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Gedächtnisausstellung Ernst Würtenberger in, Kunsthaus Schalter
Die gegenwärtige Gedächtnis-Ausstellung im Kunsthaus Schaller sür den 1934 verstorbenen Professor Ernst Würtenberger gibt einen aus. schliißreichen Ueberblick über das Lebenswerk die- ses liebenswürdigen Malers und Graphikers. Geboren im Jahre 1868 in Steißlingen bei Radolfzell, studierte er an den Akademien in München und Karlsruhe unter Diez und Ferdinand Keller, kam in Florenz mit Böcklin. in Zürich mit Hobler in künstlerisch-freundschaftliche Verbindung und wirkte von 1902 bis zu seinem Todesjahr als Lehrer an der Landeshochschule in Karlsruhe, Eine klare stetige Entwicklung zu seiner eigenen künstlerischen Form spricht aus all seinen Zeich- nungen. Holzschnitten und Gemälden. Reife handwerkliche Könnerschast. warme, humorbeseelte Menschlichkeit kennzeichnet die Eigenart dieses warmherzigen Künstlers. Es ist darum kein Zufall, daß Porträt und Genrebilder, die manchmal Spitzwegische Atmosphäre atmen, vorherrschen. Voll ursprünglichen Lebens sind seine Kinderbilder, etwa „Die Geschwister". „Monika" oder die verschiedenen Bildnisse seiner eigenen Kinder. Sehr wesentlich und aufschlußreich sind auch die verschiedenen Selbstbildnisse aus den Zähren 1883 bis 1930, wovon das aus dem Jahr 1923 besondere Beachtung verdient. Seine Malweise ist allem Lauten. Grellen und Harten abhold, er ist ein Lyriker der Farbe, dessen harmonische Mensch, lichkeit auch aus der warmen, gedämpften Tonig- keit seiner Farbenkompositionen leuchtet. Bekannter als die rund vierzig Gemälde, die Schaller zeigt, sind die Holzschnitte Würtenbergers, die durchweg eine volkstümlich schlichte und kraftvolle Prägung haben und durch ihren Reichtum an Einfällen ansprechen. Gleichviel ob er große Männer der Geschichte darstellt, Märchen wie „Der Fischer und syne Fru" oder Gottfried Kel- lers Erzählung „Romeo und Julia auf dem Dorfe" in seinen Holzschnittfolgen ausleben läßt, aus allem spricht ein meisterliches Können, das aus einem reichen und verinnerlichten Menschentum kommt. klägsr Lrueber
Neue Filme in Stuttgart
Der Widerspenstigen Zähmung, so möchte man die lustige Filmkomödie, die gegenwärtig unter dem Titel ,L ch liebe dich" in den Stuttgarter Palast-Lichtspielen läuft, nennen. Die Widerspenstige ist Luise Ullrich und gezähmt wird sie von Viktor de Kowa, allerdings mit so viel Mühe, daß dieser selber am Schluß sich „k.o." be- kennen muß. Ein wundervolles Pärchen, diese beiden; mit den liebenswürdigen Grobheiten, die sie sich gegenseitig an den Kopf werfen, mit den tollen Streichen, die sie einander aus lauter Liebe und Zuneigung spielen. Die wenigen andern Personen sind nur als Statisten eingesetzt, im wesentlichen wird der Film allein von den Zweien ge- tragen. Zudem spielt sich die Handlung innerhalb von zweimal 24 Stunden am gleichen Ort ab.
Die Forderung nach Einheit der Zeit, Einheit des Orts und Einheit der Handlung, wie sie einem in der französischen Klassik gestellt wurde, ist also hier in reinster Form erfüllt. Die Lebendigkeit und Wirksamkeit des Film? beruht in erster Linie auf den glänzend ausgefeilten Dialogen und der ausgezeichneten schauspielerischen Leistung.
