Das Kreuz am Wege
Erzählung von Peter Ernstthal
Aus der Wettcrnacht troff der Regen in dnten Strömcp--nieder. Ein wildes Rauschen war in den Drähten der Fernsprechleitungen und kam manchmal wie ein wütender Schrei aus der Finsternis der nächtlichen Landschaft.
lieber nasse Schienen zitterte ein Licht, daS ratternd und stampfend näher kam und mit Getöse alS ein roter Funke wieder in Schwärze untertauchte. Einen Augenblick schien die Stille grenzenlos, selbst das Snirmwetter hielt den Atem an, als lausche es diesem Nichts, das dem Poltern deS vorüberfahrenden ZugeS folgte. Doch dann setzte der Lärm der sturmgepeitschten Nacht wieder ein, beinahe noch wütender, grimmiger alS zuvor. Wenn der Blitz die Bäume in seinem Licht sichtbar machte, sah man, wie die Stämme gleichsam ins riesenhafte wuchsen und doch zitterten, als wären sie aus allen Wurzeln gerissen. Von den Bergen brachen tosende Sturzbäche und wühlten sich Flutrinnen.
„Es ist eine Teufelsnacht!" brüllte der Heizer Koll, als er die Feuertür aufriß und mit einer Schürstange in die Feuerglut stach. Der Lokomotivführer schwieg. Die Hand am Dampfregter, den Blick im Ausschnitt deS kleinen Fensters, so stand er an die Maschine gelehnt. als sei er ein Teil des Kolosses, der die Wettcrnacht durchbrauste.
Koll warf die Feuertür zu. Die Stange slog zurück in den Kohlenbunker. Dann lehnte er sich einen Augenblick in die Ecke am Bremshebel. schob die Mütze aus der Stirn hinaus und wischte sich mit einem grauen Tuch den Schweiß vom Gesicht. „Wie damals im Wald Von Czersk, verdammt noch mall" brummte er. Sein Blick siel auf das Wasserstandsglas. Er mußte die Injektoren anstellen, die pustend Wasser in den Kessel pumpten. „He, Harde.nl Wie damals im Wald von Czersk!"
Ein flüchtiges Lächeln traf ihn. ,L8ie war es?" fragte der Lokomotivführer. Wenn ein Blitz aufleuchtetc und seinen Schein in den Führerstand warf, glühte dies Gesicht einen
Herzschlag tote eine grünlichweiße MaSke, die voller Spannung, aber auch voller Ruhe war.
„Militärtransport 19151 Eine Nacht wie diese! Der Sturm hatte den Wald von Czersk ausgeholzt. Na. wie wir dort durchkamen, das ist mir heute noch ein Rätsel. Unsere gute Lok hatte manchen Baum auf die Seite geschoben."
„Ho. hol"
„Ja, ho, hol Der Sturm riß die Bäume aus wie Grasbüschcl und warf sie weg. Damals war der Timm mein Lokführer, der Timm, weißt du, von dem ich dir schon erzählte —"
„Eigentlich war es das nicht. Eine Erscheinung hat uns gewarnt. Du lachst vielleicht, gerade an dem Weg, der den Bahnkörper überquerte, stand ein Kreuz."
Der Heizer stockte. Hardens Gesicht starrte ihn an. „Ein Kreuz!" rief der Lokomotivführer. „es leuchtete grün wie Gift!"
„Ja, woher weißt du es?"
„Es wurde größer und überstrahlte den Wald?»
„Mensch — dasselbe!"
Harden antwortete nicht mehr. Er riß den Reglerhebel herum. Gab Gegendampf. Die Lokomotive schrie wie ein getretenes Tier.
„Bremse!" schrie Harden. Koll gehorchte. Mit ungeheurer Kraft drückten die Wagen nach. Aber der Zug stand in Sekunden, und Harden ließ die Hebel seufzend los und lehnte sich in eine Ecke. -
„Was ist denn?" fragte Koll. Der Lokomotivführer wies hinaus: „Das Kreuz am Wege! Ich sah es eben, als du mir davon erzähltest!"
