Vei den Steinfischern von Laboe

Taucher ln -er Zange

Granit vom Meeresgrund / Heiser des Straßenbaus

Nur ein Teil der Pflastersteine und Kantsteine für unseren Straßenbau wird in Steinbrüchen gewonnen, der andere wird in großen Blöcken vom Meeresgrund heraufgeholt. Die Män­ner, di.e dieses Geschäft besorgen, sind die Steinfischer, an deren Arbeitsplätze der folgende Bericht unseres P. K.-Mit- arbeiters führt.

Durch die Mittagsstille des Hafens von Laboe Hallen laute Schläge. Sie dröhnen von der Ostseite herüber, wo hohe Steinhaufen aufgetürmt sind. Arbeiter sind dabei, mit schweren Hämmern große Steinblöcke zu zer­schlagen. Es ist die Ernte der Steinfischer, die der Vergleich sei erlaubt ebenso von der Gunst und Mißgunst des Himmels ab­hängt wie die Ernte des Landmannes.

Eben jetzt ist schlechte Zeit für den Stein­fang. Eine steife Brise fährt an diesem Vor­mittag in die Wanten der Steinfischerboote und läßt die - zum Trocknen ausgehängten Taucheranzüge wild hin und her schaukeln. Der Steinfischer braucht stilles Wasser. Aber auch diese Ruhepausen sind gut. Am einen und anderen Taucheranzug hat das scharf­kantige und spitze Gestein gerissen; die schad­haften Stellen werden mit Hellen roten Gummistücken ausgebessert, die sich als leuch­tende Farbkleckse vom Grau der Anzüge ab­heben.

Auf dem Wege zu den Steinfischern kom­men wir an den Arbeitsplätzen der Stein­schläger vorbei. Es gehört viel Geschicklichkeit dazu, aus so einem rundlichen Niesen vom Meeresgrund Kantsteine herauszuschlagen. Das sei schon richtig, meint einer der Stein­schläger. zur Not sei das Handwerk zu lernen, aber die Handfertigkeit müsse eigentlich schon im Menschen drinsitzen. Bereits sein Urgroß­vater sei Steinschläger gewesen.

Aus dem Wege zum Straßenbauer hält der Steinschläger eine der wichtigsten Positionen.

! Seine Steine kommen an die äußeren Ränder ber Chausseepackung zu liegen. Die kleineren Granitstücke, die sich hier zu Bergen türmen, bilden die feste Unterlage für die Straße.

Zur Zeit gibt es in Laboe sieben Stein­fischer. P. zum Beispiel betreibt schon seit 40 Jahren die Steinfischerei. Heute hat er zusammen mit seinem Schwiegersohn, der als Taucher ausgebildet ist, ein Motorboot von 30 Tonnen Fassungsvermögen. Zu der füns- chöpsigen Besatzung gehört auch noch sein -.Sohn, so daß der Ertrag der Fischerei in die­sem Falle in der Familie bleibt. Bei Tages­anbruch fahren die Steinfischer aus. Ihr Ziel richtet sich nach der Windrichtung; sie suchen jeweils das Gebiet aus, in dem der Wind vom Lande her weht. Dort gehen sie in der Nähe der Küste vor Anker. Mit der Wi^ide wird nun die große Steinzange und in ihr stehend der Taucher ins Wasser gelassen. Früher mußte die Winde mit der Hand betätigt wer­den. Auch die Frischluft wurde dem Taucher mit einer Handpumpe zugeführt. Heute be­sorgt das alles der Motor. Die Leute an Deck müssen nun nicht allein die Signale des Tauchers beachten, sondern auch auspassen, daß !das Boot ruhig liegt und seine Richtung nicht ^ändert. Deshalb muß die Windrichtung beob­achtet werden, und sobald das Boot anfängt .uschwoien", wird die Ankerleine entweder jnach Backbord oder nach Steuerbord genom­

men, je nach der Windrichtung. So dreht sich das Boot lediglich auf der Stelle, beschreibt aber keinen Bogen. Bei größeren Schiffen wird dasselbe erreicht durch das Auswerfen von Seitenankern.

Der Taucher hat nun aus dem Grund nichts anderes zu tun, als um die dort liegenden Blöcke die Zange zu legen. Dann gibt er das Signal, und der Block wird hochgezogen. Ist das Gebiet in der Reichweite des Tauchers abgesammelt, so gibt er Signal, daß erver­fahren", d. h. an eine andere Stelle gebracht werden will. Nun läßt die Mannschaft die Ankerleine weiter auslaufen, und das Boot treibt vor dem Winde ein Stück weiter. Der Taucher stellt sich dabei in die Zange und wird am Grunde mitgeschleppt. Sobald ein Gebier erreicht ist, in dem wieder Steine liegen, läßt er das Boot festlegen.

