Allerlei Lebensweisheit — Deutsche Dolkssprüche vergangener Zeit
„Wie reimt sich das zusammen?" fragt die Frau, wenn ihr eine Sache oder ein Satz Widerspruchsvoll zu sein scheint. In dieser Redensart liegt eine tiefe Bedeutung, die Aufschluß über das Empfinden und Denken unserer Altvordern zu geben geeignet ist. Alte Rechtssprichworte und Weistümer, die unseren modernen Gesetzen vergleichbar sind, Wurden in Reimen, die sich dem Gedächtnis leicht einprägen, gesprochen und weitergegeben.
„Eeenes Mannes Rede ist keenes Mannes , Rede;
Man soll sie hören alle beedell
So heißt es im Sachsenspiegel, und damit Wird das Prinzip ausgesprochen, kein Urteil ohne Anhörung beider Parteien ergehen zu lassen. Die Gewohnheit, einprägsame Rechtsregeln in Versen oder Kurzworten — Wer zuerst kommt, mahlt zuerst — ergehen zu lassen, war besonders zweckmäßig in der Zeit, da die meisten Leute noch nicht lesen konnten und Bücher — weil man nur handschriftliche Vervielfältigung kannte — knapp waren. Das gleiche Prinzip hat sich bis heute im Volkssprichwort erhalten, das durch seine Kürze oder durch die Einprägsamkeit seines Reimes sich so leicht überliefert und vererbt. Drum ist auch ein großer Teil unseres Volksdenkens entweder nur mündlich auf uns überkommen oder das bildende Handwerk hat derartige Reime und Sprüche dadurch gerettet, daß es sie auf Gegenständen des täglichen Bedarfes niederschrieb, wie uns die Umschau in mancher Bauernstube noch zu zeigen vermag.
Die Tatsache, daß solche klugen Sprüche auf T r i n k geschirren zu lesen sind, besagt doch wahrlich, daß die deutsche Art besinnlichen Zutrunkes und Beisammensttzens geeignet ist, geistige Schätze zu heben. Denn ist nicht die Unrast Feind und Verderberin aller guten Tat und aller erhebender Gedanken? Kann es nicht sehr heilsam gewirkt haben, wenn bei ernster Zwiesprache der Becher kreiste, der Trinkende ihn dem Lichte entgegenhob und auf dem goldenen Hintergründe des Weines
oder auf dem Braun des Bieres die eingeschliffenen Worte mahnen sah: „Urtheill nicht, eh's geschicht!" Drehte er dann besinnend und besonnen das Glas halb um die Achse, so las der Zecher diese Worte dem lauschenden Kreise vor: „Rath nach der That kommt zu spät!" Ein gutes Memento zum rechtzeitigen Raten und Beraten will's scheinen!
War ein guter Umtrunk stets würdiger Männer Freude, so war — wie schon obige Reime zeigen — auch das Gemeingefühl stets wach; und um es wach zu halten, gab es allerlei Dinge, die solcher würdigen Gepflogenheit dienten. Da gab es die „Zunftbecher", die als. Sparbüchsen dienten und „fürs allgemeine Beste" ein Scherflein heischten, wenn etwa eine Ungehörigkeit begangen war. „Wer zum anderen grob war, der zahlt drei Kreuzer drob!", oder „Wer kam zu spät, zahle vier Heller, daß er's einseht!" Man kann nicht immer ganz glatte Reime verlangen. Verständlich aber waren sie immer. Sehr ansprechend ist dieser Reim auf einer oberbayerischen „Armenbüchse", die wahrscheinlich einen Platz im oder vorm Ratskeller gehabt hat. der sich nicht leicht übersehen ließ; er ermuntert zu freudigem Geben: „Weil wir haben 'trunken und 'gessen, / Wollen wir der Armen nit vergessen!" Und auf einem kirchlichen Armenstock lesen wir: „Eine Gutthat, die bei Zeit geschicht, / Dieselb' ist doppelt ausgericht't."