Zwei Zugbeamte leuchteten dann die Strecke ab. kamen mit bleichen Gesichtern zurück und berichteten, daß kurz vor dem stehenden Zug die Wasserflut den Bahnuntergrund fortgerissen hatte. Auf einer Strecke von fünfzig Meter hingen die Schienen in der Luft!
Koll klopfte Harden auf die Schulter: „Wir sind doch keine Drahtseilbahn! Nee, da warten wir lieber mit unserem Pusteroßk"
Einer tanzt aus der Reihe
Humoreske von Ernst
Dieser Jan Reiners! Schon lange fahndete die Besatzung der „Ella Röhrssen" nach einer Gelegenheit, ihrem Koch eins ausznwischen, weil er wetterwendisch war. auf zwei Schultern trug und im Augenblick immer nur nach seinem Vorteil schielte. Und diese Schmuserei mit dem Alten, dieses Herumtänzeln um ihn! „Deubel nochmal", sagte der Kapitän oft selber, „mir ist das nicht recht, und es paßt mir nicht!"
Nun wurde Kapitän Mhle 69 Jahre alt. Ein Kriegsgeüurtstag, und Jan Reiners beabsichtigte wieder einmal aus der Reihe zu tanzen. Schenken wollte man dem Alten etwas, natürlich, aus zweierlei Gründen; einmal des Festes wegen und zum anderen würde sich der Käppen nicht lumpen lassen. Sechs Jahrzehnte versprachen allerhand „Feuchtigkeit". und der ging man in dieser Form im allgemeinen ungern ans dem Weg.
Eine Bowle mit zwölf Gläsern wurde nach langer Beratung für würdig und zeitgerecht empfunden, des Kapitäns Herz höherschlagen zu lassen. Durch eine Sammlung kam der Betrag dafür zusammen.
Jan Reiners war der einzige, der meckerte, als er seinen Obolus beisteuerte. Ausgerechnet eine Bowle! Was sollte der Alte damit? Die stellte er zu Hause auf den Küchenschrank, und dort verstaubte sie, noch nie hatte er ihn in seinem Leben eine Bowle trinken sehen. Er zum Beispiel würde allein dem Käppen etwas schenken, darüber des Alten Herz einige tolle Sprünge machen würde. Dann war er so dumm, es zu verraten. Den größten, dicksten und fettesten Spickaal, den er erstehen könnte, wollte er Kahle in die Hand drücken. Das wäre zeitgerecht und die anderen würden erleben, wie dieser greifbare Genuß seine Augen zum Leuchten brächte. Er kannte doch zu gut und zu genau den Geschmack des Kapitäns und seine Ansichten über die materiellen Dinge des Lebens. So ein Glasgeschirr, das imponierte nie dem Alten!
„Denn nian tau, den mok dat man so", grünste Bootsmann Wilhelm, der Vorstand des Geburtstagskomitees, in sonniger Gemütlichkeit. Aber eine gemeinsame Uebergabe der Geschenke, die machte natürlich der Koch mit. Um 10 Uhr wollten sie sich alle im „Löwen" treffen.
Niemand ahnte, daß der Bootsmann eine Gelegenheit sah, Jan Reiners die längst zugedachte Quittung zu überreichen.
Dann saßen sie im „Löwen". Die Bowle sauber verpackt, und an Jan Reiners Seite ein Sonderpaket mit einem blauen Band verschnürt. Der Spickaal...! Die Beine hätte er sich abgelaufen.'aber sie sollten die Freude des Alten erleben, das wäre kür ihn das Höchste und Schönste, prahlte er. direkt Sonne für sein Seemannsherz. Dabei übersah er die feindliche Einstellung und den Unwillen keiner Kameraden, aber auch eine versteckt lauernde
Hermann Plchnow
Hinterlist. Würde das mit des Bootsmanns Idee klappen? Abwarten!
