SeiMe Luftwaffe befucht Belgrad
Belgrad, 29. Mai. Als Vertretung der veutschen Luftwaffe, die von der jugosla- wischen Luftwaffe und Regierung zu einem öesuch der ersten Belgrader Internationalen Luftsahrtausstellung eingeladen worden ist, hat der Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Generalfeldmarschall Göring die Gruppe III des Lehrgeschwaders der Luftwaffe in Greifswald beauftragt, unter Führung des Höheren Kommandeurs der Lehrtruppen der Luftwaffe, Generalmajor Förster, diesen Besuch durchzu- sühren. Tie am Samstagvormittag 10 Uhr gestarteten 88 Kampfflugzeuge des Luft- geschwadcrS Greifswald trafen am Sonntag um 10 Uhr aus dem Flughafen Zemum sin. Zu ihrer Begrüßung war das Jagdgeschwader Belgrad aufgestiegen. Zuerst landete die Maschine des Generalmajors Förster mit Oberst Tr. Knauer. Sie wurden jugoslawischerseits von dem Vertreter des Königs. Oberst Sondermajer, dem Befehls- Haber der jugoslawischen Luftwaffe, Armeegeneral Simovitch und dem Chef seines Stabes. General Damjanovitch und ferner von dem stellvertretenden Präsidenten des jugoslawischen Aeroklubs herzlich begrüßt. Von deutscher Seite waren erschienen der Gesandte von Heeren, der Mili- tärattachö General Faber du Faur und der LandeSaruppenleiter der NSDAP., Generalkonsul Neuhausen. Zehn Minuten nach 10 Uhr setzten die deutschen Maschinen zur Landung auf. Der Staatsbesuch unserer Luftwaffe in Jugoslawien steht ein umfangreiches Programm vor. das sich bis Diens- tag erstreckt.
England
liefert KrlegsWffe für die Türkei
Englisch-türkisches Abkommen unterzeichnet cx. London, 28. Mai. Premierminister Lhamberlain hat gestern mitgeteilt, daß die Kredit-Abkommen mit der Türkei unterzeichnet worden sind. Außer einem Garantie-Abkommen über zehn Millionen Pfund ist ncch ein Abkommen unterzeichnet worden, durch das die britische Regierung der Türkei gestattet, auf Kredit in Großbritannien Kriegsschiffe und anderes Rüstungsmaterial zu kaufen und zwar bis zu einem Betrag« von sechs Millionen Pfund. Im ganzen kommt es also aus einen Kredit von sechzehn Millionen Pfund heraus, den die Türkei selbstverständlich nur durch Warenlieferungen abdecken kann.
Ist schon die Höhe des der Türkei gewährten Kredits bemerkenswert, so gewinnt daS Abkom- men politisch vor allem dadurch an Bedeutung, daß England einer Macht, der man in London «ine Schlüsselstellung im vorderen Orient ein- räumt, ein Recht zubilligt, das es anderen Mächten bisher verweigert hat. ES ist das erstemal, daß England von den Bestimmungen des 1S3S beschlossenen Kredit - Garantierungs - Gesetzes ab- weicht. Der jetzt der Türkei gewährte Kredit muß selbstverständlich im Rahmen der Politik Eng- lands im östlichen Mittelmeer und in Vorder- afien gesehen werden. England baut hier schon seit längerem seine Stellungen aus, in dem doppelten Bemühen, den italienischen Einfluß zurück- zudrängen und gleichzeitig auch Sowjet-Rußland gegenüber ein starkes Gegengewicht zu schaffen,
Generalstabsbesprechungen Paris-London
Der Eeneralstabsches der französischen Luftwaffe, Vuillemin, hat sich mit einer aus fünf höheren Offizieren bestehenden Abordnung zu einem mehrtägigen Besuch der Luftwaffe nach England begeben. Obgleich dieser Besuch von französischer Seite nur als Höslichkeitsakt auf Grund einer englischen Einladung hingestellr wird, sollen mit dem englischen Generalstab wichtige Fachbesprechungen über die engere Zusammenarbeit der Luftstreitkräfte beider Länder statt- finden.