Auch die im Hause zur Mahnung zumal der Jugend gern gehaltenen Sparbüchsen zeigen oft bemerkenswerte Inschriften, hie sich dem kindlichen Sinne Wohl einprägen:
„Neue Taler sind feine Gäste,
Wenn du sie hast, so halte sie feste!"
Auf einer anderen ist geschrieben: „Mel Zehren und Gasten macht leere Kasten!" Vor übertriebener Engherzigkeit aber wie vor Verschwendung zugleich warnt dieser alte deutsche Reim auf einer Sparbüchse: „Vor dummem Zehren und böslichem Sparen / Mög' uns der liebe Herrgott bewahren!"
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Kinderbesuch bei der Biickerkompanie.
Wie oft hatten die Kinder schon von ihrem Besuch bei den Soldaten gesprochen! Viele Wochen vorher fingen sie an, kleine Ersparnisse zurückzulegen und aus Resten und unbrauchbaren Dingen nützliche kleine Gegenstände zu basteln. Auch Lieder und Spiele Wurden geübt, denn man wollte den Soldaten der Bäckerkompanie, die in einer alten Brauerei ganz einsam leben und von früh bis spät Brot backen, doch auch ein bißchen Abwechslung und Vergnügen bringen.
Und heute ist es nun endlich so weit! Die Sonne strahlt als fünfzig Kinder zur Stadt hinauswandern zur Arbeitsstätte der Bäckerkompanie; jedes Kind hält sorgsam ein kleines Geschenk in der Hand. Der Hauptfeldwebel ist zunächst ganz sprachlos über den unerwarteten Besuch, aber dann läßt er mit Befehlen und Trommelwirbeln schnell alle Soldaten zu- sammenrufen. Mit einem fröhlichen Lied werden alle Herbeikommenden begrüßt, sie stellen sich im Kreis um die kleinen Jungen und Mädel, und bald singen die Soldaten mit ihren tiefen Stimmen mit den Kindern um die Wette die schönsten Frühlingslieder. Zum Schluß gibt es großen Zweifel, und dann drückt jedes Kind jedem Soldaten ein kleines Mitbringsel in die Hand.
Manches Gespräch spinnt sich da an, die Soldaten erzählen Wohl auch von ihren eigenen Kindern und die Kinder von ihren Vätern, die auch irgendwo im grauen Rock Dienst tun. Hier und da setzt auch ein Soldat so einen kleinen kecken Buben hoch auf seine Schultern, und dann geht es durch das Lager, zu den Wohnräumen und in die Backstuben. Mit unzähligen Fragen werden die Soldaten bestürmt, und wenn sie nicht mehr recht zu antworten wissen, dann hilft der Meister, der eine hohe Weiße Haube trägt, den Kameraden aus der Verlegenheit. Er zeigt den Kindern, wie das kräftige gesunde Kommißbrot hergestellt wird, und die Kinder stecken voll Neugierde ihre Nasen in sämtliche Luken, als ob sie später einmal alle Kommißbrotbäcker werden wollten. Eine kleine Kostprobe bedeutet den Höhepunkt der Ereignisse in der Backstube.
Zum Dank wird noch ein Abschiedslied gesungen, die Soldaten schütteln „ihren Kindern" tüchtig die Hände, und dann geht es winkend und singend zum Tor hinaus. Noch lange schauen die Soldaten den davonwandernden Kindern nach, mancher denkt an Frau und Kind daheim, und in allen ist das
Bewußtsein lebendig, daß auch ihr Kriegsdienst der Zukunft unserer hilfsbereiten frohen und tüchtigen Kinder und damit Deutschlands Zukunft gilt.
