Polens Botschafter beim Führer
Berchtesgaden, 20. September. Der Führer und Reichskanzler empfing heut« auf dem Obersalzberg in Anwesenheit deS Neichsministers des Auswärtigen, v. Rib-> bentrop, den Polnischen Botschafter in Berlin, Exzellenz Lipski.
Auch -le Slowaken wehren sich
Budapest, 20. September. Wie dem Ungarischen Korrespondenz-Büro aus Pre tz. bürg gemeldet wird, sind in der Slowa, k e i drei Jahrgänge einberufen worden. Nach einer Meldung aus Munkacs hat die ukrainische Bevölkerung der umliegenden Dörfer a»ts den Landstraßen Barrikaden errichtet, um die von den tschechischen Behörden zur Abholung der Einrückenden entsandten Kraftwagen aufzuhalten. Die tschechischen Behörden schicken in diese Gemeinden starke Gendarmerieabteilungen, um den Widerstand der Bevölkerung zu brechen. — In Pretzburg hat eine Massenslucht de« Juden eingesetzt
Attt Benes» z«M?
Scharfe Gegensätze im Regierungslager
Prag, 20. September. Wie dem „Leutchen Dienst" aus bestinformierten tschechi« chen Kreisen Prags berichtet wird, verschär- e„ sich von Stunde zu Stunde die Gegenätze im Prager Regierungslager. Die Montag-Sitzung des Ministerrates verlief ganz im Zug einer tiefen Niedergeschlagenheit. Die Diskussionen bestanden nur noch in gegenseitigen Vorwürfen über die verfehlte Politik, die von Prag während der ganzen letzten Jahre gemacht wurde und di« in den letzten Tagen geradezu ein katastrophales Ausmaß annahm. In weiten Kreisen der tschechischen nationalen Bevölkerung erlangt die Auffassung immer mehr die Oberhand, daß einzig der Rücktritt Bear s ch s und der gesamten Regierung, deren ganze Politik in den letzten Wochen, wie sich heute ganz eindeutig herausstellt, nicht mehr vom Westen, sondern ausschließlich von Moskau he, diktiert war, eine Art tschechischen Rumpfstaat vielleicht noch retten könnte. Das tschechische Volk hat die Erkenntnis gewonnen, daß es von seinen Fühlern alle die Jahr« hindurch belogen und betrogen, verkauft und verraten wurde.
Flugzeug für die Flucht Beneschs bereit
Wie der Sonderberichterstatter der „Dresdener Nachrichten" aus, Prag meldet, wurde aus dem Militärflugplatz in Gebly bei Prag qm Dienstagnachmittag gegen 17 Uhr ein aufsehenerregender Vorfall beobachtet. Ein höherer Megeroffizier - wurde von einer Militärpatrouille verhaftet, weil er in angeheitertem Zustande in einem Lokal erklärt hatte, daß eine dreimotorige Maschine ständig bereitgehalten werde, um den Staatspräsidenten Dr. Benesch im Falle des Ausbruches von Unruhen ins Ausland
zu bringen.
Gleichzeitig ist in Prag bekannt geworden, daß die Frau des Schuhgroßindustnellen Bata aus Zlin mit ihrer Freundin, der Frau des Ostrauer Polizeipräsidenten Batscha. in einem Sonderflugzeug der Data- Werke Zli n v e rl as s e n und sich ins Aus- land begeben habe. Auf dem Zivilflughasen in Nusin bei Prag ist ein Andrang wie noch nie. Elegante Juden und Jüdinnen warten mit großen Koffern auf die Flugzeuge, die ohne Zwischenlandung in Deutschland für den Westen eingesetzt find, s
Sie letzte Stunde des krokodilftaates
Massenslucht tschechischer Soldaten «ach Innerböhmen
Teplitz-Schönau, 2V. September. Trotz aller Bemühungen der tschechischen «eresleitung, wenigstens den tschechischen eil der Armee vor Verfallserschei, nungen zu bewahren und die Moral der Soldaten einigermaßen zu erhalten, nimmt die Demoralisation de, hussitischen Heerscharen immer groteskere Formen an. Während noch vor zwei Tagen Abteilungen des in Kotterschütz stationierten Grenzjägerregi- mrntes 1 lärmend und zechend die zwangsweise geöffneten Wirtshäuser von Teplitz- Schönau füllten und dabei einen gewissen Kontakt mit der tschechischen zugewanderten Zivilbevölkerung aufrecht erhielten, ist gestern über alle Truppenteile ein strenges Ausgehverbot verhängt worden, weil immer mehr Soldaten von ihren Ausgängen nicht mehr in die Kasernen zu- rückgekehrt sind!