..Handwerk nt Leistung unsachliches Härmen"
Er'öff«u»«g der Internat. Harrdrverksausftellurrg — 27 Rationen vertreten
Ist. Berlin. 30. Mai. Im Ehrenraum der Haupthalle am Kaiserdamm wurde am Samstag die Internationale Handwerksans- stellung Berlin 1938 in Anwesenheit von über 1000 Ehrengästen eröffnet. Schönheit, Kunst und Zweckmäßigkeit aus aller Welt waren in den vergangenen Jahren wiederholt Gegenstand großartiger Ausstellungen, die von Millionen besucht wurden. Der weltumspannende Charakter einer Ausstellung ist jedoch niemals so deutlich geworden, wie bei der Internationalen Handwerkausstellung Berlin 1938, dieser gewaltigen Schau, die in Zusammenarbeit mit der Internationalen Handwerker-Zentrale in Rom von dem deutschen Handwerk in der Deutschen Arbeitsfront und dem Reichsstand des deutschen Handwerks unter Beteiligung von 27 Nationen veranstaltet wird.
Nach dem Vorspiel aus den „Meistersingern" sprach Staatsschauspieler Fried- rich Kayßler den Vorspruch von Arthur Pol low und dann begrüßte Oberbürgermeister und Stadtpräsident Dr. Lippert die anwesenden Gäste des In- und Auslandes. Neichsorganisationsleiter Dr. Ley entbot ihnen namens der Partei und der Millionen schaffender Deutschen seinen Gruß und wies darauf hin. daß Deutschland die These. Arbeit sei eine Last und die Kluft, die zwischen Hand- und Kopfarbeiter bestem- den habe, zerschlagen habe. Der Präsident der Internationalen Handwerker-Zentrale in Rom, Pros. Buronzo sprach seinen Dank für die Verwirklichung der großartigen Ausstellung aus. Dann ergriff Reichswirtschaftsminister Funk das Wort, um in einer großangelegten Rede u. a. folgendes auszuführen:
„Ministerpräsident Generalseidmarschall Göring hat mich beauftragt, an seiner Stelle die Eröffnung der Ersten Internationalen Handwerksausstellung zu vollziehen. Zum ersten Male veranstaltet das Handwerk als selbständiger Berufsstand eine internationale Ausstellung. Mit Freude und Stolz erfüllt es uns, daß diese große und einzigartige Schau auf deutschem Boden stattfindet. Ich begrüße die Gäste auS dem Ausland« rnd namentlich die Handwerker der hier vertretenen Nationen aufs herzlichste und danke allen, die an Planung und Aufbau dieses Werkes Anteil haben. Mein Donk und meine Anerkennung gilt besonders dem Präsidenten der Internationalen Handwerkszentrale, Professor Buronzo, der mit der deutschen Handwerkerorganisation freundschaftlich zusam- mengearbeitet hat, von dem gleichen Willen beseelt, der großen gemeinsamen Sache zu dienen.
Das Handwerk schöpft aus den unversiegbaren Quellen des Volkstums. In Erzeugnissen, die hier zu sehen sind, spiegeln sich Wesen und Leistung eines jeden Volkes sinnfällig wider. Andere internationale Ausstellungen umspannen zumeist kaum mehr als wenige Jahrzehnte der Entwicklung. Diese Schau aber bietet, der ehrwürdigen Tradition des Handwerks gemäß, einen Querschnitt durch Jahrtausende.
Für uns soll das Handwerk der gesunde, lebcns- starke, bodenständige Mittelstand sein. Im nationalsozialistischen Staat gibt es nur einen „Herrn im Hause", und das ist der Führer und die von ihm autorisierte Staats- oder Parteistelle. Diese führen die Wirtschaft und die Arbeit als eine politisch und sozial bestimmte Einheit, während daS wirtschaftliche und soziale Eigenleben durch die wirtschaftlichen und sozialen Selbstverwaltungsorganisationen, nämlich die Organisa- tionen der gewerblichen Wirtschaft und der Deut- lchen Arbeitsfront, gestaltet wird.
Es ist für den Ausländer, der unter ganz anderen politischen, sozialen und wirtschaftlichen
Verhältnissen lebt, sicherlich nicht leicht, diese Zusammenhänge zu begreifen, zumal sie im Aus- land vielfach völlig entstellt und falsch wiedergegeben werden. Aber eines wird der Wirtschaftler, der Kom Auslande zu uns kommt, durch per- sönlichen Augenschein seststellen Immen, daß nämlich diese nationalsozialistische Wirtschafts. und Sozialpolitik zu ganz gewaltigen, überall s', chtbaren und greifbaren Erfolgen geführt hat.