Eine leider nicht ungewöhnliche Erscheinung ist es, daß Kleider von Tuch- oder Seidenstoffen an einigen hervorragenden Teilen verschießen und dadurch ein speckiges und scheckiges Aussehen bekommen. Man kann diesem Uebelstand auf folgende Weise gut abhelfen:
Man schneidet eine Handvoll Flecke von dem gleichen Stoff so klein als möglich, stellt eine starke Lauge von Buchenasche her, seiht ungefähr ein Liter davon durch ein reines Tuch und läßt die klein geschnittenen Flecke darin ein paarmal aufsieden. Dadurch wird alle Farbe aus den Flecken herausgezogen, die Lauge dagegen gefärbt. Man taucht nun in die so vorbereitete Lauge einen reinen Schwamm oder einen wollenen Lappen und bestreicht damit die verschossenen oder sonst beschädigten Teile des Kleides, wodurch dieses vollkommen sein ursprüngliches Aussehen wiedererhält.
Nach Streicharbeiten wäscht man den eingedickten Pinsel zuerst in Terpentinersatz und darauf in Sodawasser gründlich aus und spült mit klarem Wasser gründlich nach. Vor dem Weglegen ist der Pinsel mit Streichöl leicht anzufeuchten.
Hat sich die Tür nach unten gesenkt, wird das Uebel beseitigt, wenn man unter jede Angel Unterlegscheiben legt.
Schlaffes Stuhlgeflecht bringt man wieder in die alte Lage, wenn man das Rohrgeflecht auf der Rückseite mit einem in heißes Wasser getauchten Schwamm befeuchtet; in Zugluft muß der Stuhl trocknen.
Wasserflecke in Leinen werden auf folgend« Weise beseitigt: Der Stoff mit dem Fleck wird zwischen zwei nasse Tücher gelegt, bis alles gleichmäßig feucht ist und dann von links geplättet.
Pelzwerk verliert an Ansehen, wenn es liegend aufbewahrt wird. Darum hängt man es auf Bügeln auf, aber so, daß es von anderen Kleidungsstücken nicht berührt wird.
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Für Regentage
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praktische Hausfrau
Eine schmucke Tasche
Fslernr'Akeiten mactren erst ctas Lteicl nett unct anrielrenct. lt'arllm soll es nictrt auctr eins Oasctre sein, rur ^bwectrslunZ einmal aus einem Kest selbstSearbeitet. U'enn ctreser §er'ktenrest Zro/t AenuZ ist, bestetrt etie aparte tVote ctarrn, -tat? Flut unct Llercl entsprectrencl cter Tasctrs Aarniert werkten. Oen t'asctren- beutel üu arbeiten, ist nictrt sctrwer, etwas ancters siebt er scbon mit ctem öüZsl aus, aber
(2oictlllUllgsn: II. dlüller — dl.)
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Der „wunde Punkt" in der Kleinkinderernährung
Der „wunde Punkt" in der Kleinkinder- ernährung ist das Abendessen. Die Kinder essen abends meist vor den Großen. Das Essen für diese ist entweder noch nicht fertig oder es eignet sich nicht für sie. Dann besteht die Gefahr, daß besonders die vielbeschäftigte Mutter Reste aufwärmt oder rasch einen Brei aus Mehl oder Grieß macht wie früher für den Säugling — der ewige Abendbrei! — oder das Kind Abend für Abend mit Brot füttert. Das Abendessen ist meist die Quelle aller Einseitigkeit in der Ernährung der kleinen Kinder. Bedient man sich bei seiner Bereitung immer wieder und wieder dieser bequemen Auswege, so gerät man unversehens in die Gefahr, das Kind besonders mit Eiweiß, Zucker- und Mehlstoffen zu überfüttern. Wie kann man dies vermeiden, ohne der müden Mutter gerade abends, eine umständliche Kocherei zuzumuten?
Die Auswahl der Gerichte am Abend richtet sich nach dem, was das Kind mittags bekommen oder besser nicht bekommen hat. Bekam es z. B. mittags eine Speise, die Milch, Mehl Grieß, Reis usw.) und Eier enthielt, so werden wir trachten, ihm abends Gemüse und Kartoffeln zu geben. Wir bereiten ihm die einfache Gemüsekartoffelspeise oder ein anderes Kartoffelgericht mit Gemüse oder Obst. Ein- oder zweimal in der Woche dürfen wir abends Brot geben und können das an diesem Tage etwa ausstehende Gemüse in Form roher Tomaten, beim Kinde jenseits des zweiten Jahres auch als.Radieschen, Rettich, feine rohe Kohlrübchen usw. zufügen. Hat das
Kind mittags Gemüse und Kartoffeln, Vielleicht mit etwas Fleisch bekommen, dann gestalten wir sein Abendessen anders. Ab und zu ist auch jetzt noch einer der beliebten Breie aus der Säuglingszeit erlaubt, doch darf er ja nicht zu häufig gegeben werden. An solchen Tagen bevorzugen wir auch Teigwaren, Mehl- und Süßspeisen.
