Einheitsfront im deutschen Han-wert
.ix-rne Presseyesetzgebung zum ersten Male «ver-
,mpt die praktischen Voraussetzungen zu inter- nationaler Pressezusammenarbeit geschaffen worden sind. Die Struktur unseres Pressewesen?, deren Grundlinien ich Ihnen aufgezeigt habe, eröffnet in der Tat erstmals den Ausblick auf e r» reich bare Ziele einer internationalen Presse- Politik die. wenn sie sachlich begriffen und vorurteilslos verfolgt wird, zu einem wahren Segen für alle Völker und die Menschheit werden kann.
Wer einmal diese Praktischen Ziele und Möglichkeiten erkannt hat, der ist im Interesse der Völker und des Friedens geradezu verpflichtet, ihre Verwirklichung international a»zn- streben.
lind nur von diesen Gedanken läßt sich die deutsche Presscpolitik leiten, wenn sie versucht, durch zweiseitige geschriebene oder ungeschriebene Pressevereinbarungen von Land zu Land schrittweise den Weg zur Vernunft und zur Verständigung aus dem Gebiet des internationalen Pressewesens anzubahnen. Die Presseabkommen Deutschlands mit Polen und Oesterreich diene» diesem Ziel, und kürzlich, aus Anlaß des Besuches des jugoslawischen Ministerpräsidenten, sind wir auch mit Jugoslawien zu einem erfreulichen Gentleinen Agreement bezüg- ltch der gegenseitige» Pressebeziehungen gekommen. Die deutsche Pressepolitik wird diesen Weg der Nichtangriffspakte und Pressevereinbarungen von Land zu Land weiterhin verfolgen nach Maßgabe der politischen und pressepolitische» Möglichkeiten, die sich dafür bieten.
Aber es gibt hier Grenzen, nicht Grenzen unseres guten Willens, der vorhanden ist, sondern Grenzen der Verhandlungsmöglichkeiten überhaupt, Grenzen der Prcssemoral. die in anderen Ländern liegen. Wie oft pflegen diplomatische Vorstellungen wegen ungualisizlerbarer Angriig gegen unser Volk und seine Staatsform mit folgender. fast stereotyper Antwort bedacht zu werden: „Wir sehen ein. daß es sich hier um eine plumpe Lüge oder um eine grobe Verleumdung handelt, aber wir haben bei der verfassung-mäßig garantierten Freiheit unserer Presse kein Mittel um wirksam einzuschreiten." Derartige Einwünde find uns selbst vom Standpunkt der weitherzigsten demokratischen Pressepvlitik aus völlig unbegreis- lich. Denn was durch eine solche Auffassung von der Pressefreiheit verteidigt wird, ist keine Pressefreiheit. sondern Pressefrechheit.
Auch wir können unseren Beitrag zum Pressefrieden nur Zug um Zug leisten. Man kann von uns nicht erwarten, daß wir die Pfeile unserer Presse im Köcher halten, wenn von allen Seiten gegen uns die Dreckschleudern in Bewegung ge- setzt werden. Darüber müssen sich die Staatsmänner anderer Länder, die einen Pressesrieden zur Vorbereitung einer allgemeinen Politischen Regelung für unerläßlich halten, im klaren sein. Es ist wenig damit gedient, wenn man am grünen Tisch Friedensbeteuerungen abgibt. während man gleichzeitig der Presse zu Hetzkampagnen die Zügel frei läßt.
Deutschland und Italien haben den ersten Schritt getan
Wir haben in Deutschland ebenso wie in Italien durch unsere Presseresorm und Pressegcietz- gebung den ersten Schritt zu einer vernünftigen zwischenstaatlichen Pressspolitik getan und den Weg zu einer Entgiftung der internationalen Atmosphäre gewiesen. Es ist nun an den anderen, uns zu folgen, wenn es ihnen ernst ist mit den Friedenswünschen. Der Abbau der Hetz- und Verleumdungsschranken zwischen den Völkern, der den Interessen aller Nationen und dem Wähle aller Völker gilt, wird um so schneller kommen, je eher die verantwortlichen Staatsmänner in allen Länden den Willen ihrer Völker in dieser Frage begriffen haben und den Mut aus- bringen, diesem Wollen Geltung zu verschaffen.
