Vom Bodensee 11.Jan. Bei Münster- llngen erschoß ein Jäger einem Villenbssttzer 4 prachtvolle Schwäne, die sich auf dem See aufhielten. Der Weidmann will sie für Schnee­gänse gehalten haben.

München, 11. Jan. Die von der liber­alen Fraktion im bayrischen Landtage emgereichie Interpellation an den Minister des Innern wegen der Erschießung des Stu- denken Mosche! durch einen Schutzmann kam gestern bei überfüllten Tribünen zur Besprechung. Der liberale Münchener Abgeordnete Schön begründete die Interpellation. Staatsminister von Brett reich gestand die Mängel in der Organisation und der Auswahl der Schutzleute zu uns bemerkte, daß eine Neuregelung in die Wegs geleitet sei. An die Interpellation knüpfte Ach eins dreistündige lebhafte Debatte, die aber nichts Wesentliches Neues bot.

Berlin 11. Jan. (Deutscher Reichstag.) Auf der Tagesordnung steht der Gesetzentwurf be­treffend die Haftung des Tierhalters. Staatssekretär Nieberdirrg begründet die Vorlage, die den 8 833 des B.-G.-B. dahin ändert, daß die Ersatzpflicht nicht etntriit, wen» der Schaden durch ein Haustier verursacht wird, das dem Beruf, der Euverbslätig- keit oder dem Unterhalt des Tierhalters zu dienen bestimmt ist und entweder der Tierhalter bei der Beaufsichtigung des Tieres die im Verkehr erforder­liche Sorgfalt beobachtet oder der Schaden auch bet Anwendung dieser Sorgfalt entstanden fein würde. Die Ausführungen des Staatssekretärs wenden sich vor allem gegen die Annahme, daß der Entwurf eine einseitige agrarische Tendenz verfolge. Abg. Ha ge mann (natl.) stimmt dem Staatssekretär zu und hält KomAissionsberaiung nicht für erforderlich. Abg. Wagner (kons.) tritt gleichfalls für die Vor­lage ein. Zu Gute würde dicscs Gesetz hauptsächlich kleineren Leuten kommen, namentlich den kleinen Fuhrunternehmern. Abg. Baren hör st (Rp.) seist darauf hin, daß auch eine große Anzahl Handels­kammern sich für eine Milderung des 8 833 aus­gesprochen haben. Abg. Molkenbuhr (Soz.) be­merkt: Von einer Aenderr-ng des ß 833 wolle das Volk nichts wissen. Er beantragt Kommissions- beratuug. Abg. Schmidt-Warburg (Zentrum) erklärt sich für das Gesetz. Abg. Cyssliug (frs. Bp.) steht der Vorlage sympathisch gegenüber, hält aber eine Komwissionsberatnng für nötig. Aus der weiteren unerheblichen Debatte ist noch eine Er­klärung des Abg. Dooe (frs. Dg.) zu erwähnen, der bemerkt, auf gewerblichem Gebiet fei man be­kanntlich von der Haftpflicht zur Zwaugsversicherung gekommen und cr meine, dieser Weg könnte auch hier beschritien werden, also die Tierhalter zur Ver­sicherung genötigt werden. Mit seinen Freunden wurde er gerne bereit sein, falls das HanS nun einmal etwas am B.-G.-V. ändern wolle, auch gleich den Massenschadcn in das Gesetz hiueinzul-ringen. Redner empfiehlt im Allschluß hieran kommissarische Beratung. Nach weiterer Debatte schließt diese und der Antrag auf kommissarische Beratung wird abgelehnt. Es folgt dir erste Lesung der Vorlage bette fftnd Aenderung des 8 63 des Handelsgesetzbuchs. Dar­

nach soll der Anspruch erkrankter Handlungsgehilfen auf Weiterzahlung des Gehalts für 6 Wochen fortan nicht mehr durch vertragliche Abmachungen aus­geschlossen werden dürfen. Andernfalls soll ihnen fortan, das, was sie gesetzlich an Krankengeld er­halten, auf das Gehalt angerechnct werden dürfen. Staatssekretär Nieberding empfiehlt die Vorlage unter Hinweis auf die widersprechenden Urteile der Kaufmannsgerichte nnd verteidigt die Kompromiß- Fassung, die in dem Abzug der Kranken- und Unfall­rente liegt. Abg. Nacken (Zentrum) lehnt den Entwurf als unsozial ab, da den Handlungsgehilfen von dem während der Krankheit gezahlten Gehalt, das ihm gesetzlich zustchende Krank mg ld abgezogen werde. Eine solche Sozialpolitik mitzumachen lehnten seine Freunde ab. (Lebhaftes Bravo im Zentrum.) Nach Ausführungen des Abg. Gans Edler zu Putlitz (kons.), der eine unzweideutige Fassung des 8 63 des Handelsgesetzbuches nnd zwar zu Gunsten der Handlungsgehilfen verlangt, vertagt sich das Hans. Montag 1 Uhr Fortsetzung, vorher Vertrag mit Belgien und Italien berr. Oberhohettsrechte an Werken der bildenden Kunst und Photographie, Gewerbenovelle.

