vigen fallen sie auf. Ihm aver entrollt sich im Vorüberfahren ein Panorama von seltener Eindringlichkeit. Ganze Berghänge sind oft wie übersät von solchen Werken. Dann sind sie fast immittelbar nebeneinander, in vielen Reihen gestaffelt, aufmarschiert, eine unzerreißbare Front aus Stahl und Beton.
Mit Stolz und tiefer Freude sehen wir dies gewaltige Werk deutscher militärischer Kraft, das hier in noch nicht einem Jahr entstanden ist. . ^ .
Auf dem Hindenburgturm bei Berus wird eine kurze Mittagsrast eingelegt. Der Turm liegt hoch auf einem freien Bergkegel, weit schweift von ihm aus der Blick ins Saarland hinein über die grünen Wiesen und Wälder und die rauchenden Schlote der Zechen und Fabriken. 1934 wurde der Hindenburgturm noch in der Besetzungszeit von den Saarländern gebaut als trotziges Wahrzeichen ihres Bekenntnisses zu Führer und Reich. Hier am Fuße des Hindenburgturmes erwartet Gauleiter Bürckel den Führer.
Die Industriestädte der Saar huldigen dem Führer
Aber nur kurz ist der Aufenthalt. Dann geht die Fahrt Weiter, mitten hinein in die Industriestädte, die den Führer mit unbeschreiblicher Freude empfangen. Saarlautern, Wölklingen- baarbrücken wetteifern miteinander. Herrlich stnd die Straßen geschmückt. Ein Wald von Fahnen wogt im Winde. Viele Glieder tief stehen die Menschenmassen, und obwohl ein rechtes Aprilwetter herrscht und zahlreiche Regenschauer über das Land ziehen, Wanken und Weichen die Saar^nder nicht. Die Geschäfte find geschlossen. Von ihren Arbeitsplätzen weg find die Belegschaften der Fabriken auf die Straße geeilt und stehen nun in ihren blauen Anzügen, die noch alle die Spuren der Arbeit tragen, auf der Straße, um den Führer zu grüßen. Sie j ubeln und winken und ru- sen. Ihre Freude, den Führer zu sehen, ist Unbeschreiblich.
Ganz langsam fährt der Führer durch die prächtig geschmückten Straßen und grüßt alle die Tausende, die ihm brausende Kundgebungen des Dankes und der Freude bereiten. Und bann kommt Saarbrücken, die treue Stadt, die nun auch einen ganz besonderen Schutz vor jeder feindlichen Bedrohung erhalten hat. Aufmerksam prüft der Führer auch hier jedes Panzerwerk und jeden Panzer st and.
In das Klirren der Betoniermaschinen und in das Heilrufen der Massen mischt sich Plötzlich das dumpfe Grollen eines jäh losbrechenden Gewitters, — es ist, als sprächen die Panzerwerke selbst schon ihre eherne Sprache, die Sprache der Kraft, die stählernen Worte eines Unbeugsamen deutschen Verteidigungswillens. ^
Der Führer m Sambrütken
Zusammentreffen mit den Reichs- und Gau- leitern.
Am Dienstag abend besuchte der Führer in Saarbrücken die Aufführung der Millöcker'schen Operette „Die Dubarry" im Gautheatcr Saarpfalz. Bei dieser Gelegenheit traf der Führer mit den Reichs. undGauleitern der NSDAP zusammen, die sich auf Einladung des Oberbefehlshabers des Heeres, Generaloberst v. Brauchitsch seit Montag ebenfalls auf einer Besichtigungsreise im Westen befinden. In der Pause begrüßte der Führer eine Abordnung von Arbeitern des Westwalles. die der Oberbefehlshaber des Heeres von Brauchitsch nach Saarbrücken zur Vorstellung im Gautheater eingeladen hatte. Der Führer dankte ihnen und durch sie allen ihren Kameraden durch eine kurze Ansprache für ihre treue Arbeit an diesem gewaltigen Werk.