Heute nacht durchzogen schwer bewaffnete Gendarmerie-Patrouillen alle Ortschaften des Teplitzer Bezirks und durchsuchten selbst die Häuser staatstreuer Tschechen nach tschechischen Deserteuren. In den meisten Fällen kamen sie aber vor verschlossene Türen und fanden die Wohnungen selbst von den Zivilisten verlassen. Keine Macht der Welt, am wenigsten die Beruhigungspillen der Vatcr-Propaganda, vermögen die Massen- fluchtderinsdeutscheGebietver- pslanzten Tschechen nach Jnnerböh- men aufzuhalten. Es ist mehr als verständlich, daß die eingezogenen tschechischen Reservisten wenig Neigung zeigen, auf einem verlorenen Posten auszuhalten, wenn ihre Familien bereits über alle Berg^ sind.
Der Aufruf Beneschsan sein Volk, dem eine besänftigende Wirkung zugedacht war, hat genau das Gegenteil erreicht. Die Tschechen wissen jetzt, daß die letzte Stunche ihres Krokodil st aates geschlagen hat und daß sich in Europa keine Hand zu seiner Erhaltung rühren wird. Der Zusammenbruch einer Politik, die den Tschechen weismachen wollte, daß alle Welt nur darauf brenne, das Blut der Völker für tschechische Interessen zu vergießen, wirkt wie ein Sturz aus heiterem Himmel, und wenn man noch vor zwei Tagen bemüht war, wenigstens in der Truppe so etwas wie Siegeszuversicht zu erwecken, so hat die Nachricht von der Ausstellung des Sudetendeutschen Freikorps diese Siegesstimmung für immer ausgelöscht. Die Truppe weiß jetzt, daß eS ernst wird, daß sich der Theaterzug vom 21. Mai nicht wiederholt und daß niemand hinter ihr steht.
Rote Wehr letzte Hoffnung
Unter solchen Umständen ist es nicht verwunderlich, daß nunmehr auch in« tschechischen Heer jene Elemente die Oberhand gewinnen, die nichts zu verlieren haben. Namentlich unter den jüngeren Offizieren, die eifrige Schüler der bolschewistischen Vür- gerkriegsspezialisten sind, herrscht die Meinung vor, daß, wenn ein regulärer Krieg schon im voraus verloren sei. das Ende Wenigstens ein Ende mit Schrecke,« sein soll. Für diesen Zweck wurden in den beiden letzten Tagen hier aus der Truppe die „zuverlässigsten" Leute ausgeiucht und auf di« einzelnen Abteilungen der kommunistischen Roten Wehr verteilt, die nunmehr als die letzt« Säule des tschechischen Raubstaates dasieht. Zur gleichen Zeit wur
den die roten Bändenführer, die oftmals kaum lesen oder schreiben können, zur Aufstachelung ihres Ehrgeizes mit Osfiziers- rängen bedacht!
Vorbestrafte werden befördert
So wurden in Teplitz die berüchtigten mehrfach wegen Einbruches und Gewalttätigkeiten vorbestraften drei Brüder Urbansky zu Leutnants" ernannt. Damit sind nunmehr auch die von diesen Verbrechern seit Wochen in allen Wäldern des Grenzgebietes aufgehäuften Benzinvorräte gewissermaßen in die legalen Kriegsvorbereitungen des tschechischen Heeres einbezogen. Die ursprünglich vom roten Pöbel vertretene Auffassung, daß man im Ernstfälle die Wälder Nordböhmens in Flammen aufgehen lassen müsse, ist damit nunmehr zur regulären Taktik der tschechischen Katastrophenpolitiker geworden.