Berlin 11. Jan. Dis gestern Mittag vor dem Abgeordnetenhaus und in den anliegenden Straßen veranstaltete Demonstration zu Gunsten des allgemeinen Wahlrechts in Preußen hat zu einer ganzen Reihe von Sistierungen geführt. Nicht weniger als 79 Männer und 9 Frauen sind von der Polizei festgenommsn und zur Wache gebrecht worden. Die Sistierungen haben nicht nur vor dem Landtage, sondern namentlich in den ersten Nachmtttagsstunden im Innern der ganzen Stadt stattgefundsn. Auch am Abend vorher hat die Polizei mehrfach auf den Straßen einschreiten müssen.

Lodz, 11. Jan. Das Militärgericht verurteilte 2 Arbeiter, dis am 23. Mai v. JZ. den Direktor der Fabrik Poznan« ky ermordet hatten, zum Tod und einen dritten wegen Nicht­anzeige der Schuldigen zu 15 Jahren Zwangsarbeit.

Moskau 12. Jan. Wegen starker Schnee- stürms und Kälte bis zu 30 Gr. stockt seit drei Tagen der Bahnverkehr vollständig. Nächst Kerm ist ein Eilzug eingefroren. Die Passagiere haben entsetzliches Leiden airszustehen.

Odessa 12. Jan. Da dis Sappeure die wegen Meuterei zum Tods verurteilten Kame­raden zu erschießen sich weigerten, hat General Kaulbars angeordnet, das Todesurteil durch den Strang zu vollziehen.

London 11. Jan. DieTimes" widmet der Nachricht von der Proklamierung Muley Hafids zum Sultan von Fez einen längeren Kommentar, in dem sie sagt, es ist ein­leuchtend, daß dieses Ereignis dazu angetan ist, die Anarchie und Unruhe im Lands zu vermehren. Er bleibt abzuwarten, in welchem Umfange die Proklamierung geeignet ist, dem Kampf zwischen

den beiden streitenden Brüdern ein Ende zu machen. Jedenfalls wird sie die Beunruhigung über die marokkanische Frage erhöhen und die Paeificlerung in den Hafenstädten, die vom europäischen Stand­punkt aus wünschenswert ist, verzögern. Es ist wahrscheinlich, daß die Nachricht für die französische Regierung eine bittere Enttäuschung bringen wird, zumal für Pichon, dessen Besuch in Madrid den Zweck hatte, eine annehmbare Lage zu schaffen. Man darf hoffen, daß die Franzosen ihrem Wunsche Folge geben werden, ihre Streitkräfte au« Casa­blanca zurückzvziehen und die Stadt den Truppen Abdul Asts zu übergeben.

Tanger 11. Jan. Nachrichten von größter Tragweite kommen nun aus Fez: Es wird amt­lich bestätigt, daß dot der Sultan Abdul Asis abgesetzt undMulayHafid am 4. ds. Mt», in der Moschee zu Fez zum Sultan aurgerufen worde. Der Grund der Absetzung Abdul Ast« ist seine Haltung gegenüber den Europäern und Frankreich. Abdul Asts wird beschuldigt, das Eindringen der Christen in das marokkanische Gebiet geduldet zu haben und mit ihnen wegen der Organisation der Polizei, dis den marokkanischen Ucbsilieftrungen und Gebräuchen widerspreche, im Einvernehmen zu stehen. Der .heilige Krieg" ist erklärt worden. In Fez ist ein Kalifat Mulay Hafids errichtet worden.

New-Jork 12. Jan. Vorgestern nacht brannte das 13stöckige Parker-Gebäude, in welchem mehrere Firmen ihre Geschäftsräume hatten, ob Da man befürchtet, daß die Mauern des abgebrannten Hauses einstürzen, wurde der Straßenbahnvsrkehr eingestellt und umfassende Vorsichtsmaßregeln seitens der Behörden getroffen. Bei den Löscharbetten wurden 3 Feuerwehrleute gelötet. Der Schaden beträgt 1 */i Million Dollar,

Vermischtes.