Wir lenken Produktion und Verbrauch, Preise und Löhne, Geld und Kapital so, daß überall der größtmögliche Nutzeffekt erzielt wird. Wir haben durch großzügige Staatsausträge die Wirtsck)aft angeregt, «wer diese wirtschaftliche Initiative des Staates wurde zum Ansporn für die Privatinitiative und damit zum Ausgangs- Punkt einer allgemeinen starken Belebung der Wirtschaft. Wir hatten kein Gold und keine Devisen, aber wir machten aus der Devisennot eine Rohstofftugend. Dabei ließen wir den wirtschaftlichen Beziehungen mit dem Auslande die weitestgehende Pflege angedeihen und konnten den Umfang unseres Außenhandels auch beträchtlich erhöhen. Und heute, in der Zeit der allgemeinen Depression auf den Weltmärkten, erweist sich Deutschland als der sicherste Handelspartner.
Sie werden insbesondere sehen, was das deutsche Handwerk heute leistet. Die neuen Werk- stoffe, die Sie jetzt auch kennenlernen, erschlie- Ken dem deutschen Handwerk völlig neue, aber höchst wichtige Arbeitsmöglichkeiten im Nahmen des Vierjahresplanes. Und so hat bei uns das Handwerk auch wieder „goldenen Boden", wobei wir nicht das gelbe Metall meinen, das die Völker uneinig, die Menschen unglücklich und die Nationen von internationalen Mächten abhängig macht, sondern jenes „Gold", das das höchste und köstlichste Gut der Menschen ist, die Arbei t."
Der Minister forderte dann die Gäste auf, mit offenen Augen und ehrlichem Herzen durch Deutschland zu gehen, und mit den Worten „Unser Volk glaubt an den Frieden! Verkünden Sie diese Wahrheit in allen Ländern, und Sie werden dem Frieden der Völker und der Wohlfahrt der Menschen dienen!" erklärte er die Erste Internationale Handwerksausstellung für eröffnet.
Dr. Ley empfing die ausländischen Gäste
Aus Anlaß der Eröffnung der Ersten Internationalen Handwerksausstellung Ber. lin 1938 empfing Neichsorganisationsleiter Dr. Ley im Namen der Deutschen Arbeitsfront die Vertreter der an der Ausstellung beteiligten fremden Nationen. Im Kroll- Garten fanden sich neben den führenden Persönlichkeiten des Handwerks der 27 beteiligten Nationen, darunter der Präsident der internationalen Handwerkszentrale, Professor Buronzo, auch zahlreiche Vertreter der Bewegung und des Staates ein, u. a. Reichs- minister Funk, der Chef der Ordnungs- Polizei General Da ln ege, Staatsrat Schmeer. Zwei Musikkorps der Luftwaffe und des Heeres sorgten für die Unterhaltung der Gäste, die mehrere Stunden in regem Gedankenaustausch zusammenblieben.
SchWungM ln der Kieler Förde
Bier Soldaten vermißt
Kiel, 29. Mai. Der zur Sperrschule Kiel gehörige Minenlichtprahm „Triton" ist in den frühen Morgenstunden in der Kieler Förde aus bisher ungeklärten Gründen gesunken. Von den an Bord befindlichen 30 L-ol. daten wurden 26 Mann gerettet. Vier Mann werden vermißt.
Deutsche Musik vor dem Colosseum
Jubelstürme der Römer um unser Musikkorps Rom. 29. Mai. Das große Konzert von sieben deutschen Musikkorps unter Leitung von Prof. Schmidt und Pros. Husadel am Samstag auf dem dichtgesüllten weiten Platz vor dem Colosseum wurde zum ersten Höhepunkt des italienisch-deutschen Militär- musikertresfens. Aus der von Hakenkreuz und Trikolore flankierten Ehrentribüne sah man Botschafter von Mackensen, den Militärattache und sämtliche Mitglieder der Deutschen Botschaft. Parteisekretär Minister Starace sowie hohe Persönlichkeiten der Faschistischen Partei, der italienischen Wehrmacht und der Behörden. Tosender Beifall empfing die deutschen Musikkorps, als sie unter den Klängen des Porckschen Marsches im Paradeschritt einmarschierte». Jede ihrer ausgezeichneten Darbietungen lohnten die Zuschauer mit dankbarer Begeisterung. Den Austakt des Programms bildeten die italienischen Nationalhymnen, dann folgten drei Parademärsche. Tie zweite Hälfte des Konzerts begann mit dem Einmarsch der beiden berittenen Musikkorps, die ebenfalls von einem wahren Jubelstürm empfangen wurden. Nach Klängen aus „Nienzi" folgte der Triumphmarsch aus .Aida", der besonders beifällig ausgenommen wurde. Ten Abschluß bildeten drei Fanfarenmärsche. Parteisekretär Minister Starace richtete herzliche Dankesworte an die Professoren Schmidt und Hufadel. Unter den Klängen des Badenweiler Marsches marschierten unter riesigem Jubel die deutschen Musikkorps wieder im Paradeschritt und die Berittenen im Ga- lopp ab.
