Der Enztäler
Mittwoch de« 21. August 1940
Schanghai für England verloren
Japanisch« Truppen rücken ein Schanghai, 20. August. Am Dienstag ging die englisch« Herrschaft in der Internationalen Niederlassung Schanghais. die fast 199 2ahre gedauert hat, zu Ende. Am Vormittag rückten bereits japanische Truppen in den westlichen Teil des englischen Verteidigungsabschnittes ein. De Rest des britischen Gebietes, zu dem auch das Stadtinnere gehört, wurde am Dienstagabend besetzt. Die englischen Truppen haben alle Vorbereitungen für die Einschiffung getroffen, die für Mittwochabend geplant ist. Die chinesische Dresse meldet hierzu, Bestimmungsort der britischen Truppentransporte von Nord- und Mittelchina iei Singapore.
Die Flucht der britischen Truppen aus Somaliland wird in Pekinger politischen Kreisen lebhaft erörtert. Allgemein wird der Meinung Ausdruck gegeben, daß der italienische Sieg auf Englands Stellung im Nahen und Fernen Osten und in Indien starke Wirkungen haben wird.
England kündigt „Weltoffensive" an
Lächerliche Großmäuligkeit. >
Gons, 20. Aug. Der britische Versorgungsminister Morrison hat wieder eine seiner üblichen Weekendrundfunkreden gehalten und wie immer den Stand der Kritischen Produktionstätigkeit als durchaus zufriedenstellend dargestellt. Neu an seinen Darstellungen ist lediglich die Tatsache, daß er als den Grundzug der zukünftigen britischen Produktion die „Vorbereitung einer Offensive in der ganzen Welt" nennt. Er macht dabei allerdings die Einschränkung, daß zunächst die unmittelbare Gefahr der nächsten Tage und Wochen vorüber sein müsse. Ganz nebensächlich gibt er auch zu. daß die Versorgungslage Englands auch beute noch nicht ganz zufriedenstellend sei und daß das, was bis jetzt erreicht wurde, nur durch die Hilfe der „amerikanischen Freunde" erzielt werden konnte, die freigebig gewisse unmittelbar drohende Lücken in den britischen Beständen aufgefüllt hätten.
In einem Zeitpunkt, in dem Deutschland die totale Blockade gegen England verhängt und das Bild der nächsten Tage und Wochen sich von Stunde zu Stunde kritischer obzeichnet, wirkt die Ankündigung einer britischen Offensive in der ganzen Welt geradezu lächerlich. Die Welt hat im Verlaus dieses Krieges schon eine Reihe britischer Offensiven gesehen, die sich bei objektiver Betrachtung stets als Rückzüge herausstellten. Auch die neugeplante Offen- sive Morrisons wird kein anderes Endergebnis zeigen. Dis vollständige Blockade der britischen Insel wird nicht nur die Zufuhr aller für die Aufrechterhaltung der britischen Produktion notwendigen Rohstoffe abschneiden, sondern darüber hinaus auch die Lieferungen der amerikanischen Freunde erheblich kürzen. Auch die stolze Ankündigung Morrisons, daß sein Ministerium hinsichtlich einiger Metalle und der Wolle die gesamte Erzeugung ganzer Länder zur Auffüllung der britischen Bestände aufgekauft habe, trägt völlig platonischen Charakter, da die britische Regierung diese Waren und Güter in ihren überseeischen Besitzungen zwar sicherstellen, jedoch nicht nach England transportieren lassen kann.
Bittere französische Zronie
Der französische Nachrichtendienst kommentiert mit bitterer Ironie die von London in Aussicht gestellte „gewaltige Offensive". Vor einigen Tagen hätten die erstaunten Franzosen aus dem Munde Herrn Edens vernehmen müssen, daß der Krieg für England erst beginne. In Frankreich sei man bis jetzt immer der naiven Ansicht gewesen, daß dieser mit seiner Erklärung angefangen habe. Nun aber habe Herr Morrison die Auffassung Edens bestätigt, als er die Aeußerung machte, daß die Regierung Churchill die Pläne für eine „ungeheure Weltoffanstve" studiere In Frankreich sei man ja berest. dem britischen Phlegma die „verdiente Anerkennung" zu zollen. Immerhin hätten aber die französischen Soldaten, die bei Dünkirchen sich für die Rettung der englischen Armes aufopferten, es gewiß vorgezozen, wenn Herr Churchill seine „Weltoffensive" etwas früher losgelassen hätte.
