Der Rückweg verlegi

SS Ms die deutsche Wehrmacht am 10. Mai den ge» planten Einbruch der Westmächte in das westdeutsche In» dustriegebiet mit einem kraftvollen Gegenstoß beantwortete, gekiel man sich in Paris und London in hochmütiger Selbst­sicherheit, und jelbst in den letzten Tagen noch glaubten die militärischenSachverständigen" der plutokratischen Presse ihren Lesern versichern zu können, daß die Entscheidung noch in weiter Ferne läge und die Gegenmaßnahmen des Generals Weygand noch manches gründlich ändern wür­den. Dieses Bild ändert sich tatsächlich in einem geradezu überwältigenden Tempo allerdings nicht zu Gunsten der Gegner. Weder hat Weygand eine zweite Ofsensio-Armee von der gleichen Bewaffnung aus dem Boden stampfen können, die derjenigen qualitativ entsprechen würde, die sich im eingeschlossenen Raum von Französisch- und Bel- gisch-Flandern befindet, noch haben die umzingelten Heeres- massen mit ihren von Weyganü angeordneten Ausbruchs­versuchen aus dem Einkreiiungskessel irgendwelchen Erfolg gehabt. Im Gegenteil. Der konzentrische Angriss der deut­schen Truppen wird gegen hartnäckigsten Widerstand plan­mäßig fortgesetzt. Unter dem verstärkten Druck der deutschen Truppen wird der Feind in seinem Kampfraum immer weiter zuruckgedrängt. Besonders bemerkenswert ist der tiefe Einbruch in die feindliche Front bei Npern. Auch an der Südseite des großen Kessels kam es wieder zu schweren Kämpfen. Die verzweifelten Angriffe marokkanischer Trup­pen gegen unsere Truppen bei dem aus dem Weltkrieg be­kannten Jndustrieo« Lens brachen blutig zusammen.

An der Küste hat der linke Greiser der großen deutschen Zange weiter an Boden gewinnen können. Die Festung Calais, der wichtigste Landungshafen für das englische Expeditionskorps, der zu einem starken Brückenkopf aus­gebaut war, ist von den deutschen Truppen nach erbitter­ten Kämpfen vom Lande her genommen worden. Mit die­sem Hafen haben die Engländer den letzten Brückenkopf auf dem europäischen Festland verloren. Damit ist die Kanal- ftrecke CalaisDover, die kürzeste Verbindung zwischen England und Frankreich, fest in deutscher Hand, und die deutsche Wehrmacht ist den Briten damit in bedrohliche Rahe gerückt. Die zweite große militärische Bedeutung des Falles von Calais besteht darin, daß dem englischen Expe­ditionskorps damit der letzte Rückweg nach Eng­land verlegt ist. Etwaige Versuche der Engländer, von den ihnen noch verbliebenen Hafenstädten aus ihre Trup­pen an die rettende englische Küste zu schaffen, werden durch die wachsame deutsche Luftwaffe vereitelt. Der Hafen von Dünkirchen ist in Flammen aufgegangen und kommt infolgedessen für den Abtransport englischer Trup­pen kaum noch in Betracht. Die Engländer müssen jetzt also das gleiche Schicksal teilen wie ihre französischen und bel­gischen Bundesgenossen, die sie feige im Stiche lassen woll­ten. Sie müssen setzt mit ihnen zusammen um ihr Leben kämpfen, und am Ende dieser großen Schlacht wird nur die Uebergabe oder die Vernichtung stehen.

Auch der heutige Heeresbericht enthält Mitteilungen über hervorragendeEinzellei st ungen deutscher Kämpfer. So hat ein deutscher Panztzr bei Boulogne einen feindlichen Zerstörer in Brand geschossen, und an der Süd­front hat ein einziger Offizier einer deutschen Panzerab- Vchrkompanie fünf von elf schweren feindlichen Panzern vernichtet und die übrigen sechs so schwer beschädigt, daß sie das Gefecht nicht weitersühren konnten.

