Me Cassel genommen wnr-e

Jedes Haus war ein Bunker

Don Kriegsberichter Kurt Mi.1 telmann.

(PL.). Wenn einmal die Geschichte dieses Krieges ge» rieben wird, dann wird auf einem besonderen Ruhmes- latt der Bericht von dem Heldenkampf um die Stadt Cassel zu finden sein. Mit der gleichen Heftig­keit. mit der in manchen Jahrhunderten bereits um dieses Bergstädtchen gekämpft worden ist. standen sich die deutschen und die englisch-französischen Truppen in mehrtägigem Rin­gen gegenüber. Gespickt mit Waffen, beseht gehalten von Truppen, deren zäher Widerstand unsere ganze Anerken­nung findet, hat auch das Cassel von 1940 den oeutschen Vormarsch nicht aufhallen können. Da. wo dem Marlchall Foch vom französischen Volk zur Erinnerung an den gro­ßen Krieg ein Reiterdenkmal gesetzt worden ist. rollen deut­sche Marschkolonnen nun schon seit Stunden vorüber.

Nachdem die Einkesselung der englisch-französischen Ar­meen und der noch nicht entwaffneten belgischen Kräfte voll­endet war, wurden starke Panzerverbände dazu angesetzt, von Süden nach Norden einen Keil hineinzutreiben. Aus unserem Marschweg lag Cassel. Niemand ahnte etwas von der Verteidigungstärke dieser kleinen Stadt, die van einem hohen Berg weit in die französisch-belgische Landschaft hin­ausragt.

In den Akten eines englischen Offiziers fanden wir die Mitteilung, daß Cassel, wie schon einmal im Weltkrieg, wiederum Sitz des französisch- englischen Hauptquartiers war. Diese Tatsache allein ließ schon auf eine starke Befestigung schließen. Der darauf angesetzte Aanzer- und Infanterieangrifs stieß auf eine starke Äb- wehrfront.

Der Kommandeur unserer Panzerdivision entschloß sich daher, um unnötiges Blutvergießen zu vermeiden, den Ort einzuschließen und durch das Gros der Truppen den Vor­marsch fortzusetzen. Aus diese Weise mußte der Gegner ge­zwungen werden, sich eines Tages vor den Toren seiner Befestigung zum Kampf zu stellen. Denn mit jeder Stunde mußte sich der Munitivnsmangel mehr und mehr bemerk­bar machen. Der stundenlange Kampf mit der deutschen Artillerie und den an allen Seiten immer wieder erneut vprfühlenden Spähtrupps unserer Panzer sowie die ständige Abwehr deutscher Luftangriffe hatten den Gegner zweifel­los schon in seinen Munitionsbeständen und seiner morali­schen Kampfkraft geschwächt.

Die Stunde der Entscheidung für die Besatzung von Cas­sel kam in dem Augenblick, als deutsche Panzer die letzte Ausfallstraße abschnitten. Umschlossen von einem eisernen Ring, früher oder später zum Ergeben verurteilt, befahl der Kommandant von Cassel, gegen Norden einen Aus­bruchsversuch zu machen. Diesen letzten Verzwsiflungsstoß fing eine Panzerkampsgruppe auf. Die Verwirrung in den Reihen der Gegner war groß, als sie sahen, daß ihr Ver­such gescheitert war. Sie wuchs, als mit aller Wucht der deutsche Gegenangriff über sie hereinbrach. 50 Kampfwa­gen wurden abgeschossen. 3500 Gefangene fielen in deutsche Hand. 700 Tote bedeckten die Kampfstätte.

Unter Schonung deutscher Kräfte wurde Cassel und seine Besatzung, die tagelang mutigen Widerstand geleistet Hatte, in unsere Hand gebracht. Noch schwelten die Rauch­schwaden über der Bergstadt, noch züngelten die Flammen in den Abendhimmel, da brausten wir nach Cassel hinein. Infanterie, Panzerabwehr, Pioniere und Artillerie hatten die Besatzung gebildet. Um uns wehte der Geruch ver­brannter Leichen. Es war ein riesig großes Trümmerfeld. Auf dem Marktplatz war eine Batterie aufgefahren, sie wurde zerschmettert. Aus sedem Haus starrten Maschinxn- ewehrläuse, aus jedem Scheunentor feuerten feindliche Gs- ütze. Jedes Haus ein Bunker. In den Gärten Soldaten« Mab neben Soldatengrab. Hier war das englische Haupt­quartier. Von hier aus lenkte schmr einmal ein Mar-' schall Foch die Schlacht am Kemme! und bei Npern. Eine Tafel, die davon kündet, daß diese Stadt nie wieder ein fremder Soldat betreten werde, ist ein Wunschtraum geblieben. Deutsche Kolonnen rollen nach Cassel hinein, vor­bei an dem Denkmal des Marschalls Foch, den sie den »Gott der Armeen" genannt haben.