Warschau, 20'. September. An vielen Punkten der polnischen Grenze sind bereits zahleiche Soldaten der tschecho - slowakischen Armee übergetreten. Die Grenzübertrrtte haben besonders im westlichen Teil der Grenze in den letzten Tagen einen Massen- hasten Charakter angenommen, ihre Zahl soll schon tausend übersteigen. Unter den übergetretenen Soldaten befinden sich außer zahlreichen Polen, Ungarn und Slowaken auch viele Sudeten-- deutsche. Die polnischen Behörden haben sich ihrer angenommen und für ihre Unterbringung in besonderen Lagern Sorge getragen.
BraildWen ist SiWeinriMsi,
SDP.-Geschäftsstelle in Brand gesteckt Teplitz-Schönau, 2V. Sept. Nacht für Nacht donnern dic aus Jnnerböhmen kommenden Lastwagenkelonnea mit Benzin- und Teerfässern durch Teplitz-Schönau in die böhmischen Wälder. In allen deutschen Orten sind die beschlagnahmten Schulen, die Turnhallen und die Sokolhäuser gleichfalls Stapelplätze für Umfangreiche Brennstoffvorräte. In vielen Orten wurden die Feuerspritzen der Ortsseuerwehren beschlagnahmt. In Hunsdors bei Siddenz.veranstaltete ein Brandstiftungstrupp unter Führung des „Leutnants" Stjsakal, des tschechischen Oberlehrers und des aus Brünn herbeigeeilten Wiener Emigranten Kappler eine Generalprobe: Die Geschäftsstelle der SDP. wurde aus einer Feuerspritze mit Benzinübergossen und unter dem ungeheuren Gebrüll des tschechischen Janhagels angezündet. Sie brannte bis auf die Grundmauern ab.
Karlsbad, 20. Seprember. In Karlsbad und einer Reihe von anderen sudetendeutschen Orten wurden von den Kommunisten, die teilweise mit gefälschten Ausweisen der Sudetendeutschen Partei versehen worden sind, die man mit den beschlagnahmten Ausweisformularen und Stempeln herstellte, Demonstrationen mit Hakenkreuzahnen vorbereitet. Der Zweck der Demon- t.rationen soll sein, die Bevölkerung auf dic Straßen zu locken, um dann unter Anwen- ung alle« Machtmittel der tschechischen Sol- ateska gegen sie Vorgehen zu können.
Stallrn zu jeder Kraftprobe bereit
Rede Mussolinis in Udine
Udine, 20. September. Bei einer am DienS. tagabend veranstalteten Massenkundgebung in Udine. von wo M u s s o l i n i auf den Tag genau vor 16 Jahren erstmals den Marsch aus Rom angekündigt hat. zog der Duce in seiner Rede eine Bilanz der ersten 16 Jahre des Faschismus. Das Ergebnis dieser 16 Jahre des faschistischen Italien habe sich gerade in diesen Tagen, in denen andere Völker von einer Krise in die andere fielen, in der wunderbarsten Haltung des italienischen Volkes gezeigt. 20 Jahre Krise, Kämpfe und Revolution hätten aus dem geistigen Wesen des italienischen Volkes einen stahlharten Block gemacht, und wenn morgen dieses Volk zu anderen Kraftproben aufgerufen werden sollte, so würde es auch keine Minute zögern. (Zurufe aus der Menge: „Sofort, sofort." die sich bis zu Sprechchören steigern.) „Damals", so schloß er, „sind wir nach Nom marschiert. Der Marsch, der dann von Nom aus ausgenommen wurde, ist noch nicht zu Ende. Und niemand wird Um aufhalten können."
Mussolini: „Warten wir ab'
Rom, 20. September. Bei einer Besichtigungsreise durch Venetien hat der Duce am Dienstag auch Görz besucht und dort, auf einer Massenkundgebung eine kurze Ansprache gehalten. Der Duce erklärte, daß er nach seiner Triester Rede während seiner Besichtigungsreise keine politische Rede mehr halten werde. „Ich habe klar gesprochen", so erklärte Mussolini u. a., „und es ist also zwecklos, jenen nachzulaufen, die sich taub stellten, um nichts hören zu müssen. Am Horizont sind einige Zeichen der Auklärung vorhanden, aber da wir Faschisten immer Gegner eines voreiligen und unzeitgemäßen Optimismus gewesen sind, warten wir ab, daß der Vorhang auch zum letzten Akt deS Dramas ausgeht, bevor wir uns weiter äußern. Immerhin füge ich in der Gewißheit. Eure Ansicht und Euer Gefühl znm Ausdruck zu' bringen, hinzu, daß, wenn es zu einem Drama kominen sollte, es uns bereit finden wird,"
Parts: Prag Hai setzt das Wort!
