..Euer Ruhm wird unser Leben überdauern *

Tagesbefehl des Generalfeldmarschall» GSring an die Luftwaffe

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Zur Eroberung don Lille

Lille, die alte Haupt-- und Handelsstadt Flanderns, ist heute der Mittelpunkt des ausgedehnten nordfranzösischen Jndustriebezirks und damit die wichtigste Stadt Französisch- Flanderns. Als Greuzfestung zwischen Maubeuge und den Küstenbefestigungen sollte sie einen Teil der Straßen von Brüssel und Antwerpen nach Dünkirchen und Calais und nach Paris sperren. Zu diesem Zweck war sie auf das stärkste be­festigt. Sie liegt in einer weiten, fruchtbaren und landschaft­lich trotz der vielen Fabrikanlagen recht reizvollen Ebene, die von der kanalisierten Deule durchflossen wird. Mit ihren, mehr als 200 000 Einwohnern ist die Stadt die sünftgrößte in Frankreich.

Obwohl Lille der flämische Name lautet Rüssel eine alte, bis ins 10. Jahrhundert zurückreichende Geschichte hat, die zeitweise sehr bewegt war, trägt diese Stadt doch bei wei­tem nicht so starkes militärisches Gepräge wie etwa die Städte Brabants. Bei ihrer Größe muß sogar die Armut an alten schönen Bauwerken ausfallen. Doch die vorhandenen sind darum an Kunstschritzen um so reicher. Zu nennen ist hier vor allem die Kirche Sainte-Madelaine, die Gemälde von Rubens und van Dyck beherbergt, ferner die Kirchen Ste.-> Lathörine, St.-Maurice, die Kathedrale Notre-Dame de'la Treille, die alte Börse, der Kunstpalast, das Universitäts­gebäude, das Stadthaus.

Mit ihren vielen Schulen, den beiden Universitäten (einer staatlichen und einer freien, katholischen), mit den Museen, den reichen Gemäldegalerien, den Konservatorien und gelehr­ten Gesellschaften stellt Lille ein bedeutendes geistiges Zentrum Nordfrankreichs dar.

Dennoch bleibt der Charakter einer Industriestadt vor­herrschend. Auf die starke Entwicklung der Industrie, die immer wieder eine Verlegung und Erweiterung der Festungs­gürtel erforderlich machte und die Erweiterung des Flächen­raums der Stadt auf das Doppelte bewirkte, ist es auch zu­rückzuführen, daß Lille heute viel neuzeitliche, gerade Straßen und schöne Plätze besitzt, denen jedoch ganze aus dem Mittel- alter stammende Stadtviertel mit vielen wertvollen Baudenk­mälern weichen mußten.

Mittelalterliche Romantik und das brausende Jndustrie- leben der Neuzeit vertragen sich nun einmal nicht innerhalb eines immer noch verhältnismäßig engen Festungsgürtels.

Lille ist zur Stadt der rauchenden Kamine, der vom Rhythmus der Arbeit widerhallenden Fabriken, der surrenden Spinnmaschinen und der klappernden Webemaschinen gewor­den, darüber mutzten viele steinerne Zeugen der alten Ge­schichte verschwinden.

Um das Schloß Balduins s. von Flandern, das auf einer Insel zwischen den beiden Flüssen Deule und Lys stand, wuchs im 10. Jahrhundert eine Siedlung, die zunächst den Namen L'isle, das heißt Insel, erhielt. Die Siedlung mutz sich schnell entwickelt haben, denn schon 1127 erhielt sie Stadtrechte. Ihre Lage an den wichtigsten Verkehrswegen aus Brabant und Frankreich ist ja auch ungewöhnlich günstig. Von 1477 bis 1667 gehörte Lille zum Deutschen Reich.

Von Ludwig XIV- wurde die Stadt im Jahre 1667 im Verlaufe des ersten Raubkrieges erobert. DerSonnenkönig" ließ dann die Festung von dem tüchtigsten Festungsbaumeister seiner Zeit, Vauban. auf das gründlichste ausbauen.

Die Tatsache, daß Lille danach zur stärksten Festung Flan­derns geworden war, konnte jedoch den Prinzen Eugen nicht daran hindern, sie im Jahre 1708 zu erstürmen und sie dem Reich zurückzuerobern. Allein nach dem Friedensschluß von Utrecht fiel Lille wieder an Ludwig XIV.