Die Ausgabe des Ausländskorrespondenten
Wir sehen die Ausgabe des Ausländskorrespondenten darin, daß er seinen Landsleuten das unvoreingenommene, wahrheitsgetreue Bild eines fremden Landes und Volkes vermittelt. Wer seine Aufgabe so auffaßt, darf jederzeit unserer Unterstützung gewiß sein, denn dann achten wir in ihm
Vetrat des Handwerks eingesetzt
Frankfurt a. M., 7. März. Der Leiter der Hauptabteilung III des Reichswirtschaftsministeriums Ministerialrat Staatsrat Schmeer, hatte am Montag eine Ta- gungvonHandwerksführern nach Frankfurt einbsrufen. an welcher der kommissarische Neichshandwerksmeister Schramm und der Leiter des deutschen Handwerks. Paul Walter, sowie eine Reihe von Landeshandwerksmeistern und Gauhandwerkswal- tern teilnahmen. Staatsrat Schmeer legte nach den Weisungen von Reichsminister Funk und Reichsleiter Dr. Leh die Richtlinien für die Einheit von Wirtschaft und Arbeit im deutschen Handwerk fest. Zu diesem Zwecke wird eine weitgehende Personalunion in den Gau- und Kreisdienststellen des Handwerks durchgeführt. Zur Sicherung der einheitlichen Behandlung aller Fragen des Handwerks wurde entsprechend einem Uebereinkommen zwischen Neichswirtschasts- minister Funk und Reichsleiter Tr. Lest der „Beirat des deutschen Handwerks" eingesetzt. Dieser Beirat wird neben seiner Arbeit in den handwerklichen Spitzenorganisationen dgA beratende Organ des Reichswirtschasts-
Moskau. 7. März. In der Bormiltagssitzung des Moskauer Theaterprozesses am Montag wurde zunächst der , Hauptange- klagle" B u ch a r i n weiter vernommen, der zwar die „illegale Vorbereitung des Sturzes des Sowjetregiines" und ..konspirative Tätigkeit" bereitwillig aus sein Schnldkonto nimmt, jedoch legliche persönliche Verbin- düng zu ausländischen Nachrichtendiensten energisch bestreitet: Dabei verteidigt er sich so erbittert gegen die Ankck ttdigun- gen" des Staalsanwaltes daß dessen Taktik die einzelnen Feststellungen des „Angeklagten" mit ironischen Bemerkungen abzu-
den publizistischen Vertreter eines Organs Veröffentlichen Meinung seines Landes Wir werden ihm das Recht sachlicher Kritik nicht bestreiten, wir verlangen lediglich, daß der Ausländskorrespondent der Wahrheit dient. Mner journalistischen Anstandspslicht nachkommt, und. ebenso wie der Diplomat im Ausland, seine Mission von einer höheren Warte aus. von der verantwortlichen Warte der Pflege der Beziehungen von Volk zu Volk sieht Gewiß, ganz ohne Sensation ist eine Zeitung nicht zu machen. Aber bieten die Leistungen des nationalsozialistischen Deutsch, lands aus so vielen Gebieten nicht übergenug Stoff zu sensationeller Berichterstattung?
Der Führer unterschied in seiner Neichstags- rede zwei Arten von Journalisten. Ich werde mich glücklich schätzen, wenn ich Sie stets und aus- nahmslos zu denen zählen bars, die misten, daß sie ihrem Volke am besten dienen, wenn sie der Wahrheit den Weg zu ihm bereiten. Ilnd deshalb möchte ich schließen mit einem Wort, das vielleicht am besten den Ausdruck jener Gefühle wiedergibt, die wir in unserer Zusammenarbeit mit Ihnen empfinden, und von denen sich auch der Journalist im Ausland bei seiner Arbeit stets leiten lasten sollte- Achte eines jeden Vaterland, doch dein eigenes liebet"
Attersversorgsog ««gekündigt
mtntsterS fein. Zum Vorsitzenden des Bet» rats wurde Pg. Magu ni a-Königsberg ernannt. Dem Beirat gehören weiter an Pg. Nehm - Augsburg als stellvertretender Vorsitzender sowie die Pgg. S eh n ert-Halle, Ka a tz m a n n - Weimar. Lemke-Osnabrück und C r a m e r - Frankfurt a. M.