Zunächst wurde eine Vorfeier durch diverse und kräftige Runden eingeleitet. Dann meinte der Bootsmann: einer von ihnen müßte dann auch eine Rede halten mit festlich beschwingten Worten und an des Alten seelisches Innere appellieren. Das könnte natürlich niemand besser als der immer so redegewandte Koch Jan Reiners. Noch wo er ein privates Geschenk machte, wäre es seine Pflicht, dieses Amt zu übernehmen. Geschmeichelt stellte sich der Koch sofort zur Verfügung. Das wäre sein Fall! Aber weiter, der Bootsmann war noch nicht am Ende: ob man denn nicht daran gedacht hätte, was eigentlich noch fehlte? Hm...? Zu einer Geburtstagsfeier gehörte doch eine Blume, ein Alpenveilchen oder eine „Pregumie" oder wie das Ding hieße. Die müßte man noch besorgen. und da man zustimmte und jeder bereit war. noch einen Betrag zu geben, fiel nach einigem Hin und Her wieder die Wahl auf den Koch, sofort ein derartiges „Gemüse" zu besorgen, das er mit dem vielgerühmten Spickaal und der Bowle überreichen sollte.
So viel Ehre hob sichtlich die Eitelkeit des Kochs, und mit noch einem Kameraden ging er aus. den Rahmen für die Feierlichkeit zu erwerben. Während seiner Abwesenheit geschah das Verhängnisvolle für den Smutje.
Eine Stunde später standen alle Mann an^ Deck. Vor ihnen Käppen Kahle mit einem freudig schmunzelnden Gesicht. Jan Reiners begann im zuerst stockenden Redefluß seine Worte feierlich zurechtzubiegen. Bootsmann Wilhelm kniggerte mit seinen Kameraden in sich hinein. Gleich kam das dicke Ende... Junge, Junge, was würde der Smutje türmen.. .1
Der überreichte dem Kapitän im Namen der Besatzung zuerst die Bowle und dann mit besonderem Nachdruck und mit vor Selbstgefälligkeit triefenden Eigenlob das Paket mit dem Spickaal.
. Damit hoffte er das Herz des Kapitäns ganz zu gewinnen, denn er wußte ja, wie dieses edle Tier der Meere und Flüsse in geräucherter Form des Käppen Magen erfreuen würde.
Die Besatzung hatte Mühe, sich zu beherrschen und nicht mit einem tollen Lachen herauszuplatzen.
Dann dankte Kahle, er freute sich gewiß über das sinnige Geschenk und das mit dem Spickaal ... ein bißchen unwillig verzog er dabei das Gesicht... erkenne er voll und ganz an. Und nun wollte man gleich die Geschenke würdig betrachten.
Mildem löste er das blaue Band vom Paket, wickelte es langsam aus... und da konnte sich die Besatzung nicht mehr halten. Was der Kapitän in der Hand hielt, war... ein Stück alter Fahrradmantcl ... nur kein Spickaal!
Der Smutje stierte es entgeistert und erstarrt an, riß weit die Augen und den Mund
auf, und des Käppen Gesucht wurde länger und länger, und schließlich knallte er unter dem Hohngelächter der Mannschaft den Fahrradmantel Jan Reiners vor die Füße.
„Deubel nochmal, so was . . ." schimpfte er empört, drehte sich um und verschwand. ohne noch ein Wort zu sagen. Der Koch suchte ebenfalls das Weite, wütend und geladen, den Sachverhalt ahnend, hob er drohend die Faust gegen seine Kameraden.
Das wollte er ihnen anstreichen. Jetzt war er bei dem Alten völlig untendurch.
Nun. eine halbe Stunde später brachte Bootsmann Wilhelm den richtigen Spickaal Käppen Kahle in die Kajüte.
Nur von wegen den Koch ein /bißchen man zu kurieren, hätten sie im „Löwen" den Spickaal mit dem Fahrradmantel vertauscht, meinte er. Der Käppen möchte es entschuldigen, aber er kannte Jan Reiners auch, wüßte, wie er immer aus der Reihe tanzte, seinen Vorteil suchte und manchmal auf die Kameradschaft pfiff. Kahle möchte es
Der Smutje stierte es entgeistert und erstarrt an. ritz weit die Augen und den Mund auf.