Eine besondere Bereicherung des Abendessens bildet das Bircher Bennermus: Man weicht einige Eßlöffel Haferflocken in wenig Wgsser mindestens 12 Stunden vorher ein, möglichst an einem warmen Ort. Dann fügt man einen Eßlöffel kondensierter gesüßter Milch oder auch nur Zucker hinzu, ferner ein wenig geschnittenes Obst, wie es die Jahreszeit gibt, und streut geriebene Nüsse darüber. Diese Speise wird mit Heißhunger verzehrt. Allerdings muß man beizeiten an sie denken! und sie auch wirklich mindestens 12 Stundet vorher vorbereiten. Man sollte Kost und Speisezettel ja immer in vorhinein bedenken, weil man bei raschen Verlegenheitsentschlüssen nicht nur teurer zu Wirtschaften Pflegt, sondern seine Familie auch ebenso leicht unzweckmäßig ernährt.
Für Kinder im zweiten Lebensjahr, die nachts noch naß machen, gilt: abends keine Getränke und keine Suppen! Gemüse und Kartoffeln enthalten auch viel Wasser und sind daher „gefährlich". Die im Brei enthaltene Flüssigkeitsmenge wird weniger rasch ausgeschieden und daher eher bis zum änderest Morgen behalten.
Nicht nur im Hause sollen wir die Insekten bekämpfen, auch der Garten wartet auf uns. Da sind die Schnecken. Die werden mit Bestreuen mit Thomasmehl getötet. Wir streuen schon frühmorgens, wenn die Schnecken noch auf der Oberfläche der Pflanzen sitzen. Hierbei müssen wir auch die Gebüsche und Komposthaufen absuchen und bestreuen.
Die Erdflöhe sind schwer zu vertilgen, aber mit Geduld und Ausdauer siegen wir auch hier. Wir streuen mit Kieselsäure oder nehmen ein mit Leim bestrichenes Brettchen und streichen sacht über die Pflanzen hin. Die hochspringenden Erdflöhe bleiben daran hängen. Außerdem müssen wir den Boden oft Harken und gut gießen, denn Erdflöhe vermehren sich nur auf trockenem und glattem Boden.
Raupen auf den Kohlpflanzen machen viel Mühe, denn meist wird nach dem alten Hausmittel Verfahren, sie abzusuchen. Es ist auch immer wieder von gutem Erfolg gekrönt, darum sollen wir dabei bleiben. Darüber hin
aus können wir uns die Arbeit aber erleichtern. Wir stellen uns eine Quafsiaseifenlösung her und besprengen die Pflanzen mit einem' Zerstäuber. Auch Nikotinseifenlösung ist von gutem Erfolg.
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Das Fehlen der Heringsmilch wird nicht selten bedauert, weil sie für die Zubereitung mancher Speisen notwendig scheint. Auch hier gibt es ein Aushilfsmittel, das man schnell und ohne große Mühe selbst Herstellen kann.
Man benutze je nach Bedarf einen oder zwei Löffel Quark. Ihm wird, damit er recht geschmeidig wird, das gleiche Quantum Speiseöl zugesetzt. Dann seihe man ihn durch ein Haarsieb, gebe etwas Salz dazu und füge unter ständigem Umrühren soviel Essig bei, bis sich eine dickflüssige Tunke bildet. Damit haben wir einen annehmbaren Ersatz für Heringsmilch, die sogar delikat wird, wenn man ihr etwas feingewiegtes Heringsfleisch oder Sardellen zusetzen kann, -