« rV. Ickerkel
Die liebenswerte Erzählung der Stuttgarter Schriftstellerin Sofie Schieker-Ebe „Was tun, Sybille" lieferte den Vorwurf für den gleichnamigen Ufa-Film in den Universum-Lichtspielen. Junge Menschen unserer Zeit begegnen uns in dieser schlichten, verinnerlichten Handluna. Durch einen Gelddiebstahl wird der kameradschaftliche Geist in der Mädchenklasse der Unterprima k jäh gestört. Gemeinsam mit dem Klassenlehrer, einem prächtigen Führer junger Menschen versuchen die Kameradinnen das dunkle und rätselvolle Vorkommnis zu klären. Es gelingt ihnen auch ohne hochnotpeinliche Untersuchungen, allein auf der Grundlage kameradschaftlichen und menschlichen Vertrauens. Warmherzige Menschlichkeit und liebevolles Verständnis für die Welt der Jugend und ihre Entwicklungsfragen gibt diesem Film Gehalt und Tiefe. Jutta Freybe und Zngedvrg von Kusserow an der Spitze der frischen Mädchenkameradschast, Hermann Braun als charaktervoller Primaner und HanS Leibelt als menschlich überlegener Klassenlehrer find die haupttrSgec der Handlung. Klar und sauber sind Spielsührung und Bildhaftigkeit. — Ein vorauslausendet Film von unserer Wehrmacht begeistert durch die kraftvolle Männlichkeit seiner Atmosphäre. kl. Lrueder
3500 KdF.-Besucher bei den Bayreuthex Festspielen Die NS.-Gemeinschast Kraft durch Freude hat wieder einmal ein großes soziales Werk fertiggebracht. Am 6. und 7. August weilten in Bayreuth 3500 KdF.-Besucher der Festspiele. Zum erstenmal hat es die KdF. gewagt, ihre Mitglieder in solchen Massen aufzubieten. Und die Erwartungen wurden nicht enttäuscht: Aus allen Gauen de» Reiches, von der Wasserkante und von Süden und Südosten aus der deutschen Ostmark, von West und Ost sind die Teilnehmer zusammen- aeströmt und genießen nun das seltene Glück, die Bayreuther Festspiele sehen zu dürfen. Zwei Vorstellungen hat die NS.-Gemeinschast Kraft durch Freude belegt und es sind gerade die beiden in der Allgemeinheit am schwersten verständlichen Werke „Parsifal" und „Tristan und Isolde". Aber wie der Samstag zeigte, war die gewaltige Gemeinde von 1800 Festspielbesuchern von „Parsifal" tief ergrissen.
„Heimat" auf der Internationalen Filmkunstschau in Venedig
Am zweiten Abend der Internationalen Filmkunstschau in Venedig kam der deutsche Ufa-Film s „Heimat" zur Aufführung, der unter der : Spielleitung Carl Frölichs nach dem bekannten Schauspiel Sudermanns gedreht wurde. Das Publikum wurde von der packenden Handlung und von dem erschütternden Spiel der beiden Hauptdarsteller Zara Leander und Heinrich George ties ergriffen. ES gab seiner Anerkennung vor dieser Hochleistung der deutschen Filmkunst durch starken Beifall Ausdruck. Die Einflechtung ; wn Musikwerken der großen deutschen Kom- ^ ponisten Gluck und Bach hob das Werk musikalisch j und kulturell aus die Höhe eines Kunstwerkes > erster Ordnung I
^Wichtige OlaGrichLen in
Schutz des Mieters
Der Reichskommissar für die Preisbildung befaßt sich erneut in einem Erlaß mit der Bedeutung der Preisstoppverordnung für die Kündigung von Mietverhältnisfen. Nach den geltenden Anordnungen verstößt jede Kündigung gegen die Preisstoppverordnung, durch die' sich der Vermieter mittel- und unmittelbar einen wirtschaftlichen Vorteil verschaffen will. Bei der Behandlung von Kündigungsfragen sollen die Preisbehörden beachten, daß ihre Aufgabe in erster Linie darin besteht, den Mieter gegen ungerechtfertigte Belastungen zu schützen. Sie werden deshalb, wie es in dem Erlaß heißt, in vielen Fällen einer Kündigung zustimmen können, wenn dem Mieter in angemessener Weise die Umzugs- kosten vergütet werden. Dabei wird bei Wohnungen im allgemeinen der Betrag einer Monatsmiete als ausreichend angesehen werden können. In einer weiteren Entscheidung des Preiskommissars heißt es, daß es unzulässig ist. wenn der Vermieter einen Mietvertrag zum Zwecke der Abänderung der Kündigungsfristen oder anderer Vertragsbestimmungen ohne Genehmigung der Preisbehörde kündigt. Wenn bei einer Neuvermietung andere Kündigungssristen als bisher vereinbart werden sollen, so hängt die Zulässigkeit einer solchen Vereinbarung davon ab, ob der neue Mieter schlechter gestellt wird als der alte.