Italien und Jugoslawien
Nach dem Besuch des Prinzrege nie »paare» in Rom
Belgrad, 16. Mai. Nach der Rückkehr des Prinzregentenpaares und seiner Begleitung stellt man in maßgebenden Politischen Kreisen Belgrads mit Befriedigung fest, baß der jugoslawische Staatsbesuch rn Italien zu einer weiteren Vertiefung der zwischen beiden Ländern bestehenden Freundschaftsbeziehungen geführt hat. Man hebt den Nutzen hervor, den man von der persönlichen Fühlungnahme des Prinzregenten Paul und seiner engsten Mitarbeiter mit den maßgebenden italienischen Staatsmännern für die weitere Gestaltung der Freundschaft und der Friedenspolitik erwarten dürfe, indem nicht nur alle irgendwie vielleicht bestehenden Unklarheiten sofort aufgehellt, sondern auch die Linie der künftigen Zusammenarbeit in allen Einzelheiten beleuchtet worden seien. Darüber hinaus verweist man in jugoslawischen Kreisen auf den demonstrativen Charakter, welcher diesem Staatsbesuch unter den jetzigen Umständen zukam, da er ein eindeutiges Bekenntnis zu den „neuen" Freunden Jugoslawiens bedeutete. Man bemerkt weiter, daß die Belgrader Regierung sich bei ihrer Politik von keinerlei falschen Gefühlen leiten lassen könne, sondern in erster Linie den Interessen ihres eigenen Landes Rechnung tragen müsse.
Jugoslawien lege aber auch aus politischen und wirtschaftlichen Gründen allergrößten Wert auf die enge und ungetrübte freundschaftliche Zusammenarbeit mit seinen beiden größten Nachbarn. Weiter erinnert man in führenden politischen Kreisen Belgrads daran, daß Italien und Deutschland in letzter Zeit mehrfach erklärt haben, daß sie an einem starken, einigen und unabhängigen Jugoslawien interessiert feien, während die demokratischen Mächte, welche gern auf ihre ,,alte Freundschaft" pochten, nichts unversucht ließen, um durch offenes und geheime? Paktieren, mit der Oppo-
nnon auer rsraoe eme iyr gefügige Belgrader Regierung zu schaffen, denn sie erblickten ihr Interesse in einem schwachen und von ihnen abhängigen Jugoslawien. In der glänzenden Aufnahme des Prinzregentenpaares in Italien erblickt man schließlich in Belgrad einen neuen Beweis dafür, wie hoch die Achsenmächte Jugoslawien auch als einen der wichtigsten Mitarbeiter bei der Neugestaltung der europäischen Ordnung und Sicherung des Friedens einschät zen und sein Prestige noch zu steigern suchen.
Man stellt in Belgrad auch allgemein fest, daß während der Abwesenheit des Prinzregenten die innerpolitische Aktivität der letzten Wochen vollkommen ruhte, was von der ausschlaggebenden Führerrolle des Prinzregenten zeugt, ohne den nichts Wesentliches in der jugoslawischen Politik geschehen kann. Zugleich weist man mit Befriedigung darauf hin. daß diese Pause zur Beruhigung mancher erhitzten Gemüter sowie zur Klärung des von der Parteileidenfchaft manchmal entstellten innerpolitischen Bildes beitrug. Man erwartet bereits in den nächsten Tagen eine Neubelebung der Verständi- gungsbemühungen in der kroatischen Frage, die man bekanntlich am 27. April bereits für gelöst hielt, als der Ministerpräsident Zwetko - witsch nnd der Präsident der Kroatischen Bauernpartei Dr. Matschek sich in Agram geeinigt hatten. Diese prinzipielle Einigung, so erklärt man heute an maßgebenden Belgrader Stellen, ist auch die Grundlage zu weiteren Besprechungen. Es hat sich jedoch gezeigt, daß die
eigermicy erwarren muizre, oyne sie zu überschätzen Wie Senatspräsident Koroschetz erklärte, ist dies deshalb nicht weiter verwunderlich, weil man m wenigen Tagen oder Wochen nicht alles regeln könne, was 20 Jahre lang immer wieder verwirrt worden sei.
