Colmer Msckmblatt.
Beilsge z« Nr. ISS.
8. Dezember 1W7.
Sonntag
Der verlorene Sohn.
Rori'.an vonElSbeth Borchart.
(Fortsetzung.)
Inge hatte eine schlechte Nacht hinter sich. Das lange Ausbleiben des Gatten war es nicht, was ihr den Schlaf raubte, daran war sie bereits gewöhnt. Aber allerhand schreckhafte Gedanken und Bilder drängten sich in ihre Seele, Zweifel und Angst drückten ihre Brust.
Ihr bangte vor einer drohenden Gefahr, die die Zukunft bringen mußte, die sie nicht kannte, und der sie darum nicht aus dem Wege gehen konnte. Was sollte und konnte sie tun, um diese Gefahr abzuwsnden? An Mr. Williams schreiben, wie Hans es von ihr verlangte? — Lieber den Tod!
Eine heiße Blutwelle stieg ihr zu Kopfe, als sie der rohen Anspielung, die Hans in Bezug auf sie und Williams gemacht hatte, gedachte. Was wollte und konnte er bemerkt haben?— Daß sie ihn, auf den der Vater so aroße Stücke hielt, verteidigte? wenn Hans ihn ungerechterweise an- griff? War das nicht zu natürlich? Sonst hatte sie ja mit eiserner Willenskraft sein Bild aus ihrem Herzen gedrängt; sie konnte sich nicht einmal einen treulosen Gedanken vorwerfen.
Und nun seine Anspielung! Er wußte selbst recht gut, wie wenig angebracht sie war und wollte sie nur kränken für — ihres Vaters Abweisung.
Warum verhehlte er ihr nur, wozu er die Summe brauchte? Er hatte kein Vertrauen zu ihr!
So quälten sie die Gedanken und hielten sie bis vier Uhr morgens wach, wo Grunow endlich heimkehrte. Als er das Schlafzimmer betrat, stellte sie sich schlafend. Um alles in der Welt hätte sie jetzt nicht mit ihm sprechen mögen.
Am nächsten Morgen fühlte sie sich angegriffen und übernächtigt. Sie dachte, eine Zerstreuung würde ihr gut tun und beschloß, in die Leipzigerstraße in ein Warenhaus zu fahren.
Rechtsanwalt Grunow hatte gerade Sprechstunde und das Wartezimmer war voll von Klienten.
Sie ließ ihm durch den Bureaudiener sagen, daß sie in die Stadt gefahren sei und wohl einige Stunden fortbleiben würde.
Als sie an der Haltestelle am Kriminalgericht stand, traf sie mit Tante Beate zusammen und erzählte ihr. was sie vorhabe. Fräulein Beate Wegener war gerade im Begriff, Einkäufe zu machen. Sie rief Inge noch „viel Vergnügen" zu und sah der Elektrischen nach, die sie davonführte.
Inge stieg in der Leipzigerstraße aus und ging langsam die Schaufenster entlang. Doch heute fehlte ihr jegliches Interesse an der bunten Auslage, sie sah sie kaum. Das Vorübereilen der Menschen, das Hasten, Jagen, Stoßen machte sie nervös und ein Ekel überkam sie.
Sie betrat das Warenhaus, wie sie anfangs beabsichtigt hatte, nicht» sondern stieg in die nächste Bahn und fuhr wieder heim. Eine innere Unruhe ließ sie kaum die Zeit erwarten, bis sie wieder in ihrer Wohnung ange- langt war.
Sie ging sogleich in das Wartezimmer; es war leer und die Sprechstunde also vorüber. Leise auf den Zehen schlich sie an die Tür seines Arbeitszimmers, um zu hören, ob er noch da sei. Stimmen klangen an ihr Ohr. Vielleicht war der letzte Klient noch bei ihm.
Schon wollte sie sich ebenso leise wieder davonschleichen, als sie plötzlich wie gebannt stehen blieb. Eine Stimme im Neberzimmer hatte sich erhoben und Inge erkannte sie als diejenige Tante Beates. Was wollte die zu so früher ungewöhnlicher Stunde bei dem Gatten? Sie hatte doch von ihrem beabsichtigten Besuch bei ihrem Zusammentreffen vorhin nichts erwähnt!
Inge war sonst nicht neugierig, und es war auch nicht ihre Art, an der Tür zu horchen. Diesmal hielt es sie instinktiv auf ihrem Platz vor der Tür fest.
Tante Beates Stimme klang jetzt laut und grollend.
„Ich brauche das Geld, Hans — ich muß es haben und stunde dir nicht länger. Habe ich nicht ein Jahr gewartet, trotzdem es abgemacht war, daß du mir die Summe sogleich nach deiner Hochzeit znrückzahltest?"
„Wozu quälst du mich unnütz?" sprach Grunow erregt dazwischen. „Du weißt ja, daß wir beide uns gründlich verechnet haben."
„So suche dir das Geld auf andere Weise zu verschaffen. Mittel und Wege bieten sich dir viele dazu."
„So? Meinst du? Ich wüßte nicht, welche."
„Hahaha, Hans — du machst mich lachen. Willst du dich auf einmal als Tugendspiegel aufspielen?"
„Wozu willst du mich wieder verführen, gewissenlose» Weib?"
„Oho, mäßige dich — es könnte dir doch einmal schlecht bekommen."
„Es war von jeher deine Absicht, mich zu Grunde zu richten. Jetzt solltest du aber daran denken, daß es mich nicht allein träfe — Inge —"
„Pah, Inge — das Kind der Verhaßten —"
„Verhaßten?" schrie er plötzlich wild auf.
„So war es doch deine Absicht, sie zu treffen, sie, das unschuldige reine Kind, das nichts tat und nichts verbrach?" (Forts, folgt.)
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