweiai Bauernbefreiung
DNB Berlin, 8. März. Ter Erlaß der neuen Agrarordnung für die besetzten Ostgebiete durch Reichsmiuister AHred Roienberg hat den Machthabern des Kreml das Konzevi ihrer Greuelprovaganda gründlich verdorben. Während Stalins propagandistischer Hetzapostel, der SowjetiuLe Lo- sowski. sonst nichts unversucht läß: die deutschen Ausbau- Maßnahmen zu banalisieren, schweigen sich in der Frage der Agrarnenordnung der bolschewistische Rundrunk und die bolschewistische Presse beharrlich und vielsagend aus Nu» Ist ohne weiteres zu verstehen daß hier alle Gegenpropaganda von vornherein hoiinungslos erscheinen mutz denn die neue Agrarordnung versetzt dem bolschewistischen System. das gerade die Landbevrllkerung so grauenhaft am eigenen Leibe gespürt hat einen der tödlichsten Schläge. Tie durch diesen Agrarerlaß geschaffene Ordnung innerhalb derer der Bauer wieder sein Land bebauen und davon zu seinem Nutzen ernten kann, innerhalb deren für die Kolchos- Wirtschaft kein Platz mehr ist — sie kann auch die raffinier, teste Provagandamethode Losowskis nich: aus der Welt scharfen Daß man sich in Moskau ausschweiat um nur ja nicht den Völkern der Sowietunion den Blick in eine bessere Zukunft freizugeben, beweist, daß Deutschland auf dem richtigen Wege der Neugestaltung des Ostraumes ist.
Nie aus Java eingetronen
versprochene Verstärkungen, gebrochene versprechen
DNB Reuter veröffentlicht den letzten Bericht der niederländischen Nachrichten-Agentur aus Bandung, der gerade noch ourchgegeben werden konnte ehe die Japaner vor den Toren der Stadt erschienen und damit die Verbindung Ban. dungs mit der Außenwelt ausgehoben wurde. Dieser Bericht isteineeinzigeAnklaqe gegen die großmäuligen und arroganten englisch-amerikanischen Kriegshetzer, die sich nicht genug run konnten mit ihren Hilfeveisprechungen. Vor allem ist er eine Anklage gegen Roosevelt und Churchill, denen jedes Mittel recht war. auch Niederländisch-Jndien in den Kampf Hineinzuziehen, die dann aber so schmählich versagten, als es galt, ihre großen Worte in die Tat umzusetze». Der Bericht zeigt aber nicht minder deutlich, wie verlogen die Behauptungen der englisch?« und nordamerikanischen Agitation sind, die immer wieder den Anschein erwecken will, als bedürfte es nm eines leisen Anstoßes, um das Schicksal zu wenden, das sich auf allen Kriegsschauplätzen gegen die Kriegsverbrecher entschieden hat Hier wird klar und unmißverständlich von Feindseite ausgesprochen, baß di? lapanische Wehrmacht d-.-n Streitkrästen der Engländer, Holländer und Amerika»," ttnmhoch überlegen ist.
Der Bericht aus Bandung gibt eine Schilderung der Entwicklung auf Java bis zur Eroberung der Hauptstadt Batavia durch die Japaner. „Die Lage aui Java ist letzt", so be. ginnt er. „nachdem die Japaner, die mit großer zahlenmäßi- gsr Ueberl.-genheit angreiseii, durch die Verteidigungslinien an der Nordseite des bekannten Vulkans Tangkuba Prahu durchgebrochen sind, kritisch geworden". Die Holländer, so wird zugegeben, hätten gegen die überlegene lapanische Luftwaffe keinen längeren Widerstand leisten können. Dieser Umstand rufe in Erinnerung, daß ein großer Teil der holländischen Luftwaffe bei der zwecklosen Verteidigung Malabos verlorengegangen sei. Auf Java seien die Japaner die unumschränkten Herren in der Luft. Dann spricht der Bericht von der holländischen Erwartung, daß bald nach dem Eintritt Niederländifch-Jndiens in den Krieg gegen Japan Verstärkungen der Engländer und Nordamerikaner in Ostasien eintresfe» würden. „In der Tat wurden Vereinbarungen abgeschlossen, die das Eintref. sen von Verstärkungen wahrscheinlich machten. Es wurden Vorbereitungen getroffen, nm große Truppenkontingente un- terzubrinqen. und man hoffte, daß. wenn der Feind noch vor Java aufgehalten werden könnte, die notwendigen Verstärkungen rur Versiio'ing ständen.
