Zwei Stunden Kampf ohne Entscheidung

Beginn der Zußball-Weltmeistseschast / Deutschland gegen Schwerz nach 120 dramatischen Minuten wieder 1:1 unentschieden < Gauche! und Trello Megglen die Torschützen / Küns Spiele mußten verlängert werden / Lin schwacher Start Italiens

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Es war keine reine Freltde, die da drau­ßen in der Prinzenpark-Bahn aufkam. Auffällig die übergroßen Sympathien, die man den Schwei­zern schon beim Betreten des Spielfeldes ent­gegenbrachte und die sich dann im Laufe der 90 und schließlich da das Treffen nach Ablauf der regulären Spielzeit beim Stande von 1:1 ver- länger! werden mußte 120 Minuten zu regel­rechten Ovationen auf offener Szene steigerten, die in stürmischenHopp. Schwyz!'-Sprechchören ihren sinnfälligsten Ausdruck fanden. Auf der an­deren Seite hatten die deutschen Spieler unter einer Mißstimmung des Publikums zu lei- den, die nicht allein durch die gewiß zu tadelnde scharfe Spielweise einiger der m die Elf herein- genommenen Wiener Spieler bedingt war. Es gab m einem Falle, als zehn Minuten vor dem end­gültigen Schlußpfiff der Linksaußen Pesser nach einem bösen Foul an dem Schweizer Spiel­führer Minelli hinausgestellt.worden war, minutenlang ein wüstes Pfeifkonzert und stür­mischePfui!"-Nufs. daß das Stadion einem wah- ren Hexenkessel glich. Und in dieser Umgebung sollten die deutschen Spieler nun ihre Nerven be- jhalten gegen einen Gegner, der bekannter­imaßen in seinen letzten Spielen an seine besten Tage von anno 1924 anknüpfen konnte, da er bei den Pariser Olympischen Spielen im Fußball- Turnier hinter den berühmten Uruguayern den »zweiten Platz besetzte und die inoffizielle Europa- Meisterschaft gewann!

Trotzdem hätten wir gesiegt,

»ja, sogar siegen müssen, wenn sich nicht einige »widrige Umstände gegen uns förmlich verschworen 'zu haben schienen. Da war einmal der Pfei­fen mann mit den beiden nicht gegebenen Elf­metern wir erwähnten das eben. Da war zum »zweiten eine zweimalige ganz augenfällige »Schwächeperiode im Laufe des Spiels, in »der die deutsche Mannschaft ganz aus dem Kon­zept geraten war, in der nichts, aber auch gar nichts gelingen wollte. Und da war zum dritten ein wirklich rabenschwarzes Pech, als ein knappes Dutzend Minuten vor Abpfiff ausgerechnet ein deutscher Stürmer (Gauchel) in einer unglaub­lichen Drangperiode unserer Elf dem ganz mit aufgerückten Verteidiger Janes zweimal unmittel­bar hintereinander in der Schußbahn lag (I) und so ein totsicheres, den Sieg bedeutendes Tor ver­hinderte! j

Es hatte aber auch sein Gutes, daß die Partie wiederum nur unentschieden auS- »ging: wurden doch Deutschlands Schwä­nchen schonungslos aufgedeckt und da- »durch uns Gelegenheit geboten, bis zu dem auf Donnerstag an gleicher Stelle angesetzten Wiederholungsspiel die fraglichen Feh­ler auszumerzen bzw. die Leute, die allzu schwach waren, durch bessere zu ersetzen. Zwei der Wiener Spieler werden sicher nicht mehr dabei sein, der Verteidiger Schmaus, der wohl manche böse Situation im letzten Augenblick noch zu klären ver­mochte, der aber im großen und ganzen ein so unreines Spiel zeigte, daß wir von Glück sagen konnten, daß Langenus auch im deutschen Straf­raum nichtalles" sah und der Linksaußen Pesser. der sich durch seine böse Entgleisung gegenüber Minelli selbst darum gebracht hat, bei dieser Weltmeisterschaft nochmals in die Erschei­nung zu treten: denn ein Feldverweis führt nach den Bestimmungen der FIFA, unweigerlich zum Ausschluß für die Dauer des ganzen Turniers! Der dritte im Bunde der Ausscherdenden dürfte Gellesch sein, der als Halbrechter sich ^um zur Geltung bringen konnte und durch seine schwache Leistung auch feinen rechten Nebenmann Lehner so in Mitleidenschaft zog. daß insgesamt der rechte Flügel nahezu ein Ausfall war. Leh­ner kam erst in der Verlängerung richtig in Fahrt, dann aber so. daß er während dieser drei- ßig Minuten unser bester Stürmer war. der auch kräftig schießen konnte freilich ohne Glück! Wahrscheinlich wird man nun Neumer als »Linksaußen eiusetzen und den Halblinken Hahne- »mann auf den Halbrechten-Posten stellen und für ihn Fritz Szepan in die Mannschaft nehmen auf seinen Stammposten, den blonden Schalker. der heute zusammen mit seinen Kameraden Buch- /loh. Streitke und Neumer vor der Trübine fast.