Im Weltkriege wurde Lille von den deutschen Truppen am 4. Oktober 1914 vorübergehend und am 12. Oktober des gleichen Jahres endgültig besetzt.

Berkin, 5. Juni. (Eig. Funkmeldung.) Der Oberbefehls­haber der Luftwaffe, Generalseldmälrschall Göring, hat an die Soldaten der Luftwaffe folgenden Tagesbefehl gerichtet'

Soldaten, Kameraden!

Der größte Sieg aller Zeiten ist errungen, das Feldherrn­genie unseres Führers und Obersten Befehlshabers hat die große Schlacht im Westen zum herrlichsten Triumph der deut­schen Waffen gestaltet.

Unvergänglichen Lorbeer hat sich unsere junge Luftwaffe in diesem gewaltigen Ringen erworben und entscheidenden Anteil an dem Sieg gehabt, den die deutsche Wehrmacht über die Streitkräste zweier Weltmächte und ihrer irregeführten Hilfsvölker errungen hat.

Aus vollstem Herzen danke ich euch, meine Soldaten und Kameraden, für eure Leistungen. Ich weiß, daß sie über­menschlich waren, denn nur dadurch konnte dieser prachtvolle Sieg errungen werden, daß ihr jeder einzelne euer Letztes hergabt.

Stolz bin ich auf euch, und mit mir ist es unser geliebter Führer und unser deutsches Volk. Der Ruf der deutschen Luftwaffe ist durch ihre Taten in den vergangenen wenigen Wochen bis in die kleinsten Hütten unseres Vaterlandes ge­drungen. Ihr habt es erreicht, daß unsere Gegner euch nicht nur achten, sondern fürchten lernten. Spätere Geschlechter werden von euren Taten singen und sagen, und euer Ruhm wird unser Leben überdauern.

In ununterbrochenen rollenden Angriffen und in zusam­mengefaßter Wucht haben die Kampf- und Sturzkampfver­bände ihre vielseitige Aufgabe gelöst, ohne Rücksicht auf geg­nerische Abwehr griffen sie an, wo es nur Ziele gab. Ihre Bomben fielen auf feindliche Flugplätze, auf Marschkolonnen und Nachschubwege des Gegners, auf Kriegsschiffe und Fe­stungswerke, auf Bunkerstellungen und Panzerverbände, über­all wurden eure Bomben dem Gegner zum Verderben und besiegelten seine Niederlage.

Still und unauffällig war die Arbeit der Aufklärer, stun­denlang flogen sie einsam über Feindesland und schufen mit ihrem Einsatz die Grundlage für die Führung. Zuverlässig­keit und Schnelligkeit ihrer Meldungen waren mustergültig; ohne sie wären wir blind gewesen.

Jagdflieger und Zerstörer sorgten in schneidigem Angriff für die Sicherheit unserer fliegenden Verbände und für die Sicherheit der Heimat. In unzähligen Lnftsiegen haben sie den Gegner geschlagen und den ritterlichen Luftkampf zu neuem Heldentum geführt. Gemeinsam mit den Schlachtflie­gern haben sie das Heer im Erdkampf wirksam unterstützt.

Unsere Fallschirmtruppen und die Luftlandeeinheiten haben eine in der Geschichte erstmalige Aufgabe mit heroischer Tap­ferkeit und mustergültiger Kampfesführung gelöst. Auf ein­samem Posten haben sie ausgeharrt und die eroberte Stellung gehalten, bis die Erdtruppe herangekommen war.

Die Flakartillerie in der Abwehr feindlicher Luftan­griffe zum Schild von Heimat und Front geworden hat nicht nur in zermürbendem, langanhaltendem Wachdienst ihre stille Pflicht getan, sondern auch eine derartig große Anzahl feindlicher Flugzeuge und Panzerwagen vernichtet, daß sie sich als eine sowohl für den Luft- als auch für den Erdkampf Wertvolle Waffe erwiesen hat.