Im Laufe des Janu-«- gingen die äußeren Provinzen nach und nach verloren. Dirken Tatsachen gegenüber stand die wodibearündete Erwartung, baß im Monat Februar genügend Verstärk»«»?« auk Jab- eintresken würden, um dir Insel zu halten und um später die Fuitiotive zn ergreifen. Diese Verstärkungen tragen iedoch niemals ein."
Der Bericht erwähnt daß wohl einige Flugzeuge geschickt worden seien, besonders Bombenflugzeuge ans den NSA sie hätten iedoch w"nig Wert gehabt, da nur ein ungenügender Jaadschutz und keine FIakvert"idianna für die Flugplätze vorhanden war. Besonder? habe sich die Tatsache bemerkbar gemacht daß d-e zur Versüanno siebenden Jäger nuaIita - tiv nicht an die iapanischen Flugzeuge heranreichten End-- Febrnar sei Java dann praktisch umzina»lt oews^n, Es erfolgte der iavanNche Annriss ans Java. Bei dem Versuch die Landung zu verhindern hätten die Flotten der Verbündeten olles oetan was in ihrer Macht stand Sie hätten sich iedoch w-edernm emer feindlichen lieber!?, aenbeit ge»ensit->-r oeseben und der Kern der holländischen Flotte fe> in der S-etcht^sht nerlor-ngeoangen.
„Nachdem ^er W^-r^-ud zur See und in der Lickt gebrochen Mar. blckt-n bjx J-t-auer »-»ktttch freie Hand N'-bts konnte sie daran b-ndern. s» Pies M->-schen und so viel Material. wie st- p-t-nschten. zu landen " t^el ^->n Kö"-Vfen in der Eben» van Bandnn» leien dte nt--derl->ndis>*'en Truppen nn- ngn mtt'-d-'ts^-eu «ei-kn-An-rissen de-imt-rt p-arden „Ein Sch,,b »ar interna wa- nicht mäaiich" All"
O>veratia»en d»? s^xn kph'nr'chtnn-n Es sei
immer dl- aleiche Getch?^>ke »eweten: Ohne ausreichende Nn- kerl"-.^",ng «UZ -er Lus, waren die Truppen praktisch ohn- ma-t-tig.
Znm Schluß vermerkt der Rer-chst. die Kämpfe dauerten noch an um den Javanern das Eindringen in die Hochebenen ru verwebr-n, d>ich sei ein ErB'g a„g-sicht? des nna-ch-nren feindlichen Drucks und der vollständigen Be- meo',naskre!l,e,'t der Javaner beim Heranbringen von Verstärkungen sehr sraastch.
Ln Baiavia freudig begrüßt
Ohne einen Schutz besetzt.
DNB. In der „Tokio Asahi Schimbun" werden Einzelheiten über den Einzug der japanischen Truppen in Batavia geschildert.. Am S. März abends erreichten japanische Truppen
einen Fluß fleven Kilometer noroncy »oaravia«. Kurz oavor erfolgte eine starke Explosion, durch die die Brücke über den Fluß zerstört wurde. Bei den feindlichen Marine, und Landtruppen war allerdings wenig vom kämpferischen Geist zu spüren. Sir suchte» lediglich durch Zerstörungen allsr Art den iapanischen Vormarsch zu hindern. Kaum hatte sich der Rauch im Gefolge der Explosion verzogen, als die feindlichen Truppen mit weißer Flagge den Japanern entgegenkamen. Sie erklärten, daß in Batavia kein einziger feindlicher Soldat mehr sei. und überreichten ein Schreiben des Gouverneurs an den iapanischen Oberkommandierenden. Die Stadt Batavia, von deren Verteidigung so viel gesvrochen wurde, fiel ohne einen Schuß in japanische Hand. Unter den japanischen Berichterstattern befanden sich übrigens einige, die erst vor drei Monaten bei Kriegsausbruch Batavia verlassen hatten und nun ein völlig verändertes Bild von Batavia gewannen.