Londoner Hoffnungen ans Gens
Enttüuschvug über die Antwort ans Moskau
London, 16. Mai. Die sowjetrussische Antwortnote auf die britischen Vorschläge ist Ar bas offizielle England eine schwere Enttäuschung. Nach dem „Jswestija"-Artikel vom vorigen Freitag konnte allerdings nicht mehr daran gezweifelt werden, daß die Moskauer Regierung die britischen Garantievorschläge rundweg ablehnt und uneingeschränkt ihren ursprünglichen Tripelallianzvorschlag aufrechterhält.
In gutunterrichteten Londoner Kreisen war daher mit einer ablehnenden Haltung der Moskauer Regierung gerechnet worden.' In den letzten Tagen hoffte man nun in London, daß im Zusammenhang mit dem britisch-türkischen Abkommen ein Umschwung in der starren Haltung der Moskauer Regierung ein- treten würde. Die sowjetrussische Note zeigt, daß alle Hoffnungen auf eine sofortige Einigung mit der Moskauer Regierung vorläufig jedenfalls gegenstandslos geworden sind-
Die Moskauer Note ist der Form nach ein sowjetrussischer Gegenvorschlag, dem Inhalt nach aber eine glatte Ablehnung des britischen Planes. Eine Veröffentlichung der sowjetrussischen Note ist nicht erfolgt und wird auch nicht erfolgen. Aber jeder Mensch weiß, daß die Moskauer Note eine Ablehnung der britischen Vorschläge bedeutet und den sowjetrussischen Tripelallianzvorschlag in aller Form von neuem wiederholt und in allen Einzelheiten begründet.
Die Enttäuschung und Unzufriedenheit über
vte negative Haltung der Moskauer Regierung ist hier groß und findet in der Londoner Presse ihren unverhüllten Ausdruck. Man gibt sich jetzt kaum die Mühe, das Mißbehagen über die durch die sowjetrussische Note entstandene Lage zu verbergen. Sämtliche Blätter, auch die linksradikalen Organe, stellen fest, baß die Moskauer Negierung trotz aller diplomatischen Vorstellungen an dem von britischer Seite bisher abgelehnten Tripelallianzvorschlag festhält. Die Presse sucht sich mit dem Hinweis auf die kommende Genfer Zusammenkunft der Außenminister Großbritanniens, Frankreichs und Sowjetrußlands zu trösten und gleitet über die jetzt entstandene peinliche Lage hinweg und sucht die Aufmerksamkeit der Oeffentlichkeit auf die Genfer Zusammenkunft avzuleiten.
