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Amts- und Änzeigebllül für den Se^irk Calw.

82. Jahrgang.

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UrscheinunzrtaLe: Dienttag. DonnerSt ag, 8amS- tüg, Gonntag. Jnsertion-prei» 10 Psz. pro Zeile für 8tadt and vezirtlort«; außer vezirl IS Pfg.

Tagesvenigkeitm.

Calw. Am Donnerstag, den 17. Okt., wird Pfarrer Schüle von Wiesenbach, früher in Boreslau in Böhmen, im Vereinshaus über Selbsterlebtes aus der evangel. Bewegung in Oesterreich" reden. Pfarrer Schüle stand mehrere Jahre mitten in der evangel. Bewegung und wird viel Interessantes Mitteilen können. Es geht ihm der Ruf eines gewandten, anziehenden Redners voraus.

* Calw 16. Okt. Die Obstpreise sind in diesem Jahre hoch. Auf dem Bahnhof kosten Mostäpfel 6.80 ^ per Zentner. Für einheimisches Obst wird auf dem Wald 7 per Zentner bezahlt. Beim gebrochenen Obst stellt sich der Zentner auf 12

Oberhaugstett. (Unlieb verspätet.) Am 1. Oktober zog Schullehrer Bauer von Oberhaugstett auf dis 1. Schulstelle in Bern­hausen OA. Stuttgart auf. Dem Aufzug gingen verschiedene Abschiedsfeiern für die scheidende Lehrersfamilie voraus. Der Krisgerverein, dessen Gründer Schullehrer Bauer war, veranstaltete feinem Vorstand eine Abschiedsfeier bei Mitglied Seeger zur Sonne und übergab dem Scheidenden als bleibendes Andenken einen goldenen Ring, welcher das Verbindungsglied zwischen dem schei­denden Vorstand Bauer und seinen l. Kameraden, welche ihn trotz des Weggangs zum Ehrenvorstand ernannten, sein sollte und sein wird. Aber auch der Gesangverein, dessen Gründer, Dirigent und Vorstand der Scheidende war, ließ sich's nicht nehmen, seinem Scheidenden eine liebliche Ab- schiedrfeier bei Mitglied Pfeifer zum Bären zu veranstalten, bei dessen Gelegenheit er dem Scheidenden einen wertvollen Spazierstock mit eingravierter Inschrift überreichen ließ; auch dem Gesangverein bleibt Schullehrer Bauer ein treues Ehrenmitglied. Aber auch die Gemeinde erfreute Schullehrer Bauer, welcher 16 Jahre in derselben tätig war, mit einer Abschiedsfeier im Gasthaus zum Löwen, welche nicht bloß von Freunden von Oberhaugstett, sondern auch vom ganzen Kirchspiel

Donnerstag, de« 17. Oktober 1907.

Neubulachs zahlreich vertreten war; der Gesang­verein verschönerte sie durch verschiedene Lieder­vorträge. Den Reigen der zahlreichen Reden eröffnete Herr Stadtpfarrer Schlaich von Neubulach, welcher die Treue und den Diensteifer des Scheidenden in Kirche und Schule wie auch als Freund in seiner Gemeinde hervorhob und schloß mit dem Wunsch, er möge auch auf seiner neuen Stelle eine solche liebe Heimat finden, wie ihm Oberhaugstett während seiner langen Wirksamkeit geworden ist; die aufrichtigsten Segenswünsche mögen ihn auch dorthin begleiten. Gemeinderat Holzäpfel sprach gleichfalls Dankesworte dem Scheidenden gegenüber aus für alle Liebe, die er in der Schule wie in der ganzen Gemeinde erwiesen Habs. Aber auch Gemeinde- rat Rentschler, Vorsteher der Darlehenskasse ließ sich's nicht nehmen, dem scheidenden Schul­lehrer Bauer seinen herzlichen Dank aurzusp echen für alle seine Hingabe, die er auch als eifriges Mitglied der Vorstandschaft, dem Darlehsnskassen- vsrein gegenüber geleistet hat» er betonte auch, wie dis scheidende Lehrersfamilie den Gemeinde­gliedern in gesunden wie in kranken Tagen mit Rat und insbesondere auch mit Tat beigestanden ist; hierauf erhob sich auch Schultheiß Hansel­mann von Liebelsberg und gedachte auch der Lehrersfrau in netter humoristischer Weise, dann folgte Gutsbesitzer Link vom Trölleshof mit einer wohldurchdachten Ansprache, welche auch den Dank dem Scheidenden für seine aufopfernde Tätigkeit während seines Hierseins enthielt. Der Gastgeber Pfeifer, eifriges Mitglied des Ge­sangvereins, brachte auch nette Dankesworte für den Scheidenden zum Ausdruck; aber auch Krieger­vereinsmitglied Essig ließ sich's nicht nehmen, warme Dankesworte der Lehrersfrau, die auch gerne in der Not eingestanden sei, gegenüber Ausdruck zu geben. Schullehrer Bauer dankte rührend diesen Rednern und versprach Ober­haugstett in stetem Andenken auch in Bernhausen zu behalten; nur zu rasch verlief diese sehr schöne Abschiedsfeier. Die Gemeinde stiftete auch dem l. Scheidenden ein wertvolles Andenken, nämlich

