Amtl.NCDAP'MchrWen^^

Amtliche Nachrichten

Der Herr Kultminister hat versetzt die Lehrerin für Handarbeit und Hauswirtschaft Ella Ninow 'n Calmbach nach Langenau, Kreis Ulm.

Auf Zündeln im Freien steht Gefängnis

Wichtige Bestimmungen für Fahrten ins Ginne

Die Hitzeperiode hat in Norddeutschland schon wieder Heide- und Moorbrärrde von gewaltigen Ausmaßen im Gefolge gehabt, bei denen beträchtliche Werte ein Raub der Flam­men geworden sirid. Eine große Zahl dieser Brandkatastrophen entsteht nachweislich im­mer wieder dadurch, daß Ausflügler beim Rauchen und U-ingrng mit Feuer es au der erforderlichen Sorgfalt fehlen ließen.

Der Reichsführer SS und Chef der Deut­schen Polizei bringt deshalb einem RunL- rrlaß die zur Verhütung und Bekämpfung von Wald- und Heidebränden erlassenen ge­setzlichen Bestimmungen zufammenfässend in Erinnerung. Diese Bestimmungen gehen jeden Volksgenossen an, der bei seinen Wan­derungen und Ausflügen Wald, Heide oder Moorflächen berührt. Ihr Nichtbeachten hat hohe Geldstrafen, sogar Gefängnisstrafen zur ! Folge.

Wer Wald, Heide oder Moorflächen durch verbotenes Rauchen oder Anzürrden von Feuer oder in sonstiger Weise in Brandge­fahr bringt, wird mit Gefängnis bis zu drei Mouate und mit Geldstrafe oder mit einer dieser Strafen bestraft. Strafbar macht sich jeder, der in der Zeit vom 1. März bis 31.. Oktober im Wald oder auf Moor- und Heide­flächen oder in gefährlicher Nähe ohne Er­laubnis des Grundeigentümers Feuer anzün­det beziehungsweise das mit Erlaubnis ange­zündete Feuer auszulöschen unterläßt.

Jeder Volksgenosse ist berechtigt, ja sogar verpflichtet, zur Verhütung und Aufklärung von Wald- und Heidebränden einzugreifcn und Hilfe zu leisten. Wird jemand auf fri­scher Tat betroffen, so ist, .wenn seine Per­sönlichkeit nicht sofort festgestellt werden kann, jedermann befugt, ihu festzunehmen und der nächsten polizeiliche Dienststelle zu übergeben. Ferner ist jeder, der den Ausbruch eines Schadenfeuers bemerkt, zur Meldung an die nächste Polizei- oder Feuerwehrdienststelle verpflichtet. Personen, die dieser Pflicht vor­sätzlich nicht Nachkommen, werden mit Geld- - strafe bis zu 150 Reichsmark bestraft.

In die Bahnschranke gefahren. Gestern nachmittag gegen ll5 Uhr fuhr ein aus Rich- jung Wildbad kommender Lastkraftwagen jn die geschlossene Bahnübergangsschrankc, beim Bahnhof Süd. Durch den Anprall wurde die Schranke zertrümmert. Der Fah­rer konnte sein Fahrzeug erst auf Len Schie- neu zum Halte» bringen. Der von Pforzheim

her erwartete fahrplanmäßige Zug konnte die Strecke unbehindert passieren.

Die Bäderstadt war am Sonntag wieder das Ziel vieler tausenden von Volksgenossen aus nah und fern. Ein Sonderzug brachte allein ans Bietigheim 1000 Besucher der Reichsbahnkameradschaft Bietigheim nach Wildbad, die am Bahnhof von Berkehrsdirek­tor Dr. Jäger im Namen der Stadt be­grüßt wurden. Anschließend faird eine Be­sichtigung der Sehenswürdigkeiten sowie kleine Wanderungen in die Umgegend der Stadt und auf die Berge statt. Die Berg­bahn hatte infolgedessen wieder einenGroß­kampftag", ebenso unsere Polizei, die für die Verkehrsregelung durch Hilfspolizeikräfte un­terstützt wurde. Die Zahl der gemeldeten Fremden hat nunmehr die Zahl 7000 über­schritten. Von der Badberwaltung werden täglich über 1000 Bäder verabreicht.