Die Luftwaffe hat die Niederkämpfung des Feindes rastlos fortgesetzt. Sie suchte ihre Ziele sowohl in den zu­sammengeballten Masten des Gegners in dem Einschlie­ßungsraum, als auch aus den innersranzösischen Flugplät­zen, Verkehrsanlagen und Truppenansammlungen. Ueber 70 feindliche Flugzeuge wurden vernichtet. Auch im hohen Norden hat die Luftwaffe den Engländern neue schwere Verluste zugefügt. Der zähe Widerstand der deutschen Ge­birgsjäger in Narvik, denen wiederum Verstärkung zu­geführt werden konnte, zwingt die Engländer, immer neue Truppen heran,zu,ziehen und zum Schutz und zur Versorgung starke Teile ihrer Flotte einzusetzen. Dadurch wird unseren Fliegern andererseits immer wieder die Möglichkeit gege­ben, die englische Flotte zum Ziel ihrer Bombenwürfe zu machen. So trifft das deutsche Schwert den Gegner auch hier mit seinen vernichtenden Schlägen.

Deutscher Flieger ermordet

Me die Feinde ihre Wut Sber ihre Niederlage auslaffe«

<V.S.) Die Maschine hatte den Auftrag, in der Gegend von La Fere. wo am 17. Mai noch heftig gekämpft wurde, aufzuklären. Der Kamps um die Ortschaft La Capelle war in vollem Gange, und es galt vor allem festzustellen, une stark der Feind in und hinter der Stadt war. Im Tiefflng brauste die Maschine über den feindlichen Linien dahin. Aus ihren Maschinengewehren jagten Geschoßzarben. Na­türlich versäumte auch der Feind nicht heftig zu schießen, und das Pech wollte es. daß der Oeltank getroffen wurde. Was nichts anderes bedeutet, als daß der Flug zu beenden war und das wieder nur durch Notlandung. Etwa 2000 Meter von der Straße HittonLa Capelle entfernt machte der Flugzeugführer eine Wiese aus, die hart an einem Walde lag und zur Landung geeignet schien. Kaum aber war die Maschine gelandet und Führer und Beobachter dabei, die wichtigsten Teile auszubauen, als plötzlich aus dem Walde starkes Feuer kam Der Franzose schoß mtt mehreren Maschinengewehren und zahlreichen Ge-vehcen. Es blieb der Besatzung nichts anderes übrig, als über die Wiese an die Straße zu laufen, auf der sich bereits deutsche Truppen befanden. Das MG wurde in einem Hause io aufgestellt, daß es die Maschine ständig unter Feuer halten konnte, so daß kein Feind sich heranmachen konnte

Plötzlich erschien ein zweites deutsches Flug­zeug und landete neben der ersten Maschine. Sofort g ng die Beschießung wieder los Die Besatzung versuchte sich aus dem am Boden rollenden Flugzeug zu verteidigen, aber der ungleiche Kampf konnte nicht lange dauern, die Maschine war völlig durchsiebt, die Besatzung sprang heraus und mußte sich ergeben Jetzt mußte auch das deutsche MG von der Straße her weg da es das Feuer einstellen mußte, um nicht Re eigenen Kameraden zu gefährden Natürlich hat­ten die deutschen Soldaten, die von der Straße her den Vorfall beobachteten, versucht, den beiden Fliegern zu Hufe zu kommen. 20 Freiwillige versuchten über die Wiesen her­anzukommen. es war aber nicht möglich, das feindliche Feuer war zu stark Da wurden von deutscher Seite P a n- zer eingesetzt. Schon war das erste Fahrzeug auf hal­bem Wege heran, als die beiden Flieger sich gerade erge­ben mußten Sie konnten den heranrollenden Panzer nicht sehen, da das Gelände unübersichtlich war. Es wurde nun von der Straße her beobachtet, wie die beiden Deutschen die Hände zum Zeichen der Ergebung erhoben. Sie Wur­den von heranspringenden Franzosen gepackt und sofort mit in den Wald geschleppt

durch geeignete Maßnahmen gegen diese Entartung Velk Kriegführung zur Wehr zu setzen.

Jürgen Splettstöher.

Mißachtung -es Roten Kreuzes

Bomben aus Sanitätskraftwagen.

DNB Berlin, 27. Mai. Es mehren sich die Fälle, in denen feindliche Luststreitkräfte Angriffe auf Fahrzeuge des Roten Kreuzes unternehmen. Erst kürzlich wurde von einem Angriff feindlicher Flieger auf die Sanitätskompanie Zeines Panzerverbandes bei Givonne am 14. Mai berichtet, bei dem 4 Mann getötet und 8 Mann verwundet wurden. Nun trifft die Meldung einer Panzerdivision ein, daß am 17. Mai gegen 20 Uhr ein Krankenkrastrvagen das Opfer eines feindlichen Fliegerangriffes wurde. Durch diesen bar­barischen und völkerrechtswidrigen Vorfall wurden zwei Mann getötet, sechs Mann verwundet und zwei Kraftfahr­zeuge, die mit dem Zeichen des Roten Kreuzes versehen waren, vernichtet.