Die einziebenden japanischen Truppen wurden von der einheimischen Bevölkerung freudig und herzlich begrüßt. Vor dem GönverneursgebäuLe bot sich ein überraschendes Schauspiel. Hier legte die einheimische Bevölkerung einen unvermuteten E n t b u s i a s m u s an den Tag. Als iw Gonvernsnrsgel'äiide die Vereinbarungen über die-AufrechK- erhaltung der Sicherheit und Ordnung getroffen wurden, börte man draußen neben lauten Banzai-Nusen auch, immer stärker werdende Aussrnie wie „Nieder mit den Niederländern" oder „Nieder mit den Demokratien": Neben der niederländischen Polizei stellten sich auch verschiedene Or-mnisationen zur Aufrechterhnltung der Ordnung zur Verfügung. Bis in den frühen Morgen dauerte die freudige Be»rnßimg der einziehenden Truppen an. Nach dem Einzug des Gros der iapanischen Truppen begann die Straßenbahn wie gewöhnlich zn verkehren, und gleichzeitig nahm die Stadt ihr friedensmäßiges Anssehen wieder an. Nur die von dem Feind gn»eziindeten Erdöltanks bren, nen immer noch und verdecken den Himmel mit schwarzem Rauch.
Gegen den „Rationalhelden"
Gough verlangt Kriegsgericht gegen Wavell.
General Sir Hubert Gough. der bekannt britische Heerführer aus dem Weltkrieg, der als einer der besten Militär- sachverständigen Englands gilt, zerstört den Nimbus der sich um General Wavell gebildet hatte, mit einem äußerst scharfen Angriff in der Zeitschrift „Truth" Er greift in seinem Ar.ikel. der großes Aufsehen erregt hat. den „Defenstvgeist" an. der die ganze britische Militärtaktik beherrsch» Die ganze Lage im südwestlichen Paziiik. erklärt er U- a> fei total verpfuscht worden, weil die Engländer unterlassen hatten in Südburma Truppen zu konzentrieren, die Verbindung zwischen Burma und Indien zu sichern und schließlich sich zusammen mit den Chinesen mit aller Krast auf die Japaner in Malabo zu werken.
Gough acht näher auf eine ganze Reihe ähnlicher Anklagen ein nno kritisiert dann ebenso vernichtend Englands augenblicklich am meisten im Vordergrund stehende mttitä- riiche Führcrgestalt. den General Wavell. „Wavell sollte vor cm Kriegsgericht gestellt werden." schreibt er wörtlich, »Beil ex und kein anderer die Verantwortung hat kür diese Versäumnisse und diese Pfuscherei.
Er hat die Italiener /nmal besiegt und hat seitdem als Held der Nation dagestanden und bedeutet die einzige militärische Hoffnung des Imperiums Man vergiss: daß er feinen S:eg zu einem Zeitpunkt gew nnen hat. an dem die Italiener nicht wünschten, in einen Kampf verwickelt zu werden. Dies geh. aus der Zahl der Gefangenen hervor, die Wavell in die Hand'fielen, und aus seinen eiaene» Beetu- sten. Nachher überlistete General Rommel den General Wavell nicht weniger als zweimal, und Wavells Taten in Syrien sind wahrhaftig alles andere als glänzend, wenngleich sie etwas besser avnefen als Wavells Operationen in Griechenland."
Nach Wavell nimmt sich der erzürnte General Gongh Sir Robert Brooke-Popham vor. Er erklärtes daß Brooke-Popham zur Verantwortung gezogen werden müsse, weil er dem iapanischen Angriff aus Singapur nich- zuvorgekommen sei. Ueber den Verteidiger von Malakka. General Pereival sagt Gough. daß er „bis zum Rand mit Ideen einer defensiven Kriegführung vollgepfropft ist und daß er nicht ein einzigesmal eine richtige Schlacht durchaekämvft ha:." Auch Pereivals Verteidigung von Singapur wird kritisier:. Pereival habe niemals mit seinen gesamten Streitkrästen d'e iapanischen Laiidungstrnppeii angegriffen, sondern sich immer in Verteidigungsstellungen gehalten. Der Ichliiß des Generals Gough aus allen diesen Tatsachen ist, daß England niemals im Leben mit den jetzigen defensiven Methoden den Krieg gewinnen könne
Komsn von Lsrl vosolt
10. Fortsetzung
„Sehe ich so au»?"