Gastlichkeit in Württemberg

Arbeitstagung der Wirtschaftsgruppe Gast­stätten- «. Behcrüergungsgcwcrbc

Wildbad, 19. Juni. Unter dem Vorsitz von Gaupropagaudaleiter Mauer, dem Leiter des Laudesfremdenverkehrsverbandes Würt- temberg-Hohenzollern, fand in Wildbad eine Arbeitstagung des Hotelausschusses derWirt- schnftsgruppe Gaststätten- u. Beherbergungs- geweübe statt, die sich u. a. auch mit den Richt­linien zur Hebung der Gaststättenkultur be­faßte. Um die Ausstattung und Einrichtung von Gaststätten- u. Beherbergnngsbetrieben, soweit erforderlich, zu verbessern, die Gast­lichkeit zu fördern und um sicherzustellen, daß die Leistungsfähigkeit und der Leistungswille der Gesanrtheit der Betriebe nicht durch Min­derleistung einzelner im Ergebnis gefährdet wird, äst nun eine Kommission zur Besichti­gung der Betriebe gebildet worden. Den Vorsitz der Kommission für das gesamte Gau­gebiet übernahm der Leiter des LFV, Gau­propagandaleiter Mauer, er berief gleichzei­tig den Geschäftsführer des LFV, Direktor Mühlhäuser, zu seinem Beauftragten. Die Wirtschastsgruppe Gaststätten- und Be- herbergungsgewerbe ist in der Bcsichtignngs- 'kommission vertreten dirrch Nitterabtrilungs- leiter Rommel und Bezirksfachgruppeuleiter, Reichert tu Stuttgart. Partei und Staat sind ebenfalls durch Beauftragte in der Kom­mission vertreten, deren Geschäfte LnrchHerrn. Dr. Röuisch von der Wirtschaftsgruppe Gast­stätten- und Beherbergungsgewerbc geführt werden.

Im Anschluß an die Arbeitstagung Hat die Kounnission ihre Tätigkeit ausgenommen und eine Anzahl Betriebe in Wildbad besich­tigt.

Engelsbrand, 19. Juni. Unter sehr starker Anteilnahme der Einwohnerschaft wurde ge­stern -nachmittag die nach kurzer Krankheit im Alter von nahezu 87 Jahren gestorbene Ehe­

frau Marie Schöninger, geb. Burghard, zu Grabe geleitet. Am Ostermontag d. I. hatte sie mit ihrem Gatten Jakob Schöninger die diamantene Hochzeit gefeiert. Da ihrem Ehebnnde sechs Kinder entsprossen waren, wurde ihr beim Muttertag das silberne Ehren­kreuz der deutschen Mutter verliehen.

Die nationalsozialistische Wettan- schammg im außenpolitischen Kampf

Höfen a. L. Enz, 17. Jmii. Am letzten Freitag abend hielt die Ortsgrllppe der NSDAP im Gasthaus zurSonne" einen Mitglieder-Appell ab. Einleitend gab der Ortsgruppenletter u. a. bekannt, daß Hö­fen nach der Zahl seiner NSV-Mitglieder im Kreis Calw an erster Stelle stehe; diesen Vor­sprung gelte cs auch in der Zukunft zu halten.

Im Mittelpunkt des Abends stand ein Schulungs-Vortrag von Pg. Kern aus Wildbad über:Die nationalsoziali­stische Weltanschauung im außenpolitischen Kampf". Er ging aus von der schlechten Bi­lanz, mit der das deutsche Volk im ver­gangenen Jahrhundert abgeschnitten hat. Da­mals sind wir zumVolk ohne Raum" ge­worden, damals hat jüdische Geld- und Macht­gier uns ins Joch der Zinsknechtschaft ge­zwungen, damals ist von Volksfeinden der Klassenkamps des Arbeiters gegen den Unter­nehmer entfesselt worden. Zn dieser Urtter- höhlung unserer Volkskraft kam im ersten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts die englische Einkreisung. Solch einem doppelten Angriff sind wir erlegen, weil uns die einheitliche nationale Ausrichtung, der Kraststrom einer völkischen Wettanschauung, fehlte. Heute be­finden wir uns wieder in einer ähnlichen Lage, wie in der Zeit vor 1911. England sieht in uns aufs neue Lasgefährliche Volk", das vernichtet werden muß daher die krampfhaften Einkreisuugsversuche, die scham­lose Hetz- und Lügenpropaganda, die Ver­suche, in Deutschland Zwietracht zu säen zwi­schen Bolk urch Führer. Mit Waffengewalt ist nichts gegen uns auszurichten; darum ist es unsere heiligste Pflicht, auch weltanschaulich ein Block von Stahl zu werden, an dem die Airgriffe fremder Sender, fremder Hetzblät­ter, fremder Brunnenvergifter wirkungslos zerschellen. Der Führer hat uns ausgerufeu: Deutsches Volk, du sollst mir Helsen! Wir tun es, wenn wir nns einreiheu in die weltan­schauliche Front des Nationalsozialismus. Nur so sind wir uuvesicglich; mrr In diesem Fall werden unsere Feinde einen Krieg Weil aussichtslos vermeiden. Wer von uns aber die innere Geschlossenheit der Nation nicht fördert oder gar gefährdet, der trägt mit an der schwersten Verantwortung der Schuld am Krieg!