So sieht also die britische Achtung des Völkerrechts aus.

Kanonenfutter aus Indien

Vielsagende Erklärung des VizekSnigs.

DRV. Berlin. 28. Mai. Der englische Bizekänig. Lord Linlithgow, erklärte in einem Rundfunkvortrag. Indien habe bereits seinen Beitrag zum gemeinsamen Kamps gelei­stet. denn indische Truppenteile kämpften Seite an Seite mit den Briten. Diese Schlacht iei erst der Beginn des »ro­ßen Kampfes, der alle Hilfsquellen des britischen Reiches in Anspruch nehmen werde. Jetzt >ei deshalb nicht viel Zeit sür Diskussionen. Der Austraa aller MeinunasverichieSenheiten müsseauf einen späteren Zeitpunkt" verschoben werden Der oberste Repräsentant der britischen Blulherrickakt in Indien bestätigt also mit sichtlicher Befriedigung, daß Indienseinen Beitrag" durch Lieferung von Kanonenfut­ter für den Krieg der britischen Plutokratte bereits geleistet hat. wobei sein Wort von demgemeinsamen Kampi" in allen nationalbewußten Kreisen Indiens aui schärfsten Wi­derspruch stoßen wird Noch größere Entrüstung wird aller­dings die erneute brutale Ablehnung der berechtigten indi­schen Forderungen Hervorrufen. Die Inder werden aus ihren trüben Erfahrungen mit den Versprechungen Eng­lands zweifellos wissen, was sie von der weiteren Vertrö­stungauf einen späteren Zeitpunkt" zu. kalten haben.

Die in den Waid vorskoßeuden Panzer fanden beide Flieger kurz darnach ermordet aus. Einer, ein Leutnant, war durch zwei Genickschüsse umgebracht worden, der an­dere, ein Unteroffizier, durch Schüsse in die Brust und zahl­reiche Skiche in den Unterleib. Ein Arzt stellte die Todes­ursache fest. Tapfere deutsche Flieger waren wenige Mi­nuten nach ihrer Gefangennahme von Soldaten der fran­zösischen Armee ermordet worden.

Solche Fälle von Brutalität sind bereits mehr beobach­tet worden. Wir hoben unzählige Mengen von maschinen­mäßig hergestellten Dum-Dum-Geschossen erbeutet. Biele deutsche Soldaten haben Treffer mit solchen Geschossen er­halten. Auch sonst gibt es gittiug Tatsachen, die dafür spre­chen, daß der Gegner jede Ritterlichkeit in diesem Krieg vermissen läßt So berichtete uns ein Hauptmann einer Aufklärungsstassel, wie die Besatzung einer seiner Maschi­nen nach einer durch in Inbrandsetzung des linken Motors unvermeidlich gewordenen Bauchlandung von der Ueber- macht ihrer Verfolger auch dann noch beschossen wurde, als sie die Maschine bereits verlaßen hatte. Das ist ein derart unritterliches Verhalten, daß kein deutscher Flieger sich da­zu hergeben würde.

Es hat den Anschein, als ließen die Fetnoe ihre Wut über ihre schweren Niederlagen an wehrlosen Soldaten aus, die das Unglück haben, in ihre Hände zu fallen. Sie sollten aoer mcyr oergegen, oag vieler Krieg aus Gegenleitigkett aeiübrt wird und daß wir durchaus in der Lage sind, uns

Die Schwarzen in Eurova

Das schlimmste Verbreche« Frankreichs.

Rom. 28. Mai. Das schlimmste aller Kulturverbrechen ist, wie ein Offizier der italienischen Gebirgsartillerie km Teuere" betont, von Frankreich durch den Einsatz von Negern in Europa begangen worden Wahrscheinlich wüß­ten diele schwarzen Untertanen Frankreichs nicht einmal, aus welchem Lande ihre Feinde stammten. Ihnen fei sicher nur bekannt, daß es Weiße seien, und das genüge. Aus den Aussagen eines gesanaenen französischen Studenten sei klar hervorgegangen, welche unglaublichen Verwüstun­gen und Zerstörungen die Schwarzen in Bel­gien und Nordfrankreich aus Rachedurst und bru­taler Barbarei begangen hätten. Schandtaten, dis selbst junge Franzosen in Helle Empörung versetzt hätten.Auch in Nizza sitzen Senegalesen. DerTag ist nahe, an dem es in' Nizza keine Senegalneger mehr gibt!"