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Und nun, da die Tage, einer um den anderen, unerbittlich dahingehen und versinken, und der Weg zum kalten Grabe hin immer kürzer wird, ist sie doch einsam und verlassen. Zwar tut ihr die Ursula jeden Willen, erträgt ihre Launen mit bewundernswerter Demut, und trotzdem, es fehlt der Kollerin einfach etwas. Und wenn die Monika heute käme, sie würde kein Wort sagen, würde sich sogar damit abfinden, wenn sie den Höhenberger-Sepp nicht nähme. Es muß ja auch grad nicht der Sepp sein.
Ja, soweit hat die Kollerin schon nachgegeben, daß sie das nun einsieht. Sie hat nur ein wenig nachrechnen brauchen bei sich selbst und hat sich dann erinnert, daß ja auch sie einmal jung war und nur den nahm, der ihr gefiel. Warum sollte sie der Monika die Wahl nicht lassen? Sie würde sich sicher keinen Schlechten nehmen. Und dann, Herrgott, dann brauchte sie nicht mehr hinsinnieren Tag und Nacht, was einmal aus dem Hof werden solle. Kinder kämen dann ins. Haus, ein wenig Glück und Lachen. Sie wüßte dann, warum und für wen sie den Hof gehalten und bearbeitet hat. Es würde nichts zerrissen dann nach ihrem Ableben von einer Schar streitsüchtiger Verwandten, sondern es bliebe alles beisammen in einer starken und umsichtigen Hand. Ein starkes und gesundes Geschlecht würde heranwachsen und ihr Erbe behüten und betreuen.
Dies alles bedenkend, gehen ihre Tage dahin. Und eines Tages ist sie dann ganz allein. Sie hat die Ursula fortgeschickt, ohne viel Worte dabei zu verlieren. Das war nämlich so. Ursula begann allmählich sich als Herrin zu fühlen , und als solche gewöhnte sie sich den Dienstboten gegenüber Manieren an, die von den anderen mit Murren ertragen wurden, beim Much aber einen glühenden Zorn entfachten.
98. Jahrgang
Nr. 195
Mus Württemberg
Tübingen. (Radfahrer beim lleberholeu getütet.) Auf der Straße nach Hechkngen ereignete sich ein folgenschwerer Unfall. Beim Ueberholen streifte ein Personenkraftwagen zwei Radfahrer, di« dadurch stürzten. Einet oer Radfahrer erlitt einen Schädelbruch, dem er noch am gleichen Tag« in der Chirurgischen Klinik erlag;- der andere kam mit Schürfungen davon.
— Creglingkn, Kr. Mergentheim. (Verlaufen.) Das zweijährig« Mädchen eines Landwirts lief in einem unbewachten Augenblick davon. Obwohl man sofort all« Hebel in Bewegung setzte, um des Kindes wieder habhaft zu werden, gelang es erst nach drei Tagen bei Streifen der Gendarmerie, an der sich auch die Hitlerjugend beteiligte, das Kind in einem Walde, etwa zwei Kilometer von Niederrimbach entfernt, zu finden. Di« kleine Ausreiherin, di« di« ganze Zeit ohne Speise und Trank war, wurde sofort in das Creglinger Krankenhaus gebracht. Sie scheint di« drei Tage ohne großen Nachteil überstanden zu haben.
— Kottweil. (Schwerer Kraftwagenunfall.) Auf der Fahrt nach Rottweil geriet ein Aldinger Kraft- vmnibus in den linken Straßengraben, kam dann wieder auf die Fahrbahn, wobei sich das Fahrzeug überschlug und in den rechten Straßengraben flog. Der Fahrer wurde auf die Straße geschleudert und war sofort tot. Fünf Mitfahrends wurden durch Schnittwunden leicht verletzt. Das Fahrzeug selbst wurde schwer beschädigt und mußte abgeschleppt werden. Die Gendarmerie Rottweil leitete die Untersuchung über den Hergang des Unglücks sofort ein und kam zu dem Ergebnis, daß der Lenker des Wagens unter Alkoholeinwirkung gestanden hatte und mit hoher Geschwindigkeit in die dortige Rechts- kurve eingefahren war. Dadurch verlor er die Herrschaft über sein FahrMg.