Landwirtschaftlicher Versicherungsschutz
Häufig hört man in der Landwirtschaft Klagen darüber, daß die Versicherungen immer noch zu teuer und auch unvollkommen seien. Um so erfreulicher ist die Tatsache, daß die Wirtschaftsruppe „Privatversicherung" auf Grund von Ver- andlungen mit dem Sonderbeauftragten für Versicherungswesen beim Reichsnährstand Aende- rungen der landwirtschaftlichen Zusatzbedingungen vorgenommen hat. Der Versicherungsschutz wird durch die Aenderungen erweitert ohne Bei- tragterhöhung.
Gegen die „Ochsentour"
Für die Begabtenförderung in der Verwaltung setzt sich das .Lunge Deutschland" ein, in dem es sich zugleich gegen die Ueberspitzung des Berechtigungswesens wendet. Die Aus- bildung und Beförderung in den Laufbahnen bedürfe einer Ueberprüfung und Reform. Man spreche vielfach von der „Ochsentour" in der Verwaltung, weil deren Laufbahnvorschriften nur ein schematisches Weiterkommen von Stufe zu Stufe in genau festgelegten Zeitabständen ge-
statten, zumeist ohne wesentliche Berücksichtigung der Leistung. Notwendig sei eine Verkürzung von übermäßig langen Ausbildungs- und Wartezeiten. Auch die Gewährung von Ausbildungs- und Studienbeihilfen seien ein Mittel der Begabtenförderung. , „ _
Weitere Potizeiaufnaymen in die ^
In Erweiterung der Maßnahmen zur Verschmelzung von Polizei und F hat der Reichs- führex F und Chef der deutschen Polizei die Bestimmungen über die Aufnahme von Angehörigen der Ordnungspolizei in die Schutzstaffeln der NSDAP, dahin ergänzt, daß auch staatliche Polizeiverwaltungsbeamte, die in Oesterreich eingesetzt waren, jetzt den Antrag auf Aufnahme in die F stellen können.
10 Millionen bei der DAF.-Rechtsberatung
Die Deutsche Arbeitsfront gibt eine aufschlußreiche Bilanz der Arbeit ihrer Rechtsberatungsstellen bekannt, lieber zehn Millionen Volksgenossen haben in drei Jahren die Rechtsberatungsstellen ausgesucht. Behandelt wurden u. a. zwei Millionen arbeitsrechtliche Streitfälle. 900 000 Güteverhandlungen wurden durchgeführt, und 650 000 außergerichtliche Vergleich« konnten erzielt werden.
Reichsbahn und Kinderreiche
Heute können Kinder aus kinderreichen Familien auch dann zum halben Fahrpreis befördert werden, wenn sie allein reisen und noch nicht 21 Jahre alt geworden sind. Bisher waren Fahrpreisermäßigungen für Kinder nur zugelassen, wenn mehrere Familienmitglieder eine ge- l meinschastliche Reise unternahmen.