Weiter setzte Staatsrat Schmeer einen Ausschuß zur Vorbereitung der handwerklichen Großveranstaltungen des Jahres 1938 ein. Dieser Ausschuß wird die Durchführung der internationalen Handwerksausstellung vom 22. Mai bis lO. Juli in Berlin und des Tages des deutschen Handwerks vom 6. bis 8. Mai vorbereiten und steht unter Leitung von Pg. Kropp, der als Stabsleiter der Organisationsleitung des Neichsparteitagcs bekannt ist.
z Zum Schluß der Tagung beschäftigte sich
> Staatsrat Schmeer mit den Aufgaben des ' Handwerks in Gegenwart und Zukunft, wv- ! bei er seiner Freude Ausdruck gab. mittcilen ! zu können, daß die Frage einer Alters-
> Versorgung des Handwerks, die alle beteiligten Kreise seit langem besonders
> bewegt hat. in kurzer Zeit verwirklicht wird.
tun. diesmal ohne Erfola bleibt. Bucharin oeitreitet weiter ein Abkommen" mit ausländischen Mächten über die Abtretung Weißrußlands der Ukraine oder der mittelasiatischen Sowjetrepubliken erstrebt oder abcie- schkosten zu haben. Tie Frage des Staatsanwaltes ob ihm die „Spionagetütigkeit" des bereits erschossenen früheren Sowjetbol- schasters Karachan bekannt gewesen sei. verneint Bucharin aleichfalls.
Sowielstaaksanwalt W l) s ch i n s k i bedrängt daraus Bucharin immer heftiger, der sich selbst als „direkter Spion" bekennen soll, indem er die „Angeklagten" Npkow Clw- dfchajew und Scharangowitsch gegen Bucha- rin aiisipielt. Während Nykow sich zurück- haltend äußert bestätigt" Scharangowitsch alles was bas Gericht hören will. Bucharin bemerkt darauf: „Scharangowitsch mag lagen, was er will, aber ich bestreite!"
Im Jahre 1935 will Bucharin eine Zusammenkunft mit dem erschossenen Karachan gehabt haben, wobei ihm dieser „die Ergebnisse seiner Gehei m Verhandlungen mit den Deutschen" l!) mitgeteilt habe. Ter Staatsanwalt interessiert sich aufsallenderweise nicht dafür, mit wem, wo und wann Karachan diese angeblichen Verhandlungen geführt hat! Der Inhalt dieser „Verhandlungen", den Bucharin jetzt bekanntgeben muß, macht freilich sofort dieses neue Manöver der Prozeßregie verständlich. Als ersten Punkt habe man in den „Geheimverhandlungen" von Karachan verlangt, daß die Opposition, mit ausländischer Unterstützung an die Macht gelangt, sofort das französisch-sowjetrussische Militärbündnis kündige. Zweitens habe man ein Militärbündnis mi> der — durch die Opposition neu zu bildenden — Sowjetregierung vorgeschlagen. Und drittens habe Karachan
schließlich noch wirtschaftliche Konzessionen auf> Sowjetgebiete anbieten müssen. Offenbar soll durch solche „Geständnisse" dem französischen Bundesgenoffen vor Augen geführt werden, wie dringend notwendig die „Liquidierung" der „Verschwörer" in Form der Monstrepro- zesse auch im Interesse der Bündnisbeziehungen war!
Zum Schluß der Vormittagsverhandlung wurde »och die „Zeugin" JakowIewa, die frühere Volkskommissarin für Finanzen der Großrussischen Bundesrepublik, unter GPU.- Bewachung in den Saal geführt. Sie-soll den „Beweis" f.,r die These der Anklage liefern, wonach Bucharin — mii Hilfe Trotzkis und der sinken Sozialrevolutionäre — angeblich bereits :m Jahre 1918, zur ffeil der Brester Friedens- Verhandlungen ein Attentat gegen Lenin u n d S t a l i n vorbereitet hcibe. Mit zit- ternder Stimme gibt die „Zeugin" die gewünschten Erklärungen ab. Bucharin bestreitet energisch, die Ermordniig Lenins in irgendeiner Weise beabsichtigt zu haben. Er will noch wettere Erklärungen Vorbringen, aber der Gerichtsvorsitzende schneidet ihm das Wort ab. Darauf wirü die Sitzung unterbrochen.