Paris, 20. September. In der französischen Presse bricht sich immer mehr die Erkenntnis Bahn, daß die AbtrennungderSude- tengebiete in der einen oder anderen Form und die Beschneidung des tschechoslowakischen Mosaikstaates durch etwaige Abtrennung der anderen Volkstumsgebiete unaufhaltbar geworden sei. Man merkt deutlich, wie sich gewisse französische Zeitungspolitiker Gewalt antun müssen, um zuzugestehen, daß nach Abwägcn der Realitäten keine andere Lösung denkbar sei. Ein Teil der Blätter weist auch auf den Umschwung der Ansichten der englischen Staatsmänner hin, die auf Grund der an Ort und Stelle gemachten Erfahrungen Lord Runci- mans zu der Ueberzeugung gelangt seien, daß ein weiteres Zusammenleben von Deutschen und Tschechen nunmehr unmöglich sei. Auch die sudetendeutsche Kundgebung in Dresden und die Anklagen Sebekovskys und Sandners gegen das Ünterdrückungssystem Beneschs. haben ihren Eindruck nicht verfehlt. Alle Angen sind auf Prag gerichtet. Benesch hat jetzt das Wort, so erklärt oft übereinstimmend die französische Presse am Dienstag.
mdroman vonTnyWeber
erkrersder
Krheberrechtsschutz durch Verlagsanstalt Manz,München 4. Fortsetzung. Nachdruck verboten.
Auf dem Vorderdeck stand ein Mann in schwarzem Gummimantel und blickte unentwegt nach Norden. Dort drüben «nutzten bald die Lichter von Genua austauchen. Es dämmerte schon stark und die Luft begann diesig zu werden, aber ein Blinklicht konnte auch den Nebel überwinden. Und dieses Blinklicht, auf das der Einsame wartete, dieser Strahl durch die Dunkelheit, bedeutete ihm doch mehr als Land, Landung und Ende einer langen Fahrt...
Ein Steward näherte sich dem Mann im schwarzen Mantel und machte ihn höflich darauf aufmerksam, daß bereits zweimal gegongt worden sei. Das Abendessen werde heute in Anbetracht der baldigen Landung früher serviert, was der Herr vielleicht vergessen habe.
„Ich danke Ihnen. Ich möchte ungestört bleiben," antwortete die klangvolle Stimme des Fremden.
„Wie es beliebt, mein Herr!"
Der Steward zog sich zurück. Merkwürdig, diese Deutschen! Sie hatten Heimweh wie kleine Kinder und wurden immer am letzten Reisetag närrisch. Was suchte der Mensch nur jenseits des Wellentanzes? In ein paar Stunden ging man doch ohnedies an Land ...
Konrad von Andermatt schwang sich auf ein Ankerspill und nahm die Mütze ab. Der Sturm wühlte in seinem Haar und stietz ihn wie mit unsichtbaren Fäusten in den Rücken. Kein schöner Sturm! Lau und kränklich wie der Atem eines Fiebernden. Aber er muhte hier ausharren, er mutzte das Blinklicht sehen, das ihm wie eine Ampel der Verheitzung erschien.
Jetzt blitzte es in der Ferne auf. Ganz schwach nur, ein schmales Dreieck, das fast im Augenblick wieder verschwand und Minuten brauchte, um wieder aus der Finsternis zu
tauchen. Andermatt lächelte. Dort drüben lag also das Ziel, das erste, heißersehnte Ziel seiner ungeduldig durchlebten Heimfahrt: Genua.
Sonderbar, wie die Zeit sich dehnte, wenn man sich einem Ziel näherte! Sechs Jahre hatte er aus Java zu- gebracht, hatte keinen Brief erhalten, nichts, was ihn an die Heimat erinnerte. Sechs lange Jahre! Und jetzt glaubte er, die drei oder vier nächsten Stunden nicht erwarten zu können.