Die Moskauer Note offenbart die grundsätzlichen Gegensätze, die heute immer deutlicher zwischen der britischen und der sowjetrussischen Auffassung zutage treten. Die Moskauer Regierung erklärt, daß eine Tripelallianz Großbritannien-Frankreich-Sowjet- rnßland die Mindestvoraussetzung für Garantieverpflichtungen Sowjetrußlands gegenüber osteuropäischen Staaten sei. Nach der Londoner Auffassung soll Sowjetrutzland zwar Polen und Rumänien für den Angriffsfall eine Beistandsgarantie gewähren, aber die Londoner Regierung soll auf dem Umweg über Warschau und Bukarest darüber zu entscheiden haben, ob und vor allem in welchem Aus
maß die sowjetru,fische Hilfe nun in Kraft treten soll. Die Londoner Realer,», will es in der Hand haben, die Hilfe SvwiL rußlands auf eine indirekte Unterstützung N lens und Rumäniens in der Form ein« Rückendeckung nnd der Materialverso^ gung der beiden Mächte, ohne jedoch ein aktW militärisches Eingreifen Sowjstrußlands 2 beschränken. ^
Bekümmert stellt die Londoner Presse M daß eine tiefe Kluft die beiden Regierungen voneinander trenne. Frankreich soll mm die Brücke über die Kluft schlagen. Frank, reich soll die Zauberformel finden, dj, den Zwiespalt löst, und die Einigung zwischen London und Moskau herbeiführt. In Genf soll dieses Kind einer europäisch-asiatischen Vereinigung das Licht der Welt erblicken. Loch Halifax fliegt am Sonnabend zunächst nack Paris, wird dort mit Daladier ns! Bonnet zusammentreffen, bevor er sich nach Genf begibt. Am Montag beginnen in Geal die Verhandlungen zwischen den Außenmini, stern Großbritanniens, Frankreichs und Sowjet, rußlands. In Genf hofft man über den jchj eingetretenen toten Punkt hinwegzukomme, und die wieder einmal festgefahrenen britisch! sowjetrussischen Verhandlungen flottmachen ^ können.
London antwortet bald
London, 16. Mai. Von maßgebender Seit« wird mitgeteilt, daß die britische Antwort ans die eingetroffene sowjetrussische Note bereit- in den näch sten Tagen, voraussichtlich noch vor der Genfer Tagung der Liga, nach Moskau gehen wird. Es sei zu erwarten, W Ministerpräsident Chamberlain in kt Freitagsitzung des Unterhauses eine Erklärlich über den Stand der britisch-sowjetrussiM Verhandlungen abgeben werde»
Wiederaufbau iu Schrämen
Zeder Spanier zwischen 18 und 50 Jahren z», aktiven Mitarbeit verpflichtet
Burgos, 16. Mai. In der Nacht zum Dien?, tag beriet der Ministerrat unter dem Vorsitz des Caudillo Gesetze, die für den Wiederaufbau des befreiten Spaniens entscheidende Bedeutung haben, z. B. über die Verpflichtung eines jeden männlichen Spaniers zwischen 18 und 50 Jahren zur Mitarbeitaa dem Aufbau des Landes für den Fall, daß der Staat ihn hierzu auffordert. Ein weiteres der vom Ministerrat in dieser Sitzung beschlossenen Gesetze steht eine Unterstützung m ehemalige Frontkämpfer vor. Ein wes» ticher Teil der Beratungen war wirtschaftlicher Fragen gewidmet.
Am Schluß dieser Sitzung beschloß der Mi- nisterrat die Beförderung der bisherigen Di- Visionsgenerale Davila, Queipo de Llano, Sä- liquet, sowie Orgaz zu Generalleutnants. Bij!- admiral Cervera wurde zum Admiral befördert. Dem argentinischen General Avelino A- varez wurde das Weiße Kreuz der Spanisch«» Militärmedaille verliehen.
Polnische Brandstiftungen
Warschau, 16. Mai. Im Kreise Mlaws i« der Nähe der ostpreußischen Grenze wurm gestern infolge von Brandstiftungen durch einen Knaben 21 Bauernhäuser und über « Wirtschaftsgebäude mit zahlreichem Vieh und mehr als 20 Pferden eingeäschert. Mehre« Personen erlitten lebensgefährliche Brandwunden.
23! «Nachdruck verbalen.)
„Maria!" bemühte sich der Mann zu rufen. Aber es wurde nur ein unverständliches Gurgeln, denn ein Blnt- ftrom schoß plötzlich aus seinem Mund, und im nächsten Augenblick umfing ihn eine tiefe Bewußtlosigkeit.