„So ungefähr", wiederhotte er ihr« Worte, auch den TonkaU nachadmend.
„Ich bewundere Ihren scharfen Blick*, tagte sie spöttisch. Außerdem — sind Sie denn überhaupt aus der Gegend?" Sie drehte den Kops zur. Seite und sah ibn jetzt heraus- »ordernd an.
„Nein"
„Das habe ich mir gleich gedacht."
„Ach. Sehe ich io zugelaufen aus?"
„Ihrem Auszug nach" — sie wies auf seine hohen" Schaftstiefel und die graue Reithose — „könnten Sie in die Gegend gehören."
Er lachte kurz aus und stieß seinen Fahrer in die Seite, -er daraus sein Raubtiergebiß zeigte.
„Na — und weshalb glauben Sie. daß ich nicht hierher gehöre?"
Der Wagen hielt plötzlich mit einem scharten Ruck.
„Die Dame muß hier aussteigen. Herr Cornelius", jagte der Fahrer. „Wir biegen jetzt links ab. Da drüben liegt Braakenielde "
Cornelius beißt er also, dachte Katrin, erhob sich und öffnete die Tür. „Haben Sie vielen Dank für Ihre Liebenswürdigkeit, Herr Cornelius", jagte sie lächelnd und mit halb abgewandtem Gesicht.
„Wollen Sie mir nicht noch meine Frag« beantworten?"
„Wozu? Was haben Sie davon?"
„Na. schön. Wie Sie wollen. Dann sagen Sie mir nur wenigstens, wie Sie heißen. Meinen Namen haben Sie ja eben gehört."
„Hätten Sie sich gleich vorgestellt, dann wäre ich genau io höflich gewesen und hätte Ihnen meinen Namen genannt Das ist nun zu spät. Herr Cornelius "
„Denn nicht", jagte Cornelius von oben herab. „Ein bißchen netter hatte ich mir Ihre Gesellschaft doch vor» nestelst Wenn ich vorher gewußt hätte —"
„Nächstes Mal brauchen Sie mich ja dann nicht wieder mitzunehmen."
„Ich werde es mir jedenfalls stark überlegen."
„Das tun Sie ja doch nicht", sagte Katrin mit einem Lächeln und sprang auf die Straße.
Er schlua mit d»r F-»ust lo b-stia auk das Polster des Sitzes, daß eine hohe Staubwolke bis zu seinem Gesicht auswirbelte. „Pfui Teufel. — Das ist aber doch ein starkes Stück. Woher wollen Sie denn das wissen?"
„Sie möchten ja zu gern meine Antwort hören." Mit diesen Worten schlug sie die Tür zu. hob die Hand zum Gruß und bog in den Feldweg ein. der um Braakenfelde herum zum elterlichen Gut führte.
Lärmend fuhr der Wagen davon. Katrin sah setzt, daß er mit schweren Eisenträgern beladen war. Aber was sie erwartet, ja beinahe erholst hatte, geschah nicht. Es öffnete sich weder das Fenster, noch zeigte sich das spöttisch lachende Gesicht.
„Dann nicht" sagte sie trotzig und beschleunigte ihre Schritte. Einige Äa!e kam sie noch in Versuchung, sich um- zudreben. aber sie blieb standbast. Dennoch beichäiiigie sie sich längere Zeit mit dem Fremden, Einen guten Kopi batte er gehabt, io stellte sie »eit, Einen der wenigen Kopie, die man im Profil photographieren sollte. Solange sie, halb unbewußt, das tiefe Brummen des Motors und das Lärmen der eisernen Last hörte, versuchte sie sogar, sich Einzelheiten «eines Gesichts in die Erinnerung zurückznruien. aber als die Geräusche sich verloren hatten, riß auch die gedankliche Verbindung plötzlich ab.