»» Ganzes „Storchengeschwader". Nicht weniger als 53 Störche trafen in Kaufbeuren ein und liehen sich allerdings nur für eine Nacht — als Gäste nieder Anderntags setzten die Langschnäbel ihren Mig nach dem Süden fort.
Mus öen Nachbargauen
(!) Karlsruhe, 20. August.
(!) Schlesisch« Kunst in Karlsruhe. Di« repräsentativ« „Earlausstellung schlesischer Künstler", die im Frühjahr in Dortmund und Osnabrück lebhaftem Interesse begegnete, wird am Sonntag, den 25. August, in Karlsruhe in den Ausstellungsräumen des Badischen Kunstvereins eröffnet werden.
(!) Radler schwer verletzt. Bei einem Zusammenstoß zwischen Radfahrer und Personenauto wurde der Radler so schwer verletzt, daß er dem Krankenhaus zugeführt werden mußte.
*
(!) Renchen. (Unfall am Bahnübergang.) Beim Bahnübergang nach Wagshurst wurde ein mit Obst beladener Lastkraftwagen von einem aus der Richtung Oftenburg kommenden Eüterzng erfaßt und zertrümmert. Der Fahrer und zwei feiner Begleiter konnten noch rechtzeitig abspringen, während d-'e 43jährige Frau Maria Schwenke aus Freiburg getötet und die 36jährige Frau Sofie Hamm, Tochter des Obstgroßhändlers Mai, schwer verletzt wurde.
Y ZeN i. W. (Wieder ein Kind verbrüht.) Das zweijährige Kind der Familie Karl Prestel fiel rücklings in ein«n mit heißem Wasser gefüllten Zuber. Das Kind starb an den erlittenen schweren Verbrühungen.
Kaiserslautern. (Tragisches Ende einer Necke- r e i.) In Katzweiler neckte sich der Einwohner Schwehm mit seinem Arbeitskameraden. Dieser spritzte Schwehm mit Wasser, worauf jener kleine Sternchen zurückwarf. Unglücklicherweise traf ein solches den Kameraden des Schwehm am Kopf und verletzte ihn so. daß er anderntags starb.
Landau. (In ein Fuhrwerk gerannt.) Fm benachbarten Nußdorf sprang das 4 Fahre alte Kind des Einwohners Karl Wambsgantz auf der Striche in ein Fuhrwerk und wurde überfahren. Mit schweren Verletzungen wurde es ins hiesige Krankenhaus eingeliefert.
Aus Sem Elsaß
Straßburg. (Deutscher Nheindamvfer mit Saarkohi« im In duftrtehaken.) In Straßburg lief der Rheindampfer „Hugo Stiimes 2" mit einer Ladung Saarkohle im Kahn, di« für Straßburg bestimmt ist, im Industrie- Hafen ein. Damit hat die bekannte deutsche Firma Hugo Stin- nes aus Mülheim (Ruhr) wieder ihre alte Verbindung mit dem Elsaß über de» Rheinstrom aufgenommen.
Straßbma. (ElsSssische Tugend im deutschen Flugsport.) Die elsässische Jugend soll in Zukunft wie auf allen anderen Gebieten, so auch im Flugsport die gleichen Vorteil« wie di« Jugend im Großdeutschen Reich genießen. Diese Aufgabe hat sich die Gruppe 16 (Südwest) des NS> Fliegerkorps mit dem Sitz in Karlsruhe gestellt mit dem Willen, sie erfolgreich durchzufahren. Die Vorarbeiten hierzu wurden bereits durch di« in Straßburg in der Moniergasse 2 a errichtete Nebenstelle in Angriff genommen. Hinter dieser kleinen Stelle steht die ganze NSFK.-Gruppe 13 (Südwest) mit ihren Männern von Karlsruhe bis Lörrach, die sich freu-« dig einsetzen werden, um die elsässische Jugend in kameradschaftlichem Geist dem edlen Flugsport zuzuführep-
Neues aus aller Welt
** Die letzte Enkelin Hegels gestorben. In Göttingen starb im Alter von 80 Jahren Sophie Hegel, die letzte Enkelin deS Philosophen Hegei. Sie war die Schwägerin des vor 18. Fahren verstorbenen Mathematikers Felix Klein, in befleck Lause sie lange Fahre lebte.