Trotzdem glatt gelandet

Unerhörte Widerstandskraft unserer Flugzeuge. Mit schwer beschädigter Maschine zum Heimathafen zurück. PK.-Sonderbericht von Kriegsberichter Raimund Schulz.

Auf einem Flugplatz im Westen landen soeben die Maschinen einer Do 17-Kampsgruppe: die letzte Maschine kommt herunter. Aber wie sieht das Flugzeug aus! Die Kanzel vollkommen eingebrochen, die Gläser herausgesplit­tert, an der rechten Tragfläche hängt ein großes Stück Fläche abgerissen herunter, die Bordscheinwerfer ausge­schlagen, Fetzen der Bespannung flattern umher, die Kap- ven beider Lustschrauben sind eingedrückt. Alles ist daist voll Dreck und Erde, als hätte sich das Flugzeug in den Boden aewüblt.

In

der Maschine selbst das gleiche Bild der Zerstö­rung: das Jnstrumentenbrett ist herausgerissen, im wir­ren Haufen liegen die Teile der Instrumente im ganzen Besatzungsraum herum, kein Teil scheint hier mehr ganz ru lein. Steine und Sand linden sich überall.

Alles fragt sich, wie konnte eine solch schwer beschä­digte Maschine noch fliegen und eine ordnungsmäßige Landung durchführen? Dazu die Besatzung vollkommen unverletzt, lediglich der Flugzeugführer hat eine kleine Kopfwunde. Nicht nur das tapfere Verhalten der gesam­ten Besatzung ermöglichte die Heimkehr, sondern vor allem auch die unerhörte Widerstandsfähigkeit aller Flugzeug­teile trotzte auch den schwersten Beanspruchungen.

Nach der, Erfüllung unseres Auftrages zur bewaff­neten Aufklärung griffen wir beim Heimflug einen Eisen­bahnknotenpunkt an. Vor uns sahen wir, wie bereits die ersten Maschinen unserer Staffel einen Zug mit Bom­ben bewarfen. Wir flogen als vorletzte Maschine der letzten Kette. Im klaren Mittagslicht stiegen die Rauch­säulen der Bomben hoch. Der Zug war getroffen. Noch war er nicht vollständig vernichtet. Wir wollten nun ebenfalls unsere Bomben werfen; also im Tiefflug 50 bis 60 Meter über Grund von hinten an den Zug heran­geflogen. Jetzt sind wir über den Waggons. Raus mit den ersten drei Bomben! Wir sehen die Bomben fallen, da plötzlich eine ungeheure Explosion unter uns. Die Waggons gehen in die Lust.

Ein Munitionszug war getroffen. Hier gab es für uns kein Ausweichen mehr. Krachend flog uns alles von unten in die Maschine. Die Kanzel zerbrach. Erde und Steine rissen die Instrumente heraus. Sämtliche Instrumente fielen sofort aus. Wir selbst erhielten den Dreck mitten ins Gesicht.

Die Motoren waren zum Glück nicht ausgefallen. Gleichmäßig liefen sie weiter, als sei nichts geschehen. Der Flugzeugführer stellte fest, daß das Seitenruder nicht mehr bedient werden konnte. Nun konnte nur mit Hilfe der wechselnden Motorenkraft und des Querruders die Maschine leidlich manövriert werden. Im ersten Augen­blick konnten wir dazu nicht sehen. Der scharfe Zugwind durch die zerbrochene Kanzel machte das Oeffnen der Augen fast unmöglich. Alles, was nicht niet- und nagel­fest war. fegte in der Maschine durcheinander.

Die' änderen Maschinen hatten wir bei unserem Tief­flug sofort aus den Augen verloren. Aber wir mußten unsere Maschine heimbringen. Nach den Angaben des Beobachters flog unser Flugzeugführer. Wir waren im­mer noch über feindlichem Gebiet und unter feindlichem Flakbeschuß. Unser Funker versuchte durch MG. eine gewisse Abwehr durchzuführen. Mit Hilfe der Orientie­rung nach der Sonne kamen wir endlich zur deutschen Front. Jetzt versuchten wir Höhe zu gewinnen, um uns dann auch orientieren zu können. Und so haben wir den Heimathafen glücklich erreicht. Nach der Landung konnten wir selbst erst ein volles Bild der Zerstörung gewinnen."