Fast zur gleichen Sekunde betrat sie väterlichen Boden, und sofort wanderten ihre Blicke prüfend über den Roggen hin. Er stand lekr dich« und würde wohl zehn Zentner aui den Morgen bringen. Aber welche Mühe batte es gekostet, bis der Boden sich endiich erschloß. Jetzt war er dankbar und vergalt die Treue aller Generationen Sie gin an den Wegrand und fuhr zärtlich mit ihrer Hand über die regenfeuchten Aehren. Wie stolz war der Vater damals gewesen, als er ihr zum erstenmal dieses Roggenfeld gezeigt hatte!
Ein kreischender Ton unterbrach ihre Gedanken. Sie wandte den Kovi zur Seite und iah mit einem döien Blick zu dem Bagger hinüber, der halb aus der Erde herans- ragie. Kaum hundert Meter vom Wege entiernl tag die Grube Friedrich-Karl, Gierig fraßen sich die Eimer der Bagger in die Erde, um die darunter ruhende Braunkohle
treizulegen, und das eiserne Kettenband, an dem sie hingen, kreischte und ächzte wie ein ewig hungriges Tier.
Die Sonne brach weit und warm aus den Wolken, aber sie machte Katrin nicht froh. Der Schatten, der drobend und dunkel dort aus der Grube aufftieg. war stärker als das Sonnenlicht. Seit vielen Monaten war sie dreien Weg nicht gegangen, um so mehr empfand sie jetzt die gefährliche Nähe der Kohle.
Sie begann plötzlich zu laufen und hielt in ihrem Lauf nicht eher inne. bis sie die Häuser des Dorfes erreicht batte, die sich wie eine schützende Wand vor die unbarmherzigen Geräusche der Grube schoben. Dann lab sie auch bereits die alten, hoben Bäume des Parkes, unter denen das Elternhaus verborgen lag. Weit und breit war keine Menschenseele, aber vom Gutshose kam lebhaftes Stimmengewirr. in das sich das belle, freudige Bläffen des Setters Teil mischte.
Um nicht vorzeitig von ihm ausaespürt zu werden, bog sie vom Wege ab und schlick an der dichten Hecke de« Gartens entlang, der seitlich an Haus und Park stieß. Unbemerkt erreichte sie die Terrasse und atmete erleichtert auf» als sie die großen Flügeltüren geöffnet fand. Behutsam betrat sie das kühle, dämmrige Zimmer und blieb einen Augenblick lauschend stehen, dann aina sie zu dem schweren Eichentisch. der seitlich gedeckt war. stellte das Paket aui den Tisch vor den Platz ihrer Mutter und iöste.die sichernde Vev- lchnürung. Danach trat sie an eins der Fenster und sah, geschützt durch die Gardine, wie die Eltern gerade von der Scheune kamen, in deren Tor ein mit Heu beladener Wagen stand. Die Mutter trug ein buntes Tuch um den Kopf, während der Vater sich lächelnd den Schweiß abtrocknete. Sein Gesicht war rostbraun von Sonne und Anstrengung, seine Haltung straff wie die eines Soldaten und sein Gang langsam und bedächtig, wie es der Größe und Schwere seines Körpers entivrach. Nun trat einer der Männer, kne seit vierzehn Tagen einen neuen, tieieren Brunnen bauten» da der aste zu versiegen begann, an den Vater heran uns schien ihm etwas Wichtiges mitzuteilen, io deutete jeden- ialls Katrin den Ausdruck seines Gesichtes.
Der Vater bürte sich ausmerkiam die Rede ou. blnKs ein paarmal zu dem Gerüst über dem Brunnenwch hm* über, nickte zustimmend und wollte dem Manne folgen. Doch da hielt ihn die Mutter am Rockärmel fest und .ag» laut, so daß es Katrin hörte: „Das bat doch Zeit bis nag»* her. Dietrich. Jetzt wollen wir erst mal Kaffee trmken.
tFortsetzuna «olat'