" Tödlicher Schlag auf dem Bahnsteig. Au; einem Bahnsteig des Nürnberger Hauptbahnhofes erlitt ein Reisender einen tödlichen SchlagansaÜ^ Er kam ziemlich abgehetzt kurz vor Abgang des Zuges auf den Bahnsteig. Beim Betreten der Plattform eines Wagens fiel er plötzlich um. Eick sofort herbeigerufener Arzt konnte nur noch den Tod feststellen.
** Im Wilden Kaiser tödlich abgestürzt. Dre 19 Fahre aitS Anna Pötzinger, die als Kontoristin in Schliersce beschäftigt war, hatte in Begleitung ihres Bruders eine Bergtour im Wilden Kaiser unternommen. Beim Abstieg von der Fleischbank gegen das Schneeloch stürzte die Touristen 29 Meter tief ab. Das Mädchen wurde nur noch als Leiche geborgen.
In Schlaftrunkenheit tödlich verunglückt. Fn der Küche wurde ein 29 Jahre alter Kra«cwagenführer in München mit einer Gasvergiftung aufgefundcn. Fm Krankenhaus ist der Mann gestorben. Der Mann wollte sich in früher Morgenstunde um 8 Uhr einen Tee auf dem Gasherd bereiten und schenkte offenbar in seiner Schlnfti-nnkenbeit den Gasflammen zu wenig Beachtung. Seine Frau war der Meinung, daß er sich bereits zur Arbeit begeben hatte, und entdeckte ihren Mann erst am Morgen als Leiche.
** Die Sense in Kinderhänden. Bei einem Bauern in Winn bei Holzhausen ereignete sich ein schwerer Unfall durch die Unvorsichtigkeit eines landwirtschaftlichen Arbeiters. Dieser wollte ein Kind des Bauern das Mähen von Hafer probieren lassen. Dem Kinde glitt dabei die Sense aus der Hand und drang einem danebenstehendcn Bauerssobn in die Bauchgegend. Mit schweren Verletzungen wurde der Verunglückte ins Krankenhaus nach Landshut verbracht.
* Tödlicher Absturz im Ulpspitzgebiet. Der 64 Fahre alte Pensionist Tillian aus Murnau ist beim Einstieg von der Alpspitze zum Höllental etwa 80 Meter tief tödlich ab- gestürzt. Er war erst am Tage vorher mit einem Verwandten aus Dessau angekommen und zur Höllentalhütte auige- stiegen, wo die beiden Touristen übernachteten. Am Morgen versuchten sie zur Alpspitze aufzusteigen und hatten bereits den Einstieg in die Felsen hinter sich als Tillian seinem Be- gleiter zur Umkehr riet, die sie dann auch sofort antraten. Beim Abstieg glitt Tillian plötzlich aus und stürzte ins Matheisenkar ab, wo er mit einem Schädelvruch tot liegen blieb.
** Sturz dom Kastanienbaum. Fn Leinau unweit van Buchlor war der 8 jährige Max Tronsberg auf einen hohen Kastanienbaum geklettert. Er verlor den Halt und stürmte auf die Straße hinab. Vorübergehende Arbeiter sorgten für die Verbringung des Bewußtlosen ins Krankenhaus. A» dem Aufkommen des verunglückten Kindes wird gezweifelt,
Er beginnt nun aufzutrotzen und die Ursula läßt sich zu einer Unvorsichtigkeit Hinreißen, indem sie sagt:
„Wenn ich einmal Herr bin da, dann bist du der erste, der nausfliegt."
„Sooo?" fragt Much überlegen lächelnd. „Ich glaub aber, daß du vor mir dein Bündel noch schnürst."
