Kreta, die Insel

V. /t. Neben den echten Anrainern des Mittelmeeres, die nur mittelmeerische Küsten besitzen, wie beispielsweise Italien als dem größten Staat dieser Mächtegruppe und der zweiten Gruppe der Staaten, die neben ihren Mittelmeerküsten auch noch andere ozeanische Küsten haben, wie Frankreich und Spa­nien. steht als ausgesprochen raumfremde Macht England im Mittelmeer. Gerade diese raumfremde Macht aber maßt sich die Beherrschung dieses Meeres an und hat sie vermittels eines Systems geschickt ausgeklügelter Stützpunkte auch tat­sächlich seit mehr als anderthalb Jahrhunderten ausgeübt. Alle diese Stützpunkte wie Gibraltar, Malta, Zypern, Aegyp­ten und die palästinische Küste, hat England durch Raub an sich gebracht. So gedenkt es sicherlich auch, die griechische In­sel, die es im Rahmen der jetzigen militärischen Ereignisse besetzt hat, seinem Stützpunktsystem einzuverleiben. Lediglich strategische Erwägungen sind es, die England zur Landung in Kreta veranlaßt haben. Der Wille, den Griechen Hilfe zu leisten, hat dabei sicherlich nur am Rande mitgesprochen, denn ein Blick auf die Karte zeigt, daß gerade Kreta hierfür sehr wenig geeignet ist. Die langgestreckte gebirgige Insel, auf deren zum Teil über 24M Meter hohen Bergen nicht selten Schnee liegt, schließt das vulkanische Einbruchsgebiet des Aegäischen Meeres nach Süden ab. Der Besitz der Insel sichert den Weg durch die Aegäis etwa nach Saloniki oder nach den Dardanellen nicht im geringsten, da nordöstlich davon der italienische Dodekanes und nordwestlich Griechenland selbst sowie die Fülle der Inseln im Aegäischen Meer diesen Weg jederzeit zu sperren vermögen. Auch für eine Hilfeleistung in Griechenland selbst ist gerade Kreta sehr wenig geeignet. Dagegen besitzt es zweifellos eine gewisse strategische Bedeu­tung als Flankenstellung zu dem Wege von Italien nach Aegypten. Die englische Landung in Kreta war also wiederum eine ausgesprochen egoistische Handlung Englands. Sie dient der Stärkung der ägyptischen Position, nicht aber der Hilfe­leistung für Griechenland.

Die Geschichte der Insel Kreta ist die vielleicht am weite­sten in die Vergangenheit reichende in ganz Europa. Bereits 3000 v. Ztr. war Kreta der Sitz einer hochentwickelten Kultur, die die minoische genannt Wird und die. wie die Sage von Minotaurus zeigt, Zusammenhänge mit der ägyptischen Kul­tur besaß. Ihre Fortsetzung fand sie später in der mykenischen Kultur. Kreta nimmt also eine Mittelstellung zwischen der ägyptischen und griechischen Kultur ein. Daß in früheren Zeiten auch politische Abhängigkeiten bestanden haben müssen, zeigt, die Sage von dem athenischen Fürsten Theseus, der mit dem jährlichen Tribut an Menschenopfern für den Mino­taurus voll Athen nach Kreta ging mit der Absicht, den in dem sagenhaften Labyrinth hausenden Stiergottmenschen zu töten. Mit Hilfe der Tochter des Minotaurus Ariadne (Ariadnefaden) gelang ihm diese Absicht, womit im Sinnbild der Sage die Tatsache der Politischen Lösung Athens von kretischer Herrschaft ausgedrückt wird. Kreta war dann im Zeitalter der griechischen Kultur eine von den Jnselgriechen bewohnte Insel wie alle anderen auch und ist Politisch nicht mehr besonders hervorgetreten. Das gleiche gilt auch für die römische Zeit, in der es ja eine eigentliche politische Ent­wicklung im Mittelmeer nicht gab, da alle Küsten des Mkttel- meeres zum römischen Imperium gehörten, in dem die Pax romana herrschte. In der Zeit der Kreuzzüge ist Kreta ebenso wie Rhodos und Zypern ein Stützpunkt der Kreuzfahrer ge­wiesen sowie ein Handelsstützpunkt der italienischen Stadt­republiken Venedig und Genua, für deren Handel mit Syrien und Byzanz.