Vergütungssatz für Pferde und Fahrzeuge
Auf Grund des neuen Wehrleistungsgesetzes wurde für eine Inanspruchnahme von Pferden und Bespannfahrzeugen durch die Wehrmacht folgende Vergütungssätze, und zwar vorläufig für die Zeit bis Ende 1938, festgesetzt: Für jedes PferdjeTag8NM. in den Füllen, in denen die Wehrmacht die Fürsorge für Futter, Hufbeschlag und tierärztliche Betreuung übernimmt, für jedes unbespannte Fahrzeug je Tag 3 RM. in den Fällen, in denen die Wehrmacht die Instandhaltung des Fahrzeuges übernimmt. Der Einstellungstag und der Entlassungstag sind voll zu vergüten. Bei Ausführung von Beförderungen, bei denen die Wartung und Betreuung der Pferde und Fahrzeuge von den Leistungspflichtigen übernommen werden, kommen die ortsüblichen Veraütuuassätze in Fraae
auf dem Weinyos abgebrochen und aus sei- neni Platze das „Schwörhaus" erbaut. Vom Erker dieses Hauses, wo er der Bürgerschaft gut sichtbar war, legte der neue Bürgermeister hinfort seinen Amtseid ab. Als am l3. August 1649 der Schwörtag stattfand, waren die Schweden in Ulm. Der schwedische Oberst Douglas ließ es sich nicht nehmen, die Feier auch von sich aus zr ehren. Beim Betreten des Weinhofes durch der neuen Bürgermeister ließ er durch acht Trompeter Fanfaren blasen'
Der feierliche llmzuzz Hier möge auch einiges über denLlmzug am Schwörtag nach der Gyromt leinen Platz linden. Er wickelte sich feierlich ab; an der Spitze schritt dis Stadtmusik. Hieraus folgte der regierende Bürgermeister mit den zwei ältesten Natsherren in schwarzem Anzug und ebensolchen seidenen Mänteln, auf denen die goldenen Amtsketten glänzten. Die anderen Natsherren aus den Patri- zieren trugen sich farbig, darüber ein schwarzer seidener Mantel. Dann werden die Obervögte von Geislingen, Albeck und Leipheim genannt, weite« der Vogt von Langenau und der Oberforstmeister von Altheim, alle in roten Scharlachmänteln. Die anderen Natsherren erschienen in sLwarzen wollenen Mänteln.
Mit dem Schwörtag mar oft ein Fischerstechen verbunden. Früher wickelte sich dies alle zwei Jahre zur Belustigung der Zuschauer ab. 1745 gab es eine Abwechslung in dem Programm. Die Bindergesellen sprangen mit ihren Reisen. Dieser Neifentanz war seit fast hundert Jahren nicht mehr geübt morden. 1750 trug man vor dem neugewählten Bürgermeister statt einer „nicht! bedeutenden, fast nur aus Flundern und Papier gemachten Krone zum erstenmal eine ganz neu gemachte Silber- und vergoldene Krone aus einem rotsammtenen. mit Gold bordierten Kisten".
Das beigegebene Bild zeigt uns das „S chw ö r- hau s", wie es vor dem Brande am 10. Oktober 1785 bei Gelegenheit eines Schwörtages aussah. Ein großer Teil der kostbaren Bibliothekschätze, der darin aufbewahrt wurde, ging mit dem Gebäude in Flammen aus. Für die Stadt und ganz Deutschland ein großer Verlust. Die Glocke, die die Bürger am Schwörtag zusammenberief, wurde die „S ch w ö r g l o ck e" genannt.
Wenn jetzt ein alter Brauch der ehemaligen freien Reichsstadt Ulm von neuem ersteht, so werden sich die Illmer mit Stolz an die Bedeutung ihrer schönen Stadt auf so manchem Gebiet erinnern. Undalle Schwaben und darüber hinaus ganz Deutschland werden Anteil daran nehmen. Denn unsere Städte haben eine große Vergangenheit, an die anzuknüpfen in unserer Zeit ein starkes Bestreben ist.
