Samstag

Beilage zu Nr. 158.

5. Oktober 1907.

Der verlorene Sohn.

Roman vonElsbeth Borchart.

(Fortsetzung.)

Eben wollte er in die Haustür treten, als ihn ein plötzliches Rascheln in dem dichten, undurchdringlichen Gebüsch, das die neben dem Hause be­findliche Gartenmauer fast ganz verdeckte, aufhorchen ließ und zum Stehen brachte.

Was war das? Es war ihm wie der scheue Tritt eines Menschen vorgekommsn, der ihn belauerte. Der Böses gegen ihn im Schilds führte! Aber weshalb? Was hatte er hier jemand zu Leide getan, er, der Fremde!

Oder hatte er sich nur getäuscht? War es ein fallendes Blatt gewesen, oder der Wind, der durch die blühenden Goldjohannisbeersträucher fuhr?

Aber nein, nein! Er hatte es zu genau gehört, und mit raschem Entschluß wollte er der Ungewißheit ein Ende machen. Beherzt lief er auf die Sträucher zu und schlug fis mit beiden Händen auseinander.

Er sah ein Paar leidenschaftliche, haßfunkelnds Augen auf sich ge­richtet. Wie ein Raubtier, das sich zum Sprunge bereit macht, um den Gegner zu zerfleischen.

Einen blitzartigen Augenblick verfärbte sich Mr. Williams, doch so­forthatte er seine Fassung wieder gewonnen und fragte in befehlendem Tone:

Wer sind Sie, und was bestimmt Sie, mir hier aufzulauern?" Statt aller Antwort wand sich der unheimliche Mensch aus dem Gestrüpp und stand im nächsten Augenblick neben dem Amerikaner.

Geben Sie mir Bescheid," wiederholte dieser, wer sind Sie? Nur widerstrebend erklang die mürrische Antwort:

Franz Linder, Monteur in der Fabrik. Und Sie sind jedenfalls der neue Oberingenieur", fügte er höhnisch hinzu.

Und wieso kommen Sie in dieses Gebüsch?"

Ich habe hier ein wenig geskb»5-m," erwiderte der finstere Bursche.

Es war gelogen, das empfand Mr. Williams wohl, doch ehe er noch etwas entgegnen konnte, hatte sich der andere schon zum Gehen gewandt.

Wir sprechen uns noch!" rief er ihm nach.

Hoffentlich recht bald," klang es mit spöttischem Lachen zurück.

Gott segne deinen Eingang? Unwillkürlich bemächtigte sich eine un­erklärliche Angst seiner Seele; seine freudige, hoffnungsfrohe Stimmung war mit einem Schlage dahin. Instinktiv fühlte er, daß ihn hier Gefahren erwarteten, denen er jetzt nicht mehr entrinnen konnte, ohne feig zu er­scheinen. Und so beschloß er denn, mutig dem Verhängnis ins Auge zu schauen.

Helmbrecht saß nach des Ingenieurs Fortgehen wieder einsam in seinem Zimmer. Er hatte den Kopf in die Hand gestützt und seine glanz­losen Augen richteten sich in unbestimmte Fernen. Seine Gedanken aber weilten ebenfalls bei dem neuen Ingenieur. Ob er dessen Ankunft als ein Glück betrachten durfte? Ob er von ihm tatkräftige Stütze, Hilfe und Rat erwarten konnte?

Der Kommerzienrat gehörte nicht zu denen die schnell Vertrauen schenken. Doch als der Amerikaner ihm gegenübersaß, als er zu ihm sprach, als er alle seine Fragen so sachlich und klar beantwortete, da war es ihm gewesen, als wenn eine Hand liebkosend über sein Haar gestrichen und als wenn Inges liebe Stimme in gewohnter Weise zu ihm gesprochen hätte: Es wird noch alles gut, Väterchen; sei ruhig."

Und eine wohltuende Ruhe zog in sein Gemüt.

Unter dem Bann dieses befriedigenden Gefühls stand er noch, als einige Zeit darauf die Mittagsmahlzeit die ganze Familie in dem Garten­zimmer versammelte. Helmbrecht hatte den Amerikaner gebeten, sein Gast zu sein, und Mr. Williams hatte mit Dank angenommen.

Helmbrechts Laune war so gut wie lange nicht; er sprach anregend und mit Interesse. Darum fiel es ihm nicht auf, daß Inge ziemlich schweigsam war.

Sie wies alle sichtlichen Bemühungen des Amerikaners, seine vor, hsrig? neckende Anspielung wieder gutzumachen, kurz ab. Sie konnte die seltsamen Käfer" noch nicht vergessen.

»Abscheulicher Mensch."

Ob Mr. Williams ahnte, welche für ihn schmeichelhaften Gedanken sich hinter den seelenvollen Augen verbargen? Man merkte es ihm nicht an. Er zeigte sich gewandt und bewies durch seine Formen, daß er auch drüben in Amerika gewohnt war, unter den Besten der Gesellschaft zu verkehren.

2 .

Mehrere Wochen waren vergangen.

Mr. Williams waltete seines schwierigen, verantwortungsvollen Amtes mit nimmermüder Kraft und Ausdauer.

Aber seinen Plänen und Absichten legten sich Schwierigkeiten in den Weg, auf die er nicht gefaßt gewesen war. Mit Schrecken wurde er ge­wahr, daß er vorderhand nichts anderes tun konnte, als für seine eigene Person Terrain und Anerkennung zu gewinnen, ja auch nur seinen Platz zu behaupten.

(Fortsetzung folgt.)

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