Neue Bedeutung erhielt es erst nach dem Gelingen des griechischen Freiheitskampfes, der von 1770 bis 1629 andauerte. Im Frieden von Adrianopel, der nach der Niederlage der tür- / kischen Flotte in der Schlacht von Navarino (1827) gegenüber seiner vereinigten englischen, französischen und russischen lFlotte den russisch-türkischen Krieg beschloß, wurde auch Griechenland frei, wenngleich seine Erklärung zum souverä-

der Revolutionen

nen Königreich erst im Jahre 1839 erfolgte. Kreta dagegen blieb unter türkischer Herrschaft. Es begann für die Insel nun eine Zeit dauernder Aufstände und dieKretafrage" bil­dete eine schwere Belastung der europäischen Politik und be­sonders auch für den zweiten griechischen König, den Dänen­prinzen Georg I., der nach dem Rücktritt Ottos von Bayern im Jahre 1863 den griechischen Thron bestiegen hatte. Die Seele der kretischen Aufstände war der spätere griechische Mi­nisterpräsident Venizelos, dessen verhängnisvolle Rolle im Weltkriege ja bekannt ist. Er zwang 1917 König Konstantin zur Thronentsagung und Griechenland zum Anschluß an die Entente, indem er an der Spitze englisch-französischer Trup­pen gegen Athen marschierte. Er war es auch, der 1919 Thrazien und Smyrna besetzte und damit den Krieg gegen die Türkei heraufbeschwor, der bekanntlich für die Türken einen sehr unglücklichen Ausgang nahm.

Hat Kreta so schon mehrfach in der Geschichte Griechen­lands eine verhängnisvolle Rolle gespielt, so steht heute schon fest, daß die Willfährigkeit, mit der die Griechen die Einreih­ung der Insel in das englische Stützpunktsystem im Mittel­meer zuließen, ihrem Lande nicht zum Nutzen gereichen wird. Aber auch England wird an der Insel der Revolutionen keine Freude erleben, denn das Ende dieses Krieges Wird auch das Ende des britischen Stützpunktsystems zur Vergewaltigung der Freiheit der wahren Mittelmeerländer bringen.

Hier tobte der letzte Kampf zwischen Ruderschiffen!

Der italienische Wehrmachtsbericht meldete vor einigen Tagen Angriffe der Luftwaffe auf die griechische Flottenbasis Lepanto.

Lepanto, dessen griechischer Name Naopaktos lautet, hat in der Weltgeschichte einen ganz besonderen Klang.

Lepanto liegt an der nur etwas über einen Kilometer messenden schmälsten Stelle des Golfes von Korinth, der Le­bensader. Mittelgriechenlands. Schon das macht Lepanto zu einem wichtigen strategischen und verkehrstechnischen Punkt. Der Golf von Lepanto ist auch der Schauplatz einer der be­deutsamsten Seeschlachten der Weltgeschichte: Hier schlug 1571 die vereinigte Flotte Venedigs, Genuas, des Kirchenstaates und anderer südeuropäischer Mächte eine starke türkische Flotte.

Unter Befehl des aus Augsburg gebürtigen Sohnes des Kaisers Karl Vs, des Prinzen Johann von Oesterreich, der als Don Juan D'Austria in die Geschichte eingegangen ist, sammelte sich eine Flotte im Jonischen Meer, um der türki­schen Seeherrschaft Einhalt zu gebieten. Die Türken stellten ihre Seestreitkräfte quer über den Golf von Korinth auf und erwarteten in voller Kampfordnung die Ankunft der christ­lichen Flotte. 300 türkischen Schiffen, darunter 250 Galeeren, standen ebenfalls 300 Schiffe, darunter 208 Galeeren, des Prinzen Johann von Oesterreich gegenüber. Die Türken wollten die Kampffront des Prinzen umfassen, ihre Schiffs­linie wurde aber durchbrochen, fast die ganze türkische Flotte wurde entweder gefangen genommen oder vernichtet.

Der am 7. Oktober 1571 erfochtene Sieg ist der Wende­punkt in der Geschichte des Kampfes Asiens gegen Europa. Er ist auch der letzte größere Kampf gewesen, der zwischen Ruderschiffen ausgetragen wurde, und für viele Jahrhunderte war das das größte und verlustreichste Seegefecht, verlor doch die Streitmacht des Prinzen von Oesterreich etwa 8000 Tote, während die Verluste der Türken dreimal so hoch waren.

An der gleichen Stelle des Nahen Orients, an der vor 369 Jahren weltgeschichtliche Entscheidungen mit Waffengewalt getroffen wurden, bereiten sich auch heute Ereignisse von größter Tragweite vor.

