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164. Amts-
und ÄnzeigeölaLI für den Bezirk Calw. 82. Jahrgang.
rrscheinungstage: Dienstag, Donnerstag, SamS- >ag, «onntag. JnsertionSpreiS 10 Psg. pro Zeile für Stab t und BezirtSorre; außer Bezirk IS Psg.
Dienstag, den 15. Oktober 1907.
LLonnerneruSpr. t« d. Ttatttpr. Virrrei;. Ärl. 1 .ivincl.TrKger!' MrrreijLhrl. Postbe-nxt-vrei» ohn« VtsteLz. f. d. OrtS-u. Nachbrrr- orrSvirtehr 1 Mk., f. L. sonst. Verehr Ml. I.xü, Bestr2ge«d 20 Hfz
Amtliche Bekanntmachungen.
Die Sammlungen im K. Landes- gewerbemnseuin.
Während des Winters sind geöffnet:
die gewerblichen und kunstgewerblichen Sammlungen an den Wochentagen von 10—12*/- und 2—4 Uhr, an den Sonntagen von 11—3 Uhr, außerdem (vom 1. November bis 31. März) an den Dienstagen und Freitagen abends von 8-9*/- Uhr,
die Sammlung der Gipsabgüsse an den Wochentagen von 10-12*/- Uhr, an den Sonntagen von 11—3 Uhr,
die Bibliothek mit Lesesaal, Zcichensaal, und Zeitschriftenzimmer an den Wochentagen von 10 bis 12 und 2—6 Uhr (Samstags bis 5 Uhr), außerdem Dienstags und Freitags von 8—10 Uhr abends, an den Sonntagen von 11—1 Uhr.
An den höchsten Festtagen (Neujahrsfest, Erscheinungsfest, Palmsonntag. Karfreitag, Osterfest, Weihnachtsfest) bleiben die Sammlungen geschlossen. Am Geburtsfest Seiner Majestät des Königs sind dieselben unter Beschränkung auf die sonntäglichen Besuchsstunden geöffnet.
Der Eintritt in sämtliche Sammlungen ist jedermann unentgeltlich gestattet.
Die Patentauslegestelle mit den deutschen Patentschriften und sonstigen Veröffentlichungen des Reichspatentamts über Patent-, Muster- und Zeichenwesen, ferner die Sammlung ausländischer Patentbeschreibungen fusw., und die Sammlungen von Adreßbüchern, Ausstellungskatalogen, Preislisten und ähnlichem Nachschlagmateriaal find während der Kanzleistunden der Museumsverwaltung (an Wochentagen von 8—12 und 2—6 Uhr) zur Benützung zugänglich (Bureau der Museumsverwaltung, rechts vom Haupteingang).
Ausgeliehen werden innerhalb Württembergs Bücher und Vorbilder der Bibliothek sowie (auf kurze Zeit) Patentschriften, ferner auch Gegenstände aus den übrigen Sammlungen, soweit nicht bei
einzelnen derselben aus besonderen Gründen abweichende Bestimmung getroffen ist.
Motoren und Maschinen werden auf Wunsch in Betrieb gesetzt.
Größere Gruppen von Besuchern können, sofern ein Beamter frei ist, auf dem Burean des Museums einen Führer erhalten.
Stuttgart, 2. Oktober 1907.
Mosthaf.
Tagesnenigkeiten.
* Calw 13. Okt. Die religiöse Gemeinschaft der Blank-Stürner'schen Richtung feierte heute die Einweihung des Erholungsheims und des Betsaales Bethel im Teuchelweg. Die Beteiligung bei der Feier war sehr groß; von hier und auswärts strömten die Gemeinschaftsglieder zusammen, um den Vorträgen verschiedener Redner zu lauschen. Unter letzteren befanden sich mehrere Redner bei der Zsltmiffion, darunter auch Evangelist Vetter. Die beiden neuen Gebäude machen einen vorzüglichen Eindruck und sind ihren Zwecken entsprechend aufs beste und schönste eingerichtet. Das Erholungshaus hat eine prächtige, ruhige Lage am Wald und ist für Erholungsuchende, an denen es gewiß nicht fehlen wird, ganz besonders geeignet.
Calw. Bei der pharm. Prüfung in Stuttgart Ende September haben außer andern Kandidaten Albert Stroh von Calw und Martin Weiß von Hirsau das Examen bestanden und die Berechtigungen daraus erworben.
Calw. In dem Fall S chifer-Unter- reichenbach können wir zu der durch verschiedene Blätter gegangenen Notiz, wonach bei der Leichen- schau ein Eisensplitter in der Schädeldecke der verstorbenen Frau gefunden worden sei, berichten.
daß lediglich ein Bluterguß in's Gehirn konstatiert wurde. In der weiteren Untersuchung des Fall« wird die Ursache festzustellen sein.
Tein ach 12. Okt. In Sommenhardt hat der lsd. Schreiner I. Harsch von dort den Bauernsohn Lutz von Weiler Lützenhardt bös traktiert und vor der Löwenwirtschaft mit einem Beilhieb auf den Kopf niedergestreckt. Der tödlich verletzte Lutz wurde in die Klinik nach Tübingen verbracht, wo er bewußtlos liegt. Der Täter wurde nach Calw ins Gefängnis abgeführt.
Herrenberg12. Okt. Auf den heutigen Schweinemarkt waren zugeführt: 150 St. Milchschweine; Erlös pro Paar 20—36 48 St.