Am meisten überrascht hat Torwart Nasil, sder seine Sache so ausgezeichnet machte, daß man

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Wenn man aus einem Theaterstück ei». Zug- bezw, Kassenstück zu machen gedenkt, dann muß man gleich den ersten Akt so spannend gestalten, daß das Publikum lebhaftmitgeht" dann ist der Erfolg von vornherein gesichert. Nach ähnlichen Praktiken schienen die Organisatoren der dritten Fußball - Weltmeisterschaft zu verfahren, die am Pfingstsamstag in Paris mit dom Spiel Deutschland Schweiz ihren Anfang nahm. Wohl selten hat man bei solch wichtiger Gelegenheit ein so spannunggeladcneS, im wahrsten Sinne des Wortes drama­tisches Spiel erlebt, das noch dazu ein von beiden Seiten mit aller Erbitterung bis zur Er­schöpfung geführtes Ringen war! Hübe» wie drüben wußten die elf Mann aus dem grünen Nasen des Pariser Prinzenpark-Stadions genau, daß ein auch nur minutenlanges Nachlassen der Kamps kraft schon alle Bemühungen illusorisch werden lassen und das Ausscheiden aus der lbckanntlich nach dem K.o.-Sysiem durchgcsiihrten) Konkurrenz bedeuten würde. So war es kein Wunder, daß auch zuweilen die Grenzen des Erlaubten in diesem Spiele hart gestreift und in manchen Fällen sogar überboten wurden die Nervosität der Spieler war begreiflich ob des hohen Ein­satzes. um den es ging, wenn auch nicht i» jedem einzelnen Falle entschuldbar! Dafür, die Entglei­sungen auf ein Mindestmaß zu beschränke» und beizeiten energisch ein- und durchzugreisen, stand ja eigentlich in dem Belgier John Lange nus ein Mann als Schiedsrichter im Felde, dessen jahrelange Praxis ein einwandsreies Abwickeln der ganzen Angelegenheit hätte gewährleisten sol­len. Bedauerlicherweise hatte aber gerade der so wichtige 23. Mann auf dem Spielfeld diesmal keinen guten Tag nicht nur. daß er das zuweilen auskommende scharfe Spiel nicht recht­zeitig unterband, benachteiligte er die deutsche Elf ganz offensichtlich, indem er zwei klare Elfmeter nicht gab und zum Schluß über die Zeit hinaus spielen ließ, solange die Eid­genossen im aussichtsreichen Angriff waren, während ein letztes erfolgversprechendes Aufflaüern des deutschen Sturms von ihm sofort zurückgepfiffen wurde . . .

ein klare? Ucbergewicht im Feldspiel, konnte dies aber nicht in die entscheidenden Tref­fer umsetzen. so daß schließlich alle Bemühungen die sich gegen Schluß zu dramatischer Wucht

auch nicht einen einzigen Augenblick den langen Regensburger Jakob vermißte, der durch den plötzlichen Tod seines Töchterchens verhindert war, an der Reise nach Paris teilzunehmen. Groß­artig waren auch unsere beiden Außenläufer Kitzinger und Kupfer, die ein ganz enor­mes Arbeitspensum ableisteten und bei aller her­vorragenden Störungsarbeit der gegnerischen Angriffe deren es gewiß nicht wenige und nicht ungefährliche waren! sich auch noch ausgespro­chen offensiv betätigten: es hätte em Paarmal nicht viel gefehlt.daß sie unseren Stürmern dasTore- schießen in der Praxis vorgemacht Hütten! In Ordnung gingen auch Janes. der der beste der vier Verteidiger auf dem Platze war und Gau­chel, der sich alle Mühe gab, System in die vor- dere Linie zu bringen und der mehrfach herzer­frischend schoß, ohne allerdings das nun einmal nötige Trefferglück dabei zu haben. Hahne- mann dribbelte allzuviel, Mock arbeitete unauf­fällig im Goldbrunnerschen Stil, ohne ganz die große Linie des Müncheners zu erreichen.