Wie die deutsche Stadt entstanden ist

Die ältesten Städte, die wir kennen, liegen um das Mittel­meer herum man denke an Babylon. Den alten Germanen, heißt es gewöhnlich, fehlte die Neigung zum Städtebau; sie

waren außerdem zu wenig zahlreich aul oem weiten Gebiete. Weshalb entschloß man sich nun, nachdem die Bevölkerung etwas zugenommen hatte, überhaupt zur Anlage einer Stadt? Weil es nötig war, sich zu schützen, zu schützen gegen die Ungarn, gegen die Slaven. Und das konnte man am besten, wenn man enger und in größerer Zahl zusammenwohnte und diesen Raum befestigte, wie man das an den Burgen sah. Sie befestigten sich also. Bei solcher Befestigung muß man nun nicht gleich an Steinmauern und an Stcintürme denken, son­dern das war zunächst primitiver: hölzerne Pfähle, Erdwälle. Wo noch Mauern aus Römerzeiten vorhanden waren, da hat man diese dann benutzt, freilich auch nicht gleich anfangs. Augsburg hatte beim Einfall der Ungarn noch eine ganz un­ansehnliche Mauer, die zu nichts nütze war. Aber die Ort­schaften, wo die Römer ihre Kastelle und Lager gehabt hatten, wurden die ersten Städte: Straßburg, Worms, Mainz, Köln, Augsburg, Regensburg, Salzburg, Wien. Die so vielfach ver­kommende Endungbürg" hat vollkommen den Sinn von Stadt"; es war eine wie die Burg befestigte Stadt. Und hierauf ist auch für den Städter das Wortder Bürger" zurückzuführen.

Kaiser Heinrich I. (919/936) wird der Städtegründer, Städtebegründer genannt. Man folgte ihm gern darin, denn man bedurfte sehr, wie gesagt, eines befestigten Schutzes gegen diese häufigen Einfälle der Ungarn, gegen die Wenden, gegen die Dünen. Aber das sind zunächst nur wenige Städte; der massenhafte Stdtcbau setzt erst später ein, und dann spielen auch noch andere Gründe mit, z. B. die Lage und ihre Um­gebung, ob am Fluß, an einer Verkehrsstraße usw. Der Stadt drücken sehr bald die Händler und die Gewerbetrei­benden den Stempel auf; der Kaufmann arbeitet sich herauf. Er muß natürlich Abgaben an den Grundherrn zahlen. Ein Marktgericht, auch ein Stadtgericht, gegen allgemeinere Ver­stöße, erweisen sich bald als nötig. Diese Gerichtsbarkeit wird von den durch den König eingesetzten Stadtherren ausgeübt. Aber schon im 11. Jahrhundert drängt man da zur Selbst­verwaltung. Ausschüsse der Bürger entstehen. Wie Ritter­stand und Bauernstand jedoch aus Freien und Unfreien zu­sammengesetzt waren, so auch in der Stadt: die Grund­besitzer waren alle Freie.

Diese-Städte unterscheiden sich aber wenig vom Dorfe bis zum 10. Jahrhundert; in einzelnen nördlichen Gegenden wie in Friesland gab es überhaupt noch keine Städte. Dagegen wächst die Zahl der Städtegründungen am Ende des 12. und noch mehr im 13. Jahrhundert; auch der Osten nimmt an diesemStädtegründungsfieber" teil. Der Grund dafür war sehr einfach: die Grundbesitzer d. h. die Landesherren verspra­chen sich nicht bloß von dem verkauften Lande sehr viel, son­dern nun mußten die neuen Bürger auch Abgaben zahlen, Steuern; Gerichtsbutze brachte auch vieles ein und dergl. mehr. Und jetzt sind nicht allein mehr die Landesherren die Städtegründer, sondern reichgewordene Städte wie Lübeck, und die reich gewordene Kaufmannschaft taten ein gleiches; Wismar ist 1228 von Kaufleuten aus Wisby angelegt worden. Die Städte gedeihen, durch den Handel, und sie fühlen ihre Kraft und Macht. Und da sie jetzt dieser Macht auch sehr bedürfen, augenblicklich nicht gegen die Ungarn und die Slaven, aber gegen ebensolche Räuber und Spitzbuben, so schließen sie sich 1254/55 im großen rheinischen Städtebund zusammen, gegen ihre lieben Landsleute, die Raubritter. Aber sonst schreitet die Entwicklung fortgesetzt vorwärts, bis auf einmal alles wieder zunichte gemacht wird durch den 30jäh- rigen Krieg.