So wurde er auch nicht gewahr, daß der leichlflnnige Kraftfahrer und sein Mitfahrer vom Lastkraftwagen jetzt mit Taschenlampen herankamen, um den Verunglückten Hilfe zu leisten. Sie bemühten sich um den Ohnmächtigen, aus dessen Mund noch immer Blut sickerte, und betteten zunächst einmal seinen Kopf etwas höher. Sie ließen den Schein der Taschenlampen spielen und hatten so bald den Weißen Kopf der Frau Cornari erfaßt. Sie war aus dem Auto heraus mit dem Kopf gegen einen Baum geschleudert worden, blutete aus einer liefen Wunde und war ebenfalls bewußtlos.-
Richard Hartmann erwachte in einer Klinik aus seiner Ohnmacht. Schwere innere Verletzungen verursachten bei der geringsten Bewegung, unsinnige Schmerzen. Viele Tage lang fürchtete man für sein Leben, dann schien die größte Gefahr überwunden. Immer wieder fragte er nach Maria Cornari, aber erst als er selbst über den Berg zu sein schien, erfuhr er, daß Frau Cornari auf dem Transport zur Klinik gestorben war.
Hartmann nahm diese Mitteilung still zur Kenntnis. Niemand ahnte, daß damit plötzlich aller Lebenswille in diesem Mann erloschen war. daß nun das Dafein für ihn leer und überflüssig erschien. Er hatte nur noch das Bedürfnis, „sein Haus gut zu bestellen", ehe er Maria auf die große Reise folgte, von der es keine Rückkehr gibt.
Damit trat nun auch die drückendste Sorge wieder an ihn heran: Rolf! Er weigerte sich, ihn zu empfangen, denn zu tief noch saß der Groll in ihm. Aber den alten Hoppensack ließ er kommen, um mit ihm sein Testament durchzusprechen, den Weg zu beraten, der Rolf wieder auf eine andere Bahn führen könnte.
Hoppensack klagte sich bitter an, daß seine Schwäche, feine falsche Gutmütigkeit Rolfs Abgletten gefördert habe, aber:
„Er ist nicht der Kräftigste, Herr Hartmann, wenn er auch groß und stark aussteht. Man darf ihn nicht zu hart anvacken'"
„Er ist ein schlapper, verweichlichter Genußmensch, eine willenlose, rückgratlose Qualle", brauste der Kranke auf.
Der Prokurist hörte in tiefer Erschütterung den Bericht über die Schulden, die Rolf gemacht hatte, und schien jetzt ebenfalls der Ansicht, daß nur eine Radikalkur diesen jungen Menschen noch retten könne.
Rolf hatte dreimal den Versuch unternommen, den Vater zu sprechen. Beim drittenmal kehrte er achselzuckend und bockig aus der Klinik zurück: „Also, wenn der alte Herr nicht will, soll er's bleiben lassen." Er war sich des Ernstes der Lage in keiner Weise bewußt.
Einige Tage darauf wurde Hartmann sen. von seinem Leiden erlöst. Die Aufregungen über seinen Sohn hatten das Ableben beschleunigt.
* * *
Äm Tage nach der Beerdigung fand im Konferenzzimmer der Hartmann-Werke die Testamentseröffnung statt. Ein Viertel des Gesamtvermögens sollte den Kindern Hans und Giudita der mitverunglückten Frau Kammersängerin Riedel-Cornari zufallen, ein Viertel verteilte sich auf die verschiedenen Legale für Perwandte, die Haus- dame Frau Bormann, die Wohlfahrtskasse der Hartmann. Werke, das dritte und vierte Viertel sollte Rolf Hartmann als Sohn erben, wenn er gewisse Bedingungen, die näher ausgeführt wurden, erfüllt habe. Es hieß wörtlich im Testament:
„...wenn mein Sohn Rolf durch seinen Lebenswandel und durch seine Leistungen den vollen Beweis erbringt, daß er ein Mann von Willenskraft und Selbstzucht geworden ist. Mag er diesen Beweis erbringen durch Arbeitsleistung auf irgendeinem Gebiet, die den Einsatz von Tatkraft und Intelligenz erfordert, oder durch Sport, der eiserne Disziplin und Mut verlangt — das bleibt ihm überlassen."
