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Stempka IPr.B.Z.). PK.-Jütte Wb.) M.

Die Tätigkeit der Seenotflugzeuge Hilferuf aus Guadrat T

?x. Ucber England liegt ein dichter Woltenschleier. Ein deutsches Kampfflugzeug schwebt über ihm dahin. Sein Auftrag ist erfüllt. Es hat Heimatturs eingestellt. Wenn die Wolkendecke nicht abreißt, gibt es einen glatten Rückflug.

Doch das Wetter ist mit den britischen Jägern. Zwi­schen Küste und See ist ein breiter wolkenloser Streifen, in dem die schnellen Spitfires kreisen. Hier scheint keine deutsche Maschine durchzukommen. Aber unser Kampf­flugzeug wagt es dennoch. Es hat sich Wochen hindurch in Frankreichs Himmel oft gegen eine Uebermacht durch- > gesetzt. Im richtigen Augenblick stößt es aus den Wolken heraus und schießt in voller Fahrt dahin. Der Vorsprung genügt, um die einzelne Wolke zu erreichen. Einige Flug­minuten verstreichen. Friedlich breitet sich unten das weite Meer aus. Sanfte Wellen glitzern im Licht der Sonne. Die Maschine geht tiefer. In geringer Höhe fliegend, er­freut sich die Besatzung am schönen Bild der See. Ver­einzelt treiben Wrackstücke von einstmals stolzen Schiffen Seiner Majestät auf dem Master; sie wurden von deut­schen Bomben und Torpedos zerschlagen.

Plötzlich weiten sich alle Augen.Da unten ist was!* schallt es wie aus einem Munde. Upd wirklich: auf den , Wellen tanzt ein kleiner gelber Punkt, der die Aufmerk­samkeit sofort auf sich zieht. Der Flugzeugführer drückt

boot zu finden, um eine Schwimmweste, in die der eiserne Bordproviant eingewickelt wurde, abzu­werfen. Doch der Benzinmesser mahnt zur Heim­kehr. An der Küste in der Baracke, in der eine Flugsicherungsstelle untergebracht ist, horcht der Funker auf. Treu erfüllt er Tag und Nacht seinen ermüdenden, eintönigen Dienst. Und heute erlebt er es mit Stolz, wie wichtig seine Tätigkeit ist:

Schlauchboot gesichtet_ Planquadrat X....

Sendet sofort Hilfe I* Schnell ist der Funkspruch ausgenommen. Dann rast er zum Dienststellen­leiter und schwenkt die Meldung in der Hand.

Man sieht seinen strahlenden Augen die Freude an.Eine Seenotmeldung, Herr Kapitän!" Der Leiter der Flugsicherungsstelle stürzt in das Zimmer, in dem die Kontrolle durchgeführt wird. Ein Blick auf die Karte: Die Standort­meldung stimmt. Eine Minute danach geht ein Funkspruch an die zuständige Rettungsstelle für Seenotdienst hinaus:Im Quadrat X

Schlauchboot gesichtet_Erbitten dringende

Hilfe." In kurzer Zeit starten zwei Seenot­flugzeuge, das sind unbewaffnete Flugzeuge, und zwar leistungsfähige Transportmaschinen, die durch den Weißen Anstrich des ganzen Rumpfes und der Tragflächen gekennzeichnet sind und außerdem noch neben den nationalen Erken­nungszeichen das Rote Kreuz auf Rumpf und Trag­flächen zeigen. Immer sind die Seenotflugzeuge start­bereit, und es bedarf nur eines kurzen Befehls und Unterrichtung der Besatzung auf der Karte, um ihre Hilfe wirksam werden zu lassen. Die Seenotflugzeuge sind natürlich entsprechend ihrer Aufgabe ausgerüstet, sie haben außer Lebensmitteln, Verbandzeug und anderem Net-

Oben: Die Flugzeuge der Seenotstassel sind erkenntlich am weißen Anstrich und roten Kreuz auf den Tragflächen. Daneben: Für die Durch­führung des Seenotdienstes ist das Funkgerät ein wichtiger Helfer. Links: Die Stelle der Notlandung ist erreicht. Die Besatzung des Seenotflugzeu­ges bereitet den Abwurs des Schlauchbootes durch den Schacht vor. Unten: Das Seenot­flugzeug ist auf das ruhige Was­ser niedergegangen und über­nimmt die mit dem Schlauch-

Rechts: Eine andere Mög-

Funk ist das Flugsicherungs­schiff an das Schlauchboot her- angeführt worden, das d«e Be­satzung aufnimmt.

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tungsgerät Schlauch­boote an Bord, die. wenn es not­wendig sein sollte, über der Unglücksstelle abgeworfen werden. Wo es die Lage erfordert, wird außerdem das Flugsicherungsschifs entsandt, das vor allem dann ein­greift, wenn die Wetterlage bzw. der Seegang die Lan­dung eines Flugzeuges auf See zur Bergung der auf­

die Maschine tiefer, geht in die Kurve und fliegt die Stelle erneut an. Jetzt ist der Punkt deutlich zu erkennen. Das ist ein Schlauchboot. Kameraden in Seenot. Freu­dig jubelt die Besatzung auf, sie darf die Rettung bringen. Da ist auch schon das Win­ken der Männer im Boot zu erkennen. Was müssen sie nach vielleicht tagelanger Irr­fahrt jetzt empfinden? Einer von ihnen schwenkt das Pad­del in der Luft. Fünf Mi­nuten kurvt das Flugzeug über den Kameraden, zum Zeichen, daß sie erkannt sind. Dann fliegt es los, um den Standort festzustellen. Ter Funker haut auf die Taste, was er kann. Die Aether- wcllen tragen den Spruch zur Heimat. Sie muß nun weiterhelsen. Trotz Brenn­stoffmangels versucht die Ma­schine nochmals das Schlauch-

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gefundenen Besatzung nicht zuläßt. Die See­notflugzeuge haben inzwischen Kurs auf Qua­drat L genommen, um das treibende Schlauch­boot zu suchen. Auch ein Kampfgeschwader hat den Funkspruch aufgefangen. Es hat sofort ein zweites Flugzeug nach dem gemeldeten Plan- quadrat ausgesandt, das Proviant abwerfen soll. Als es den Standort erreicht, sind die abge­schossenen Flieger bereits der See entrissen. Ein Wasserflugzeug ist niedergegangen und hat sie ausgenommen. Nur einige Marinefahrzeuge, die sich an der Suchaktion beteiligt haben, sind noch an der Stelle.

Mit Spannung warten Flugsicherungsstelle und die Besatzung der Maschine, die das Schlauch­boot gesichtet hat. auf weitere Nachricht. Und sie läßt nicht lange auf sich warten. Die Rettungs­stelle für Seenotdienst gibt durch Fernsprecher die Mitteilung, ein Offizier und vier Mann vom Kampfgeschwader die bereits aufgegeben waren, seien nach 3ttstündigem Treiben auf See geborgen, ihr Besinoen sei gut. Da geht ein Auf­atmen durch die Reiben der Männer, die um das Leben ihrer Kameraden bangten. Dann aber bricht sich eine Freude Bahn, eine Freude, über­strömend und ^roß.

Kriegsberichter Güüther.