Beide Hände ans Steuerrad. Eine groteske Vorstellung, daß etwa ein Mann am Steuer gleichzeitig noch Briefe dik­tieren, Zeitung lesen und Frühstück essen würde. Wir lachen schon beim Gedanken daran, dabei ist es in etwas über­steigerter Form nur dasselbe, als wenn jemand am Steuer raucht oder Liebesbeweise austeilt. Wer fährt, hat die ver­dammte Pflicht und Schuldigkeit, sich ganz auf seine Auf­gabe als Wagenlenker einzustellen. Das können wir ver­langen und erwarten, auch im Interesse all derer, die unsere Straßen benutzen und die nicht wegen eines leicht abgelenk­ten oder liebebedürftigen Kraftfahrers Leben oder Gesundheit tinbüßen wollen.

üwel SeWtzle« mm Pfeffer ma Stellen

David Pfeffer ist ein schwäbischer Spaßmacher, aber nicht wie die sieben Schwaben als Märtyrer seines Wesens und als Opfer einer Situation, son­dern als ihr Meister. Hier ist ein Kerl, der mit den wunderlichen Eingebungen und Einfällen und der bunten Vielheit seiner schwäbischen Art sicher zu hantieren weiß. Sein Dorf liegt in der fruchtbaren Aue des unteren Remstals am Fuße des Schur­waldes, an dessen Sonnenhalden die Stettener Bauern vortrefflichen Wein und viel und gutes Obst ziehen. Auch hat die Markung genug gutes Pflugland und üppige Gärten. Der Wohlstand einer Gemeinde befestigt alle ihre Kinder in ihrem Wesen und in ihrer Sicherheit. Auf solcher Sicherheit be­ruhte Pfeffers Leben und Witz. Die beiden Ge­schichten über Pfeffer sind dem famos geschriebenen Buch:.Schwäbisches und Allzuschwäbisches" von August Lämmle, Alemannen-Verlag Tübingen ent­nommen. Das Sammelwerk schwäbischen Humors kann allen Freunden Schwabens aufs wärmste emp­fohlen werden.

Der Pfeffer auf der Freiet

Es war in Lndwigsburg, und er ging ohne Braut heim.

Nicht, daß es nicht auch in Stetten oder in Strümpfel­bach ein Paar blonde oder braune Mädchen gegeben hätte, die offen oder heimlich beide Augen auf den fröhlichen Spiel- Mann gehabt und ihn vielleicht auch genommen hätten, wenn / er Ernst gemacht hätte.

Aber das war es ja gerade, man wußte bei ihm nie, war ses Scherz und Schelmerei oder Ernst. Ja, er wußte es selber nicht: seine Lust zu Narrenstreichen überwältigte ihn, auch wenn er es nicht wollte. Er konnte weder seine noch andere Sachen ernst nehmen; so war es kein Wunder, daß auch ihn niemand ernst nahm

Also in Ludwigsburg, wo der Pfeffer von den Soldaten her bekannt war, wohnte in der Schorndorfer Straße einer, der allerlei Geschäft und Handelschaft trieb, ein reicher Kerl und aufs Geld aus. Der hatte eine einzige Tochter.

Dieser Geldmann wußte, daß der Pfeffer viel hernmkam im Land. Als er ihn drum einmal am Haus Vorbeigehen sah. rief er ihn an:Pfeffer, was läufst? Weißt ein Geschäft?"

Pfeffer, einen seiner lustigen Einfälle im Kopf, entgeg­nen flink und obenhin, daß er ihn gerade habe aufsuchen wollen, weil er ihm ein Geschäft wisse, wo ohne Müh 10 000 Gulden daran zu verdienen seien.

10 000 Gulden das kam nicht alle Tage vor:Pfeffer", sagte der Partikulier,Pfeffer, willst nicht ein bißle herein­kommen?"

Also ging der Pfeffer hinein in das reiche Haus. Und da der Partikulier als guter Geschäftsmann wußte, daß man den Salat mit Oel anmachen muß, ließ er auftragen, gut und viel.

Und der Pfeffer, bei dem der Jagdtage mehr waren als der Fangtage, ließ sich nicht sehr bitten.

Als der Gast den größten Hunger gestillt hatte, fragte der Gastgeber:Ja, und wie ist es nun mit dem Geschäft?"