Da die Gebiete in der näheren Umgebung von Laboe bereits ziemlich abgesammelt sind, wird die Steinsischerei immer beschwerlicher. In größeren Nestern finden sich die Steine weiter draußen auf See, besonders in der Nähe von Fehmarn. Aber so weit darf sich unser Fischer mit seinem Boot nicht hinaus­wagen, das muß er größeren Schiffen von 120 bis 130 Tonnen und mehr Laderaum über­lassen. Neben der Fischerei von großen Steinblöcken, meist Granit, besteht noch eine von der Küste aus betriebene Fischerei von Flintsteinen. Die Fischer waten mit großen Gummistiefeln im Wasser und sammeln die etwa faustgroßen Steine. Diese werden u. a. zu Schmirgel verarbeitet. Nach dem Kriege brachte die Granatensischerei gute Erträgnisse.

Jetzt sind aber damit keine Geschäfte mehr zu mache».

Im Winter wird von den Steinfischern auch noch Fischfang getrieben. Der Reichtum an Fischen hat allerdings in der Kieler Förde sehr nachgelassen. In früheren Jahren sind z. B. die Sprottenfänge häufig so stark gewesen, daß der Fang gar nicht verarbeitet und schließlich nur als Dung verbraucht werden konnte. Von diesen goldenen Zeiten sprach der Fischer P. mit bedauerndem Kopfnicken. Das sei ja nun lange vorbei... P. K.

Nach Hufelands Ansicht ist die Grenze, die für das menschliche Leben angenommen wer­den kann, 200 Jahre, und zwar aus dem ein­fachen Grunde, weil das Leben eines Wesens das Achtfache der Jahre beträgt, die es zu seinem Heranwachsen braucht.

Was sich schnell gestaltet, verfällt auch schnell wieder, und je früher die vollständige Ent­wicklung erreicht ist, desto schneller tritt der körperliche Untergang ein. Im allgemeinen leben Frauen länger als Männer, aber auf­fallende Langlebigkeit findet sich häufiger bei Männern.

Manche Tiere werden sehr alt; gehörnte leben nicht so lange wie ungehörnte, kühne leben länger als furchtsame, Amphibien län­ger als die in freier Luft lebenden Tiere. Der gefräßige Hecht soll über 150 Jahre alt wer­den, die Schildkröte 100 und mehr Jahre er­reichen. Unter den Vögeln lebt der Gold­adler fast 200 Jahre, während die listige, me­lancholische Krähe das ehrwürdige Alter von 100 Jahren erlangen kann. Wir finden zur

Menzel in Nöten

Menzel fand einst eine Gruppe von Män­nern. die im Grase lagen. Rasch zog er sein Skizzenbuch hervor, um sie abzuzeichnen. De, eine aber, auf den es ihm ganz besonders an­kam, wollte gerade einschlafen.Fünf Mark sollen Sie haben", rief Menzel,wenn Sie wach bleiben."Nee, Kleener", lautete die Antwort,umjekehrt wird en Schuh draus. Hier hast du zehn Pfennige, aber laß mir pennen!"

Zeit der klassischen Griechen und Römer manche Beispiele'bon hohem Lebensalter. Pli- nius berichtet, daß während der Regierung des Kaisers Vespasian im Jahre 7k! in dem engen Landstrich zwischen den Apenninen und dem Po 124 Menschen lebten, die 100 und mehr Jahre alt waren, drei von ihnen zählten 140 und vier über 123 Jahre.

Ciccros Frau wurde 103 Jahre alt, und die römische Schauspielerin Lucia trat, wie be­richtet wird, in ihrem 112. Jahr noch öffent­lich ans. In der späteren Zeit aber ist das bemerkenswerteste authentische Beispiel eines hohen Lebensalters Henry Menkins aus Dork- shire (England), der im Jahre 1670 im Alter von 169 Jahren starb. Er war ein Fischer und schwamm, 100 Jahre alt, noch begucm über reißende Ströme.

Ein anderes verbürgtes Beispiel ist Thomas Garr aus Shropshire, ein Tagelöhner, der 152 Jahre alt wurde. Im Alter von 120 Jah­ren heiratete er seine zweite Frau, und, 130 Jahre alt, konnte er angeblich Sense und Dreschflegel noch ebenso kräftig handhaben wie die beste» seiner Genossen. In seinem 152. Jahr begab sich Garr nach London, um sich dem König vorzustellen. Dies war ein unglückseliger Besuch, denn von der spärlichen Lebensweise während anderthalb Jahrhunder­ten abweichend, genoß er die königliche Gast­freundschaft so sehr, daß er daran starb, und zwar an nichts weiter als anVollsaftigkeit". Alle seine inneren Organe waren in bestem Zustand, und er hätte aller Wahrscheinlichkeit nach noch sehr lange leben können, würde er die Freuden der königlichen Tafel vermieden haben. Das Verzeichnis der Hundertjährigen enthält u. a. auch den preußischen Soldaten Mittelstädt, der unter beiden Friedrichen 67 Jahre lang Kriegsdienst tat, viele Schlachten und harte Feldzüge mitmachte und dann noch drei Frauen hatte, deren letzte er im Alter von 110, zwei Jahre vor seinem Tode, heiratete.