Ettlingen, 20. Juni. Am Sonntag abeird rannte am Bahnübergang der Rheinstraße ein vom Reichsüahnhof kommender Kraftrad- sahrer gegen den Triebwagen elnS nach

Psetsl-Oegsnlsstton

Ortsgruppe Ne«e«Lürg. Zur Sonnwcnd- Feier am 21 . Juni 1939, abends 9 fl Uhr, auf der Großen Wiese wird die gesamte Bevölke­rung eingeladen. Die Pol. Leiter sowie sämt­liche Gliederungen haben an der Feier teilzu­nehmen. Antreten 9'X Uhr an der alten Senscnfabrik.

OrtsgruUie Neuenbürg. Die Gansilmftclle zeigt nächsten Donnerstag, 22. Juni 1939, in der Turnhalle den Film: Der Spiegel des Leb«ts" von Paula Wessely. Jugendliche unter 18 Jahren haben keinen Zutritt.

NSDAP Ortsgruppe Wilöüad. Am Mitt­woch den 21. Juni ds. Js. findet um 22 Uhr Lei der Paulinenhöhe die Sommersonnwcnd- feier statt. Die Pol. Leiter und Angehörigen der uniformierten Gliederungen treten um 21.30 Uhr auf dem Adolf-Hitler-Platz an.

j dstrsutsn 0rgsntL»1isnsn

DAF. Rrchtsberatung. Die nächste Sprech­stunde über Steuerffragen für das Deutsche Handwerk wird in Neuenbürg am Don­nerstag den 22. ds. Mts., vo« 1115 Uhr, in Herreualb an: Donnerstag den 22 . d. M don 15.8616 Uhr, stattfmde». Gleichzeitig wird eine Sprechstunde für Betriebsführer über arbeitsrcchtliche Fragen aügchalten.

Karlsruhe fahrenden Zuges der Alütalüahn. Der leichtsinnige Motorradfahrer und sein Mitfahrer erlitten erhebliche Verletzungen, sie können aber von Gluck sprechen, daß der Unfall nicht schlimmere Folgen hatte.

Bad Liebenzcll, 20. Juni. Beim letzten Kameradschaftsappell in derSonne" wurde Kamerad Wilhelm Dekcr, Besitzer des Oberen Badhotrls, für 50jährige treue Mitgliedschaft eine Auszeichnung überreicht. Der Kamerad- schaftssührer »verbrachte dem Jubilar auch zugleich die Glückwünsche des Reichskrieger- führers.

Nimm auch Du ein NSB-FerienkisL

NSG-Das müßt Ihr wissen", sagt Adolf Hitler,die Mensch'en kommen und sterben. Aber diese Gemeinschaft, aus der sich immer wieder die Nation erneut, soll ewig sein. Und für diese Gemeinschaft tretet ein, indem Ihr für sie sorgt."

Nimm dir, Volksgenosse, des Führers ernste Mahnung zu Herzen und sorge auch du für dein Teil mit, jetzt zum Beispiel da­durch, Laß du ein NSV-Ferienkind für ein paar Wochen anfnimmst.

Ein HnnderHahriger

Wo die Wasser rauschen, klingt ein altes Lied,

dort kannst du erlauschen, wie die Zeit dir flieht,

Werden u. Vergehen, gleich wie ich und du,

niemals stMestchcn, flüstern sie dir zu.