Wieder eine falsche Aussage Krestinskis entlarvt
Nach den zahlreichen Dementis verschiedener im Laufe des Moskauer Theaterprozesses erwähnter Personen, veröffentlicht jetzt auch Alfred Rosmer den Wortlaut eines Telegramms das er an den Sowjetstaatsanwalt Whschinski gesandt hat. Rosmer erklärt die Angaben Krestinskis für falsch, der behauptet hatte, daß er mit Nvsmer in Jahre 1928 in Berlin znsammengetroffen se
EhumWe Reizmittel Me d e FstteruKgen
Paris, 7. März. Ein Mitarbeiter des „Jour" berichtet in emem sensationellen Aufsatz über die geheimnisvollen Reizmittel, die seit einiger Zeit in der Sowjetunion bei den in die großen Schauprozesse verwickelten Angeklagten verwandt werden. Die chemische Fvrmel dazu stammt aus der amerikanischen Unter, welk!
Seit 1934 hat Iagoda aus persönlichen Befehl Stalins entsprechende Untersuchungen zur Herstellung eines chemischen Foltermittels vorgenommen. Nach verschiedenen vergeblichen Versuchen wurden durch den in den Vereinigten Staaten lebenden Bruder des sowjetischen Diamanienhändlers David Sou- rok Beziehungen zu einer Gangsterbande an- geknüpft, um die von einem der Bande angehörenden Chemiker erfundene chemische Formel abzukaufen. Es handelt sich nach Angabe im „Jour" um ein Medikament, das dem „Patienten" eingespritzt wird und sofort einen Zustand nervöser Triebhaftigkeit her- vorrnft, der das Opfer seiner gesamten Willenskraft beraubt. Im September 1935 kehrten zwei zu diesem Zwecke nach Chikago entsandte GPU.-Mit- gliedcr nach Moskau zurück. Da diese „Plau- derdroge" die gewünschten Triebzustände aber immer nur für sehr kurze Zeit hervorrief, machten sich die Sonderlaboratorien der GPU. an die Arbeit und brachten gewisse ..Verbesserungen" zustande. Das Mittel gewährt die Möglichkeit, die auserlesenen Opfer ganz nach ihnen gegebenen Befehlen handeln und sprechen ru lasten. Im Mai 1936 seien die Unter-
VdantaWche..GeftöndnW" VuÄsrisiS
Neue Mauöoee der Prozrtzregte im Moskauer Theaterprozetz
40. Fortsetzung
Ludwig Seidemann wurde vorgeschickt und brachte dem Oomkantor stottee-id seine Bitte vor.
Aber der Domkantor schüttelte mit dem Kopf und lehnte ab.
„Heut nicht, Ludwig. Mein laß ich euch nicht gehen, wenn ihr jetzt auch um die achtzehn herum und junge Männer seid, so fühle ich mich doch für euch genau so verantwortlich, wie für die Buben. Wenn ich nicht so müd' war', kam' ich selbst mal mit euch mit."
Herr von Autenaar hatte das alles mit angehört, und zu des Domkantors Erstaunen sagte er plötzlich lächelnd: „Was meinen Sie, Herr Domkantor, wenn ich die Buben einmal begleite? Ich Hab' auch ein Lüftchen, wieder einmal lustig zu sein. Sie können mir die Oberprimaner schon anvertrauen, so alt bin ich nun doch noch nicht, daß ich kein Verständnis für die Jugend hätte. Sie sollen sich einmal einen fröhlichen Tag machen, und ich Hab' keine Bange, daß sie sich etwa nicht anständig aussübren."
Wenn jetzt ein Meteor direkt vom Himmel vor dem Dom- kantyr niedergefallen wäre, es hätte keine größere Überraschung auslösen können, als die Worte des Herrn Anselm.
Der Domkantor war sprachlos, und Ludwig Seidemann war's genau so. Unfaßbar erschien es ihnen! Was war auf rinmal mit dem Mathematiklehrer los?
Wirkten die Ferien inmitten der frisch-fröhlichen Jugend auch verjüngend auf ihn?
Eine große Freude ergriff den Domkantor, und er streckte Herrn von Autenaar spontan die Hand entgegen.
„Aber selbstverständlich, lieber Herr von Autenaar. Wenn Sie es mir abnehmen wollen, dann soll es mir Freude machen."
Und so kam es, daß eine Viertelstunde später fünf Oberprimaner mit dem vergnügten MathrmatiNehrer Pinnlgau '.erstrebten, um sich einmal einen vergnügten Tag zu machen,
Kopfschüttelnd sah ihnen der Domkantor na<'. aber er freute sich doch.
Die Oberprimaner kamen am Abend wieder heim, und der Domkantor staunte, als er sie ansah.
' Autenaar aber lachte schallend auf.