In Burgos fand eine spontane Kundgebung gegen Ena- land statt, an der sich ein großer Teil der Bevölkerung leb­haft beteiligte. An der Spitze des Demonstrationszuqes wurde ein riesiges Plakat mit der AufschriftGibraltar für Spanien!' getragen. Zwischenfälle ereigneten sich nicht. Auch in anderen spanischen Städten sollen Kundgebunqen stattgefunden haben.

Ms (Nachdruck verboten.)

Er senkte die Wimpern und suchte den Blick des Vaters. Und er sah, daß dem die Tränen jammervoll über die Backen rannen. Da wurden auch seine Augen feucht, und das brennende Mitleid kam wieder über ihn. Er demütigte sich und sagte:

Du hast also gedacht, daß ich es war? Du hast glauben können, daß ich so etwas tu? Ich habe nie auch einen Pfennig in deinem Büro angerührt."

Er schwieg, und Schluchzen schüttelte ihn.

Lange standen sie schweigend und blickten einander in die Augen. Schließlich murmelte der Vater:

Schön, ich gehe. Ihr werdet mich nicht Wieder zu sehen bekommen, bevor der Dieb gefunden ist."

Er ging. Seit vielen Generationen war es nicht mehr geschehen, daß ein Caral vor dem Richter stand. Er konnte es nicht einmal ertragen, unter Menschen zu leben, die hinter seinem Rücken über ihn redeten. Oscar Caral war ein kluger Mann, der das Leben kannte. Aber wenn das Unglück über diese Männer kommt, werden sie wie Kinder und suchen das Heil zuerst in der Flucht.

Er sagte noch.

Grüß die Mutter. Sie mutz einsehen, daß es so noch am besten ist. Leb Wohl."

Furchtsam streckte er Pierrot die Hand hin. Aber als er sah, daß der Junge zu zögern schien, ließ er sie wieder sinken. Pierrot zahlte Ungerechtigkeit mit Ungerechtigkeit zurück. Nach ein paar Schritten drehte Caral sich noch einmal um:

Ich habe das Geld nicht gestohlen."

Weit ausschreitend ging er den Weg entlang. Der Regen fiel jetzt weniger heftig, aber feiner, als sparte er seine Kraft, um desto länger zu dauern. Erde und Him­mel flössen grau ineinander. Der Waldrand glänzte wie ein Schiffsrumpf. Dort unten, wo die Straße schmaler wurde, verschwand jetzt langsam der Vater. Er war nur noch ein dunkler Fleck, den der Wald gleich verschlingen würde. Pierrot sah ihn davongehen und dachte: Ich will ihm nachlausen! Ich will ihn aushalten und konnte sich nicht von der Stelle rühren. Es war Wohl eine große unbekannte Kraft, die alles bestimmte. Sie stieß seinen

Vater fort und hielt ihn hier fest. In ihren Händen formte sie das Schicksal aller.

Der Mann dort unten ging immer weiter. Ganz leise, fast unmerklich, schloß sich der Wald um ihn. Pierrot hob den Arm, als ob er winken wollte. Hitze stieg ihm ins Gesicht. Er wollte rufen, aber er mußte immer wie­der seinen Speichel hinunterschlucken. Der Ton wollte nicht heraus. Endlich brach seine Stimme hervor und brannte ihm im Halse wie eine Nestel.

Vater!"

Aber es war zu spät. Schon hatte ihn der Wald ver­schlungen.