Noch lange stehen die Männer um die Maschine. Sie können es kaum glauben, daß bei einer solchen Ver­wüstung eine Heimkehr überhaupt möglich gewesen ist. Hier stellte die Heimatfront wieder unter Beweis, daß auch sie durch ihrer Hände Arbeit der kämpfenden Truppe die wertvollsten Waffen in den Kampf mitgibt, um ihr damit die größte Kampfkraft zu ermöglichen.

Den Nagel auf -en Kopf getroffen

Kennzeichnendes englisches Sclbstzeugnis von 1914.

Einer, der seine Plutokratcn kannte.

Wenn es Churchill schon 1914 gelungen wäre, Diktator der britischen Plutokratie zu werden, wie er dies nunmehr erreichte, dann wäre es wahrscheinlich dem englischen Pfarrer H. T. Diron übel ergangen. So wie heute Mos- ley und andere Engländer in die Kerker der britischen Machthaber wandern müssen, hätte man ihn sicherlich schon damals beseitigt, weil er die lautere Wahrheit ver­kündete.

Hören wir die Kundgebung des englischen Geistlichen H. T. Dixon, der am 15. Oktober 1914 in der britischen ArbeiterzeitschriftThe Labour Leader" folgendes schrieb: Wir»kämpfen gegen das wissenschaftlichste, unterneh­mendste und fortschrittlichste Volk in Europa, welches in der Chemie, in wissenschaftlichen Unternehmungen und Entdeckungen, in der Anwendung der Wissenschaft auf In­dustrie, Geschäftsleben, Erziehung, Gesundheitspflege und soziale Organisation führend war, welches die größten Philosophen, Theologen. Gelehrte und Musiker und eine Reihe der bedeutendsten Schriftsteller bervorgebracht hat, das Volk, welches uns die Druckerpresfe, das Kindergar- tenshstem, die soziale Versicherung, den Sozialismus und die protestantische Reformation geschenkt hat.

Um diese Nation zu besiegen, haben wir uns mit dem scheußlichsten, widerwärtigsten und grausamsten Despotis­mus der modernen Zeiten verbündet und suchen so Europa mit einer Horde von Barbaren zu überrennen. Dazu haben wir die europäischen Ueberlieferungen ver­letzt und Mohammedaner, Götzendiener und Teufelsan­beter herübergebracht, um für uns zu kämpfen.

Unsere führenden religiösen Zeitungen erklären, daß dies ein heiliger Krieg sei, ein Krieg zwischen Licht und Finsternis, zwischen Christentum und Barbarei, ein Kämpfen für Freiheit. Wahrlich, Licht und Freiheit und Christentum haben merkwürdige Vorkämpfer!

Wir stellen uns auch als Beschützer der kleinen Natio­nen hin, ihrer Unabhängigkeit, Unverletzlichkeit und Rechte. Wie steht es aber mit Persien, Aegypten, Armenien, Tri­polis, den Burenrepubliken und den indischen Völker­schaften?"

Wirklich, keine englische Anmaßung und Phrase ist

so dumm, daß sie nicht wiederholt würde. Was dieser

englische Pfarrer schon 1914 geißelte, sind die gleichen

fadenscheinigen Gründe, mit denen England 1939 zum

zweiten Male gegen uns zu Felde zog. Die vernichtende

Anklage dieses einen ehrlichen Mannes entlarvt dis ganze

britische Verlogenheit. Man sollte sie einmal den Herren

Churchill, Chamberlain, dem Erzbischof von CanterburA ' '' ----- -

und dem übrigen Gelichter auf den

von Grabstein

meißeln!

Helden von damals Helden von heute! Die Reichskriegsflagge über dem Mahnmal von Langemarck.

Mit knappen soldatischen Worten meldete der Be­richt des OKW.:lieber dem Mahnmal der deut­schen Jugend bei Lange­marck, dem Schauplatz ihres heldenmütigen Kämpfens 1914, weht die Reichskriegsflagge." Unser Bild: Ein Blick in den Ehrenhof des Lange- marck-Friedhofes bet Ypern.

Weltbild-Archiv (M).

WM

Die Vernichtungsschlacht in Flandern.

Ein erledtgter schwerer französischer Panzerkampstvagen. der von den Franzosen für un­bezwingbar gehalten wurde. PK.-Brenner-Weltbild (M).

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MED

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Nach dem Fall von Maubeuge. PK.-Fremke-Weltbild (M). Bezwungener Bunker im Fort de Bousfo.

WM

Bezwungener Bunker im Fort de Bousfo.