Die Schweizer waren hervorragend:

in ihrem technischen Können, ihrer taktischen Reise wie ihrem ungeheuren Einsatz, der immer beson­

steigerten umsonst blieben. In der 29. Minute glückte aber endlich doch ein zählbarer Erfolg, der in seiner Ausführung schön war. wie noch selten ein Treffer in einem Länderspiel! Kitzinger legte

zu Pesser durch, dessen direkte Flanke zur Milte haute Gauchel vollends über den vergeblich sprin­genden Huber ins Netz daß die Maschen nur so zitterten! Aber die Freude der deutschen Schlach­tenbummler dauerte nur eine gute Viertelstunde dann war der Schweizer Ausgleichstreffer da. und der eidgenössische Anhang, der, dem Stimm- austvaiiv nach zu urteilen, recht erheblich war, konnte den schon skizzierten wundervollen Kvpsball seines Trello Abegglen bejubeln. Die Fülle dramatischer Situationen hielt auch in den zwei­ten 45 Minuten n» mit dem Erfolg aber, daß keiner Partei noch ein weiicrer Treffer gelang, wenn auch mehr als einmal die Tore förmlich in der Lui! lagen auf nnsercr wie aus des Gegners Seite. Daß wir nicht die Geschlagenen waren, hatten wir einmal Mock und einmal Kupfer zu verdanken die schon im Tor ge­glaubte Bälle noch im letzten Moment von der Linie herauskickten bzw. -köpften.

In der sich notwendig machenden Ver- n gern »g erreichte die Nauhbeinigkeit eini­ger Spieler dann Höhepunkte, die leider der Schiedsrichter nicht genügend unterband. Bei Peffers Foul an Minelli konnte er dann aber doch nicht gut ander?, als den Wiener vom Platze zu weifen: da vorher Kitzinger so böse angeschlagen worden war. daß er als Statist nach Rechtsaußen gehen mußte (Lehner rückte nach innen. Gelleich ging als linker Läufer zurück), spielte Deutschiaud praktisch nur noch mit neun Mann, mit denen in einer solchen nerven­aufreibenden Situation natürlich kein Sieg mehr zu erzwingen war gegen die mit allen Mitteln das Unentschieden verteidigenden Schweizer. Und so werden sich Hakenkreuz und Schweizer Kreuz in fünfmal 24 Stunden abermals gegenüberstehen bei der Lösung der Frage, wer von beiden Natio­nen weiter dabei sein wird, wenn es an die Ver­teilung der Fußball-Welimeisterschafts-Ehren 193S geht . . .1

Die übrigen Spiele der Vorrunde

Tschechoslowakei Holland 3:0 n. V.

Unerwartet schwer hatte es die Elf der Tsche. choslowakei. die gegen Holland spielte. Die Niederländer lieferten vor 10 000 Zuschauern in Le Havre ein wirklich großartiges Spiel, hielten bis Schluß der regulären Spielzeit ein torloses Unentschieden und gaben sich erst geschla­gen, als sie in der zweiten Verlängerungshälfte mit zehn Mann spielen mußten. Erst in den machte, die den Kamps entschieden. So kam Frank­reich. das eine ausgezeichnete Abwehr zur Stelle

hatte, zu einem verdienten 3:1-(2:1-)Sieg. Die besten Spieler der Franzosen waren Mittelstürmer Nicolas, der allein zwei Tore schoß, und der ganz hervorragende Außenläufer Äastien aus Mar­seille.

Ungarn Niederländisch Indien 6:0

Die Vertreter Ungarns gewannen ihren Verrnndenkamps in Reims gegen Nieder­ländisch Indien sicher mit 6:0 (4:0) Toren. Die Ungarn hatten mit der bunt zusammengewür­felten Mannschaft der holländischen Kolonien, in deren Reihen auch einige Chinesen mitwirkten, wohl einen der schwächsten Gegner der Endrunde erwischt. Sie brauchten sich aus diesem Grunde keineswegs voll auszugeben, um ihren Sieg selbst in dieser zahlenmäßigen Höhe sicherzustellen.

RumänienKuba nach Verlängerung 3:3

In Toulouse standen sich die National­mannschaften von Rumänien und Kuba gegenüber. Die Kubaner überraschten nach der angenehmen Seite, waren technisch vielleicht etwas schwächer, spielten aber überaus eifrig und hart. Vor rund IS 000 Zuschauern endete der mit äußerstem Einsatz geführte Kamps 3:3 nach Der- lüngerung. Das Spiel wird also am Donnerstag wiederholt.

BrasilienPolen nach Verlängerung 6:3

Einen unerhört fesselnden Verlauf nahm der Kampf in Strahl, urg zwischen Polen und Brasilien. Die Südamerikaner gewannen erst nach 120 Minuten währender Spielzeit knapp mit 6:5 Toren. Bis zur Pause führten die Brasilianer, die mit zu den Favoriten der Weltmeisterschaft zählen, schon mit 3:1. Nach regulärem SpielMnk stand der Kampf jedoch 4:4.