Es ist wegen Eurer Tochter", sagte der Pfeffer,sie ist jetzt in einem Alter, wo die Mannsleut nach ihr gucken. Was gebt ihr dem Mädel mit zum Brautschatz?"

,Sie ist mir noch nicht feil", sagte der Vater,aber wenn es sein muß: 30 000 Gulden geb ich ihr bar! Ich hab's ja."

30 000 Gulden!" sagte der Pfeffer,das ist ein Wort. Ich mach Euch einen Antrag, gebt sie mir, ich nehme sie mit 20 000 Gulden, dann habt Ihr 10 000 Gulden gespart."

Der Pfeffer ging unverlobt und ungelobt aus dem Hause. Er freute sich aber doch, daß er gut gegessen, und noch seinen Spaß dazu gehabt hatte. Und das war ihm schiergar so lieb wie eine Brautschaft.

David Pfeffer und der Weinwirt

Der Pfeffer trank den Wein gern und mehr, als er zahlen konnte. Und es gab in seiner Nachbarschaft wenig Wirts­häuser, wo er nichts schuldig war und Wohl auch blieb bis zu seinem Tod.

Einmal gings ihm gut, da hat ihm der Träubleswirt von Fellbach die Zechschuld geschenkt und noch einen Schoppen dazu. Das war so:

In Stetten war einer, ein Fuhrmann, der führte die Leute, die den Freitod starben, in einer Kiste nach Tübingen. Und als er einmal in aller Frühe nach Stuttgart unterwegs war, um dort einen stillen Passagier mitzunehmen, da holte er. den Pfeffer ein, der auch in die Residenz wollte. Der Pfeffer erbat sich die Erlaubnis, mitzufahren; und da sonst wenig Platz auf dem Wägelchen war, so legte er sich in die Kiste.

Wie nun der Fuhrmann durch Fellbach kam, da stand der

Träubleswirt unter der Haustür, den Morgenkopf zu Ver­lusten. Der rief den Fuhrmann an und fragte:Wen hast du da in der Kiste?"

Der Fuhrmann sagte:Den Pfeffer Hab ich, von Stetten, wenn du ihn kennst. Oder steht er am End bei dir noch im Buch?"

Freilich steht er bei mir im Buch, und nicht wenig!" sagt der Träubleswirt,aber das soll ihm geschenkt sein, er war doch ein guter Kerle, und immer munter, ich wollt er lebt noch, ich würd ihm gern einen Schoppen von meinem Lemmler dazu holen umsonst."

Da lupfte der Pfeffer den Kistendeckel und sagte:Es gilt, Träubleswirt, es gilt! Ich nehme mit Dank an!" stieg aus der Kiste, um den Lemmler zu trinken.

Anek-oten

Am Theater in Riga sollte Wagner einmal eine Oper dirigieren, deren Musik nicht nach seinem Geschmack war. In der Generalprobe kam es zwischen ihm und dem Komponisten der betreffenden Oper wegen der Ausführung der verschie­denen Tempi zu Meinungsverschiedenheiten. Schließlich wurde es dem Komponisten zu toll und er schrie Wagner erregt an: Nun ist es aber genug! Haben Sie eigentlich die Oper kom­poniert oder ich?!"Gott sei Dank Sie!" entgegnete Wag- ner seelenruhig.

An einem trüben Herbsttag stand Goethe am Fenster seines Hauses und blickte sinnend auf die Straße hinaus. Da sah er, daß Schiller vorüberkam. Der Dichter ging mühsam, gebeugt, fast taumelnd, eine Folge seines sich in letzter Zeit immer mehr verschlimmernden Zustandes. Erschüttert trat Goethe vom Fenster zurück und sagte:Schiller weht dahin wie ein Matt. Fürwahr, ein kostbares Blatt, denn es stammt vom Ruhmeskranz der Menschheit!"

Künstlerstammtisch. Die anwesenden Damen kamen u. a. auf Handarbeiten zu sprechen. Ralph Arthur Roberts be­schloß, dis ebenfalls anwesende Adele Sandrock zu verulken. Daher fragte er spöttisch, doch mit ernstem Gesicht, wie es wohl zu erklären sei, daß viele Frauen beim Sticken von Sofakisfe» als figürliche Darstellungen meist Drachen, Affen oder gar Teufel erwählten. Die Sandrock maß den Frager mir einem vernichtenden Blick:Wahrscheinlich denken diese Frauen immer gerade an ein Mannsbild'"