Man muhte die Zeit totschlagen. Genug des Nachgrü- belns! Vielleicht fand er selbst in dieser Sturmnacht ein paar Unentwegte, die mit ihm Poker spielten. Oder eine Frau, der nicht die Seekrankheit Ruhe gebot...
Konrad von Andermatt schlendert« über das Verdeck, stieg in seine Kabine hinunter und kleidete sich um. Vor dem Weggehen zog er eine weihe Chrysantheme aus der Vase auf seinem Schreibtisch, brach den Stengel ab und steckte sie in das Knopfloch seines Smokings. Die Chrysanthemen wurden seit Aden jeden Tag erneuert. Wer sie ihm schickte, wußte er nicht, wollte er nicht wissen. Aber heute war Abschied, da konnte man der Dame schon die Freude machen. -
Ungemein vergnügt, mit strahlenden Augen trat er in den Speisesaal. An der langen Tafel satz eine einzige Dame unter etwa zwanzig Herren. Es war Eeertje Krueger, eine junge Holländerin, die zum Besuch ihrer Verwandten nach Utrecht reiste. Der Baron hatte sich oft mit ihr unterhalten.
Als sie die Chrysantheme bemerkte, lächelte sie und beugte sich rasch über ihren Teller. Wie nett von ihm, dachte sie; er ist also doch nicht so schwer von Begriffen, wie es immer schien...
Konrad trat auf sie zu und fragte, ob sie Lust habe, nach dem Essen ein Glas Sekt mit ihm zu trinken. Geertje Krueger errötete wie ein Schulmädchen. Gewiß, mit Vergnügen!
Sie nahmen an einem der kleinen Tischchen in der Var Platz. Das Schiff stampfte jetzt so schwer, dah der Raum auf und nieder schwankte, aber die Holländerin beteuerte, sie habe sich nie so behaglich gefühlt, wie eben jetzt.
„Wie lange bleiben Sie in Europa?" fragte sie unvermittelt
Baron Andermatt zuckte die Achseln. „Vielleicht sür immer, vielleicht auch nur ... warten Sie! Heute ist Donnerstag. Nächsten Mittwoch läuft die „Somalia" in Triest aus. Da könnte ich eigentlich schon wieder unterwegs sein," sagte er wie iin Selbstgespräch'.
„Nein, nicht möglich! Was hätte das für einen Sinn? Wegen einer Woche reisen Sie um den halben Erdball?"
„Wegen einer Woche? Keine Spur. Ich glaube, daß meine Mission in zehn Minuten erledigt sein wird. Ja, ich fürchte sehr, es wird so sein."
Geertje Krueger bat um eine Zigarette. Als sie Feuer nahm, bebten ihre Fingen
„Sie sagten doch eben, es sei möglich, daß Sie für immer in Europa bleiben, Baron. Wovon hängt das ab — wenn Sie diese Frage nicht stört?"
Konrad Andermatt blickte ihr lächelnd in das hübsche Gesichtchen. „Ja — das hängt von der Laune einer Fra« ab," sagte er ruhig, als ob diese Antwort das Selbstver ständlichste unter der Sonne wäre.
Die Holländerin lieh den Kopf sinken. Eine Blutwell« färbte ihre Wangen.
„Verzeihen Sie, Baron Andermatt," murmelte sie bestürzt. „Ich konnte selbstverständlich nicht ahnen, daß Si- um einer Frau willen nach Europa reisen."
Konrad schien die Wirkung seiner Worte gar nicht zu bemerken. Er suchte nur Entspannung, einen Menschen, der ihm Gehör schenkte; dem er sagen konnte, daß er gar nicht Herr seiner Entschlüsse sei, sondern unter dem Druck einer jahrelangen Sehnsucht über Meer und Land gehetzt werde. Während Eeertje Krueger mühsam um Fassung rang, sprach er lebhaft weiter:.
„Glauben Sie nicht auch, daß sich im Leben jedes Men>- scheu Wunder begeben? Eines bestimmt: Die Liebe. Mir ist es früh begegnet. Zu früh. Ich erfaßte es nicht oder nicht so ganz, wie man es erfassen mutz, um glücklich zu werden. Und dann verlor ich es, wie man ein kostbares Schmuckstück verlieren kann: aus Unachtsamkeit. Vielleicht auch, weil inan seiner zu sicher ist..."
(Fortsetzung folgt.)