Zeichnung: Ater Harder iM)
verstehen, an sich wäre cs ja nicht richtig ge- Wesen, das habe man auch eingesehen.
Kahle zeigte hinter Lachen Verständnis. Abends bei der eigentlichen Feier haben sie den Koch noch gründlich hochgenommen, nur er hat sich das für die Zukunft gemerkt.
Von Alfred Hein
Jedesmal, wenn ich zärtliche Schwäne nebeneinander aus stillem Waldsee in ihrer edlen Haltung erblicke, fällt mir das erschütternde Erlebnis ein, das mir ein gefangener Russe während des Krieges in einer Nacht erzählte, ehe er mit zehntausend anderen, die in der Sommeroffensive 1.915 gefangen wurden, nach hinten ging.
Unsere Unterhaltung begann so, daß ich ihn fragte, warum er Tränen in den Augen hätte. Da er wie viele Russen aus den baltischen Provinzen deutsch verstand und sprach, schüttelte er den Köpf und stammelte: „Schuld sind die Schwäne. Die Schwäne von der Wolga- guelle!"
Ich forschte weiter. Was ich nun erfuhr, ergriff auch mich sehr tief:
Wenige Wochen vor Kriegsausbruch begleitete Pfotr Jwanowitsch als Bursche seinen Leutnant Sjokolski auf einer Entenjagd im hügeligen, waldverwunschenen Quellgebiet der Wolga. Da geschah es in der Nähe der „Tfchassownasa". so nennen die Russen eine hölzerne Kapelle, die zum Segen der Wotga- quelle vor Jahrhunderten erbaut ist. daß riesige Entenschwärme aus den Sümpfen geradezu wolkendüster zum Himmel emporstiegen, um sich dann wieder auf einem großen, versumpften und schilfumwucherten Waldsee niederzulassen. Leutnant Sjokolski lauerte voll Jägerfieber, daß er zu Schuß käme. Zwanzig Schritte weiter in einem Erlengestrüvp saß aus ausdrücklichen Befehl seines Herrn regungslos Pjotr Jwanowitsch und betrachtete voller Wohlgefallen durchs Erlengestrüvp zwei still dahinschwimmende Schwäne. „Sie libben sehrr viel. Weibchen bleibt Witwe, wenn Männchen tot geht, und Männchen kann nicht leben ohne Weibchen."
Da fiel der verhängnisvolle Schuß. Das heißt, so erzählte Pjotr weiter, ein Schuß, der einer herabschießenden Wildgans galt, traf den heiligen Zarenvogel, die Schwanenfrau, am unteren 8-Bogen des Halses. Der Kopf der Schwänin kippte hinten über, ein paar-, mal schlugen die sich rot färbenden Flügel das Wasser, das auch bald rot erglänzte. Der aus dem edlen Gleichgewicht verrenkte Kopf tauchte, über den Leib hängend, in die Fluten; der Schwanenleib drehte sich. Hilflos reckten sich die Füße des toten Schwanenweibchens nach oben.
Der männliche Schwan verharrte eine Weile regungslos auf der Stelle, an der vor seinen entsetzten Augen das Unheilvolle -geschah, was ihm geschehen konnte. Dann wich er mit ein Paar Nuderstößen seiner Füße zurück. Er er- erstarrte vollends, als der Kopf des Weibchens verschwand. Alsdann begann er zunächst aus dem Wasser ein wildes, stumm klagendes Umkreisen der Tuten. Er peitschte mit seinen riesig geweiteten Flügeln das Wasser; bald war auch sein Gefieder vom Blut der Toten gerötet. Nun aber erhob er sich zum Flug. In immer größeren Spiralen schraubte er sich über der Toten höher, und hoch oben verengerte er die Flugkreise, deren Mittelpunkt für ihn der hilflose Leichnam der Schwanenfrau blieb.
Jetzt hielt er, viele tausend Meter hoch, inne. Er schien im Zenit zu erstarren. Im nächsten Augenblick aber ließ sich der Schwan, ohne die Flügel schützend zu spreizen, pfeilgerade hinabsausen; er schlug neben der Toten auf die Wasserfläche wie ein Klotz. Seine Weiße Brust barst. Er starb, sein Blut mit dem Blut der Geliebten mischend.