daß man im Zoo von Chikago bei einer Gi­raffe eine Halsentzündung feststellte? Da Gi­raffen nicht gurgeln können, vermischte man die Lösung mit dem üblichen Trinkwasser. Auf diese Weise wurde der ganze lange Hals mit dem Desinfektionsmittel behandelt.

daß es in Japan eine Mädchenoper gibt, deren junge weibliche Mitglieder abgeschlossen von der Welt unter strenger Erziehung in einem Internat leben? Nur abends, wenn sie auf der Bühne stehen es werden vorziHs- weise Operetten und Revuen gespielt, be­kommen sie Menschen zu sehen, allerdings nur im verdunkelten Zuschauerraum, die nicket zu ihrem Lehr- und Bedienungspersonal gehören.

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Herbstlaub als Spielzeug. Weltbild (M).

Für die Jungens liefert buntes Herbstlaub einen prachtvollen Kopfschmuck und ist als Ersatz für Adlerfedern beim Jndianerspiel gut zu gebrauchen (links). Die Mädchen geben sich mit dem Winden von Kränzen aus Herbitblättern einer stilleren Beschäftigung

hin (rechts). ^

Die äußerste Grenze 200 Jahre

Wie alt wir- -er MM?

Tie WtzellPMzheiiner Siadtbrönde

Schwarze Tage in der Geschichte der Goldstadt Von Otto Ballen

In Schilderungen über Pforzheims Ver­gangenheit ist hin und wieder auch über die Brände zu lesen, unter denen die Stadt Pforzheim vor Jahrhunderten durch allerlei Kriegsvolk zu leiden hatte. Ein zusammen­hängendes Bild war aber aus diesen Dar­stellungen nicht zu formen. In knappen Um­rissen sei ein solches in Nachstehendem ge­geben:

1645, gegen Ende des 30jährigen Krieges, besetzten bayerische Truppen unter Johann von Werth Pforzheim. General Johann von Werth logierte beim Kroncnwirt Schnellin. 300 bayerische Reiter lagen im nahen Diet­lingen in Quartier und verursachten dort für 3000 Gulden Schaden. Werth schrieb starke Kriegskontributionen aus, und doch wurde die Stadt, ehe die Bayern abrückten, an verschiedenen Stellen angezündet. Nieder- gebrannt sind damals die Flößervorstadt Au, die Altstadt, die Brötzinger Vorstadt, die Große Gerbergasse, die Brüdergasse, das am Schloßberg liegende Anwesen Kaltenthal und verschiedene andere Gebäude. Erhalten blie­ben das Schloß mit seinen Nebengebäuden, der Marktplatz, die Brötzinger Gasse und die am Schulplatz stehenden Häuser. Der Wieder­aufbau erfolgte nur langsam, da die Bevölke­rung völlig verarmt war. Zwanzig Jahre später gabs noch öde Stellen und große Trümmerhaufen in erheblicher Zahl.

Im orleans'schen Kriege wurden die Bür­ger Pforzheims durch Einguartierungen so schwer drangsaliert, daß viele Bürger sich verabredeten, die Stadt nötigenfalls mit Ge­

walt zu verlassen, wenn der auf ihnen la­stende Druck oder die Zahl der einquartierten Truppen nicht gemindert würde. Am 11. Ja­nuar 1689 legten die Franzosen unter dem Vorwand, Bürger hätten trotz Verbot die Stadt verlassen und die übrigen sollten sehen, daß solches nicht ungestraft geschehen dürfe, an-verschiedenen Stellen Feuer an. Ein Teil der Stadt brannte ab, wobei auch das Rat- und Kaufhaus auf dem Markt ein Raub der Flammen wurde. Fast hätte das gleiche Schicksal auch die Schlosskirche ereilt. Nur dem Zimmermann Sebastian Bcchtold ist es zu danken, daß das Gotteshaus von den Flammen verschont blieb, da Bechtold unter Lebensgefahr das Uebergreifen der Flammen auf die Kirche verhütete. Das am Schloßberg liegende große Anwesen, das heute die Nr, 11 führt, wurde gänzlich zerstört und 1720 erst wieder aufgebaut.