Neuenbürg, 20. Juni.

Wir alle vom Städtchen, aber auch alle Freunde und regelmäßigen Besucher, die von arrswärts kommen, kennen den alten Brun­nen am Fuße der Hasnerstcige und doch wer­den es wenige sein, die wissen, daß dieser Brunnen Heuer ein Hundertjähriger ist. Der mächtige Sandstcrntrog, aus einem einzigen Block zu einem fugenlosen Behälter geschaf­fen, trägt die Jahreszahl 1839.

Dieses Jubiläum ist -schon wert, dem Brun­nen, der ein so guter Vertrauter am Eingang zum Städtchen ist, heute eine besondere Be­trachtung zu schenken. Es soll dabei nicht von seinem bescheidenen Aeußeren, seinem schüch­ternen Plätzchen oder seinem einzig klaren und krischen Quellwasser die Rede sein, das ist jedem bekannt, der ihn kennt, nein, wir Wollen heute begierig lauschen, was er uns als Hundertjähriger mit seinem Rauschen zu sa­gen hat. Sv klar, wie seine Wasser ist ihm die Erinnerung an alles, was während seines Daseins um ihn her gewesen, gegangen und geworden ist. Ein Weilchen nur und das Ge­murmel des befreiten Wasserstrahls am weiten Brnnncnrohr wird zur Sprache, macht dich zum aufmerksamen Zuhörer eines laugen Ausschnitts aus der Geschichte des Städtchens.

Hundert Jahre sind eine lange Zeit. Wie­viel hat sich geändert seit damals, wo einst praktisch denkende Bürger den klaren Quell am halben Hang des Hinteren Berges der Nutzbarmachung für einen ganzen Stadtteil zuführten. Wieviel Durstige hat der Hundertt jährige schon gelabt, Menschen und Tiere und

Wieviel Liter von der köstlichen Himmelsgabe mögen in der langen Zeit aus dem weiten Rohr geflossen sein! Bei einer oberflächlichen Schätzung, der -man in drei Sekunden ein Liter zugrunde legt, was eher zu wenig als zu viel ist, kommt man in hundert Jahren ans über eine Milliarde Liter Wasser. Es wird kaum jemand denken, daß der Brunnen irgend jemals versiegt wäre. Nach Regcnperioden speist die ergiebige Quelle sogar beide Rohre am Brunnen.

Von jeher war er für die ganze Umgebung dort ein Kleinod, auch noch nach der Errich­tung der städtischen Wasserleitung im Jahre 189,Und heute noch sprudelt das Wasser so lustig und geschwätzig, als ob nichts in der Zwischenzeit geschehen wäre, in den steinernen Trog.

Nun, was ist cs denn alles, was nicht mehr so ist, wie vor hundert Jahren? Garnichts ist mehr wie damals. Die Umgebung ist anders, die Menschen sind andere, die Tiere sind an­dere, das wirtschaftliche Leben in der Hrffner- steige ist anders, alles, alles ist anders ge­worden.

Früher War die Hasnerstcige als Einsalls- tvr vom Schnitzgän her für das Städtchen ein Geschäftsviertel ersten Ranges, da pulsierte in der ständigen Berührung mit der Landkund- schast täglich ein reges Leben. Kein Haus, zu denen fast alle damals schon gehörten. Wie sie heule noch stehen, war ohne Gewerbebetrieb. Da gab es dort Hntmacher, Tuchmacher, Na- gelschmiede, Töpfer, Spezereilädcn, Schneider, Schlosser, Flaschner, Rechenmachcr, Grab- schmnckhandlungen, Wirtschaften u. a. mehr. Heute?? Die allermeisten Betriebe sind nicht nur dort verschwunden, sondern^ ganze Ee- rufszwige sind überhaupt ausgestorben und die noch bestehenden haben ein wirklich stilles Dasein. Nicht mehr ist der tägliche Gang der Milchfrauen vom Lande ins Städtchen, die oft kilometerweit ihre Milchkanne ans dem Kopfe hierher trugen, nicht mehr kommt der

Bauer oder die Bäuerin zum Wochen-, Schweine- oder Jahrmarkt, der lobendige Strom, die zuverlässige Verbindung mit dem Landvolk ist nicht -mehr. Die Lage hat sich, sehr zum Nachteil der Nachbarn des Brun­nens, verschoben, die Goldgruben sind versiegt.