„Nicht wahr, da staunen Sie, Herr Domkantor! Wir sehen bißchen derangier? aus. Hat auch seinen Grund. Der Luigi, was der Chauffeur vom Eeheimrat drüben ist, der hat mit seinem Chef Krach gehabt. Der ist entlassen worden. Und er hatte Zorn auf die Domspatzen und hetzte gegen uns, als Wir oben auf dem Tanzboden waren!"
„Tanzboden?"
,La, natürlich! Ich wollte doch mit den Oberprimanern ausgehen. Und dazu gehört doch, daß wir mal tanzen. Aber es war nicht schlimm. Der Toni Eipacher ist uns zu Hilfe gekommen gegen die sechs Halunken, die der Luigi aufgehetzt hat, und der hat zugeschlagen, und wir mit, bis alle aus dem Saal waren. Ganz ohne Opfer ist das eben nicht abgegangen!"
Der Domkautor machte ein erschrockenes Gesicht, als er von Herrn von Antenaar alles Nähere über den Vorfall hörte.
„Lachen Sie nur mit, Herr Domkantor!" sagte Autenaar guter Laune. „Hat uns allen nichts geschadet! Und Buben müssen auch mal erfahren, was Raufen bedeutet!"
Schöne Erziehungsgrundsätze haben Sie! dachte der Domkantor, aber er sprach es nicht aus.
„Ist schon gut, Herr von Autenaar! Ich denke, daß es sich nicht wiederholen wird."
„Ganz bestimmt nicht! Sind alle in Pinnegau gut zu uns. Es gibt eben überall einmal einen Lumpen! Die Buben haben mich aufgeklärt, was mit dem Luigi los ist. Daß er ... und die Therese! Das arme Mädel! Schad' um das Mädel!"
„Lassen Sie es ihr nicht spüren, Herr von Autenaar!" „Beileibe nicht, Herr Domkantor! — Jedenfalls ... schön war der Tag heute!"
Der Domkantor sah ihm lächelnd nach, als er jetzt seine Frau aufsuchte, um ihr alles haarklein zu erzählen.
Sieh an! Sebastian Patzers Worte hatten Wunder gewirkt. Er wollte das Kapital gewinnen. Und darum bemühte er sich, gut zu den Domspotzen zu sein.
Es ging um Geld! Um weiter nichts!
Und doch ... der Umgang mit der Jugend machte wieder jung. Der Domkantor dachte in dieser Stunde: Ob nicht doch eine neue Menschwerdung über Herrn von Autenaar ge'.-m- mcn ist!
Am Abend im Pavillon.
Alle Buben, von den kleinsten bis zu den größten, waren aufgeregsi .als sie von dem Erlebnis der Oberprimaner hörten. Die wurden förmlich von allen beneidet.
Der Zach war außer sich. Eine richtiggehende Rauferei hatten sie zusammen mit dem Zwick erlebt. Das war ein Erlebnis, und er bedauerte nur, daß er nicht mit dabei war.
Lang und breit wurde über den Fall gesprochen.
Plötzlich sagte Peter Waldbaner: „Der Herr Domkantor möcht' wissen, wer dem Herrn von Antenaar und seiner Frau den Streich gespielt hat!"
Niemand meldete sich. Einer blickte zum anderen, aber keiner tat den Mund auf.
„Ich mein'", nahm der Peter wieder das Wort, „wir sind die Domspatzen, und jeder von uns liebt den Domkantor. ^ Und keiner von uns ist ein feiger Hund, der jetzt kneift und net mit der Wahrheit herauskommt. Also, wer ist's gewesen?" , .
Da meldete sich der Vinzenz.
„Du warst's?" meinte der Peter erstaunt, denn er hatte eigentlich auf den Zach getippt. „Dann geh einmal zum Herrn Domkantor!"
Wie ein armer Sünder, mit klopfendem Herzen, schlich der Vinzenz zu dem Domkantor.
Stephan Inniger sah ihn erstaunt an, als er stotternd seine Beichte ablegte.
„So, du warst es! Hm! An dich hatte ich nicht gedacht. Versprichst mir jetzt in die Hand, daß so was nie mehr vorkommt!"
Vinzenz versprach es. Seine Worte überstürzten sich dabei förmlich.
„Cut. Und jetzt gehst zu Herrn von Autenaar und seiner Frau und entschuldigst dich!"
Das war ja nun das Schlimmste für den Vinzenz, und er wollte davon gern entbunden sein, aber der Kantor schüttelte lächelt den Kopf, (Fortsetzung folgt.)