Pierrot seufzte. In seinem Kops begannen Gedanken u schwirren wie Bienen. Er hatte Furcht. Er dachte an eine Mutter und begann zu laufen. Er wagte nicht, sich umzuwenden. Immer noch verfolgte ihn der Bienen­schwarm. Als er die Höhe erreicht hatte und die Dächer des Dorfes vor sich sah, blieb er stehen. Wozu laufen? Seinem Unglück konnte man nicht entfliehen. Dort unten im Haus, wo die Mutier in diesem Augenblick das Schweinefutter kochte und vielleicht an ihren Mann dachte, erwartete ihn sein schweres Schicksal. Ein Wort schoß ihm durch den Kopf: Lyon! Dorthin würde der Vater fliehen, zu seiner Schwester, die alle in Cabrolles längst für tot hielten, weil im Hause Carals niemals von ibr gesprochen wurde. Er und die Mutter mutzten den Auf­enthalt geheimhalten. Sie mußten es ertragen, in einer Wolke von bösen Verdächtigungen weiterzuleben. Jetzt, da er um sein eigenes Glück zu kämpfen hatte, mußte er auch noch die Ehre seines Paters verteidigen. Es war zuviel Ungerechtigkeit in der Welt.

Der Himmel hatte sich ganz und gar bewölkt. Stun­den, vielleicht tagelang würde dieser Regen dauern. Pierrot empfand Uebelkeit. Er litt unter dieser schlaffen, tückischen Witterung. Was er brauchte, war ein ehrlicher Kamps, Mann gegen Mann, ein Kampf, in dem der rohe Geruch des Feindes uns wilde Wut einhaucht und der Hatz den Gegner stärker an uns bindet als den eigenen Bruder.

Er aber, er mußte mit dem Nichts, mit der Leere kämpfen.

Wie eine Scheune, in die der Blitz gefahren ist, flammte der Zorn in ihm hoch. Er spie einen Fluch in den Regen. Aber das erleichterte ihn nicht.

Und dann begann er daran zu denken, wie er den Dieb finden konnte.

Neuntes Kapitel.

Gegen Weihnachten kam Marguerite mit einem Knaben nieder.

Einige Tage vor dieser freudlosen Geburt hatte es zu schneien begonnen. Die Weißen Flocken senkten sich auf die Hügel und schwebten in die Talsenken hinab, wo die dunklen Adern der Bäche sie mit fortschwemmten und ver­schlangen. Auf den trockenen Grasbüscheln im Moor blieb der Schnee liegen, aber auf den Zweigen, die noch ein wenig Wärme bewahrt hatten, schmolz er wieder.

In der Weißen Landschaft gewahrte man jetzt deutlich die Nacktheit der Bäume. Schwärzlich und verkrümmt starrten die Zweige der Apfel- und Walnußbäume in den Himmel, und an den Ufern standen zu Füßen der entblößten Pappeln die Sträucher wie Besen.

Auf das frische Weiße Blatt des Winters schrieben die Waldtiere mit Nägeln und Krallen die Berichte von ihren Hungerwanderungen nieder. Manchmal waren ihre Stimmen ganz nah beim Dorf zu hören. Täglich senkte sich der graue Himmel tiefer herab, bis er die Dächer zu berühren schien, und die Lampen hinter den be­schlagenen Fensterscheiben strahlten ein milderes Licht aus. Der Wind bestürmte das Dorf. Tag und Nacht, ohne Unterbrechung, hörte man ihn rütteln, heulen und winseln. Die Fensterläden schlugen krachend gegen die Mauern.

Die Zeit der stillen Einkehr war gekommen. Die Arme ruhten, und die Herzen fanden Muße zur Besin­nung und Selbstprüfung.

Auf Marguerite wirkte der frische Schnee wie ein Balsam, der die Bitterkeit ihrer Gedanken ein wenig linderte. Regungslos lag sie in ihrem Bett, und die weiße Stille hüllte das Haus wie in Watte ein. Sie ver­gaß alles. Nur das Knacken des Feuers in der Küche und die schlürfenden Schritte der alten Torret, die die Wochenpflege übernommen hatte, erinnerten sie ab und zu noch daran, daß sie noch lebte.

Neben ihr in der Wiege, die seit Generationen alle kleinen Pipembois beherbergt hatte, ruhte das Kind. Sie spürte seinen starken, gesunden Atem. Anfangs hatte sie sich dagegen gesträubt, dieses Kind zu lieben, aber das Muttergefühl war stärker. Wenn sie dem Kleinen die Brust gab, überflutete sie eine unwiderstehliche Welle von Zärtlichkeit. Lange betrachtete sie ihn, und sie erbebte bis ins Innerste, wenn sie seinem unschuldigen Blick be­gegnete. Seine Augen baten so ungestüm um Liebe, daß ,hr die Tränen kamen. (Fortsetzung wlgt.)