EKLM die Ernte vor FeuersgeWr!
Ein wichtiger Erlaß Himmlers
Der Neichsführer U und Chef der deutschen Polizei hat zur Sicherstellung der Er. nährung und mit Rücksicht auf die erhöhte Brandgefahr zur Ernte- eit einen Erlaß herausgegeben, in dem amtliche Polizeibehörden angewiesen werden, besonders die landwirtschaftlichen Er- Zeugnisse vor Brandgefahr zu schützen. In dem Erlaß sind u. a. besonders folgende, am häufigsten vorkommende Mißstände als Brandursachen bezeichnet: Gebrauch von offenem Licht im Stall und Boden; überbrückte Sicherungen: vor Nässe und Beschä- digungcn nicht geschützte elektrische Anlagen; fehlerhafte Anschlußkabel, Steck- und Abzweigdosen sowie Lichtschalter: Heißlaufen von Dresch- und sonstigen Maschinen; Funkenflug aus Lokomobilen und Zugmaschinen, Ueberhitzen und Nichtausschalten von elek- irischen Bügeleisen; unsicher verwahrte Streichhölzer; durchbrochene Brandmauern; fehlende und unvorschriftsmäßige Brandmauerführung; fehlende Schornsteinver- schläae; schadhafte Schornsteine und Schorn, steinröpfe; fehlerhafte Feuerstätten; durch, brannte Ofenrohre; unvorschriftsmäßige Anlage von Räucherkammern: Lagerung von Heu und Stroh aus Böden der Wohnhäuser und in der Nähe von Schornsteinen; offene und undichte Reinigungstüren der Schornsteine; fehlende oder schadhafte Blitzableiteranlagen; in Scheunen und Schuppen unter- gebrachte Kraftfahrzeuge; Wäschetrocknen an und auf Oesen, Brennstoffablagerung in der Nähe von Feuerstätten und Ascheablagerung in der Nähe brennbarer Gegenstände.
Besonders häufig entstehen auch Brände durch Selbstentzündung von Heu; nur sachgemäße Lagerung kann eine Selbstentzündung ausfchließen. Bei den Revisionen der Mühlen ist vielfach festgestellt worden, daß das Getreide infolge Fehlens eines Lagerraums oder wegen vorhandener zu kleiner Lagerräume im Mahlraum ausbewahrt wird. Die Polizei wird in Zukunft auf diese Mißstände streng achten und in Zusammenarbeit mit allen auf die Bevölkerung einwirkenden Organisationen auf die Gefahren, mellen und ihre Beseitiauna Hinweisen.
Der Ulmer Schwörtag
Wa» die Chronik über dieses alte Almer Fest berichtet
„Scywörtag" ln Ulm. Ein Fest, Vas den lllmern ans Herz gewachsen ist. Liegt in ihm doch ein Stück Geschichte, auf welche sie stolz sind. Vätergut, das nicht verschleudert werden soll. Und dieser Schwörmontag, derTag.an welchem ein st der neue Bürgermeister der Stadt seinen Amtseid leistete, unter der gesamten Bürgerschaft, die sich daran beteiligte, wird in diesen Tagen sich wieder vor den Augen der Nachkommen abspielen.
Lasten wir unS einiges von der Chronik über den Sinn dieser den Ulmern ehrwürdigen Sache berichten.
Patrizier und Zünfte rangen im 14. Jahrhundert um die Herrschast in der Stadt. Die einen wollten behalten, was sie besaßen, die andern erringen, was sie als ihnen zu Unrecht Vorbehalten erkannten. Aus diesem Gegensatz ergaben sich ununterbrochen Kämpfe, die nicht das Gedeihen der Stadt förderten. Das sahen beide Parteien in ruhigeren Zeiten ein. So entstand 1345 ein „Schwörbrief', worin sich „die Gemeind der Hand- werk zu Ulm und die Bürger, so nicht Handwerk sind" .versprechen, alles zu tun und zu unterlassen, was die Eintracht zwischen arm und reich stören könne.