Läuferschweine; Erlös pro Paar 45—80 Verkauf schwach.
Leonbsrg 12. Okt. Wie das Leonb. Tagbl. aus Rutesheim meldet, ist das Gesuch der hiesigen Gemeinde um Errichtung einer Haltestelle am Wasserbach vom Ministerum unter der Bedingung genehmigt worden, daß dis Gemeinde die Kosten der Anlage, die auf 12000 ^ berechnet sind, der Eisenbahnkaffe ersetzt. Die Haltestelle wird von dem Personen-, Gepäck- und Expreßgutverkehr, sowie dem Verkehr mit Milch dienen. In der gestrigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien wurde einstimmig beschlossen, die gestellte Bedingung anzuerkennen.
Stuttgart 13. Okt. Bei prächtigem» sonnigen Herbstwetter fand heute vormittag um halb 12 Uhr die feierliche Grundsteinlegung der evangelischen Erlöserkirche in der unteren Bismarkstraße bei zahlreicher Beteiligung der Gsmeindemitglieder statt. Unter den Erschienenen befanden sich Kultminister von Fleischhauer, Präsident von Zeller, Generalsuperintendent
Der verlorene Sohn.
Roman vonElsbeth Borchart.
(Fortsetzung.^
„Ah-ich verstehe." Ein Druck schwand von seiner Seele;
er atmete ordentlich erleichtert auf.
„Fräulein Inge-Fräulein Inge," sagte er jetzt, scherzhaft mit
dem Finger drohend," haben Sie sich etwa auf die Seite der Streikenden gestellt, machen Sie gemeinsame Sache mit ihnen?"
Inge hielt die Augen noch immer trotzig zu Boden gesenkt. Daß er die Sache so plötzlich ins Scherzhafte zog, gefiel ihr nicht; dazu war das Ganze denn doch zu ernst. Er aber beachtete ihr troziges Schweigen nicht.
„Also knechten und schinden soll ich dis. armen Arbeiter, sie nicht wie
Menschen, sondern wie Maschinen behandeln?-Hahaha-Ich
muß lachen, trotzdem-mir Ihre Worte-Ihre Meinung von
mir eigentlich-wehe tun müßte. Haben Sie bisher je etwas gesehen oder gehört, das Ihre Annahme bestätigt hätte?-Sie sprechen
nur die Worte eines anderen, in seiner Leidenschaft Verblendeten nach. Aber nun» nicht wahr, nun sagen Sie mir auch das übrige. Welches Anliegen hatte der Monteur Franz Linden an Sie? Daß er ein solches
hatte, ist mir klar. Ein Zufall führte mich gerade hier vorüber.-
Also — bitte."
Inge kräuselte verächtlich die Lippen. Sie vergaß, daß sie es Franz Linden versprochen hatte, Mr. Williams gegenüber zu schweigen. Nun gerade wollte sie ihm sagen, was sie für ihren Spielkameraden zu tun vorhatte.
„Er bat mich, bei meinem Vater ein guter Wort für ihn einzulegen, damit er in der Fabrik verbleiben könne."
So?-Sie haben es ihm natürlich abgeschlagen."
„Nein-ich versprach ihm, alles aufzubieten bei Papa."
„Ah!-Wissen Sie auch, daß Sie damit-gegen mich
handeln,"
„Ich handle wie es mir mein Mitleid eingibt."
„Das Mitleid ist falsch — an Unrechtem Ort!" entfuhr es ihm jetzt ärgerlich. Auf seiner Stirn zeigte sich eine breite, rote Ader. Inge hatte ihn noch niemals aus seiner Ruhe treten sehen; sie glaubte, er wäre aus diesem überlegenen Gleichmut nie zu rütteln. Die Wahrnehmung, daß es doch geschehen konnte, machte sie stumm vor Verwunderung.
„Ich rate Ihnen, Ihre Bemühungen bei Ihrem Vater zu unterlassen," fuhr er fort, nur mit Mühe seine Erregung bekämpfend. „Sie erreichen doch nichts. Der Herr Kommerzienrat hat mir in jeder Beziehung Vollmacht erteilt, und ich nehme Franz Linden nicht wieder auf."
Dieser energische Ton rief Inge wieder zum Bewußtsein zurück.
„Nun glaube ich wirklich, daß Sie furchtbar grausam und hart sind."
„Glauben Sie, war Sie wollen-mein Wille bleibt fest."
„Und der meine auch. Ich werde Papa bitten — beschwören —"
„Meinetwegen denn-tun Sie es immerhin, wenn Sie Ihrem
Vater durchaus noch mehr Kummer und Sorge bereiten wollen," rief er jetzt, am Ende seiner Geduld. Er sah wohl, daß gegen ihren Trotz nicht
anzukämpfen war: „Ich hindere Sie nicht, aber-nützen wird es
Ihnen auch nichts, das sage ich Ihnen im voraus-adieu."
Er zog den Hut und ging fort.
Mit Inges Fassung war es vorbei. Sie brach in Tränen aus.
Da kehrte er die wenigen Schritte zurück und betrachtete sie sekundenlang schweigend, die Arme über die Brust gekreuzt.
„Warum weinen Sie eigentlich, Fräulein Inge? Um den Burschen? Doch wohl kaum. Sondern, weil Sie Ihren Willen bei mir nicht durchsetzen können. Halt-sehen Sie mich nicht so bitterböse an. Ich
will Ihnen ein klein wenig entgegenkommen, um Ihrem Mitleid für „den