Paris vor hundert Jahren. I« Januar 1808 zählte Paris 600000 Einwohner. Heute zählt es 2800000. Im Januar 1908 führte man die Gasbeleuchtung ein und 300 Feuerbecken beleuchteten das Hospital Saint-Louis unter Anwendung der Erfindungen des Chemikers Darrst. Heute verlangt man überall elektrisches Licht. Im Januar 1808 kündigte die Privatpost eine Herabsetzung der Preise und der Fahrtdauer zwischen Paris und Lüttich an: 4 Tage Fahrt nnd 67 Frs. 50 die Kosten des Platzes. Heute fährt man 4 Stunden.

BoranSfichtliche Witterung:

Teils heiter, teils nebeliges Frostwetter.

Nttßksskl die hmMdk» Mgcl nicht.

Bester Holmes!"

Habe ich recht?"

Gewiß, aber wie ... ?"

Er lachte über mein verblüfftes Gesicht.

Du hast so eine entzückende Unschuld an dir» Watsou. Es ist ein wahres Vergnügen für mich, meine schwachen Fähigkeiten ein bischen an dir zu üben. Ein Herr geht an einem trüben, regnerischen Tage aus.

Am Abend als er zurückkommt, sieht er aus wie aus dem Ei gepellt; Hut und Stiefel find noch tadellos glänzend. Also ist er den ganzen Tag an einem Ort gewesen. Intime Freunds hat er nicht. Wo kann er also gewesen sein? Ist es nicht selbstverständlich?"

Allerdings, ziemlich selbstverständlich."

Die Welt ist voll von selbstverständlichen Dingen, aus die kein Mensch je achtet. Wo, glaubst du, bin ich gewesen?"

Ebenfalls den ganzen Lag zu Hause."

Im Gegenteil, ich war in Devonshire."

Im Geiste?"

Ganz recht. Mein Leib ist in diesem Lehnstul geblieben und hat, wie ich mit Bedauern bemerke, rn »reiner Abwesenheit zwei große Kannen Kaffe und eine unglaubliche Menge Tabak vertilgt. Als du weg warst, ließ ich mir von Stamsord die Generolestabrkarte von diesem Teil des Moores besorgen, und mein Geist hat den ganzen Tag über jenem Erden­fleck geschwebt. Ich schmeichle mir, ich könnte dort jetzt meinen Weg allem fmden."

Die Karte ist wohl in großem Maßstabe gehalten?"

In sehr großem!" Er rollte eins von den Blättern auf und brertete es aus seinem Knie aus.Hier hast du die Gegend, um die es sich für uns handelt. Da in der Mitte ist Baskerville Hall."

Dar mit dem Walde rund herum?"

Ganz recht. Ich nehme an, daß der Taxurgang, obwohl er nicht unter diesem Namen auf der Karte eingetragen ist, stch in dieser Richtung ent­lang erstreckt; wie du stehst, ist rechts davon das Moor. Dieser kleine Häuserklumpsn ist das Dörfchen Grimpen, wo unser Freund Dr. Mortimer sein Hauptquartier hat. In einem Kreise mit einem Radius von fünf Meilen find, wie du siehst, nur ein paar ganz weit verstreute Gebäude vorhanden. Hier ist Laster Hall, wovon in der Geschichte die Rede war. Da ist ein Haus eingezeichnet, das vielleicht der Wohnsitz des Naturforscher« ist Stapleton ist sein Name, wenn ich mich recht erinnere. Dann hier zwei Moorbauernhäuser, High Tor und Foulmir. Dann in einer Ent­fernung von vierzehn Meilen das große Zuchthaus von Princetown. Zwischen diesen weit verstreuten Punkten und rund um sie herum erstreckt sich da« trostlose, unbelebte Moor. Dies also ist der Schauplatz, auf welchem die Tragödie sich abgespielt hat und vielleicht mit unserer Hilfe sich weiter entwickeln wird."

Es muß eine schaurige Gegend sein."

Ja, sie paßt zu einem großen Verbrechen. Wenn je der Teufel den Wunsch hätte, stch in menschliche Angelegenheiten einzumischen. . .

Du neigst also selber zu einer übernatürlichen Erklärung?"

Des Teufel» Werkzeuge können wohl von Fletsch und Blut sein, nicht wahr? Wir müssen von zwei Fragen ausgehen: Ersten», ob über­haupt ein Verbrechen begangen ist; zweiten», wort» bestand da» Verbrechen, und wie wurde es vollbracht? Natürlich, wenn Dr. Mortimer» Vermutung richtig ist, wenn wir es mit Mächten zu tun haben, dis außerhalb der ge­wöhnlichen Naturgesetze stehen, so hat unser Suchen ein Ende. Aber wir haben die Pflicht, alle anderen Hypothesen bis zu Ende zu verfolgen, ehe wir diese eine gelten lassen. Wenn'» dir recht ist, so können wir wohl das Fenster wieder schließen."

(Fortsetzung folgt).