Rolf war zunächst so verblüfft, daß sein Gesicht nicht gerade einen intelligenten Ausdruck zeigte. Er sah erst den Prokuristen und dann Dr. Wagner an und begegnete ihren tiefernsten Blicken. Wie unwirklich und von weither drang wieder die Stimme des verlesenden Notars an sein Ohr:
„So lange, bis mein Sohn Rolf diesen Beweis nicht erbracht hat, besitzt er kein Anrecht, im väterlichen Haus zu wohnen und ernährt zu werden. Er erhält aus der von Herrn Prokurist Gottfried Hoppensack gemeinsam mit Herrn Notar Dr. Braun verwalteten Vermögensmasse monatlich einhundert Mark ausgezahlt, von denen er seinen Lebensunterhalt zu bestreiten hat. Unterrichtsknrse.
Trainingsstunden, Sportvereinsbeiträge oder dergl. werden von der Vermögensverwaltung aus der Masse besonders bezahlt. Ich gebe meinem Sohn eine Frist von dreizehn Monaten. Erfüllt er in dieser Zeit die gestellte Bedingung nicht, so ist damit der Beweis erbracht, daß Energie und Willenskraft bei ihm zur Führung meine- Werkes nicht ausreichen. Die Monatsrente von hundert Mark aus der dann zu einer Stiftung für den deutschen Sport umzuwandelnden Vermögensmasse mag er lebenslänglich weiterbeziehen. Sie wird ihn nicht verhungern lassen, ihn aber auch vielleicht davor schützen, wieder in den Sumpf des Genußlebens zurückzugleiten, aus dem ich ihn mit dieser Testamentsbestimmung erretten will...
Prokurist Hoppensack und Notar Dr. Braun wurden nicht nur als Vermögensverwalter und Testamentsvollstrecker eingesetzt, sondern sie sollten auch die Entscheidung darüber tresfen, ob die Bedingungen durch Rolf als erfiiui zu gelten hätten. Der Verstorbene hatte damit das Schra- sal seines Sohnes vertrauensvoll in die Hände zweier Getreuer gelegt, mit denen ihn vierzig Jahre hindurch ein festes geschäftliches Vertrauensverhältnis, mit Dr. Braun außerdem noch eine herzliche persönliche Freundschaft, verbunden hatte.
Als der Notar mit der Verlesung des Testaments fertig war, fuhr Rolf Hartmann auf: „Ich fechte dieses Testament an. Mein Vater ist infolge des Unfalls nicht mehr voll zurechnungsfähig gewesen!" . .
„Es steht Ihnen frei, Herr Hartmann, Ihre Anfechtung vor Gericht geltend zu machen", äußerte der Notar, „aber ich kann Ihnen schon jetzt sagen, Herr Oberarzt Dr. Bürckel und auch ich werden bezeugen, daß Heu Richard Hartmann im Vollbesitz seiner Geisteskräfte nach reiflicher Ueberlegung und Beratung dieses Testament diktiert und von uns als Zeugen hat unterschreiben lassen." , ...
Rolf sah das gutmütige Gesicht Hoppensacks, das soni- so freundliche Dr. Wagners, das mütterlich-gute der Fra« Bormann — jetzt schienen sie sich alle vor ihm zu verschließen. Eine unbändige Wut stieg in ihm aus. hätte in diese Gesichter hineinschlagen mögen! Dann war es ihm plötzlich, als ob der Raum hier zu eng sei — brauchte er — Luft —I Nach einem heiser hera»E' stotzenen „Nun, wir werden ja sehen!" verließ er gr»w^ das Zimmer, sprang unten m seinen Wagen, in weiwcm Lilo bereits aus ihn wartete. Sie war ganz in Sch>E und glaubte, die Rolle der trauernden Schwiegertocyrc spielen zu können.
lForisehung folgt.)