Dann geht er zur Kollerin und sagt in aller Gemütlichkeit, daß er ihr jetzt einen Brief vorzulesen gedenke. Die Kollerin glaubt im ersten Moment, daß es irgendeine Botschaft von Monika sei, und deshalb sagt sie nichts. Es ist vielmehr ein dumpfes und banges Erwarten in ihr. Vielleicht geht es ihr schlecht und sie will wieder zu mir kommen, denkt sie. Da beginnt aber der Much schon zu lesen:
„Liebe UrschulaI
Indem daß Du mir mitgeteilt hast, daß jetzt die andere aus dem Haus ist, bin ich sehr froh darüber, denn es steht jetzt nicht mehr so aussichtslos. Jetzt mußt g'scheit sein, liebe Urschula, und mußt Dir gar nix denken, wenn die Vafl, das alte Luder, brummt und grantelt. Das ist der Hof schon wert. Trage alles in Demut und Geduld, bis sie Dir den Hof verschrieben hat. Dann komm ich zu dir und wir werden ihr dann schon helfen für ihr Grantigsein. Da brauchst Du Dich gar nix zu bekümmern, indem ich schon weiß, wie ich sie kratzen und schikanieren kann. Hauptsache ist, daß sie Dir den Hof verschreibt. Tu Dir genau überlegen, was das für eine Freude für Deine Mutter wäre. Muß jetzt mein Schreiben schließen, weil ich beim Licht so schlecht schreiben kann. Unter vielen Grüßen verbleibe ich Deine Dich liebende Mutter. Machs nur gut."
Much hat sich auf einen wilden Ausbruch gefaßt gemacht und ist daher nicht wenig verwundert, daß die'Kollerin zunächst kein Wort sagt. Ganz still sitzt sie und schaut starr vor sich hin. Dann hebt sie den Kopf.
„Ruf mir dis Ursula rein, Much. Du bleibst aber auch da."
Als die Ursula zur Tür« hereinkommt, schlängelt sie sich,
diensteifrig zur Base hin und fragt zuckersüß: „Fehlt dir was, liebes Basl, weil du mich hast rufen lassen?" -
„Weg da! Rühr du mich nimmer an!"
Ganz ruhig sagt das die Kollerin. Und als die Ursula ganz perplex daherstottert:
„Aber was hast denn, Basl?" da sagt die Kollerin ebenfalls wieder ganz ruhig:
„Gar nix Hab ich. Bloß die Augen sind mir aufgegangen. Eine Frag Hab ich an dich, ja. Was ich dir schuldig bin, macht ich wissen. Seit dem Oktober bist da, jetzt ist es Mai. Sind also acht Monat. In einer Viertelstund kannst wiederkommen und deinen Lohn holen. Much, du bist mir dafür haftbar, daß das Weibsbild keinen Augenblick länger mehr im Hofe ist. Im Notfall nimmst die Geißl. Und zu deiner Mutter sagst einen schönen Gruß von mir, gell, Ursula, und ich laß recht schön danken, daß sie schon so frühzeitig ihre Absichten durchblicken hat lassen. Da hätt ich ja ganz schöne Aussichten auf meine alten Tag."
Nach dieser langen Rede hält sie erschöpft inne und weist nur mit ausgestreckter Hand nach der Türe. Much steht neben ihr und schlenkert den verhängnisvollen Brief in der Hand. Ursula schrumpft beinahe zusammen vor Scham und Ärger. Aber sie geht dann sehr schnell hinaus, und als sie nach kurzer Zeit die Stube wieder reisefertig betritt, liegen einige Banknoten und ein weißer Zettel auf dem Tisch, auf dem geschrieben steht, daß die Ursula Wimmer von Oktober bis Mai fleißig und treu gedient habe.
Sie bekommt die Base nicht mehr zu sehen und es ist ihr auch lieber so. Die Kollerin aber spricht den ganzen Tag kein Wort mehr. Es ist ihr doch sehr nahegegangen. Nun weiß sie es genau, was sie von ihren Verwandten zu erwarten hätte. Da sind sie alle gleich. Nur eine war anders, Monika.
Der Much sagt auch im Laufe des Abends noch zu ihr;
„War halt gut, wenn di« Monika wieder da wäre."
„Ich schaff sie net fort, wenn st« kommt. Aber ich ruf sie net."
„Dann wird sie net kommen.", .
' (ForischMg folgt),