Blitzschnell, wie die gesamte Luftwaffe, hat die Luftnach­richtentruppe für die Befehlsübermittlung, für die Sicherheit unserer Flugzeuge die Voraussetzungen geschaffen und sich da­mit den Ehrennamen einer Führungstruppe der Luftwaffe voll verdient.

Transportverbände haben in unermüdlichem Einsatz, wie im Polenkrieg und in Norwegen, auch im Westen bei Tag und Nacht oft weiteste Strecken zurückgelegt und Mann und Ma­terial ohne Rücksicht auf Wetter, Zustand der Landeplätze und feindliche Gegenwehr an die weiter vorgeschobenen Ziele ge­bracht.

Die Männer der Bodenorganisation haben unsere tau­

sende von Flugzeugen, unser kostbares Gerät auch unter den widrigsten Umständen so in Stand gehalten und gewartet, mit wenigen Hilfsmitteln ausgebessert, daß diese Flugzeuge und Geräte mit der Sicherheit eines Uhrwerks arbeiteten und damit das Wort von der Verbundenheit von Technik und Soldatentum in der Luftwaffe wahr gemacht.

Die Führung unserer Luftwaffe war in den vergangenen Wochen immer wieder vor gewaltige Ausgaben gestellt wor­den. Sie hat diese Aufgabe gelöst und zwar derart, daß wir diesen größten Sieg der Kriegsgeschichte aller Völker erringen konnten. Es bleibt gleichgültig, ob diese Aufgaben nach be­währten Regeln alter Kriegskunst zu meistern oder ob es galt, neue Wege zu beschreiten. Unsere junge Luftwaffe Hai für die' Strategie und Taktik des Lüftsieges neue Wege gewiesen. Wir sind vor keinem noch so kühnen Entschluß zurückgeschreckt.

Arbeiter und Ingenieure, Betriebsführer und Angestellte der Luftfahrtindustrie haben Meisterwerke der Technik in einer Menge geliefert, die all Erwartungen übertroffen hat und damit unsere Luftwaffe zur stärksten der ganzen Welt ge­macht. Ihr Anteil an dem errungenen Erfolg entspricht der Größe ihres Fleißes.

So jung unsere Waffe, so kurz ihre Geschichte ist, so groß und umfassend ist sie in ihrer Vielgestalt, so glänzend hat sie sich bewährt.

Wir haben einen Erfolg errungen und ihn mit dem Blut bester und tapferster Kameraden bezahlt. In Ehrfurcht senken

Das britische Friedensideat

Während der Engländer sich gerühmt hat. .den Leben­den den Frieden zu bringen, hat er Millionen zum Frieden des Grabes geführt; er hat des Land durch legalisierte Plünderung ausgesogen."

So urteilt der englische Historiker W. I. Bryan über dieFriedenspolitik" seines Landes, die auch jetzt wieder unter Ausbietung aller humanen Piutokratenphrcüen an­gepriesen wird. Das deutsche Volk hat nun bereits einmal den gründlichen Beweis dieserselbstlosen" Fnedensvolitik Londons erhalten, und es weiß, daß ihm setzt ein endgül­tiger Grabesfrieden drohen würde, wenn England die Lber- hund in diesem Entscheidungskampf behielte. Deshalb nurd diesmal gründlich aufgeräumt.

Llnf r Kampf erzwingt den wahren Frieden durch den Sieg über die Autokratie!

wir unsere Fahnen, neigen wir uns vor diesen Männern, die mit ihrem Leben diesen Sieg erringen halfen. Ihre Namen wollen wir als Vorbild in unseren Herzen bewahren. Wir danken einem gütigen Geschick, daß die Zahl der Opfer, ge­messen an der Größe des Erfolges, wahrlich gering blieb.

Und nun, meine Soldaten und Kameraden, gilt es nach altem Soldatenbrauch den Helm fester zu binden und bereit zu stehen. Der furchtbare Schlag, der unsere Gegner getroffen hat, hat sie reif gemacht für den Stoß ins Herz. Diesen Stoß wollen wir führen, als des deutschen Schwertes Spitze, auf daß der Sieg errungen werde.

Vorwärts für unseren Führer und unser deutsches Volk!

Hauptquartier, den 5. Juni 1940.

gez. Göring, Generalfeldmarschall.