Der große Schwörbries
Der „große Schwörbrief" datiert bereits vom 31. März 1397. Auf ihn stützte sich für lange Zeit das Bersastungsleben der Stadt; die Wahl des kleinen und großen Rates wurde durch ihn geregelt. 14 Patriziern standen bereits 17 Znnst- meister gegenüber, so daß die Oberherrschast der „Privilegierten" gebrochen war.
Die Chronik berichtet uns über das Verlesen des „Schwörbriefes", das alljährlich geschah. Nach der Vereidigung von Bürgern und Bürgermeistern ließ sich der abaehende Bürgermeister also vernehmen: .Liebe Freunde, nachdem wir nach alter Gewohnheit hergebracht haben, daß wir alle Jahr einen neuen Rat wählen, also haben wir es auch dieses Jahr vorgenommen und sonderlichen . . .
u einem regierenden Bürgermeister gewählt. So
öret den Brief an, auf den wir jetzt schwören."
Nach Verlesung folgte eine Ermahnung, die mit dem gemeinsamen Schwur schloß: „Wie ich mit
Worten beschienen bin und der verlesene Brief innhält, das will ich halten und tun und dem geleben und Nachkommen, getreulich und ungefährlich, also schwör ich, daß mir Gott helf."
Das scheidende Stadthaupt wendete sich nun an den sür das kommende Jahr Gewählten: „Bürgermeister! so werdet ihr schwören, ein gemeiner Mann zu sein, Neichen und Armen, auf alle gleiche, emeine und redliche Ding, ohn alle Gefährde! So ebet auf und sprechet mir nach": „Wie ich mit Worten besckiieden bin und der verlesene Brie! iiinycUl, dem will ich Nachkommen, wahrUcy, getreulich und ungesährlich. also schwör ich. daß Gott mir belle."
Jetzt ließ sich der neugewühlte Bürgermeister also vernehmen: .Liebe Freunde! Dieweil ich auS Fürsehuna des allmächtigen Gottes von einem ehrbaren Rat sür dieses zukünftige Jahr zu einem regierenden Bürgermeister erkiest bin, so will ich Euch alle insgemein freundlich bitten, Ihr wollet mir Gott helfen anrufen, daß er mir seine göttliche Gnade verleihe, damit ich in dieser meiner ehrlichen und stattlichen Verwaltung dieser ehr- lichsn und stattlichen Commun dermaßen sürstehen möge, daß es seiner Allmächtigkeit angenehm und Euch und gemeiner Stadt zur Wohlfahrt, nützlich und fürständig sei; daraus so ziehet im Namen Gottes hin und seid miteinander friedlich und schiedlich!"
Es lief am „Schwörtag" nicht immer alles glatt und aus ebenen Geleisen ab. Am 4. August 1608 heißt ,s: „daß sich sürohin" die jüngeren Patrizier „sowohl als andere Bürger ihre bürgerlichen Pflichten zu leisten schuldig seien; auch sollen sie nächsten Schwörtag nicht mehr, wie bisher geschehen, in dem Winkel bei goldenen Adler stehen", damit sie den Inhalt des Schwörbriefs vernähmen, aus welchen sie, wie die anderen Bürger schwören müssen. Und am 7. August 1674 muß der Rat schon wieder tadeln und warnen, „daß viele Buben und Weibspersonen herfür aus den Weinhos bis unter die Bürgerschaft hineingeloffen und gedrungen, lautes und unbescheidenes Geschrei und Un- fuhr gemacht haben."
1558 entstand ein neuer „Schwörbries", dessen Bestimmungen den Zünften mehr entgegenkam. Im Jahre 1612 wurde der „Luginsland"
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