A»r Tire

Die Ergebnisse der sieben Vorrundrniviele

ver äeutsekv Dorkiiter vsktt bei einer berrlieken varncke. Lr var einer unserer Vesten (Schirnerl

ders groß ist, wenn es gegen denErbfeind" im Fußball geht! HuberLehmannMi­nelli bildeten das gleich starke Bollwerk wie seinerzeit in Zürich und Heuer in Köln, die Deckung gleichfalls inEngland - Spiel - Be­setzung", wie überhaupt die ganze Mannschaft nach ihrem aufsehenerregenden Erfolg über die Briten nicht mehr geändert worden war LörtscherVer na tiSpringer machte unserem Sturm schwer zu schaffen und ließ ihn nur allzu selten Zur richtigen Entwicklung kom­men. Und der Angriff G. AebyTrello AbegglenBickelWalacek Amado war in seiner Gesamtheit, in der Anlage seiner Aktionen wie in der Ausführung viel gefährlicher als unsere Fünferreihe, wobei Bickel der wohl überhaupt beste Spieler des Feldes und Abegglen von solcher erstaunlicher Frische war, daß man sich freute, daß gerade er zum Schützen des Schweizer Ehren- und Ausgleichs- tresfers wurde. Wie er dieses Tor an dem völlig schuldlosen Naftl vorbei emköpfte, war auch wenn es uns den schon sicher geglaubten knappen Sieg kostete einfach wunderbar! Wenn die Eid- genossen uns. woran wir nicht zweifeln, am Donnerstag in gleicher Besetzung wieder gegen- übertreten, dann wird es abermals für die deutsche Elf sehr, sehr schwer werden, sich erfolg, reich durchzusetzen!

Schon in der ersten Halbzeit gab es Situationen über Situationen, die Tore wie reife Pflaumen vom Baume fallen lassen mußten wenn nicht die Hintermannschaften so famos auf dem Posten gewesen wären. Alles m allem hatte die deutsche Mannschaft hier

letzten Minuten erkämpfte sich die Tschechoslowakei durch einen 3:0-(0:0-0:0)-Sieg ihren Platz in der Zwischenrunde. Einem Mann danken die Tschechen es. daß sie nicht schon in der ersten Halbzeit ent­scheidend zurückgeworfen*wurden, ihrem Tormann Planika, der die schärfsten Schüsse meisterte

Italien erzielt gegen Norwegen 2:1 n. V.

Einen schwachen Start hatte der große euro­päische Weltmeisterschaftsfavorit und Titelvertei­diger, Italien. Die Azzurri trafen vor 35 000 Zuschauern in Marseille auf Norwegen und erkämpften sich erst nach Verlängerung durch einen 2:1-(1:1-1:0)-Sieg ihren Platz in der Zwi­schenrunde. Bis zur Pause hatten die tapferen und schnellen Norweger etwas mehr vom Spiel. Olivierr im Tor der Italiener war der Held der ersten 45 Minuten, nachdem Norwegen in der 2. Minute bereits durch ein Tor von Ferraris in den Rückstand kam. In der 83. Minute erzielte Norwegen durch seinen Linksaußen Brustad den längst verdienten Ausgleich. Ein zweites Tor be­gleichen Spielers wurde wegen Abseits nicht ge­geben. Die Entscheidung fiel in der fünften Mi­nute der Verlängerung. Ferrari gab den Ball zu Piola, der unhaltbar einschoß.

Frankreich besieg! Belgien verdien! 3:1

Bei trübem, aber trockenem Wetter waren rund 45 000 Zuschauer zum Colombes-Stadion herausgekommen, um dem ersten Eingreifen Frankreichs in die Ereignisse der Welt­meisterschaft beizuwohnen. Die sorgfältig vorberei­teten Franzosen trafen mit den Belgiern einen Gegner an, der ihnen im Feldspiel über- legen war. aber emme krasse Deckuirgsfehler

In Paris: Deutschland SchweizlSa.)1:1t1:1)n. B.: in Paris: Frankreich Belgien 3:1 (2:1): in Reims: Ungarn Nicderländ. Indien 6:0 (4:01: in Marseille: Italien Norwegen 2:1 (1:I> n. B.; in Strabbnrg: Brasilien Polen 6:5 l3:li n. B-: in Le Havre: TschechoslowakeiHolland 3:6<0:0>n.B.: in Toulouse: Rumänien Cuba 3:3 (2:2) «. B.

Die Zwischenrunde am nächsten Sonntag bestreiten: in Bordeaux: Brasilien Tschechoslowakei: in Paris: Italien Frankreich: in Antikes: Kuba oder Rumänien Schweden: in Lille: Deuiichlanü oder Schweiz Ungarn-

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