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einen schönen Klavierstuhl und einen wertvollen Notenständer; aber auch die lieben Schüler über­reichten der scheidenden Lehrersfamilie einen schönen silbernen Löffel. Am Vorabend des Ab­gangs brachte der Gesangverein seinem scheidenden Dirigenten ein Ständchen vor seiner Wohnung, 3 schöne passende Lieder wurden vorgetragen unter strammer Direktion des lieben Freundes Hrn. Schullehrer Stahl von Neubulach; am Montag (30. Sept.) mittags 3 Uhr war die Abschiedsstunde eingetreten; vor Weggang sang der Gesangverein den schönen ChoralBefiehl du deine Wege", hierauf sprach Schullehrer Bauer vor reichlich versammelter Gemeinde rührende Abschiedsworte für alle Liebe, die er während seinen 16 Jahren von ganz Oberhaugstett genießen durfte; unter zahlreicher Begleitung des lieben Kollegiums, Kriegeroerein (mit Fahne) und Gesang. Vereins ging cs nun der Station Teinach zu; wo in aller Gemütlichkeit in der Restauration noch ein Imbiß eingenommen wurde; nur zu rasch kam die Abschiedsstunde, der Abschied war schwer, kein Auge blieb trocken, es ist gewiß nicht leicht für einen Lehrer, der 16 Jahre gerne auf seinem Posten war, zu scheiden, das ist ein Zeichen der Anhänglichkeit und der wahren Liebe. Möge die Lehrersfamilie auch auf der neuen Stelle viel Liebs erfahren dürfen. (Wunschgemäß ausführlich und wörtlich wiedergegeben. Die Red.)

X Gechingen 14. Okt. Die Hopfen sind bis auf einige kleinere Partien vollständig verkauft. Die Preise gingen zuletzt bis auf 25 ^ per Ztr. zurück. Der Anbau lohnt sich infolge der niederen Preise kaum mehr.

Herrenberg 13. Okt. Die Eröff­nung der elektrischen Kraftanlage für den Bezirk Herrenberg und Umgebung fand mit einer festlichen Rundfahrt in dem Be­zirk der Betriebsanlage statt, an welcher sich etwa 50 Herren beteiligten, darunter Minister von Pischek und Präsident v. Mosthaf. Zu der Fahrt war eine Anzahl von Automobilen zur Verfügung gestellt worden. Zunächst wurde in Kiebingen das die ganze Anlage speisende Neckarkraftwerk

Der verlorene Sohn.

Roman vonElsbeth Borchart.

(Fortsetzung.)

Langsam ging sie zur Villa zurück nach ihrer Vaters Zimmer. Sie

hatte schon die Hand auf den Drücker gelegt-doch plötzlich sank

sie herab. Sie wandte sich ab, schlich in ihr Zimmer und brach in Tränen aus.

Als Franz Linden zur bestimmten Stunde im Park erschien, um sich die heißersehnte Antwort zu holen, wartete er vergebens auf seine Spiel­kameradin. Zähneknirschend und dumpfe Flüche ausstoßend, verließ er endlich den Garten. En wußte nur zu gut, wem er Inges Fernbleiben zuzuschreiben hatte: dem Manne, dessen Willen sich aller lächerlicherweise beugte.

Noch denselben Abend brachte ihm Seiffert sein Entlassungszeugnis, und wenn ihm der Mann nicht genügend zugeredet hätte, würde er das Zeugnis zerrissen und ins Feuer geworfen haben, so wütend und so auf­geregt war er.

4.

Ein heißer schwüler Augustmorgen war angebrochen.

Inge saß im Garten in der Laube. Vor ihr, auf dem Tisch aus- gebreitet lagen eine Anzahl Bücher.

Ueber eine» derselben gebückt, saß sie und lernte eifrig, aber mit sichtlichem Mißbehagen.

Mama hatte es durchzusetzen gewußt, daß sie mit einigen jungen Mädchen, früheren Schulfreundinnen aus der nahen Stadt, zusammen in Literatur, in den Sprachen und einigen anderen Fächern unterrichtet wurde.

Mama hielt ihre Ausbildung noch lange nicht für vollendet, um so- weniger, als die Pensionrzeit in Berlin bedeutend abgekürzt worden war. Helmbrecht sehnte sich nach seinem heiteren Töchterchen, und darum hatte Frau Helmbrecht Inge früher nach Buchenau zurückgeholt. Und Inge war nur zu gern nach Hause gekommen und hatte sich mit wahrem Entzücken der ungebundenen Freiheit erfreut. Ihre Pflichten sah sie darin, dm kranken Vater aufzuheitern, der Mutter die Sorge auszureden. Da» ge- lang ihr über Erwarten gut. Ihr Frohsinn, ihr sonniger Uebermut bannte bald die finsteren Geister aus dem Hause.

Frau Helmbrecht war jedoch eine viel zu kluge, einsichtige Frau, um Inges Pflichten damit als erledigt anzusehm.

Eine ernste Arbeit, ein ernstes Streben fehlte dem Kinde, das dm Tag damit hinbrachte, im Garten umherzustreifen mit den Hunden zu tollen, auf die Bäume zu klettern, aber wenig Zeit fand, ihre Kenntnisse zu erweitern.

Deshalb war schon vor der gewohnten Sommerreise mit dem Unter­richt begonnen worden.

Frau Helmbrecht hatte mit ihrer Idee viel Anklang bei den befreun­deten Familien in der Stadt gefunden, und so war ein ganz ansehnlicher Kreis junger Mädchen, die den ersten Gesellschaftskreisen angehörten, zu­sammengekommen.