Bis zum Sommer 1689 blieben die Frar^, zosen in Pforzheim. Die Bürger, die schon vorher schwer drangsaliert worden, wurden jetzt noch mehr gepeinigt. Die damals noch so kleine Markgrafschaft Baden-Durlach hatte nicht weniger als 24 000 Gulden Brand- schatzuugs- und 45 000 Gulden Winterguar- tiergclder aufzubringen. Der Hauptanteil an diesen Geldern entfiel natürlich auf Pforz­heim, das ja damals die bedeutendste Stadt der Markgrafschaft war. Als die Stadt gänz­lich ansgesogen war, zogen die Franzosen endlich ab. Dafür drang ein anderes fran­zösisches Heer unter General Duras bei Phi­lippsburg über den Rhein, das Bruchsal und

Breiten niederbrannte. Ein Teil dieses Heeres zog vor Durlach, das am 6. August

1689 bis auf fünf Häuser niedergebrannt wurde. Wenige Tage später zogen 3000 Fran­zosen unter Melac gegen Pforzheim, lagerten sich auf dem Rod und forderten die Stadt auf, ihnen die Tore zu öffnen. Aber Melacs Mordbrennereien in der Pfalz waren schon zur Kenntnis der Pforzheimer gekommen und sie verweigerten die Uebergabe. Mit vom Hauptheere erhaltenen Kanonen gelang es Melac, am Nonnenwehr die Stadtmauer einznschießen und dann einzudringen, worauf ein großes Morden und Plündern begann. Die Glocken der Barfüßer und der Domini­kaner wurden von den Kirchtürmen geholt. Als die Franzosen am 15. August, viele Bür­ger mitschleppend, abrückten, legten sie unter- alle Brücken und Tore und an alle bedeuten­den Gebäude, das Schloß, das Rathaus, die Stadtschreiberei usw., Feuer, verließen die Stadt und verschlossen die Stadttore, damit die Bürger nicht zu entrinnen vermochten. Wiederum sank fast die ganze Stadt in Asche. Stehen blieben ein Teil der Stadt vom Alt­städter Tor bis zur Enz, die Schloßkirche, das Dominikanerkloster mit der Stadtkirche, das Frauziskanerkloster und die Vorstädte.

Im Dezember des gleichen Jahres rückten wieder neue Franzosen, diesmal unter Oberst Palffy, ein, die auch das ganze Jahr 1690 blieben und schmarotzten, wo noch etwas zu holen war. Zu allem Elend kam anfangs

1690 auch noch ein Eisgang, der die Auer- Brücke und die Altstädter Brücke zerstörte.

Juli 1691 wurde Pforzheim wiederum von Franzosen, diesmal unter Marschall Villeroi, Magert. Die Mauer der Brötzinger Vorstadt wurde soweit zerstört, daß die Franzosen ein- dringen konnten. Sie blieben aber nicht lange, weil nichts mehr zu holen war, und zogen weiter.

Aber am 14. September 1692 wurde Pforz heim von General von Chamillh eingenom men. Die Franzosen plünderten am 18. un! 19. September Knittlingen, Vaihingen Neuenbürg, Liebenzell und andere Orte Am 20. September brannten sie Calw uni Hirsau, aix 24. September Knittlingen nieder Und dann kam Pforzheim an die Reihe. Was bei früheren Bränden verschont geblieben, wurde jetzt fast alles ein Raub der Flammen Die Stadtverwaltung hatte alle wichtigen Dokumente und Akten auf die Burg Liebeneck gebracht, wo man sie in Sicherheit glaubte Aber die Franzosen kamen auch auf die Lie< bencck, sengten und plünderten. Die Papier« des städtischen Archivs verstreuten sie im Ha» genschießwalde; ein Teil davon konnte, wenn auch schwer beschädigt, wieder zusammeuge» lesen werden. Diesmal fielen dem Stadt­brande auch das Kreuzkirchlein und das Seelen- oder Armenhaus zum Opfer, doclj wurden beide 1699 wieder aufgebaut. Das einen ganzen Straßenblock einnehmende Pre­digerkloster brannte mitsamt der Stadtkirch« nieder. Die Barsüßerkirche wurde schwer be­schädigt und das Barfüßerklostcr sank in Trümmer.

Die Stadtkirche wurde 1721 nach ihre-. Neuerrichtung eingeweiht, aber nach 70 Iah- ren brannte sie abermals nieder und ein« große Anzahl Häuser in ihrer Umgebung wurden mit in Schutt und Asche gelegt.

Damit wurde die Reihe der großen Bränd, endlich geschlossen. Alle diese furchtbaren Heimsuchungen haben die Vorwärts- un! Aufwärtsentwicklung der Stadt Pforzheim nicht dauernd anfzuhalten vermocht. Jmmel und immer wieder stieg Pforzheim, deü Vogel Phönix gleich, verjüngt und verschön, aus der Asche empor. Es hat auch die schwie- rüge wirtschaftliche Lage, in der es sich bein Umbruch befand, sieghaft überwunden.