Sämtliche Kraftwagen in Frankreich beschlagnahmt

VW. Genf, 6. 3uni. Das französische Ministerium für öffentliche Arbeiten teilt mit, daß der Generalftab auf Grund des militärischen Bedarfs sämtliche Kraftwagen in Frankreich beschlag­nahme und zwar sowohl die französischer als auch ausländischer Herkunft.

iNachvruck oerdoien.i

Mauern und Häuser umgaben sich jetzt wieder mit blauen Schatten. In den Obstgärten dampften und dufte­ten die Dunghausen. Die Hummeln rannten mit Ge­brumm gegen die Weinreben, und die ersten Schmetter­linge tanzten über dem Brunnen. Lichthungrig krabbelten die Fliegen an den Fenstern der Viehställe hoch. Mit ge- gespreizten Beinen räkelten sich die Katzen in der Sonne und sogen ihre Weichen Bäuche mit Wärme voll.

Die Frauen rissen die Fenster aus und schlossen das Strickzeug in die Schränke. Man sah sie nun wieder im Garten stehen, sich zur Erde niederbeugen.

Die Männer warfen bei der Arbeit die Jacken ab. Sie wunderten sich selbst, warum sie immer noch so viel Zorn im Leibe hatten, wo doch die Tage so rein und klar über den Bergen aufstiegen.

Das Leben sing wieder von vorne an. Aber in den Herzen blieb der Kummer haften. Der Frühling war dies­mal wie ein Fest gekommen, auf das sich vorzubereiten man vergessen hat. Man dachte daran, wie es früher ge­wesen war. Immer hatte Barcarolle im Frühling schöne neue Worte gefunden, die geradeswegs aus der Erde ge­wachsen zu sein schienen und allen neuen Lebensmut ge­geben hatten.

Wie schön waren früher die Frühlingsabende ge­wesen. Die letzten-Sonnenstrahlen verspäteten sich auf den roten Dächern und verwirrten die Fledermäuse, die zu früh aus ihren Schlupfwinkeln hervorgekommen waren. Auf den Türschwellen standen die Frauen und riefen laut über die Straße:

Wie schön es heute ist!"

Die Männer rissen ein Streichholz auf den Granit- stiifcn an und ließen seine Flamme auf dem Pfeifenkopf tanzen. Die Kinder gehorchten nicht, wenn die Mütter riefen.

Und dann schaukelte Barcarolle über den Dorfplatz. Seine Taschen waren geschwollen von Blumen und Kräu­tern. Er sog an einem Blütenstengel, und die letzten Strahlen der Abendsonne sammelten sich in seinen Augen. Die Kinder liefen jubelnd auf ihn zu. Er ging vorbei, nach allen Seiten grüßend und antwortend, und überall Neb er gute Laune zurück.

In diesem Frühling fehlte er. Besonders die Mäd­chen und Burschen vermißten ihn. Sie konnten nun den alten Poeten nicht mehr um die kleinen Lieder bitten, ohne die man sich die Liebe in Cabrolles gar nicht-mehr vor­stellen konnte. Auch den alten Frauen fehlten seine Heil­tränke. Wie hatten sie vor Wohlbehagen geschnalzt, wenn sie die bitteren Pflanzensäfte herunterschluckten, die dem gequälten Leibe so gut taten.

Jetzt hätte sich Barcarolle, wenn er nur gewollt hätte, seine Gemeinde im Triumph zurückerobern können. Er hätte nur eine vergnügte und verzeihende Miene auszu- .feyen brauchen. Er hätte nur den ersten Schritt zur Ver­söhnung tun müssen. Aber Barcarolle war gekränkt. Er lauschte nur noch auf feine innere Stimme, die so plötzlich verstummt war. Auf die Hilferufe der Menschen hörte er nicht mehr.

Und dann kam der Tag des Schützenfestes heran. Von Tag zu Tag freuten die Cabrollaner sich mehr darauf und vergaßen für eine Weile ihre Sorgen. Beim Fang und bei der vielen Frühjahrsarbeit auf dem Felde verging die Zeit rasch, und ehe man es sich recht versah, war der Vor­abend des Schützenfests angebrochen.