Den Schuß hatte Leutnant Sjokolski abgegeben. Bon Stund an war der sonst so sröh-
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liche Leutnant ein Schwermütiger. Er hatte, seine Jagdflinte mit einem Fluch weggeschleudert. Als der Krieg ausbrach, hatte er Pjotr' grimmig angelächelt: „Gott sei Dank." Denn er- suchte den Tod auf jeder Patrouille, in jeder - Schlacht. Aber der Tod ging an ihm vorbei; Sjokolskis Kugelsicherheit grenzte ans Wunderbare. Der Leutnant wurde wieder lebensfroher, der Fluch schien von ihm genommen.
„Doch heute früh, als wir angriffen", erzählte Pjotr Jwanowitsch, „marschierten wir zunächst ln den frohen Morgen. Da kamen wir an einem großen, stillen See vorbei. Und aus dem See schwammen zwei Schwäne. Ich wollte den Blick meines Leutnants fortlenken. Aber er hatte sie längst gesehen. Denn er war erbleicht. „Heut ist es aus, Pjotr". sagte er. Er lächelte. Sehr erlöst lächelte er; als würde eine Last von seinen Schultern genommen, reckte er sich dabei.
Bald darauf, so schloß Pjotr, fiel ein einziger Schuß. Eine deutsche Patrouille, die sofort wieder im Walde jenseits des Sees verschwand. hatte ihn abgegeben. Dieser Schuß tras das Herz des Leutnants in dem Augenblick. da das russische Bataillon auf dem Seeuferweg marschierte und die beiden Schwäne mit erhabener Ruhe an diesem Ufer entlangschwammen.
Er hat es im Kopf
Eines Tages im Jahre 1883 besuchte Rossini! in Paris seinen Verleger. „Herr Rossini", sprach dieser zu ihm. „Ich muß Sic um etwas bitten, ich brauche zwölf Romanzen. Wollen Sie wohl die Güte haben, die mir zu schreiben?"
„Zwöts Romanzen", erwiderte Rossini, „das ist ja ein ganzes Album voll, ich arbeite gegenwärtig nicht, ich will auch gar nicht arbeiten!"
Der Verleger setzte ihm auseinander, daß das Schreiben von Romanzen für ein Genie wie. er doch keine Arbeit sei. Bei dieser Schmeichelei wurde Rossini schon zugänglicher. Als der Verleger sich aber verpflichtete, sofort bei der Ablieferung des Manuskriptes 12 000 Franken zu zahlen, war Rossini einverstanden.
Er hatte kaum die Straße betreten, als er den Bassisten Lablache traf. Sie gingen beide in das italienische Theater. Im Büro des Direktors fand Rossini ans dem Tisch ein Album, in das er einst eine Romanze geschrieben hatte. Lablache fragte den Komponisten, warum er diese Romanze nicht herausgegeben habe.
„Ich hatte sie der Malibran geschenkt. Das Album gehört ihr. und ich habe nicht mehr an das Lied gedacht. Aber Sie geben mir eine Idee! Mein Verleger verlangt zwölf Romanzen von mir. Wie wäre es, wenn ich ihm alle die geben würde die ich für die Albums meiner Freunde geschrieben habe?"
„Das müßten sie tun, aber es wird schwer sein, die zerstreuten Manuskripte zu sammeln."
„Wieso zerstreut?" fragte Rossini.
„Nun. in Deutschland. England, in Italien, in allen Orten, denn Sie haben ja Freunde in allen Teilen der W">1"
Da erwiderte Rossini lächelnd: „Ich brauche die Mnuikripte nicht. Was ich geschrieben, habe ich im Kopf. Sie sollen sehen."
Er nahm ein Blatt Notenpapier und fing an, im Beisein des staunenden Sängers die zwölf Romanzen hintereinander aufzuschret- ben. Sie sind unter dem Titel „Zoirse« ln»kiivaloü" noch jetzt bekannt. X
Am gleichen Abend zahlte der Verleger de« Komponisten 12000 Franken.