Wo früher täglich unzählige Fuhrwerke mit ihren schweren Lasten dort am Brunnen vorbeizogen, war dieser den abgeschundenen Pferden nach der schweren Kraftprobe am Anfang der Hafnersteige eine willkommene Gelegenheit, ausgiebig zu verschnaufen und mit Gier das frische Wasser zu saufen. Was kümmert heute die raseichen Autos der alte Brunnen!? And wo früher am steinernen Trog so oft am Tage die Nachbarinnen er­schienen mit ihren kupfernen Gölten, nicht allein nm Wasser zu holen, sondern auch nm das unumgängliche Schwätzchen zu machen, Neuigkeiten zu erhaschen und zu verbreiten, da gehen heute die Frauen stolz vorbei, -sie brauchen das nicht mehr, weil sie ihr Wasser beguem zu Hause haben. Auch diese Brunnen­romantik ist vorbei (die Schwatzsncht der Frauen allerdings nicht, sie treffen sich halt anderswo). So hört nun der alte Brunnen nichts mehr von Freud und Leid, von Miß­gunst und Neid, von Liebe mrd Geheimnissen der Hafnersteig-Frauen, stumm gehen sie dort vorbei und sehen den früheren Freund kaum. Aber der Brunnen rauscht weiter und gießt sein schäumeirdes Wasser noch gleich wie früher vor hundert Jahren in den Trog. Jammert ihn auch zuweilen die unglückliche Verände­rung der Verhältnisse gegen einst, so dringt doch an heiteren Tagen aus dem Plätschern der Wasser die große Genugtuung, herrliche, glänzende Zeiten in der Hafnersteige gesehen zu haben. Und wenn durch irgend welche Umstände in der Hafnersteige ein lebhafter Personenverkehr herrscht, dann kommen dem Alten sicher die Erinnerungen einer frohen Jugend, dann stellen sich wieder Erlebnisse ein, an denen er sich heute noch an seinen alten >

Tagen ergötzt. Und wahrscheinlich weiß auch noch der Brunnen von der lustigen Begeben­heit, wie sie eben nur in goldenen Zeiten Pas­sieren konnte. Sie sei hier wisdererzählt:

Ein biederer Tuchmacher, der etwa in der Mitte der Steige seine Niederlassung hatte, verstand es zu seiner Zeit meisterhaft, bei seiner Bauernknndschafst seine Waren vorteil­haft an den Mann zu bringen. Sein Wohl­stand wuchs und erlaubte es ihm, für alle Bedürfnisse dos Leibes ziemlich großzügig zu sorgen und so fehlte in dem guten Hanse na­türlich auch ein guter Tropfen nicht. Regel­mäßig bezog er das nötige Quantum Wein und der liefernde Küfer war genau auf dem Laufenden, wann und was im Keller des Tuchmachers zu besorgen sei. Jahrelang ging das so. Doch mit den Jahren nahm auch der Durst des Tuchmachers zu, svdaß der Küfer sich eines schönen Tages doch gründlich im Termin geirrt hatte. Nach seiner Berechnung war es wieder Zeit, des Tuchmachers Wein abzulassen und er war auch dazu von der Ehehälfte des Tuchmachers aiifgefvrdert wor­den. Pslichtgetreu kam der Küfer am verab­redeten Tag mit den notwendigen Geräter die Hafnersteige heraus, steuerte rnff das Haus des Tuchmachers zu, der gerade unter der Ladcntürc stand. Freundlich, wie immer, empfing der Tuchmacher den Küfer:So, kommsch au do ruf?"Io", sagt der Küfer i will dein Wei ablasse, 's isch Zeit", woraus der Küfer die unerwartete Aittwort bekommt: Was ablassc, 's Faß putze muctz mer, putze, Pntze!" Die zu Tod erschrockene Ehehälfte und die Verlegenheit des Tuchmachers sagten dem Kiffer -genug, seine geplante Arbeit war hier nicht mehr nötig, und schleunigst ging er mit seinem Schlauch wieder die Hafnersteige hinunter."

Ist es nun ein Wunder, daß der Hundert­jährige Lei dieser Erinnerung lustiger plät­schert und rauscht, als je zuvor?

Erbe.