Schon vor einigen Tagen waren die Händler er­schienen und hatten ihre Buden auf dem Platz unter der Linde aufgeschlagen. Auf dem Anger errichteten die Bur­schen eine Tanzfläche, und die Mädchen kamen, um sie mit Girlanden und Papierblumen zu schmücken. Die Kinder wurden aus der Küche gejagt und spielten lärmend am See. Uebcrall brutzelte Oel in Töpfen und Pfannen, und in den Oefen ließ das Feuer lustig seine Flammenpeitschen knallen. Es kssackte und rumorte gewaltig. Leckereien wur­den gebacken.

Da gab esKracherchen", die ein einziger Biß in feinen Zuckerstaub verwandelte. Das Pulver mußte man dann mit Speichel vermengen und mit geschlossenen Augen herunterschlürfen. Kleine mahagonifarbene Kuchen wurden gebacken und Sahneplätzchen, die so wunderbar nach Mühle und Molkerei schmeckten.

Bis an den Rand gefüllte Wäschekörbe standen in den Speisekammern. Die Mütter mußten den Schlüssel sorg­fältig in der Tasche verstecken.

Pierroi stand am Fenster und sah dem Kommen und Gehen der bunten Menge auf dem Dorfplatz zu. Die Freude der anderen tat ihm Weh, er war gar nicht mit sich zufrieden.

Schwer stützte er die Ellenbogen auf. Seit langci r hatte er sich nicht so grenzenlos einsam gefühlt wie an

diesem Tage, da alle Leute lachten und das Schicksal zu höhnen schienen. Je mehr sie lärmten, um so deutlicher vernahm er die Stille im eigenen Herzen Er hätte so gern seinen Platz in der heiteren Menge wieder eingenommen und ihre wilde Lebensfreude geteilt. Es trieb ihn hinaus aus den Platz, aber er sträuSte sich mit aller Kraft dagegen. Er war wie ein eben erst Genesener, der noch im Bann der Krankheit steckt und an der wiedergewonnenen Kraft zweifelt.

Draußen drehte sich das Karussell wie ein Mühlrad, umwogt von Musik und Geschrei. Männer, Frauen und Kinder, lachende Gesichter und Helle, winkende Hände flössen wie ein Strom vorüber. Ans den blauen und roten Schaufeln des Rades zogen vor Schreck und Freude ge­weitete Kinderaugen vorüber, junge Burschen, die kaut aufjauchzten und nach den Mädchen ausschauten, und alte Leute.

Wenn das Orchestrion schwieg, hörte man deutlich den Hellen Knall der Luftgewehre aus der Schießbude. Und von den Schießständen, die weit hinten in den Obstgärten lagen, dröhnte das Krachen der Büchsen herüber.

Schon seit dem frühen Morgen wurde geschossen. Die Schützen standen aus Säcken, stemmten die Gewehre fest gegen die Schulter und drückten leise auf den Abzug. Mit Knall und Widerhall ertönte der Schuß, und mit einem leisen Knacks flog die Patrone rückwärts aus dem Schloß. Drüben, wo die Scheibe ihr rundes erstauntes Auge über dem Kngelfang erhob, wurde dann einen Augenblick ein buntes Pappschild geschwenkt. Der Schütze wandte sich um und meinte kopfschüttelnd:

Zu tief gehalten!" Dann setzte er von neuem an.

Ab und zu ging jemand hin, um einen Blick auf die Schußtabelle zu werfen. Bald mußte die Entscheidung fallen. Aber es war schon jetzt klar, daß Pipembois wieder einmal Schützenkönig werden sollte.

Am Vormittag hatte auch Pierrot geschossen. Aber er hatte Pech gehabt. Es war ihm nicht möglich, seine Er­regung zu unterdrücken. Bei jedem Schuß war ihm, als erschienen auf der Scheibe die Gesichter der Menschen, an die er unentwegt denken mußte. Nur einmal, als das ver­haßte Gesicht Schankais vor ihm auftauchte, hatte er Fleck geschossen. Seine Niederlage hatte ihn sehr geärgert. War seine Hand nicht mehr so ruhig und sein Auge nicht mehr so sicher wie sonst? Jedesmal, wenn er abdrückte, hatte eine unsichtbare Hand den Lauf beiseitegeschoben.

lForrletzung folgt.) '