Freche rotspanWe „Eierlegerei"
Angriff auf eine französische Grenzstadt Paris, 29. Mai. Wie erst jetzt bekannt wird, überflogen am Donnerstagabend mehrere aus Spanien kommende Flugzeuge französisches Gebiet und ließen etwa 10 bis 1ö Bomben fallen, die auf den Abstellgleisanlagen des Bahnhofes von Cerböre ein- schlugen und drei in der Nähe befindliche Häuser beschädigten. Zwei Bewohner dieser Häuser wurden leicht verletzt. Die Einschlägstellen der Bomben befinden sich etwa 300 Meter von dem Bahnhofsgebäude entfernt, dessen Türen und Fensterscheiben durch den Luftdruck zerstört wurden. Die Bevölkerung suchte Schutz im Eisenbahntunnel. Wie verlautet, sollen die Maschinen eins Stunde später wieder versucht haben, Cerbäre zu überfliegen, sie seien aber von der Flakartillerie daran gehindert worden.
Z» dem Bombardement von Cerbßre teilt der nationalspanische Sender mit, daß der Angriff durch rote Flugzeuge erfolgt sei. die als Nationale getarnt waren. Der Sender erinnert dabei an seine mehrfachen Appelle, mit denen er aus die Tatsache aufmerksam machte, daß die Noten ständig derart getarnte Flugzeuge bereithalten würden, um durch ihren Einsatz in Augenblicken besonderer Gefahr Beunruhigung hervorzurufen und in Frankreich für noch größeren Waffenschmuggel Stimmung zu machen.
Ter .im Dienste des Nichteinmischung-Jans- msses stehende italienische Beobach- er Massacapa, der sich an Bord eines is der Höhe von Valencia gesunkenen Damp- rs befand und trotz seiner Eigenschaft als neu- aler B°obachter von den sowjetspanischeil Be- örden gefangen gehalten worden war, ist auf is. energischen Vorstellungen in Barcelona hin. -"der fr-'n-lnss-n worden.
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sikh» de rrechtsschutz durch De klagsaafiallManj, Münch«»
8. Fortsetzung. Nachdruck verboten.
Es gibt Augen, die blind sind und in die Seele hineinschauen können mit einem wissenden Blick.
Mary wendet ungeduldig den Kops.
Ferdinand sagt zum Verwalter:
„Wann ich zurückkomme, weiß ich noch nicht. Vielleicht bleibe ich länger in Berlin. Es kann einige Wochen dauern. Ich möchte gerne ausspannen. Sie werden mich ja jetzt «icht dringend brauchen. Die Arbeit ist zu Ende. Machen Cie alles nach Ihrem Gutdünkens"
„Jawohl, Herr Gras!"
So ist denn tiefe Stille eingekehrt in Hochturnau.
Der Schnee fällt weich, groß und feierlich. Man kann jede Flocke verfolgen. Horst kniet in einem Stuhl in Großmamas Zimmer und tut das mit Hingebung.
„Großmama! Wenn sie rot und grün und blau wären, das wäre lustig. Da könnte man so schön wissen, wo sie niederfallen. Ha, jetzt ist eine dem steinernen Löwen in den Rachen gefallen. Großmama, wenn der jetzt lebendig wäre, könnte er Schnee fressen."
„Das möcht ihm aber wohl nicht sonderlich schmecken!" sagt Großmama und lächelt ein wenig.
Horst rutscht vom Stuhl und kommt zu ihr her.
„Großmama, sag, tut es dir sehr leid, daß du nicht sehen kannst? Gelt, ich hätte nichts davon sagen sollen... es ist so lustig und du kannst es nicht jeheu. Ich werde d''r lieber -twas uorlejen."
Er holt sein Buch herbei, auf dem ein wilder, braunroter Indianer abgcbildet ist.
„Großmama, ich les dir noch einmal, wie er über Las Feuer springt."
Die arme Großmama kann das zwar schon auswendig, aber sie sagt geduldig: „Ja. Kind!"
„... sie bildeten einen Kreis und hockten auf der Erde. In der Mitte des Kreises brannte ein großes Feuer. Da sagte der Häuptling: Aba Dali, wenn du über dieses Feuer springen kannst, dann will ich dir deine Strafe erlassen.."
Horst machte das Buch wieder zu.
„Großmama, du sollst mir lieber noch etwas von meinem Papa erzählen. Erzähl mir die Geschichte, wie er die Narbe bekommen hat da an der Hand. Gelt, da war sie?"
Und er hält seine Hand ausgestreckt und Großmama fühlt die kleine Hand die ihre berühren und ergreift sie.
„Hier war sie, Horst, am Ballen der linken Hand, das war, wie sie einmal Indianer gespielt haben, da hat einer von ihnen den Einfall gehabt, es muß Blut fließen und einer schwer verwundet sein, sonst wär es kein richtiges Spiel. Da haben sie kleine Hölzlein abgebrochen, eines länger wie das andere, und wer das Längste zog, der sollte der Verwundete sein. Nun, das Los traf deinen Papa. Er hat auch tapfer seine Hand hingehalten und ein anderer hat mit seinem Messer hineingestochsn oder geschnitten, dann haben sie es mit Lehm zugepslastert und mit ihren schmutzigen Taschentüchern verbunden."
„Und dann?"
„Nun, dann hat der Doktor kommen müssen; denn es war Schmutz in die Wunde gekommen und der arme Papa hätte um ein Haar die Hand verloren. Es ist aber dann doch wieder gut geworden, obwohl er sehr krank war, mit hohem Fieber. Nur die Narbe hat er behalten. — Geh, Horst, hol mir die Babetr! Mir ist da eine Masche von meinem Strickzeug heruntergesallen und ich kann sie selber »icht «usheben
Da rennt Horst in die Küche und erzählt der Babett brühwarm die schreckliche Geschichte, wie der Papa ein verwundeter Indianer war, und vergißt dabei, daß die arme Großmama auf Hilfe für die herabgefallene Masche wartet.
So vergehen stille, friedliche Tage.
Horst beginnt langsam, mit seinem liebedürstenden Herzen, einen Kult mit dem toten Vater.
Er bettelt sich alle alten Photographien zusammen.
„... die als Kind, und gelt die auch, Großmama, wo er als Kadett drauf ist und die darf ich behalten?" Trägt sie in sein Zimmer, wirst seine Spielsachen vom Tisch herunter und stellt die Photographien auf.
Weihnachten kommt ein großes Paket von Onkel Ferdinand aus Berlin. Es sind Spielsachen darin, schöne Bücher, seine Leckereien, Südfrüchte
Horst freut sich, aber er setzt sich unter dem Weihnächts- baum den kleinen Tschako auf, den der Papa als Kind gehabt hat und den Großmama, an der Hand der alten Babett, selber vom Boden mühselig aus alten Koffern hcr- vorgesucht hat. Dann liest Horst die „Rosa von Tannenburg", die Babett heimlich unter die modernen Bücher von Berlin druntergeschoben hat. Mit ungelenker Hand hat sie hineingeschrieben: dem kleinen Horst von seiner lieben Babett.
Anton hat ihm eine kleine Flöte geschnitzt und zeigt ihm, wie er daraus pfeifen muß.
So mar Weihnachten ein stilles, schönes Fest aus Hochturnau. Babett war außer sich vor Stolz und Rührung; denn sie durfte die alte Frau Gräfin am Arm in die Mette führen und neben ihr im Herrschaftsstuhl sitzen, während Anton zuhause den einsamen Horst betreute.
Trctz Ferdinands Bitten hatte sich Mary nicht lange in Berlin yalten lassen. „Nein, es ist nicht gut, wenn wir jetzt zusammen sind, aber ich komme bald wieder, Liebster! Bestimmt!"
Fortsetzung folgt.